Also wenn man ein Relais reinigen möchte, dann bitte auch so, dass es nachher wieder möglichst lange funktioniert. Deshalb bitte keine schleifenden Mittel verwenden, wie z.B. Schleifpapier, da läuft man Gefahr die hauchdünne Goldschicht herunterzuholen.
Zunächst muss das Relais unbedingt ausgelötet werden. Hierzu verwendet man am besten Lötsauglitze.
Sämtliche Anschlussbeinchen nacheinander mit der Litze erhitzen, bis alles Lötzinn vom betreffenden Lötauge verschwunden ist.
Das sind zwar die Lötstellen eines Schalters, aber so sieht es nach der Benutzung von Lötsauglitze dann auf der Platine aus. Das Relais lässt sich nun fast widerstandslos aus der Platine heraus ziehen.
Nun muss es geöffnet werden, um an die Kontakte heranzukommen. Die Kappe wird über das Relais gestülpt, wobei zwei Rastnasen rechts und links in zwei Öffnen einschnappen. Um die Kappe abziehen zu können, muss man also beide Rastnasen aus den Öffnungen herausdrücken - und zwar gleichzeitig!
Ich verwende dafür zwei alte Küchenmesser und schieb diese von unten zwischen die Kappe und den Relaisboden.
Dann greife ich mit der linken Hand die Kappe und ziehe mit einer flachen Zange an einem der Anschlussbeine in die entgegen gesetzte Richtung.
Und schon ist die Kappe entfernt. Links das "Innenleben" des Relais. Es handelt sich um ein häufig vorkommendes Relais der Marke DEC, welches mit dem noch heute erhältlichen Omron MY4-02 exakt passend ersetzt werden kann. Die vier Ruhekontaktanschlüsse oben wurden hier vor Einbau im Werkt bereits abgeschnitten, da sie nicht benötigt werden. Das Relais arbeitet nur als Schließer. Bei einem neuen Relais müssen diese eventuell auch abgeschnitten werden, sofern keine Löcher in der Platine vorhanden sind.
Nächster Punkt ist das Aushängen der Feder. Ich verwende hierzu einen so genannten Federhaken, aufpassen, dass die Feder nicht wegfliegt!
Dann kann die so genannte Ankerplatte mit den Kontakten vorsichtig nach oben herausgenommen werden, sie ist nur mit zwei Litzen an der Grundplatte befestigt und oben mit der Feder - sonst vollkommen frei beweglich.
Aus der Nähe betrachtet sieht man die Spuren der Nutzung an den Kontakten - hier noch im nicht hörbaren Bereich, spielt also noch ganz normal. Ich habe diese Kontakte alle vier mit Werten zwischen 200 und 400mOhm gemessen, also weit weg von nennenswerten Übergangswiderständen.
Nun beginnt die Reinigung. Zum Reinigen verwende ich Metallpolitur und ein Leinenstäbchen (im Bild). Beim Putzen (polieren) der Kontakte auf der Ankerplatte diese unbedingt auf eine Unterlage (z.B. Tischplatte) legen, wenn man Druck auf diese ausübt. Die Federstreifen, die die Kontakte halten, sollte auf keinen Fall verbogen werden!
Nach erfolgter Politur alles mit einem Universalreiniger (z.B. Kontakt WL) und einer Zahnbürste abspülen und dann mit einem Wildlederstäbchen die Kontaktoberflächen polieren. Dann sollte alles wieder glatt sein und strahlend glänzen.
Hier mal ein Bild von der Seite, dort kann man gut erkennen, wie die Kontakte aufgebaut sind. Es handelt sich um eine Silberlegierung (silveralloy) mit Goldauflage (goldplating). Logisch: aus Kostengründen ist die Goldauflage nicht so dick...
Hier nun die gereinigten und polierten Relaiskontakte auf der Ankerplatte, man kann aber die Stellen auf der linsenförmigen Kontaktfläche noch erkennen, an denen die Schäden aufgetreten sind. Es gibt keine 100%ige Lösung...
Hier die Gegenstücke auf der Grundplatte, auch hier kann man noch erkennen, dass das Relais nicht in Neuzustand ist, aber wieder zuverlässig arbeiten wird - jedenfalls innerhalb eines gewissen Zeitraumes.
Fazit: da die Relais, die in unseren Hifi-Geräten im Lautsprecherausgang werkeln, für Beträge zwischen 3,- und 15,- Euro noch neu erhältlich sind, ist ein Erneuern kein Quatsch oder überflüssiges "Geld verdienen", sondern eher Ersparnis. Denn: das Ein- und Ausbauen hat man in jedem Fall als Arbeit. Die gesamte Reinigungsprozedur wird an Arbeitszeit eingespart - am Ende wird es dann billiger für den, der das in der Werkstatt machen lässt. Klar auch: zu Hause wird die Arbeitszeit nicht berechnet, dann kann man auch putzen, hat ein persönliches Erfolgserlebnis und kann sich die Bestellung irgendwo im Netz ersparen (Transportkosten fallen ja dann auch noch an).
Aber wir hier haben sämtliche Sorten Relais am Lager und müssen nur 5 Meter laufen, um ein neues Relais aus dem Regal zu holen - und deshalb machen das auch so.
Zu den Transferplatinen noch ein Wort: klar die sehen nicht "original" aus, erfüllen aber den Zweck genau so gut wie das Originalrelais. Sie haben auch keinerlei Nachteile aus technischer Sicht, sind jedoch manchmal nötig, wenn die Originalrelais einfach nicht mehr beschaffbar sind.
Wer dazu noch Fragen hat - ich beantworte die gerne.