Old Fidelity ... Gibbies finaler PE 3310 studio Fachartikel
Ich bin sehr stolz auf diesen Spieler, denn (1) es handelt sich um einen der ersten wirklich diskutablen HiFi - Stereo - Spieler deutscher Produktion, sowie (2) ich scheine das einzige Exemplar zu besitzen, das in der audiophilen "Neuzeit" aufgefunden wurde und spielbereit ist.
Wer mit 50er Jahre & älter nicht kann, möge diesen Beitrag einfach überblättern.
Hier mal ein Bild aus der Besprechung in der Funkschau 1959, Heft 18, Seite 435:
Ist er nicht wunderschön ? Das Gerät hat HiFi Geschichte geschrieben. In der Vergangenheit hatte ich den PE 3310 studio als "Urvater" des noch immer gefertigten Dual 505 gepostet, bei PE war er der Vorläufer des 33 studio, wie Yorck ihn schon gepostet hat. Selbstredend ist der PE 3310 studio ein Kombinationstriebler, siehe Gibbies Kombinationstriebler Liste hier im Forum. Bisher habe ich 3 wesentliche Publikationen zu diesem Plattenspieler ins Netz stellen können:
Link Gibbies PE 3310 studio Replica (REX /GT)
http://www.hifi-forum.de/index.php?actio...postID=1#1
Link Bildersammlung PE 3310 studio Original
http://www.hifi-forum.de/extURL.php?goUR...=8576#8576
Link Nachtrag zur Klangbeschreibung
http://www.hifi-forum.de/extURL.php?goUR...=8593#8593
Alle drei hatten ihre Makel; beim ersten Beitrag (Replica) hatte ich massive Probleme mit dem Bilderupload, dafür bestand der zweite Beitrag nur aus Bildern, doch war die Klangbeschreibung aus einem frisch restaurierten, noch nicht eingespielten Gerät entstanden. Der "Finalbeitrag" entsteht im Sinne der Schreibökonomie als Zusammenfassung aus diesen 3 früheren Postings, und er enthält eine erweiterte Bildersammlung zu meiner Replica.
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Hier Auszüge aus dem uralten Beitrag um meine frühere Replica, hier neu veröffentlicht mit vielen Bildern zur Entstehung.
Grund für die Anfertigung meiner Replica war die Rarität des Originals. Herr Weisser vom Deutschen Phonomuseum teilte mir mal telefonisch mit, daß insgesamt "nur ca. 500 Stück" gefertigt worden seien. Als ich das hörte, habe ich sofort jede Hoffnung aufgegeben, das Stück jemals im Original zu besitzen, und mich an meine Replica gesetzt.
PE 3310 studio Gibbert TAK replica
Ich hatte ihn bereits angekündigt, hier ist nun der umfassende Beitrag zum PE 3310 studio. Ich kontere der internetforen üblichen Modesty mal mit einer »selten Briefmarke« wobei die seltenste »Briefmarke« meiner gesamten Plattenspielersammlung sicherlich meine PE 3310 studio Replica ist. Wer es mit Sammlerleidenschaft, Kultur, uralten Plattenspielern und seltenen Briefmarken nicht so sehr kann, möge überblättern. Oder vielleicht doch nicht, der Kombinationsantrieb des PE 3310 gilt als Vorwegnahme des Thorens TD 124 Antriebs. Genug der Vorrede, hier erst einmal ein »Prospektbild des
originalen PE 3310 studio aus 1959«:
(Bild PE 3310 studio 1959 original)
Der PE 3310 studio hat mich vom ersten Augenblick, vom ersten Foto an fasziniert. In seiner Schlichtheit & Eleganz, aber auch in seinen technischen Details erreicht dieser Spieler Werte, die ansonsten manchmal 20 bis 30 Jahre später, oft aber gar nicht mehr erreicht wurden. Es ist sicherlich der für das Auge schönste PE, der jemals gebaut wurde. Alles, was man an zeitgleichen Plattenspielern dagegen stellen könnte, etwa einen Dual 1006, das zeitgleiche Dual Spitzenmodell vom Konkurrenten gegenüber, wirkt in Technik & Design geradezu »barock«, geradezu »steinzeitlich« veraltet im Vergleich zu einem PE 3310. Man muß sich immer wieder vergegenwärtigen, daß dieses Gerät tatsächlich noch aus den 50er Jahren stammt; vom ersten Eindruck her könnte man eine Vorwegnahme etwa eines Dual 505 erkennen, welcher aber erst ca. 20 Jahre später auf den Markt kam, und auch noch Heute, 20 bis 25 Jahre nach der Markteinführung, ungebrochene Beliebtheit besitzt. Nein, das hier ist nicht Dual ULM, es ist nicht 80er Jahre, nicht schlichte Technikmode, das hier ist in der Tat Deutschland der 50er Jahre, also 20 bis 30 Jahre zuvor.
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Historie & Modellpflege der PE HiFi Spieler:
(Das Bild zeigt einen PE 138 HiFi aus 1938)
PE galt als einer der allerersten HiFi Hersteller überhaupt; bereits in den 30er Jahren hatte man in Zusammenarbeit mit Telefunken HiFi Plattenspieler in Serie gefertigt.
(Das Bild zeigt die Headshell eines Telefunken TO-1000-Serie Tonarms)
Sie waren mit einem Telefunken TO-1000 Serie Tonarm (Mono Decca Tonabnehmer) bestückt und galten als erste ausgesprochene HiFi Plattenspieler überhaupt. Alle Hersteller (Siemens KMG, Blaupunkt Raumtontruhe, Körting Transmare Truhe, usw,) dieser ersten Stunde bauten diesen Plattenspieler in ihre Spitzenprodukte ein. Allerdings wurde der Tonarm komplett von Telefunken zugekauft.
(Die Bilder zeigen einen PE 138 "Bäta")
Die PE "nicht HiFi" Variante ist als "Bäta" (Bärentatzen Tonarm) bekannt geworden. Die Geräte wurden in der frühen Nachkriegszeit, sagen wir Modelljahre 1948 bis 1950, noch einmal aufgelegt.
(Die Bilder zeigen den Direktantrieb eines PE 138 HiFi)
Während die Urmodelle mittlerweile fast durchwegs von Zinkpest zerfressen sind, kann man mit etwas Sammlerglück noch halbwegs restaurable Nachkrigsstücke auffinden. Der Fertigungszeitraum liegt zwischen den Modelljahren 1938 bis 1950. Es handelt sich um reine Schellack-Spieler (78 RPM).
