18.02.2013, 12:01
Hi,
so ein Marantz 2500 gehört wohl zweifelsohne zur Königsklasse der Receiver – neben Sansui G-33000, Pioneer SX-1980, sowie den Marantz-Receivern 2600 und 2385 sicherlich einer der größten Receiver der je gebaut wurde... und nach Meinung vieler auch einer der schönsten.
Dieser fast 30 Kilo schwere Brocken leistet satte 250W an 8 Ohm (Sinus... je Kanal ). Im „eigenen Stall“ wurde das nur getoppt durch den 2600, der 2 x 300W an 8 Ohm bringt – dagegen wirkt ein 2385B-Monster mit seinen 2x 185W schon fast „untermotorisiert“.
Bei den Modellen 2500 und 2600 hat Marantz – um der enormen Abwärme Rechnung zu tragen, die bei längerem Betrieb mit größeren Leistungen entsteht – auf eine aktive Kühlung mittels 2-stufigem Lüfter gesetzt. So erreichte man, dass die gesamte Endstufe recht platzsparend im Gerät untergebraucht werden konnte – was bei einer konventionellen passiven Kühlung aufgrund der enormen Kühlflächen nicht möglich gewesen wäre. Der Lüfter ist übrigens im Normalbetrieb sehr leise und keineswegs störend. Außerdem saugt er die Luft aus dem Gerät heraus, was in Verbindung mit dem Vlies-artigen Netz, das von innen gegen den Blechdeckel geklebt ist, dafür sorgt dass der Staub-Eintrag nur minimal ist.
Im Vergleich dazu mal ein 2385 mit passiver Kühlung der Endstufe; der ähnliche Aufbau der Geräte ist klar erkennbar – der 2385 ist auch durch das fehlende Scope etwas „übersichtlicher“:
Die gesamte Endstufe der 2500/2600 ist um einen „Kühltunnel“ herum aufgebaut, an dessen hinterem Ende der Lüfter sitzt. Die Leistungstransistoren – immerhin 8 TO-3 Exemplare je Kanal – sitzen auf Fingerkühlkörpern innen im Kühltunnel; der Rest der Endstufe ist außen angebracht.
Die gesamte Einheit lässt sich nach Lösen einiger Kabelverbindungen aus dem Gerät herausnehmen:
Leider jedoch kann man das ausgebaute Endstufenmodul nicht so ohne weiteres „extern“ z.B. mit einem leistungsstarken Netzteil betreiben. Da im eingebauten Zustand kein Platz für Messungen ist, muss also der Monsterreceiver – um Messungen im Betrieb vornehmen zu können - neben dem ausgebauten Endstufenmodul Platz nehmen und die Anschlusskabel entsprechend verlängert werden, das sieht in etwa dann so aus:
Damit kann man dann an der Endstufe auch Messungen durchführen – besonders komfortabel ist das allerdings nicht. Wie schrieb ein Leidensgenosse in einem lesenswerten Reparaturthread auf audiokarma:
„There was a time not all that long ago when, if you had asked me, what would be the ONE vintage receiver I'd like to own if money were no object, and I'd have said 'the Marantz 2600'. Working on this one has cured me of that. It is a beautiful piece, to be sure...probably THE prettiest receiver ever made, and sounds wonderful as well, but for the technician that beauty ends once the top cover comes off and you find yourself staring at the clusterfuck on the inside. 10lbs of chit in a 5lb bag, and 6lbs of it is inaccessible. If you want/need a vintage 300WPC receiver, go look at the Pioneer SX-1980, or save your lunch money for a Sansui G-33000“
Die Anschlüsse am Endstufenmodul, die Leistung transportieren müssen – also Betriebsspannung und LS-Ausgang – sind mit unisolierten Kabelsteckschuhen ausgelegt. Das macht das ganze Handling etwas unkomfortabel – ständig muss man pingelig aufpassen dass man nicht irgendwo mit gerade nicht gesteckten Anschlüssen einen Kurzschluss erzeugt. Das Netzteil besteht aus dem kochtopfgroßen Ringkern (der bedauerlicherweise beim 2500 und 2600 gern kaputtgeht, und aufgrund der „exotischen“ Sekundärspannungen z.B. für die Scopesektion nicht so einfach zu ersetzen ist) und 2 Doppelelkos mit 2 x 7.200uF/100V. Die Endstufe wird immerhin mit +/-82V „gefahren“, beim 2600 hat man die Betriebsspannung nochmals erhöht um auf die 300W Ausgangsleistung zu kommen.
Beim Betrieb außerhalb des Gerätes musste ich denn auch erfahren, wieviel Energie so ein Elko speichern kann: Ich hatte zwar bei allen kritischen Arbeiten immer die Elkos entladen, hab das aber mit den Doppelelkos zu spät gecheckt. Da ich immer nur eine „Seite“ entladen hatte, waren die anderen Elkos noch unentladen – wenn so ein Anschluss dann mal (15 Minuten nach dem Ausschalten) mit der Restladung ans Gehäuse kommt, krachts schon gewaltig und man sieht auch den „Krater“, der dabei in die Bodenplatte geschweißt wurde:
Sowas passiert einem dann nur einmal...
Bleibt der Vollständigkeit halber noch zu erwähnen, dass mit den im Bild z.T. zu sehenden RFT Stelltrafos so ein Monster natürlich nicht bis ins Clipping gefahren werden kann. Da muss dann schon ein 1kW Müter ran.
