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Normale Version: Arbeiten am „Big Block“ - Endstufenreparatur Marantz 2500
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Hi,

so ein Marantz 2500 gehört wohl zweifelsohne zur Königsklasse der Receiver – neben Sansui G-33000, Pioneer SX-1980, sowie den Marantz-Receivern 2600 und 2385 sicherlich einer der größten Receiver der je gebaut wurde... und nach Meinung vieler auch einer der schönsten.

[Bild: 1nwsgf.jpg]

[Bild: 2qfsqq.jpg]

[Bild: 38xs5t.jpg]


Dieser fast 30 Kilo schwere Brocken leistet satte 250W an 8 Ohm (Sinus... je Kanal Raucher ). Im „eigenen Stall“ wurde das nur getoppt durch den 2600, der 2 x 300W an 8 Ohm bringt – dagegen wirkt ein 2385B-Monster mit seinen 2x 185W schon fast „untermotorisiert“.

Bei den Modellen 2500 und 2600 hat Marantz – um der enormen Abwärme Rechnung zu tragen, die bei längerem Betrieb mit größeren Leistungen entsteht – auf eine aktive Kühlung mittels 2-stufigem Lüfter gesetzt. So erreichte man, dass die gesamte Endstufe recht platzsparend im Gerät untergebraucht werden konnte – was bei einer konventionellen passiven Kühlung aufgrund der enormen Kühlflächen nicht möglich gewesen wäre. Der Lüfter ist übrigens im Normalbetrieb sehr leise und keineswegs störend. Außerdem saugt er die Luft aus dem Gerät heraus, was in Verbindung mit dem Vlies-artigen Netz, das von innen gegen den Blechdeckel geklebt ist, dafür sorgt dass der Staub-Eintrag nur minimal ist.

[Bild: 5kwsxx.jpg]

[Bild: 4fosfx.jpg]

Im Vergleich dazu mal ein 2385 mit passiver Kühlung der Endstufe; der ähnliche Aufbau der Geräte ist klar erkennbar – der 2385 ist auch durch das fehlende Scope etwas „übersichtlicher“:

[Bild: 6ueshi.jpg]

Die gesamte Endstufe der 2500/2600 ist um einen „Kühltunnel“ herum aufgebaut, an dessen hinterem Ende der Lüfter sitzt. Die Leistungstransistoren – immerhin 8 TO-3 Exemplare je Kanal – sitzen auf Fingerkühlkörpern innen im Kühltunnel; der Rest der Endstufe ist außen angebracht.
Die gesamte Einheit lässt sich nach Lösen einiger Kabelverbindungen aus dem Gerät herausnehmen:

[Bild: 7c4sh8.jpg]

[Bild: neuglc7c.jpg]

Leider jedoch kann man das ausgebaute Endstufenmodul nicht so ohne weiteres „extern“ z.B. mit einem leistungsstarken Netzteil betreiben. Da im eingebauten Zustand kein Platz für Messungen ist, muss also der Monsterreceiver – um Messungen im Betrieb vornehmen zu können - neben dem ausgebauten Endstufenmodul Platz nehmen und die Anschlusskabel entsprechend verlängert werden, das sieht in etwa dann so aus:

[Bild: 11ehsdn.jpg]

[Bild: 12qdsom.jpg]

Damit kann man dann an der Endstufe auch Messungen durchführen – besonders komfortabel ist das allerdings nicht. Wie schrieb ein Leidensgenosse in einem lesenswerten Reparaturthread auf audiokarma:

„There was a time not all that long ago when, if you had asked me, what would be the ONE vintage receiver I'd like to own if money were no object, and I'd have said 'the Marantz 2600'. Working on this one has cured me of that. It is a beautiful piece, to be sure...probably THE prettiest receiver ever made, and sounds wonderful as well, but for the technician that beauty ends once the top cover comes off and you find yourself staring at the clusterfuck on the inside. 10lbs of chit in a 5lb bag, and 6lbs of it is inaccessible. If you want/need a vintage 300WPC receiver, go look at the Pioneer SX-1980, or save your lunch money for a Sansui G-33000“

Die Anschlüsse am Endstufenmodul, die Leistung transportieren müssen – also Betriebsspannung und LS-Ausgang – sind mit unisolierten Kabelsteckschuhen ausgelegt. Das macht das ganze Handling etwas unkomfortabel – ständig muss man pingelig aufpassen dass man nicht irgendwo mit gerade nicht gesteckten Anschlüssen einen Kurzschluss erzeugt. Das Netzteil besteht aus dem kochtopfgroßen Ringkern (der bedauerlicherweise beim 2500 und 2600 gern kaputtgeht, und aufgrund der „exotischen“ Sekundärspannungen z.B. für die Scopesektion nicht so einfach zu ersetzen ist) und 2 Doppelelkos mit 2 x 7.200uF/100V. Die Endstufe wird immerhin mit +/-82V „gefahren“, beim 2600 hat man die Betriebsspannung nochmals erhöht um auf die 300W Ausgangsleistung zu kommen.