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Modellpflege während der 50er Jahre
Prospekt 1951 - 1952 siehe:
http://wegavision.pytalhost.com/rndfnk51...k51-91.jpg
Der Perpetuum Ebner
PE 3310 (ohne Zusätze) kam zum Modelljahr 1952 (also Oktober 1951) als PE C 3210 auf den Deutschen Markt. Es handelt sich dabei um einen Einfachspieler (keine Automatik, kein Wechsler) mit 10 Zoll Plattenteller, drei Geschwindigkeiten (33, 45, 78), Netzschalter in der Tonarmstütze integriert. Mit diesem Spieler debüteirte der "Rexantrieb" (Jobo-Antrieb, Kombinationsantrieb Type 1 nach Gibbi) bei PE. Es sind die ersten bekannten PE's mit Drehzahlschalter. Der auch als "Rexantrieb" bekannt gewordene Kombiantrieb wurde bis in die 60er Jahre zu einer Art Markenzeichen der PE Plattenspieler.
Der Plattenteller dieses Urmodells ist aus rotem Samt angefertigt, der Tonarm ist, soweit bekannt, aus rotem Bakelit, und trägt ein Telefunken Kristallsystem mit einem Nadelträgerlager aus Schränkblech, ca 12 Gramm Auflagekraft (nur für unempfindliche Schellacks eingeschränkt zu empfehlen).
Der PE C 3310 des Modelljahres hatte bereits einen Pitch mit Wirbelsrombremsung.
Es gab auch bereits in ende 1951 ein erstes HiFi Modell (Mono) mit der Bezeichnung PE C 3311, mit hauseigenem magnetischen Pickup (MJ) und eingebauter Phonostufe. welches das vorherige HiFi Modell mit Telefunken Tonarm ablöste.
In Modelljahr 1953 (also Oktober 1952) kam der PE REX, ein Wechsler, der als (sinnige) Erweiterung des PE 3310 gilt. Alles Sonderausstattungen des 3310 gab es auch für den Rex. Ein Exemplar dieses »Ur« Rex ist noch Heute im Deutschen Phonomuseum (sowie auf dessen Website) zu bestaunen. Der »Einzelspieler« PE 3310 blieb aber, quasi als Rex ohne Wechsler, weiterhin im PE Programm.
(Bild Ur-REX, rot, Farbbild, dt. Phonomuseum)
(Bild roter REX)
Soweit bekannt
ab Modelljahr 1955 (also ab Oktober 1954) kam eine Umstellung beider Geräte (3310 & Rex) auf einen Tellerbelag aus grünem Gummi (lichtempfindlich, dunkel aufbewahren) sowie einem Tonarm aus weißem Polystyrol mit einem ELAC Lizenstonabnehmer (in Lizens bei oder für PE gefertigtes ELAC, je nach Baujahr ELAC KST 8 oder 9 compatible) mit »nur« 8 Gramm Auflagekraft. Auslöser war das Erscheinen des TW 500 Reihe Wechslers bei Telefunken, welcher dem PE REX eine harte Konkurrenz werden sollte. PE löste daraufhin die traditionelle Telefunkennähe auf, und verwendete fortan ELAC Tonabnehmer.
(Bild REX grün)
Das Elac KST-Serie Pickup machte die PE's wie auch die Elac's zur Legende. Denn in den PE Kombinationstrieblern lief das Pickup weit besser als in den hauseigenen Elac Spielern, und es lief zudem deutlich besser als das Telefunken Pickup zuvor. ELAC gab 30 Hz bis 16 kHz innerhalb 3 dB an, ein sehr guter Wert für ein Kristallsystem der 50er Jahre. Tonarm & Pickup sind, eine angemessene Elektronik vorausgesetzt, besser, als der »moderne HiFi Fan« es erwarten würde. 8 Gramm auf einer »dicken« Mononadel (25/65 Mikrometer) entsprechen etwa 4 bis 5 Gramm auf einem modernen Rundschliff, und zudem war das ELAC System mit einer relativ weichen Nadellagerung mit 2 Stück austauschbaren (restaurierbar !) Gummis ausgestattet. Stereo Schallplatten sollte man mit diesem Pickup aber nicht abspielen, als reines Mono System kann es keine Tiefenschrift abtasten.
(Bilder Elac Tonabnehmer)
Wer seinen PE wenigstens ab- & an einmal wartete, und stets eine korrekte Nadel einsetzte, dessen Mono Plattensammlung hat idR. gut überlebt. Eine, wie gesagt, angemessene Elektronik vorausgesetzt, hat das alte Elac Pickup zudem einen guten Klang. Diese Modellreihe blieb bis zum Ende der Mono Ära weitgehend unverändert im Programm.
Ab 1958/59 kam wahlweise das Modell PE 3310 Stereo in den Handel. Es hat ebenfalls einen weißen Polystyrol Tonarm, aber mit einer etwas breiteren Headshell sowie der Aufschrift »Stereo« auf der Headshell. Als Pickup wurden leicht modifizierte OEM »Turnover« Kristallsysteme des Herstellers »Ronette« eingesetzt (bei PE als PE-90 bezeichnet). Es gab hier 2 Modelle, für das Auge sehr ähnlich, welche sich am verwendeten Nadelträger unterscheiden lassen. Das Debütmodell verwendet Nadelträger Lager aus Schränkblech mit ca. 12 Gramm Auflagekraft auf einer »feinen« 12 Mikrometer Stereonadel. Das Nachfolgemodell verwendet Nadelträger aus weißem Plastik in einem Gummilager, ca. 6 bis 8 Gramm Auflage mit einer 17er Nadel. Diese Pickups waren dem PE 3310 sicherlich nicht angemessen, gehörten aber zum Ersten, was ab 1958 an Stereo Pickups überhaupt in Deutschland lieferbar war. Das Modell mit Schränkblech Lager ist zudem ein absoluter »Plattentöter«. Selbst einmaliges Abspielen führt zu hörbarer Beschädigung der Schallplatte. Lieber gutes Mono als schlechtes Stereo !
Ab 1959 hatten alle PE Plattenspieler 4 Geschwindigkeiten (16, 33, 45, 78). Bei einigen Modellen wechselte die Farbe des Plattenteller Gummis von Grün nach Weiß.
Parallel zu dem »Normalmodell« gab es, soweit bekannt ab 1952/53, einen sogenannten
PE 3310 HiFi zu kaufen, als Nachfolger des PE C 3311. Damit debütierte das Anglismen "HiFi" erstmals bei PE.
Das HiFi Modell ist mit einem recht aufwendigen Mono Magnetsystem bestückt, und verfügt zudem über eine eingebaute Phonostufe (Mono, Röhre). Das Origin des PE Mono Magnetsystems habe ich bis Heute nicht herausgefunden. Wir haben eine Schnittzeichnung gefunden, und mal ein Defektes auseinandergenommen. Das Pickup verwendet 3 kegelförmig gewickelte Spulen, sowie 2 feststehende Anker in Gegentakt Anordnung & mit hyperbolischer Krümmung. Der Magnet ist feststehend (MJ, Moving Jig), und es gibt einen mit der Nadel drehbar angeordneten Magnetanker zwischen den hyperbolisch geformten Polplatten. Für die reine Seitenschrift einer Mono Schallplatte genügt das völlig, Stereo sollte man damit aber nicht abspielen, weil das Pickup keinerlei Compliance bezüglich der Tiefenschrift hat, Stereo Schallplatten werden beim Abtasten beschädigt.
