So zum Abschluss des Mionats noch zwei äußerst seltene Sansui-Verstärker (hatte ich vorher noch nie gesehen). Beide gehören Marcel aus Bremen, der eine wirklich außergewöhnliche Sammlung besitzt, sich aber auch hin und wieder mal von dem einen oder anderen Stück trennt, bzw. trennen muss - das Geld für dieses schöne Hobby ist halt überall begrenzt.
Der erste ist aus der ungewöhnlichen Sansui X-Serie (eine Art Brückenverstärker, also zwei Endstufen pro Kanal - Lautsprecher dazwischen) in Verbindung mit MOS-FET-Transistoren in der Endstufe. Er stammt von 1984 und kostete seinerzeit umgerechnet rund 3.500 DM, leistet 2 mal 170 Watt sinus an 4 Ohm und wiegt stolze 31,5 kg. Er ist exorbitante 48cm tief!
Hier ein Blick in das offene Gerät. Ein ganze Armada von Kondensatoren kümmert sich um die Glättung der Betriebsspannungen.
Der Verstärker ist in der Lage Impulse von plus/minus 150V in einer µSekunde darzustellen! Sein Dämpfungsfaktor ist mit 200 für 8 Ohm angegeben. Die Wiedergabe ist schlicht "explosiv".
Das Äußere ist bereits in hochglänzendem schwarzen Kunststoff gehalten, dem damaligen Zeitgeschmack angepasst.
Interessant ist die aufwändige Frontbeleuchtung, die auch indirekt die Beleuchtung der schrägen Bedientasten von oben übernimmt.
Man wollte bei Sansui mit der Zeit gehen und so finden sich bereits Video-Buchsen auf der Rückseite...
Mit der Bezeichnung X111 wollte Sansui an die berühmte X-Serie, die mit dem AU-X1 begann, anknüpfen. Diesem Verstärker gab man bereits im Erscheinungsjahr 1984 den Beinamen "Vintage" !
Das andere Modell, ebenfalls aus Marcels Sammlung ist viel älter, nämlich von 1969! Dafür schaut dieses Gerät wirklich nicht so alt aus, lediglich die Frontbeschriftung "solid state" deutet auf die gerade beendete Röhrenära hin. Er leistet 2 mal 30 Watt sinus an 8 Ohm, sieht aber nach mindestens dem dreifachen aus! Er wiegt 12,5 kg und ist mit einem Dämpfungsfaktor von 15 für 8 Ohm angegeben. In Japan kostete der Verstärker damals umgerechnet rund 600 DM, es gab ihn nie in Europa.
Hier Einblicke in das offene Gerät, welches übrigens mit lediglich einem Poti (Volume und Balance zusammen) auskommt - alles übrige sind Schalter! Die Endstufentransistoren sind hinten an der Rückwand unter einem Lochblechkäfig untergebracht. Die Endstufe ist natürlich noch quasikomplementär mit Elkos in den Ausgängen. Alle Transistorbezeichnungen sind noch niedrig 3stellig, also aus der Frühzeit der japanischen Transistorenentwicklung.
Die äußere Gestaltung wich extrem stark von der allgemeinen Richtung ab, helles Gehäuse, schwarze Front, silberne Knöpfe und dann noch grüne Schrift (für die Typenbezeichnung).
Die Frontgestaltung ähnelt jedoch dem legendären Röhrenverstärker AU-111 von 1965. Damals hatte Sansui schon beschlossen, zumindest designmäßig gegen den Rest der Welt zu schwimmen. Ein Hersteller, der mich immer mehr fasziniert.
Hier die Rückseite des AU-777D, wo bitte war 1969 ein Gerät mit auftrennbarem Vor-End-Verstärker zu finden?
Marcel, Glückwunsvch zu diesen beiden wirklich raren Stücken, die allerdings leider nicht mehr in allerbestem Zustand sind - ist wohl kaum noch zu bekommen, weltweit!