[Bild: 96nsz5.jpg]


Beim Betrieb außerhalb des Gerätes musste ich denn auch erfahren, wieviel Energie so ein Elko speichern kann: Ich hatte zwar bei allen kritischen Arbeiten immer die Elkos entladen, hab das aber mit den Doppelelkos zu spät gecheckt. Da ich immer nur eine „Seite“ entladen hatte, waren die anderen Elkos noch unentladen – wenn so ein Anschluss dann mal (15 Minuten nach dem Ausschalten) mit der Restladung ans Gehäuse kommt, krachts schon gewaltig und man sieht auch den „Krater“, der dabei in die Bodenplatte geschweißt wurde:


[Bild: 10eksg6.jpg]

Sowas passiert einem dann nur einmal... Floet
Bleibt der Vollständigkeit halber noch zu erwähnen, dass mit den im Bild z.T. zu sehenden RFT Stelltrafos so ein Monster natürlich nicht bis ins Clipping gefahren werden kann. Da muss dann schon ein 1kW Müter ran.
Zum Abschluss noch n paar Bilders:

[Bild: 13dps04.jpg]

[Bild: 14xms9w.jpg]

[Bild: 15d4syy.jpg]

[Bild: 16qisdh.jpg]

Fazit: Very nice to have, so n großer Marantz - aus der Sicht des Technikers schließe ich mich allerdings der Meinung des Mitforisten von audiokarma an. Die 2 oder 3 Sansui G-33000, die ich bisher machen durfte - einer davon auch mit kapitalem Endstufenschaden - waren definitiv erheblich servicefreundlicher.

gruß, audiomatic

FRANKIE

Wow - was für ein eindrucksvoller Trumm Tzaritza toller Bericht mit höchst wertvollen Infos, Audiomatic Thumbsup
Haben wollte ich so einen Riesen nicht - deine Beschreibung lässt den wissenden 2500/2600 Besitzer wohl jetzt vor jedem Einschalten ein Stoßgebet gen Himmel senden ? Floet

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Frank
Grandioser Bericht Thumbsup

Wenn du Elkos endlädst, über einen Widerstand mit ??? Ohm?

Gruß Peter Drinks
Vielen Dank für den Bericht und die Fotos! Thumbsup
Sehr interessante Infos.....

JW1961

(18.02.2013, 12:17)FRANKIE schrieb: [ -> ]Wow - was für ein eindrucksvoller Trumm Tzaritza toller Bericht mit höchst wertvollen Infos, Audiomatic Thumbsup
Haben wollte ich so einen Riesen nicht - deine Beschreibung lässt den wissenden 2500/2600 Besitzer wohl jetzt vor jedem Einschalten ein Stoßgebet gen Himmel senden ? Floet

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Frank

Ich will den und den 2600er schon haben!Raucher
Gebete? Bringt eh nix!Lol1
Burn baby!Drinks
(18.02.2013, 12:18)nice2hear schrieb: [ -> ]Wenn du Elkos endlädst, über einen Widerstand mit ??? Ohm?
Gruß Peter Drinks

... ich sag mal so: Das ist ein Spagat zwischen Mut und Geduld Lol1 : Je niederohmiger der Widerstand, desto mehr krachts beim Anschließen, aber desto schneller sind die Kannen auch entladen. Die etwas zaghafteren Gemüter verwenden eben hochohmigere Widerstände und gehen eine rauchen bis die Dinger entladen sind... ich verwende hier 2x 47 Ohm/50W Widerstände für sowas. Für den Normalfall reicht ein Widerstand aus, bei Röhrenendstufen mit großen Elkos für die Anodenspannung schalte ich die beiden Kerlchen aber auch gern mal in Reihe...