PE REX mit Elvis
Auch beim PE 3310 HiFi gab es den Wechsel vom roten Bakelite Tonarm zum weißen Polystyrol Tonarm, allerdings blieb das Pickup technisch weitgehend unverändert. Beim Modell mit weißem Tonarm (Pickup PE 7000) ist die Abtastnadel (im PE Deutsch: »Nadelanker«) austauschbar, beim Modell mit rotem Tonarm (Pickup PE 5000) mußte ursprünglich stets das ganze Pickup ausgetauscht werden. Allerdings gab es später auch für die erste Serie einen Werksumbau zu kaufen. Wer in einem roten »HiFi« Tonarm ein Pickup mit austauschbarer Nadel vorfindet; es könnte original sein. Der Unterschied betrifft hauptsächlich die eingebaute Phonostufe. Das »rote« Modell verwendet eine ECC 40 Röhre sowie 2 Klangregler (Höhen & Tiefen), das »weiße« Modell verwendet eine EF 86 Röhre sowie ein steilflankiges Rauschfilter. Wer gut erhaltene Monos hat, soll das frühere Modell suchen, für zerkratztes Schellack ist das spätere Modell ein Segen. In beiden Fällen gilt jedoch, daß das HiFi Modell selten ist; nur sehr vereinzelt habe ich Sammler finden können, die einen PE 3310 HiFi in vorführbarem Zustand erhalten haben. Der PE 3310 HiFi ist noch Heute in soweit bemerkenswert, als vielfach unbekannt ist, daß es bereits mitte der 50er Jahre und von einem Deutschen Hersteller qualitativ hochwertige »HiFi« Plattenspieler mit Magnetsystem zu kaufen gab.
(Bild 3310 studio)
Der PE 3310 studio kam 1958/59 auf den Markt, ein Stereo Plattenspieler der seinerzeitigen TOP Klasse. Es handelt sich um das traditionelle 3310 Laufwerk, allerdings mit einem häßlichen »dicken« Marquardt Netzschalter (Netzschalter nicht mehr in der Tonarmstütze wie bei allen anderen 3310).
Als Tonarm wurde der »ST Serie« Debutarm von Bang & Olufsen eingesetzt (oftmals auch als SP-Serie Arm bezeichnet, weil er auf die SP Serie Pickups des Hauses ausgelegt ist).
Es handelt sich dabei zweifellos um einen der besten Tonarme sowie um eines der besten Pickups, welche in dieser frühen Stereo Zeit ab ende 1958 überhaupt lieferbar waren. Der ST Tonarm von B&O betrifft, für PE erstmals, einen resonanzarmen, relativ leichten Metallrohr Tonarm bereits mit dynamischer Balancierung, und einer Skatingkompensation.
Der SP Serie Stereo Tonabnehmer von B&O ist im Aufbau sehr ähnlich den Heutigen Grado Pickups, also ein MJ (Moving Jig) System. Als wesentlicher Unterschied ist bei B&O der feststehende Magnet hinten angeordnet (beim Grado sitzt er vorne), und das B&O verwendet ein verschraubtes Metallgehäuse (weitgehend brummfrei).
Der 3310 studio gilt als »Startup« für die Verbindung zwischen PE sowie B&O, welche bis zum Ende von PE andauern sollte (PE wurde DER B&O Importeur dieser Jahre). Die SP Serie von B&O ist noch Heute legendär, bekannt wurde insbesondere das B&O SP-6 in den Nachfolgemodellen PE 33 sowie PE 34, aber auch in Duals 1009 usw. Es bringt den legendär kräftigen Klang, wie er auch für die ebenfalls legendären Grado Pickups bekannt ist, allerdings in Verbindung mit der nordischen Kühle & Transparenz, für die B&O noch Heute berühmt ist. »Eisblau« mit einem »knochentrockenen Anschlag« ist eine unter PE Fans bekannte Umschreibung.
Die Auflagekraft von nur 2 bis 3 Gramm war in 1958 eine absolute Sensation der Technik & Schallplattenpflege, und betrifft einen bis Heute, auch 50 Jahre später, noch immer gültigen Standard. Zum PE 3310 studio wurde wahlweise eine hauseigene Phonostufe (PE TV 55 /1)angeboten. Der PE 3310 studio wurde zum Modelljahr 1962 vom PE 33 studio abgelöst.
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Die Gibbert Replica
Die »Gibbert Replica« habe ich zum 50. Jahrestag des PE 3310 studio nachgefertigt. Der PE 3310 studio ist extrem rar, das Auftauchen auch nur eines einzigen, betriebsklaren, original erhaltenen Gerätes wäre in PE Sammlerkreisen eine kleine Sensation. Hier also ein 2 Bildchen vom Original und meiner Replica:
(Bild PE 3310 studio original)
(Bild PE 3310 studio Gibbert TAK replica)
Wie Ihr seht, verwende ich aus verschiedenen Gründen einen anderen Tonarm. Wie soll ich's sagen - hatte gerade keinen B&O aus der 1958er Debutserie mehr auf Lager. Es handelt sich um einen Gibbert TAK, hier in einer Ausführung mit 2-Faden-Lager, sehr ähnlich dem "Bizarrm" Vorbild von Ernie Lowlinger aus 1978. Im Unterschied zum Original von Lowlinger kommt auch dieser Fadenlager Arm ohne jede Dämpfung aus, und ist doch weitgehendst wobbel- & pendelresistent.
Grund für die Anfertigung eines individuellen Tonarms ist die Tatsache, daß es gar nicht so einfach ist, überhaupt einen Tonarm zu finden, der auf das 3310 Chassis mechanisch paßt. Der 3310 verwendet, wie gesagt, einen 10 Zoll Teller, und ein entsprechend kleines Chassis. Man benötigt einen relativ kurzen Tonarm.
Notizen zum Umbau:
Ich wollte eine Replica, die spielt, wie sie kann, aber ansonsten den originalen Geschmack so weit als möglich trifft. Insgesamt habe ich
mehr als 6 Monate daran gearbeitet. Manche Dinge brauchen Zeit, etwa das Verleimen & Tränken der Zarge, und für manche Details muß man bei der Nachfertigung sehr präzise arbeiten. Außerdem hat man ja auch noch anderes zu tun.
