hallo,
vielleicht noch ein paar Anmerkungen zu den Geräten, die hier etwas unter die Räder gekommen sind, den sogenannten Sonderklasse Laufwerken von PE:
Als Einleitung hier ein Link zu einem Zeitungsartikel aus der Funktechnik von 1952:
Neue PE Laufwerke
PE hat diese Laufwerksgeneration in zahllosen Varianten bis Ende der Fünfziger Jahre gebaut, auch der hier beschriebene Plattenspieler mit dem B&O-Tonarm basierte auf diesem Laufwerk. Der Fokus auf diesem avantgardistischen Einfachspieler verbaut ein wenig den Blick darauf, dass PE bereits Anfang der Fünfziger Jahre das MM-Prinzip beim Abtaster eingeführt hat. Bis dahin gab es zwar magnetische Abtaster, nur entsprachen diese vom Funktionsprinzip eher dem Moving Coil System. Auch für mich war es eine neue Erkenntnis, dass die ersten MM-Abtaster Anfang der Fünfziger Jahre von Perpetuum Ebner kamen, vor allem deshalb, weil ELAC bis heute damit wirbt, das Magnetsystem erfunden zu haben.
Korrekt ist wohl, dass ELAC Patente für die stereofone Anwendung des MM-Prinzips hat, in mono gab es aber von PE schon drei Generationen von Magnetsystemen ( PE3000, 5000, 7000 ), bevor ELAC das erste eigene Magnetsystem auf den Markt brachte.
PE hatte von jeder großen Laufwerksgeneration auch eine Sonderklasse Variante im Programm. Diese unterschied sich vom Standardmodell durch das Magnetsystem, den eingebauten Entzerrer Vorverstärker und eine Pitch-Regelung der Drehzahl per Wirbelstrombremse. Der Erste Wechsler, der mit einem Magnetsystem ausgestattet war, war der Rex Sonderklasse:
Die Tellermatte ist hier falsch, richtig war eine rote Samtmatte. Das Magnetsystem PE3000 besaß keine Umschaltmöglichkeit für die Nadel. Um Normal- und Mikrorillen abspielen zu können, gab es zwei Systeme - ein rotes für Schellackplatten und ein weisses für Mikrorillenplatten. Für ganz alte Schellackplatten ( Vorkrieg ) konnte noch ein violettes System gekauft werden, das eine größere Nadel hatte. Die auf dem Foto erkennbaren Bass- und Höhenregler erlaubten, den Entzerrer an unterschiedliche Kennlinien anzupassen - in dieser Zeit gab es noch keine RIAA-Norm, an die sich alle Plattenhersteller hielten. Leider fehlen bei diesem Sonderklasse Wechsler nicht nur der originale Tellerbelag, sondern auch beide Tonabnehmer - wenn jemand eine Idee hat, bin ich für jeden Tipp dankbar. Das Plastikdöschen, das auf dem Teller liegt, diente dazu, das jeweils nicht benutzte System beschädigungssicher aufzubewahren.
Der Sonderklasse Rex kostete ziemlich genau doppelt so viel wie die Standardvariante, nur ein Hersteller baute das Laufwerk 1952 in sein Musiktruhen Spitzenmodell ein - es war die Firma Grundig, die Truhe hiess 9010:
Hier ist ein weiterer unvollständiger Rex Sonderklasse zu sehen, zwar mit roter Tellermatte, dafür aber mit falschem Tonarm und auch ohne Systeme. Das Aufbewahrungsdöschen für den Tonabnehmer befindet sich hier in einer Schublade unter dem Plattenspieler.
Die nächste Generation nannte sich dann Rex A Sonderklasse - hier hatte die Tonarmstütze eine Glimmlampe eingebaut, ein Stroboskop zum Beleuchten war allerdings nicht vorhanden. Der Rex A unterschied sich vom Vorgänger einerseits durch ein moderneres Design ( Gummiteller statt Samt, die roten Platikteile sind jetzt elfenbeinfarben ), und durch eine automatische Plattengrößenabtastung biem Wechselbetrieb. Die Tonabnehmer nannten sich jetzt PE5000, innen sehen sie aus wie die Vorgänger, haben aber ein leicht verändertes Gehäuse. Die ins Laufwerk eingebaute Elektronik blieb unverändert.
Der dritte und letzte Schritt in der Mono Ära war der Umstieg auf ein Magnetsystem, das den heute üblichen schon sehr nahe kommt - das PE7000:
Der zugehörige Plattenspieler nannte sich Rex A / 7000. Für den Export in die USA entwickelte man einen Tonarm mit abnehmbarem Kopf und 1/2" Befestigung für Tonabnehmer, weil sich die 1/2" Befestigung in den USA zum Standard entwickelte. In Deutschland gab es den Tonarm zuerst nur beim Sonderklasse Modell oder bei OEM-Laufwerken z.B. für Grundig. Grundig war es dann auch wieder, der dieses Mal in größerem Stil die Magnetsysteme in teurere Truhen einbaute. Scheinbar war aber dem Mann aus Fürth der Einkauf des kompletten Sonderklasse Laufwerkes zu teuer. Er nahm ein Standard Laufwerk ohen Entzerrer Vorverstärker und Pitch Regelung, und bestückte es mit dem Steckkopf Tonarm und dem PE7000. Der für den Betrieb notwendige Entzerrer Vorverstärker befand sich dann im Radioteil, was den Verzicht auf ein zusätzliches Netzteil möglich machte. Eine derart ausgestattete Truhe war z.B. die 9080 .
Ein vollständiger PE Rex A/7000 Sonderklasse wurde von Siemens in diese Anlage eingebaut:
Weitere Hersteller, die diese Plattenspieler werksseitig einbauten, sind mir nicht bekannt.
Das PE8000 war dann schon ein Stereosystem, das mit großer Wahrscheinlichkeit mit dem ELAC STS200 / 210 baugleich ist - zumindest passen die ELAC Nadeln in das PE System und umgekehrt. Interessant ist, dass die Nadeleinschübe schon hier in den späten Fünfzigern annähernd so aussehen wie die, die man später von Shure kennt.
In den "Rexen" mit den Stecktonköpfen kann man ein Shure M75 einbauen und betriebssicher betreiben - es ist ein lustiger Anblick, wenn so ein elfenbeinfarbenes Musiktruhenlaufwerk in HiFi-Stereo spielt.
Ich denke, dass es mit HiFi in Deutschland erst in den sechzigern losging, lag nicht am Stand der Technik, sondern eher daran, dass die Zeit in Deutschland noch nicht reif war. Es ist auffallend wie viele Truhen und Kombigeräte es in den Fünfzigern und auch noch in den sechzigern zu kaufen gab, die vom Radio und der Verstärker/Lautsprecherausstattung gehobenes Niveau hatten, und in die ein Plattenspieler der Zugabeklasse eingebaut war. Musiktruhen, bei denen der Plattenspieler halbwegs mit dem Radio mithalten konnte, konnte man in den Fünfzigern an einer Hand abzählen.
Gruß Frank