At Frank: Die Trafos gehen wohl - nach allem was ich gelesen habe - gern durch thermische Überlastung kaputt (z.B. wenn der Zögling das Schmuckstück des Erzeugers auf ner Party verheizt Raucher ) - also keep cool everybody...


gruß, audiomatic
Bei Technics empfiehlt man, die Netzteilelkos mit einem 10 Ohm-Widerstand zu entladen. Das braucht dann natürlich auch eine hohe Festigkeit, obwohl die Entladezeit nur wenige Sekunden betragen dürfte (bei 68V Ladungsspannung fliessen da immerhin 6.8A Strom, was auf Dauer 463W Leistung ist). Bei Elkos mit hoher Kapazität würde ich einen stärkeren Widerstand nehmen (z.B. 100 Ohm), da muss man ihn zwar länger an den Elko halten, aber er darf auch weniger gross dimensioniert sein.
Vielen Dank für den ausführlichen Bericht und die seltenen Einblicke. Thumbsup

Ganz schöne Trümmer die 2500 und 2600 Marantz Receiver.

Was war denn nun letztlich an der Endstufe defekt?

Drinks
Sehr schöner Receiver Thumbsup

Die Elkos sind natürlich schon ordentliche Coladosen, auch wenn 2x7200µF auf den ersten Blick nicht so viel erscheint, bei 100V und der damaligen Fertigungstechnik brauchts da Platz. Schätze mal 50x100mm ?

Angenommen ein solcher Elko wäre defekt, wäre ein Umbau auf 4 normale Elkos überhaupt möglich (platztechnisch) ?
Ich verwende zum Entladen von dicken Siebelkos einen 33 Ohm (5W) Widerstand mit einer 24V 50mA Lampe in Reihe - so sehe ich, wann der Elko wirklich leer ist - das dauert länger als man glaubt!

Drinks

FRANKIE

At Jürgen - ich könnte mir wohl die Stoßgebete, nicht aber den kapitalen finanziellen Schaden im "Ernstfall" leisten.

Den Marantz-Jünger scheren solche Bedenken freilich nicht, für ihn sind 2500/2600 der Gral. Tzaritza das ist natürlich voll ok Thumbsup


Abgesehen vom eindrucksvollen Äußeren finde ich aber, daß die beiden Riesen wirklich nicht die Welt bieten für den damaligen Gestehungspreis (ca 6000 DM beim 2600 ?)
Ist ja hier nicht der Marantz-Fred - deshalb wage ich mal diese Äußerung...

Der Ami sagt´s ja mit sehr klaren Worten - clusterfuck inside ? Tease


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Frank
(18.02.2013, 12:36)errorlogin schrieb: [ -> ]Was war denn nun letztlich an der Endstufe defekt?

Drinks

tja, gar nicht mal so "ohne" - ein Kanal kompletter Durchzug, also alle 8 TO-3 Pötte hinüber, bedauerlicherweise war das Gerät bereits "vorrepariert" und durch Unachtsamkeit beim Handling des Endstufenmoduls war der andere Kanal auch kaputtgegangen...

Atjackryan - das mit den Elkos ist fast genau so bescheuert wie die Geschichte mit dem Ringkerntrafo. Platz für 4 neue Elkos diesen Kalibers ist auf gar keinen Fall in diesem Koffer... Doppelelkos gibbet natürlich auch nicht mehr. Sollte ich in die Verlegenheit kommen, so nen Marantz mit kaputten Siebelkos reparieren zu dürfen, würde ich wahrscheinlich mehrere kleinere (also solche mit geringerer Kapazität) Elkos (die man rein vom Platz her besser im Gerät verteilen kann) stattdessen einbauen.

gruß, audiomatic
Ich hab's noch nicht gemacht, aber die Elkos kann man schon ersetzen, denke ich. Hier mal am 2385, recht schön ausgeführt. Finde ich zumindest: Klick mich!
Da er 100V 8200µF Elkos als Ersatz nimmt dürfte das auch am 2500 und 2600 gehen, oder?

Drinks
Das ist ordentlich Arbeit, aber echt spitze gemacht. Danke für den Link.

Gut, dass in meinem Onkyo TX4500 schon Platz für einen zweiten Elko ist, falls der eine Doppelelko mal den Geist aufgibt.
Hallo,

prima Vorstellung des 2500.

An Marantz-Dickschiffen habe ich auch schon oft dran rum gelötet.
Vom 1300DC über 510M (beide waren recht gut händelbar!) bis hin zum Sm-1000, der zu zwei Drittel aus Trafos und Elkos besteht.

Einen schönen Arbeitsplatz hast du da, machst du das professionell???
Ich sehe da Hameg und Gossen-Metrawatt Tease

Für Hobby-Schrauber ja fast unerschwinglich!