(Bild defekter REX)
Laufwerksbasis war ein defekter PE REX Modell 1954. Das ist in soweit OK, als REX & 3310 den gleichen Antrieb hatten. Der 3310 ist quasi ein Rex ohne Wechsler. Die 1959er Version verwendet ein etwas anderes Reibrad und hat anstelle der ab 1958 üblichen 16er Drehzahl eine Position zum Auskoppeln des Reibrads. Außerdem verwendeten sowohl HiFi als auch studio Version eine Wirbelstrombremse auf der Motorwelle. Wer die Details kennt, weiß, daß die Vorgängerversion, wie abgebildet, klanglich besser ist. Wer den schönen REX betrauert; ich habe mir aus den 2 defekten REX einen im vorführbaren Zustand erhalten,
(Bild "gechoppter" REX)
das Laufwerk blieb übrig, und hat nun seinen Ehrenplatz bekommen.
(Bilder Zarge)
Die schwere Zarge ist relativ einfach, aus mehrfach verleimtem, in Firnisöl getränktem Spanholz angefertigt. Das Chassis ist fest (nicht federnd) mit der Zarge verschraubt.
Der Deckel ist ebenfalls aus lichtundurchlässigem Holz, damit die noch originale »wunderschöne« herrlich grüne Gummiauflage des Plattentellers nicht detoriert (bei PE nicht ersetzbar, Vorsicht). Der Deckel hält außerdem einiges an Zubehör bereit.
(Bild - Gibbert TAK-2 in Teilen)
Der
Tonarm ist aus goldenem Messing (obwohl das eigentlich viel zu schwer ist), Knöpfe & Schalter sind weiß, auch für das Pickup konnte ich eine weiße Ausführung bekommen. Ein echter 50er Jahre »Goldie« in (Hammerite) Gold mit weißen Bedienelementen ist es geworden. Der Tonarm ist der Tradition meines Hauses entsprechend fadengelagert, hier mit 50er Jahre Skalenseil aus einem defekten Holzradio. Das
Pickup aus der Ortofon VMS Serie verwendet u.a. die gleiche Spulenanordnung wie das originale SP Pickup von B&O (MJ), ist aber ein »modernes« MM System. Der Tonarm ist in vielen Punkten (Geometrie, Masse, usw.) dem Original aus 1959 nachempfunden, soweit mir dies irgend möglich war, und soweit es mit dem Pickup technisch harmoniert.
(Bild Antrieb von Oben)
Eine
wesentliche Besonderheit des PE 3310 ist der Kombinationsantrieb aus Riemen & Reibrad. Jeder Heutige Plattenspieler Fan bringt den Kombinationsantrieb mit Thorens und dem legendären TD 124 in Verbindung. Das ist allerdings nicht ganz richtig. Zwar konnte Robert Thorens in 1957 sein Patent auf den TD 124 Antrieb bekommen; das grundsätzliche Prinzip, Riemen & Reibrad gemischt einzusetzen, ist jedoch mindestens runde 10 Jahre älter, und sicherlich nicht gerade vom Robert Thorens erfunden worden. Ich habe über einen gewissen Zeitrahmen sehr intensiv gesucht, und konnte das Ingenieurbüro JOBO aus Frankfurt / Main als Urheber & ursprünglichen Patentinhaber des Kombinationsantriebs ausmachen. Robert Thorens konnte nach meinen Unterlagen immerhin noch die Magnetbremse auf dem Pulley patentieren, nicht aber den Kombinationsantrieb an sich, wie das von Thorens Fans allzu gerne behauptet wird. Es gab eine ganze Serie von Kombinationstrieblern aus dem Hause PE, siehe Gibbies Kombinationstriebler Liste hier im Forum. Bei PE sprach man übrigens von einem »Reibradantrieb mit vorgelegtem Beruhigungsriemen«. Doch bleiben wir beim legendären PE 3310. Hier mal ein Bildchen von der PE 3310 Ausführung des Kombinationsantriebs:
Bild Antrieb seitlich)
Selbstredend habe ich mir sehr viel Mühe mit der Restaurierung dieses Antriebs gemacht, teils freiwillig, teils unfreiwillig.
Was zu retten war ist original 50er Jahre. Das betrifft z.B. Motor, Pulleys, Lager, usw. Die Lager habe ich aufgearbeitet und frisch abgeschmiert.
Der PE 3310 hat Öllager, also keine »selbstschmierenden« Sinterlager, sondern noch Solche, die ab- & zu mal einen Tropfen Öl benötigen. Wer so einen Plattenspieler (oder einen Verwandten, z.B. einen PE REX) besitzt, sollte ab & an einen Tropfen nichtharzendes Nähmaschinenöl auf alle bewegten Teile der Mechanik geben. Es geht dabei nicht nur um HighEnd Spielereien; ein schlecht gewarteter PE dieser Baureihen fängt mitunter gotterbärmlich an zu quietschen. Spätestens dann muß man ölen, sonst sind die Lager unrettbar verloren (beim PE 3310 sind die Lager nicht demontierbar).
(Bild Ölloch am Rexmotor)
Der
Motor braucht in jedem Fall ein leicht laufendes, nicht harzendes Öl, Für die
Pulleys, insbesondere aber für
Reibradlager & Tellerlager ist ein vaselineartiges Fett zu verwenden. In die Pulleys ist es einzupressen (gehen nicht demontieren)
Falls der Motor ein schlechtes Drehmoment aufweist, kann das aber auch andere Ursachen haben; fast immer ist der
Motorkondensator defekt, bei
stark verrosteten Motoren entstehen Wirbelstromverluste im Blechpaket, weil die Papierisolation zwischen den einzelnen Blechplatten detoriert ist. Es gibt leider auch unangenehmere Fehler, die Stücke sind mindestens 50 Jahre alt. Glücklicherweise findet man den PE Vierpol Kondensatorläufer in sehr vielen PE Plattenspielern, sodaß man mit etwas Glück noch einen Teileträger finden kann.
Betriebsverhalten der Replica
Meßwerte:
Die Meßwerte für Gleichlauf hängen, wie bei allen uralten Plattenspielern, in erster Linie vom Zustand der Lager (Verschleiß) sowie von der Präzison der Aufarbeitung ab. Als besonders kritisch erwies sich nicht etwa das Fadenlager des von mir verwendeten Tonarms, sondern das Reibradlager. Auf genaue Messungen habe ich der Fairness halber verzichtet. Die präzise polierten bzw. gehohnten Laufflächen der REX Mechanik zeigen noch Heute an, daß PE es mit der Präzision sehr ernst genommen hat. Trotz relativ leichtem Plattenteller sind bei ordentlich aufgearbeiteten Stücken 0,1% bis 0,3% Wow & Flutter erreichbar.
