Heute hatte ich einen absoluten Leckerbissen auf dem Tisch - einen Kirksaeter RTX-400, konstruktiv aus dem Jahr 1965 - was man dem Receiver jedoch überhaupt nicht ansieht, er würde eher ins Jahr 1975 passen...
1965 sahen Stereo-Receiver aus Deutschland etwa so aus:
und der Kirksaeter, der von dem Norweger Per Kirksaeter und seiner Firma Audioson in Düsseldorf handgefertigt wurde, sah im Vergleich dazu so aus:
Man sieht hier auch schon seine technischen Daten, für damalige Zeit der Wahnsinn, die oben gezeigten Saba und Telefunken hatten etwa 10-15 Watt pro Kanal und natürlich nicht als komplementäre Endstufen ohne Elkos im Ausgang. Dieser Receiver war zur damailgen Zeit bahnbrechend. Näheres über einen der legendärsten Hifi-Pioniere kann man auf hifi-studio.de nachlesen:
hier
Zur Funkausstellung Stuttgart 1965 kam das Gerät heraus und war damit der erste serienmäßig hergestellte Leistungsreceiver mit komplementärer Endstufe auf dem europäischem Markt und in seinen Abmessungen damals der kleinste der Welt. Der Receiver besitzt 90 Watt Musikleistung, eine neue Zwitschersperre sorgt für optimalen Stereo-Empfang.
An diesem Exemplar aus München, welches in einem fantastischem Erhaltungstzustand ist, traten folgede Mängel auf: ein Kanal kein Ton, Radioteil und Phonovorverstärker (ja, auch der war schon vorhanden!) auch ohne Funktion. Zudem benötigte das Gerät eine komplette Überholung. Also zunächst eine Unterbrechung in einer Endstufe beseitigt, dann das symmetrische Netzteil (ebenfalls revolutionär damals) instand gesetzt und danach alle Schalter und Potis gereinigt. Die Front demontiert, neue Lampen rein und alles schön geputzt - nun darf er weitere gute 40 Jahre gekonnt aufspielen. Solche Geräte sind leider viel zu selten.
Blick von oben ins offene Gerät, der Tuner ist von Görler, war aber so ziemlich das Beste, was es damals gab. Alles andere ist in Handarbeit in Düsseldorf entstanden, der RTX-400 wurde bis 1969 in Serie gebaut - wobei die meisten Geräte in die USA exportiert wurden. Hierzulande ist die Marke Kirksaeter weitgehend unbekannt geblieben. Die Marken, die Kirksaeter in Deutschland vertrieben hat, sind viel, viel bekannter: Shure, Tandberg, Goodmans und Ortofon.
Auch von unten ist der blitzsaubere Aufbau gut zu erkennen. Die schwarzen Elkos links und mittig im Bild sind neu, so kleine Elkos (1000µF bzw. 100µF) gab es damals noch nicht.
Das Gerät von aussen im echt furnierten Nussbaumgehäuse, für damalige Verhältnisse unglaublich klein, gerade mal 43cm breit, 27cm tief und 13,5cm hoch - dabei hatte er mehr Leistung als die großen Geräte der anderen Hersteller.
Die Front ist für damalige Verhältnisse so "undeutsch" gestaltet, dass viele Interessenten darüber abfällig lächelten, zehn Jahre später sahen jedoch nahezu alle Geräte so ähnlich aus. Auch die komplementären Endstufen und die symmetrischen Netzteile hatten dann beinahe alle!
Es gab nur ein FM-Empfangsteil (wer braucht schon AM an einem Hifi-Gerät?) dafür war dies bereits bis 108 Mhz ausgeführt (wegen der USA-Exporte).
Der schwarze Knopf unter der Kopfhörerbuchse dient zum Abschalten der Lautsprecher - eben zum Kopfhörer hören.
Die Beschriftung war, sehr mutig damals, international in englisch.
Der Markenname, den kaum jemand kennt, ist norwegisch, den Per Kirksaeter stammt aus Trondheim.
An der Rückseite sind die meisten Anschlüsse sowohl in deutscher als auch in internationaler Norm vorhanden, es gibt sogar schon zwei Phonoeingänge beide für MM und einen zusätzlich Reserve-Eingang, der noch nicht AUX, sondern noch EXT hieß. Das Netzkabel wurde erneuert (dreipolig ist nunmehr vorgeschrieben) und die US-Steckdosen wurden vorschriftsgemäß still gelegt.
Ein extrem gut erhaltenes und genau so seltenes Sammlerstück. Er hat die Seriennummer 487 und ist im vierten Jahr der Serienfertigung entstanden...