Grüße

Wernsen
... danke, danke Pray
ne Marantz SM-1000 hatte ich vor einigen Jahren auch mal hier... das ist schon heavy metal im wahrsten Sinn des Wortes. Innen ähnlich eng gepackt wie die Luxman M-05, sind die Geräte für den Service nicht gerade besonders zugänglich.
Bezgl der Messgeräte, naja - "teuer" fängt m.E. da an, wo Neutrik auf der Front steht - wäre schön, kann ich mir jedoch leider nicht leisten. Allerdings hast Du ein Messgerät übersehen, welches eigentlich... nun fällt mir das passende Adjektiv nicht ein... das wertvollste (weniger aber im monetären Sinn) ist. Es ist im zweiten Bild im Hintergrund zu sehen:

[Bild: 2qfsqqhcqga.jpg]

Der Nakamichi T-100 Audio Analyzer, quasi die eierlegende Wollmilchsau für alle Arbeiten an Hifi-Geräten, mit Schwerpunkt Magnetbandtechnik. Einfach und intuitiv zu bedienen, sehr gut durchdachtes Konzept, und obwohl es so eine kleine Kiste ist, verblüffend vielseitig. Heute für vernünftiges Geld eigentlich nicht mehr zu bekommen. Ich hatte Glück - meinen habe ich vor etwa 10 Jahren einem älteren Herrn abgekauft, der das Gerät (als Nicht-Techniker) "nur" im Regal stehen hatte. Mal sehen, vielleicht stelle ich den T-100 hier mal irgendwann vor.

gruß, audiomatic
Hallo audiomatic,

mit welchem Transistortyp hast Du denn den M2500 repariert?


[Bild: 5_dicke_Marantz.jpg]

Hier meine surround Anlage... näh, leider nicht. Die dicken 'Herzbuben' waren leider nur zur Kur bei mir

Beste Grüße, Helmut
4 auf einmal..oulalala

Kimi

Eine gute Altersvorsorge Thumbsup
Foto des Jahres! Lol1 Thumbsup

Ich bin mal so frei, das zu vergrößern:
[Bild: YA84IXR.jpg?1]

Drinks
Hallo Helmut,

(19.02.2013, 18:13)ruesselschorf schrieb: [ -> ]mit welchem Transistortyp hast Du denn den M2500 repariert?

ON Semi MJ15024/MJ15025. Hättest Du was anderes empfohlen?

Schicke Surroundanlage LOL ... finde aber, wenn man schon so weit ist, wird's höchste Zeit für einen 2600 fürs Auto Lol1

gruß, audiomatic
Hallo Audiomatic,

ich verbaue bei diesen Boliden jetzt immer den etwas 'moderneren' MJ21195/96, natürlich nur original ONsemi. Bisher immer problemloser Ersatz für die alten NEC 2SB555/SD600 Keine Schwingneigung an komplexer Last. Übrigens machen die MJ21... auch im Sansui G33/22000 einen 'schlanken Fuß'
Hatte im 33.000 mal die 'Rennpferde' ST-micro 2ST5949 und 2ST2121 verbaut (wohl die modernsten TO-3 Transistoren, inzwischen aber abgekündigt - TO-3 Audio-Transistoren sterben wohl aus - ONsemi scheint ja der letzte seriöse Hersteller zu sein) Na, jedenfalls hatte ich mit den ST-micros böse schwing Probleme, jedenfalls im großen Sansui.

Übrigens, die Leistung eines Marantz 2600 im Auto hatte ich schon zu 'Lebzeiten' des M2600 anno 1979 im Auto: selbstgebauter 400Hz Spannungswandler (die 400Hz hat man immer leicht im Hintergrund gehört) gut für 4x150Watt - wir hatten ja DAMALS nichts! Heute ist das natürlich Kinderkram, Auto 'HIFI' unter 10.000 Watt , geht das überhaupt?

Beste Grüße, Helmut

FRANKIE

Wo ihr schon mal dabei seid, empfehlt mir doch mal passende Ersatztypen für 2 SK 60 / SJ 18 ! Floet

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Frank
AtFrank: hast Du denn nicht noch einen Sack voll V-Fets für die SONYs LOL

FRANKIE

Leider nein - nur ein paar Stück. Letztens habe ich einen WEGA V-4710 (alias SONY TA-5650) gekauft. Ich wollte ihn ausschlachten, aber alle 8 V-Fets
sind in Ordnung - der Amp funktioniert wider Erwarten prima. Lol1
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