Als S/N habe ich unbewertet (nur das ist realistisch) ca. 42 dB bei Stereo sowie 46 dB bei Mono aus der Leerrille einer Maxi Single gemessen. Dabei besteht das Grundgeräusch leider in erster Linie aus mechanisch übertragenem 100 Hz Motorbrumm, mit neuwertigen Motorgummis sollte sich dieser Wert noch verbessern lassen. Bei weniger kritischen Meßanordnungen sind durchaus noch ein paar dB mehr drin. Für Heutige Verhältnisse kein umwerfender Meßwert, für ein uraltes Laufwerk der 50er Jahre eine absolute Spitzenkalsse.
Wer sich jemals die Mühe gemacht hat, uralte Reibrad Rumpler aus den 50ern (Mono Aera) durchzumessen, wird den Meßwert von 42 dB »unweighted« als geradezu unmöglich erachten. Wir wissen aber auch von unzähligen Plattenspielern der 70er & 80er Jahre, daß diese 42 dB nicht untypisch sind für ein präzise gearbeitetes Laufwerk mit »echtem« Vierpol Netzmotor. In der Summe ein für HiFi nicht unbrauchbarer Wert, gemessen am Alter des Laufwerks eine absolute Spitzenklasse.
Klangbeschreibungen zur Replica
Wie klingt er nun, der Gute ? Was taucht er ? Das ist wahrscheinlich die wichtigste Frage für alle PE Fans, denn jeder wirkliche Fan der einstigen PE Spitzenklassen will diesen PE Urahn des Stereo einmal kennenlernen, doch kaum jemand von uns dürfte so ein Gerät jemals gehört haben.
Einfache Antwort: Gut ! Man gewinnt durchaus noch Heute & auch in einer aufwendigen Stereoanlage den Eindruck, ein HiFi Gerät vor sich zu haben. Es rumpelt nix, es wimmert nix, das Klangbild ist unspektakulär, natürlich, ausgewogen, und sehr, sehr durchsichtig mit einem Hang zu komplexen Signalen. Es scheint beinahe kein Auflösungslimit zu bestehen - je größer ein Orchester, je größer das klatschende Publikum bei einer Live Aufnahme, desto mehr Details kommen durch, ohne daß das Klangliche Bild jemals aufdringlich würde.
Im A-B Vergleich zu einem Dual 505: Der Dual 505 bietet sich als Vergleich geradezu an, denn schon für das Auge sieht der PE 3310 studio aus wie eine Vorwegnahme des Dual 505. Zudem verwenden beide Spieler (zumindest in meiner Version) ein Pickup von Ortofon & mit elliptischer Nadel. Ich bin sogar soweit gegangen, die gleiche Nadel umzustecken, um diesen Unterschid auszuklammern. Zudem messen sich die beiden Spieler auch noch sehr ähnlich, obwohl der modernere Dual ein reiner Riementriebler ist. Zu allem Überfluß klingen sie auch noch gleich. Das ist der erste Eindruck, der PE 3310 studio in meiner Version und die Urform des Dual 505 (mit Pickup ULM 65 E) klingen zum Verwechseln ähnlich.
Nach dem Hören mehrerer Aufnahmen an eingespielter warmer Stereoanlage fällt dann doch auf, daß der PE aus einer anderen Zeit stammt, und ursprünglich für einen anderen Geschmack ausgelegt ist. Eine Vier-Mann-Rockband füllt beim Dual den Raum. Die Musiker sind groß, der Wiedergaberaum wird mit einem Klangteppich gut geflutet. Der Dual setzt ein warmes, aber sehr kraftvolles Spotlight auf den Solisten. Solche Musik mit dem alten PE abgespielt ist durchaus hörenswert, allerdings verbleibt etwas Distanz zwischen den einzelnen Musikern. Die Instrumente stehen stabiler als beim Dual im Raum, und zwischen den einzelnen Instrumenten verbleibt etwas Luft, sodaß man jedes Geräusch sicher zu seinem Instrument zuordnen kann. Der Solist scheint sich einzureihen, dafür werden spieltechnische Details, z.B. des Schlagzeugs, deutlicher aufgelöst.
Bei Orchestermusik wendet sich das Blatt. Das Spotlight auf den Solisten ist beim PE weniger kräftig als beim Dual, dafür wird der Raum insgesamt tiefer & gleichmäßiger ausgeleuchtet. Bei »Pink Panther« kann man die Stuhlreihen der Musiker quasi abzählen, wohingegen der Dual bei solchen Aufnahmen nur noch einen gesamten, aber durchaus angenehmen Klangkörper vermitteln kann.
Klangbeispiele auf MP3: Von einer LP einer ehemaligen Wiesbadner Rockband darf ich unter Bedingungen einzelne Stücke kostenfrei als Demo weitergeben. Die Bedingung betrifft, daß Werbung für das Vinyl gemacht wird, d.h. es sind noch einige pressfrische Vinyls käuflich zu erwerben. Die Stücke sind mit meiner PE 3310 replica sowie einer Gibbert Phono 85 ins 320er MP3 Format überspielt und können weitergegeben werden wie beschrieben, in den Grenzen meines eMail Acconts, oder, falls irgendjemand Webspace bereitstellt.
eine erste Schlußwürdigung zur Replica
Die frühen Stereo Plattenspieler des Modelljahres 1959 (also ab Oktober 1958) hatten als Anbeginn einer neuen Aera durchwegs eine sehr hohe Beachtung erfahren, doch nur wenige wurden zu Klassikern.
Die frühen Stereomodelle waren zu hastig entwickelt, hatten zu viele Kinderkrankheiten, die meisten waren ausgesprochene »Plattentöter«, und strenggenommen war die Mehrzahl dieser vielbeachteten Erlkönige schlichtwegs unbrauchbar.
Die wirklich wertigen, brauchbaren Spitzenmodelle dieser Jahre sind sämtlich zu Klassikern geworden. Nur so läßt sich der Hype erklären, den Modelle von Braun, EMT, Thorens TD 124, usw. noch Heute darstellen. Die meisten dieser wirklich guten Stereos der ersten Stunde hatten, wie der PE 3310, direkte Laufwerks Vorgänger in der Mono Aera, und wirkten in 1958/59 zunächst veraltet. Auch der PE 3310 studio war zu seiner Zeit sicherlich kein Verkaufsschlager. Der edle Tonarm von B&O machte das Gerät teuer, und das traditionelle PE Kombinationstriebler Laufwerk erschien aufgrund seiner in 1958/59 bereits zehnjährigen Fertigungsgeschichte (ab Jobo Patent 1948) zunächst als Anachronismus. Man eigentlich keinen »Goldie« mehr, sondern ein modern wirkendes, völlig neu für die Stereoschallplatte konstruiertes Gerät. Die Basis des PE 3310 studio wirkte da etwas altbacken, war dem guten Tonarm in ihrer Qualität aber nicht unangemessen.
Das schlichte, sachliche, rein Technik orientierte Design des PE 3310 studio darf vor dem Hintergrund der 50er Jahre als sehr gewagt gelten. Das Nachfolgemodell, der PE 33 studio, sieht denn in seinen Proportionen auch wieder wie ein richtiger Barockengel aus.
Der Begriff der PE »studio« Reihe wurde zweifelsfrei in der PE 3310 Reihe geboren, denn es gibt sowohl einen PE 3310 HiFi als auch einen PE 3310 Stereo. Um die Verwechselungen mit den Vorgängermodellen zu vermeiden schuf man mit diesem Stück den Begriff »studio«, der ansonsten meines Wissens nur noch beim direkten Nachfolger PE 33 studio beibehalten wurde. Die Diskussion in der Fachpresse war zu sehr & zu kritisch, denn der PE 3310 studio war sicherlich nicht für Studiogebrauch angedacht.
Auf dem Stand der 50er ein sehr gewagtes Gerät also, welches erst 10 bis 20 Jahre später seine Berechtigung bekam. Der Kombinationsantrieb des PE 3310 studio ist sicherlich bei Weitem nicht so aufwendig ausgelegt wie etwa bei einem TD 124 oder einem PE 33 studio, auf dem Stand von 1959 wirkte der Antrieb sogar veraltet. Es kam aber auch nichts mehr nach. Mit den Plastik Lauferwerken der HiFi Klasse aus den 70er & 80er Jahren kann man auch mit dem guten alten PE 3310 studio noch ziemlich locker mithalten.
Als dann gute 20 Jahre später der 505 ULM von Dual erschien, war auch dem härtesten Kritiker klar, daß der PE 3310 studio zu seiner Zeit nicht etwa veraltet, sondern mindestens 20 Jahre im Voraus war. Seinen Status als Klassiker der Moderne hat der PE 3310 studio erst im Laufe der 80er Jahre gewonnen.
Auf dem Heutigen Stand ist der PE 3310 studio ein Plattenspieler, mit dem man auch 50 Jahre nach seinem Erscheinen noch immer so richtig gut Musik hören kann, falls das Gerät mechanisch überlebt hat. Von welchem anderen Plattenspieler der 50er Jahre könnte man das in dieser Form behaupten ?
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Der Gibbi hat ihn ...
Bild ist angekommen:
Falls es ist, was doch mehr und mehr zu vermuten ist, habe ich die Grazie nun endlich verwischt. Das hier wären dann die ersten Detailbilder und des ersten PE HiFi Stereo Plattenspielers, die in der Neuzeit veröffentlicht werden. Soweit bekannt hat nicht einmal das Phonomuseum diesen Plattenspieler in seiner Sammlung. Im Dual Board tauchte mal ein User auf, der behauptete, einen PE 3310 studio zu besitzen. Als man ihn nach Bildern fragte, verstummte der Account. Als mir Herr Weisser vom Deutschen Phonomuseum seinerzeit die gefertigte Stückzahl mitteilte - ca. 500 Stück, und das vor 50 Jahren - hatte ich jede Hoffnung aufgegeben, jemals ein solches Gerät zu besitzen, und mir meine Replica gebaut. Jetzt, so scheint es, besitze ich das Original und im besten denkbaren Zustand.
So habe ich ihn nun endlich in Händen, diesen feuchten Traum langer PE Sammlernächte. Was kann das Gerät dafür ?
Also habe ich mich sofort 'drangesetzt. Der alte PE ist wieder im absoluten Traumzustand. Alles ist frisch gefettet, das Pickup hat eine neue Nadel abgekriegt, das Gerät spielt wie neu. Weiteres zeigen die Bilder:
Bild Prüfstempel:
Das Gerät wurde von A bis Z am "PE Prüfplatz 30" montiert - ein deutlicher Hinweis für handwerkliche Einzelstückfertigung.
Bild Datumsstempel:
Der Plattenspieler hat kein Typenschild und auch keine Seriennummer. Auf dem Motorkondensator konnte isch immerhin einen Baujahrsstempel finden. Demnach wurde das Gerät noch in 1958 gefertigt - ein PE 3310 studio der ersten Serie.
Bild Gussteller:
Der Plattenspieler hat einen schweren (runde 2 Kilo) Gussteller. Der Teller ist nicht gewuchtet. Anders als bei allen mir bekannten REX Modellen ist die Lauffläche nicht präzisionsgehohnt, sondern lackiert.
Bilder Tellerlager:
Für einen Deutschen Plattenspieler der 50er Jahre ein unschätzbarer Aufwand: Das Tellerlager kann es sicherlich nicht mit demjenigen eines PE 33 studio aufnehmen, aber es handelt sich aber definitiv nicht um ein Rexlaufwerk mit rumpligem Wechsler Kugellager
Bild Drehzahlwähler:
Drei Drehzahlen plus Nullstellung waren bei PE in 1958 sehr unüblich - laut allen vorliegenden Unterlagen hatten alle PE Plattenspieler ab 1958 vier Drehzahlen. Der kleine Metallhebel obenauf betätigt die Wirbelstrombremsung bzw. den Pitch.
Bild Antrieb:
Der Antrieb entspricht weitgehend demjenigen des zeitgleichen REX Modells. Im Vergleich zum PE REX A /59 hat man die vierte (16er) Drehzahl weggelassen, statt dessen eine "Nullstellung" für Reibradschonung eingebaut. Das nur bei diesen Baujahren so große Reibrad ist hier wohl als Sonderanfertigung aus schwarzem Gummi gefertigt, beim zeitgleichen REX war es nach allem was ich bisher auffinden konnte ein Karamellbonbon
Bild Reibradtype:
Das außergewöhnliche Reibrad hört auf die Type "L 11 T"
Bild Wirbelstrombremse:
Die Magnetbremse ist bei diesem Modell aus Aluminium gefertigt. Der Magnetschlitten wird über den kleinen Metallschieber im Drehzahlwähler betätigt.
Bild Motortype:
Eingebaut ist ein Motor der Type PE KM 3
Bild Bedienelemente:
Der im Vorfeld vieldiskutierte "Rundknopf" ist ganz einfach ein Kontrollämpchen
Bilder Tonarmlager:
Das Tonarmlager sieht für moderne HighEnderAugen grausig aus. Immerhin sitzt der untere Lagerblock in einem Gußmetall (kein Platik !). Eingepreßt sind zwei Sinterlagerscheiben (keine durchgehende Hülse) und das Lager wird mittels Beilagscheiben weitgehendst spielfrei abgeglichen. Auch das obere Lager wirkt im Betrieb deutlich präziser, als das moderne Auge es vermuten würde.
Bild Gegengewicht:
Im Gewichtstück sitzt leider die Zinkpest. Immerhin ist es noch so gut, daß man die besondere Formgebung erkennen kann, welche die besondere physikalische Balancierung dieser Tonarme bewirkt. Die Detailaufnahme von Unten zeigt die Führungsnut und die seitliche Arretierung mittels Madenschrauben.
Bild Pickupstecker:
Der Tonarm ist aus hauchtünnem Alumunium gefertigt und sehr leicht, wobei der SP-Serie Tonabnehmenr selbst eine ziemliche "Wuchtbrumme" ist. Das Aluminium ist nicht eloxiert (offenes Metall), ich hatte mit Frank Schröder oft Diskussionen um diesen Punkt. Laut Schröder verursacht eine Eloxaloberfläche Reflexionen, deshalb seien die Metallteile an außergewöhnlichen Tonarmen stets in offenem Metall ausgeführt. Das sei definitiv kein Qualitätsmanko. Leider hat sich diejenige Stelle, wo der Tonarm mit der Fedestütze in der Ablage zusammenkommt, bisher jedem Versuch einer Politur erwehrt. Das Pickup wird, quasi als Vorwegnahme des T4P Anschlusses, ganz einfach eingesteckt. Das Bild zeigt eine sehr frühe Version des SP Tonabnehmers, bei welchem das Pickupgehäuse noch über einen fünften Anschluß (eine Massefahne) geerdet wird. Weder der Tonarm noch das Pickup tragen einen Herstellerstempel, es dürfte sich jedoch ziemlich eindeutig um dänsiche Bang & Olufsen Fertigung handeln.
Bild von Oben ohne Teller:
Die Anordnung der Antriebselemente ist ein wenig anders als bei den bekannten REX Modellen. Mit dem sehr großen Reibrad wird trotz vorne liegendem Drehzahlwähler und der bekannten PE typischen Riemengetriebeeinheit dennoch ein Antrieb mit 180 Grad Versatz zur Abtastnadel realisiert.
Bild von Unten:
Von Unten ist's ein typischer PE 3310. Allenfalls das etwas verstärkte Tellerlager ist auffällig.
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Was kann er nun, wie klingt er nun ?
Völlig anders, als erwartet.
Ich bin ja nun nicht ganz unbedarft mit diesen alten Laufwerken. Als ich zum ersten Mal einen modernen HiFi Tonarm auf einem toalrestaurierten PE REX montierte, fiel mir sofort die Ruhe des Laufwerks auf, wie man es einem 50er Jahre Konsumlaufwerk nicht zutrauen würde, die KLangkraft des echten Vierpolmotors, wie man sie auch vom PE 2020 kennt, ein butterweicher, fülliger Klang. Für meine Replica habe ich dann einen gut aufösenden Tonarm und ein eigentlich hell und transparent zeichnendes Pickup mit elliptischer Nadel eingebaut, und kam damit zu einem der bestklingenden Plattenspieler meiner Sammlung.
Nun setzt zum ersten Mal die Nadel in den Außenrand der frisch restaurierten Rarität und ... Entsetzen. Es rumpelt und poltert wie eine handbetriebene Kaffeemühle. Ich kann für den Moment noch nicht sagen, was da bei der Restauration scheifgelaufen ist, vielleicht kommt er noch, wenn das frische Öl und Fett sich durch die Lager durchgedrungen hat, und sich alles etwas einspielt. Klar, die Laufruhe eines 33ers habe ich bei diesem Urvater aller PE studio Modelle nicht erwartet, und für einen Spieler der 50er Jahre ist das eigentlich auch ganz okay, doch meine Goldohren haben schon deutlich ruhigere Kombinationstriebler gehört, auch mit Rexantrieb, und das hier hat noch ein Riesenreibrad und einen 2 - Kilo - Gußteller, bei diesem Aufwand hätte ich deutlich mehr erwartet.
Bild in Aktion:
Dann kommen die ersten Töne ... das entsetzen verwandelt sich zu einem Lächeln. Vintage Sound pur, völlig anders als erwartet. Unangestrengt und frisch als wäre der Plattenspieler erst Gestern gefertigt worden. Tiefton und Hochton wirken subjektiv beschnitten, im Bereicht der Mitten spielt sich eine faszinierend präzise Artikulation ein. Beschnitten ? Was passiert wohl, wenn man eine moderne Maxi Single mit Technobässen 'drauftut ? Gewagte Klassik ? Jazz ? Experimental ? Es ist nicht beschnitten. Es kommt durchaus das ganze tonale Spektrum und mit einer unsäglichen Lässigkeit. Der Bassist auf seinem Stehbass spielt die Tonleiter 'rauf und 'runter als wäre es ein Kinderspiel, komplexe Geräusche wie Schlüsselklirren werden dargestellt als wäre es live. Das Klangblid ist unsäglich trocken.
Die Sixties liegen gerade griffbereit - jetzt klingt es, als hätte jemand den Raumhall auasgeschaltet, und die Mikrofone nicht vor, sondern auf die Bühne gestellt. Ein räumliches Abbild in die Raumtiefe, eine Tiefenstaffelung, scheint es leider nicht zu geben. Die Musiker stehen im stereophonen Halbkreis etwa 30 Zentimeter hinter meinen Boxen, und sie stehen dort, als wären sie dorthin festzementiert worden. Die Stereoabbildung in die Breite ist absolut perfekt. Jedes Instrument bekommt seine natürliche Größe, seinen festen Platz im Raum, und es bleibt auch dort, vom ersten bis zum letzten Stück der Schallplattenseite. Man könnte mit dem Finger 'draufzeigen, oder irgendeinen Gegenstand an diese Stelle im Raum aufstellen.
Man beginnt bei einem Neuzugang in der Stereoanlage gerne mit Samplern, um herauszufinden, für welche Musik und welche Stärken sich das "neue" Stück denn einspielt. Die Schwarzwälder mögen's mir verzeihen - es ist 60er Jahre Soul. Man hat sich irgendwie daran gewöhnt - daß das Timbre eines farbigen Sängers verzerrt wiedergegeben wird - ein wenig "Reibeisen" muß schon in der Stimme drinsein, damit es "echt" ist ... wirklich ? Muß ? Vor mir stehen gerade die Surpremes im Raum. So trocken und artikuliert habe ich die Mädels noch niemals singen gehört. Kein Reibeisen, kein Blech, sondern ein paar farbige Mädels, die happy wirken und mit voller Kehle losschmettern. Ich wechsle auf Sue Records Archive Consignments, 45 RPM Ten Inch Bootleg Reprints aus den 80er Jahren. Donnie Elbert - Billy Preston - Righteous Brothers - Bob & Earl - Owen Gray - Robert Parker und wie sie alle hießen. Der Stil ist gefunden.
Das Wort "Verzerrung" scheint zur Zeit dieses Plattenspielers noch nicht erfunden worden zu sein. Viele Aufnahmen habe ich in dieser Authentizität zuvor noch nie gehört, noch hätte man eine solch präzise Artikulation ausgerechnet einem manchmal als "muffig" verschrienen uralten SP Pickup zugetraut. Wenn sich Zeit und Möglichkeit ergeben, sollten wir das mal an "gainsborough"'s 300B Triode wiederholen. Die Session wird mit Sicherheit ein unwiederbringliches Erlebnis.
Konnte der exclusive Bang & Olufsen Tonarm schon in den 50er Jahren, was uns die Werbung in den 70ern versprach ?
Ja !
Das kühle, trocken - präzise Klangbild, das man von nordischem HiFi erwartet, ist uneingeschränkt vorhanden. Es harmoniert sehr gut mit dem traditionell etwas unterkühlten Sound der PE Laufwerke.
Wie auch in der Werbung versprochen, scheint es bei der Abtastung mit diesem Tonarm keinerlei Skatingkraft zu geben. Man legt die Nadel auf die Schallplatte, und an diesem Punkte bleibt sie auch, bis sie von einer Rille gefangen wird. Ob es an der Lagerreibung liegt ? Ich puste den Arm vorsichtig seitlich an - sofort bewegt er sich. Nein, nicht die Lager, sondern ein Physikwunder.
Bild spielt auch schräg:
Zu den vollmundigen Versprechen der Bang & Olufsen Werbung zählte, daß man den Plattenspieler in jeder Lage aufstellen könne, ohne daß sich irgendwelche Einfüsse auf die Abtastung ergeben. So ganz kann das irgendwie nicht stimmen, denn wenn ich meinen PE kopfüber halte, fällt mir die Schalplatte 'runter.
Zu den frappierenden Physikwundern, die ein Gibbert TAK-3 Tonarm beherrscht, zählt die Abtastung einer total verwellten Maxi Single (mehr als 1 cm Höhenschlag), bei 45 RPM und mit 1,5 Gramm Auflagekraft, und zwar bei guter audibler Tonqualität und mit stillstehenden Tieftönern. Da ich weiß, was ich berechnet und gebaut habe, finde ich "meine" Konstruktionsdetails an diesem 50er Jahre Tonarm sofort wieder. Einm kurzer Test zeigt - der alte B & O Tonarm aus den 50er Jahren kann es genausogut, und das sogar auf vergleichsweise primitiven Lagern. Frechheit !
Nein !
Die Werbung von Bang & Olufsen versprach für ihre Tonarme eine vollständige Ausblendung von Trittschall und Motorgeräuschen. Das kann er leider nicht, im Gegenteil, selbst wenn ich nur das Sektglas vom Foto weiter oben nur ein wenig zu fest aufstelle, springt die Nadel schon.
Bei scharf geschnittenen Maxis der aktuellen Technoszene fährt man das uralte Pickup an seine Grenzen. Ab einem bestimmten Pegel fängt die Sache an, urplötzlich, ungebührlich und extrem rotzig zu verzerren.
Bild Gibbies PE studio Sammlung:
Gibbis Sammlung der PE studio (=HiFi-Stereo) Kombinationstriebler ist nun komplett. Alle befinden sich im betriebsklaren, restaurierten Serienzustand. Ich hoffe darauf, hier nicht nur den Neid der unterlegenen Mitbieter anzusprechen, sondern diejenigen, die ganz einfach wissen wollen, wie der sehr rare Perpetuum-Ebner Debütant der Hifi-Stereofonie aus 1958 ausschaut, und was er kann.
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Nachtrag zur Klangbeschreibung:
Es hat mir doch keine Ruhe gelassen, und ich habe mal den Meßkoppler ausgepackt.
Vom Motor kommt beim Kombiantrieb normalerweise nichts durch, und das ist auch hier so. Aus der Platine gemessen kommt ein leichtes Knurren nach dem Einschalten, dann verläuft das sanft in einen 200 Hz Ton (Vierpolmotor !) irgendwo knapp über dem Off des Rauschens meiner Phonostufe (etwa - 70 dB). Das ist Okay. Das Tellerlager meines 3310 studio ist traumhaft. Es ist (bei abgeschaltetem Motor und ausgekoppeltem Reibrad) überhaupt nicht wahrnehmbar, da müßte ich einen Meßverstärker bemühen.
Die größte Katastrophe ist die mitgegebene Zarge. Sie räsoniert wie eine Reflexbox. Den Plattenspieler 'rausnehmen, und 45 grad verkantet obenauf stellen bringt mir bereits exakte 9 dB S/N (!!!). Exakte 9 dB riecht wieder mal nach einem exakten Physikwunder, aber ich werde das nicht weiter untersuchen. Das lauteste Lager war dann das Reibradlager. Ich hatte da alles zum Aufarbeiten demontiert, offensichtlich eine der Präzisionsscheiben ein wenig verbogen, und dann hat's den Fettfilm weggedrückt und Metall auf Metall geschliffen.
Verblieben ist mir ein Geräusch wie Winterreifen auf der Landstraße, das ich aus einem REX Laufwerk noch nie vernommen habe, und noch nicht lokalisieren kann. Ich tippe auf Abrollgeräusch des Reibrads in der Hammerschlaglackierung auf der Lauffläche des Plattentellers. Das Geräusch bleibt bestehen, wenn man den Motor abschaltet und läuft dann wie der 2 Kilo Plattenteller langsam aus. Koppelt man das Reibrad aus, hört man, wie gesagt, beim Auslaufen des Tellers gar nix.
Im Moment spielt er irgendwo zwischen 55 und 57 dB. Meine Replica (1955er REX Laufwerk mit seinem leichtem Blechteller und HiFi Tonarm, gepflegter, eingespielter Zustand) bringt zwischen 53 und 56 dB, mein 34er mißt sich bei gleicher Methode irgendwo zwischen 65 und 67 dB, jeweils in der 33er Einstellung. Ich will nochmals erwähnen, daß es sich hier durchwegs um gepflegte bzw. aufgearbeitete Geräte handelt.
Das etwas überdämpfte Klangbild scheint sich ebenfalls etwas zu lösen, man sollte wohl nie aus einer ganz frisch und fabrikneu eingesetzten Nadel argumentieren.
Eine gewisse Vorliebe für schwarze Musik scheint aber irgendwie zu verbleiben. Dem oben beschriebenen "Abrollgeräusch" gemäß habe ich mir eine Live-Aufnahme aufgelegt (Motto - on the road again), im Moment spielt er mir die Doppel LP "Live and More" von Donna Summer in der 1978er Pressung, und es hört sich ganz einfach nur perfekt an.
Was wird nun aus der Replica aus weiter oben ?
Ganz einfach, das Gerät heißt ab sofort wieder PE REX /GT, und bereitet mir weiterhin viel Freude.
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