Zum Abschluss noch n paar Bilders:
Fazit: Very nice to have, so n großer Marantz - aus der Sicht des Technikers schließe ich mich allerdings der Meinung des Mitforisten von audiokarma an. Die 2 oder 3 Sansui G-33000, die ich bisher machen durfte - einer davon auch mit kapitalem Endstufenschaden - waren definitiv erheblich servicefreundlicher.
gruß, audiomatic
so ein Marantz 2500 gehört wohl zweifelsohne zur Königsklasse der Receiver – neben Sansui G-33000, Pioneer SX-1980, sowie den Marantz-Receivern 2600 und 2385 sicherlich einer der größten Receiver der je gebaut wurde... und nach Meinung vieler auch einer der schönsten.
Dieser fast 30 Kilo schwere Brocken leistet satte 250W an 8 Ohm (Sinus... je Kanal ). Im „eigenen Stall“ wurde das nur getoppt durch den 2600, der 2 x 300W an 8 Ohm bringt – dagegen wirkt ein 2385B-Monster mit seinen 2x 185W schon fast „untermotorisiert“.
Bei den Modellen 2500 und 2600 hat Marantz – um der enormen Abwärme Rechnung zu tragen, die bei längerem Betrieb mit größeren Leistungen entsteht – auf eine aktive Kühlung mittels 2-stufigem Lüfter gesetzt. So erreichte man, dass die gesamte Endstufe recht platzsparend im Gerät untergebraucht werden konnte – was bei einer konventionellen passiven Kühlung aufgrund der enormen Kühlflächen nicht möglich gewesen wäre. Der Lüfter ist übrigens im Normalbetrieb sehr leise und keineswegs störend. Außerdem saugt er die Luft aus dem Gerät heraus, was in Verbindung mit dem Vlies-artigen Netz, das von innen gegen den Blechdeckel geklebt ist, dafür sorgt dass der Staub-Eintrag nur minimal ist.
Im Vergleich dazu mal ein 2385 mit passiver Kühlung der Endstufe; der ähnliche Aufbau der Geräte ist klar erkennbar – der 2385 ist auch durch das fehlende Scope etwas „übersichtlicher“:
Die gesamte Endstufe der 2500/2600 ist um einen „Kühltunnel“ herum aufgebaut, an dessen hinterem Ende der Lüfter sitzt. Die Leistungstransistoren – immerhin 8 TO-3 Exemplare je Kanal – sitzen auf Fingerkühlkörpern innen im Kühltunnel; der Rest der Endstufe ist außen angebracht.
Die gesamte Einheit lässt sich nach Lösen einiger Kabelverbindungen aus dem Gerät herausnehmen:
Leider jedoch kann man das ausgebaute Endstufenmodul nicht so ohne weiteres „extern“ z.B. mit einem leistungsstarken Netzteil betreiben. Da im eingebauten Zustand kein Platz für Messungen ist, muss also der Monsterreceiver – um Messungen im Betrieb vornehmen zu können - neben dem ausgebauten Endstufenmodul Platz nehmen und die Anschlusskabel entsprechend verlängert werden, das sieht in etwa dann so aus:
Damit kann man dann an der Endstufe auch Messungen durchführen – besonders komfortabel ist das allerdings nicht. Wie schrieb ein Leidensgenosse in einem lesenswerten Reparaturthread auf audiokarma:
„There was a time not all that long ago when, if you had asked me, what would be the ONE vintage receiver I'd like to own if money were no object, and I'd have said 'the Marantz 2600'. Working on this one has cured me of that. It is a beautiful piece, to be sure...probably THE prettiest receiver ever made, and sounds wonderful as well, but for the technician that beauty ends once the top cover comes off and you find yourself staring at the clusterfuck on the inside. 10lbs of chit in a 5lb bag, and 6lbs of it is inaccessible. If you want/need a vintage 300WPC receiver, go look at the Pioneer SX-1980, or save your lunch money for a Sansui G-33000“
Die Anschlüsse am Endstufenmodul, die Leistung transportieren müssen – also Betriebsspannung und LS-Ausgang – sind mit unisolierten Kabelsteckschuhen ausgelegt. Das macht das ganze Handling etwas unkomfortabel – ständig muss man pingelig aufpassen dass man nicht irgendwo mit gerade nicht gesteckten Anschlüssen einen Kurzschluss erzeugt. Das Netzteil besteht aus dem kochtopfgroßen Ringkern (der bedauerlicherweise beim 2500 und 2600 gern kaputtgeht, und aufgrund der „exotischen“ Sekundärspannungen z.B. für die Scopesektion nicht so einfach zu ersetzen ist) und 2 Doppelelkos mit 2 x 7.200uF/100V. Die Endstufe wird immerhin mit +/-82V „gefahren“, beim 2600 hat man die Betriebsspannung nochmals erhöht um auf die 300W Ausgangsleistung zu kommen.
Beim Betrieb außerhalb des Gerätes musste ich denn auch erfahren, wieviel Energie so ein Elko speichern kann: Ich hatte zwar bei allen kritischen Arbeiten immer die Elkos entladen, hab das aber mit den Doppelelkos zu spät gecheckt. Da ich immer nur eine „Seite“ entladen hatte, waren die anderen Elkos noch unentladen – wenn so ein Anschluss dann mal (15 Minuten nach dem Ausschalten) mit der Restladung ans Gehäuse kommt, krachts schon gewaltig und man sieht auch den „Krater“, der dabei in die Bodenplatte geschweißt wurde:
Sowas passiert einem dann nur einmal...
Bleibt der Vollständigkeit halber noch zu erwähnen, dass mit den im Bild z.T. zu sehenden RFT Stelltrafos so ein Monster natürlich nicht bis ins Clipping gefahren werden kann. Da muss dann schon ein 1kW Müter ran.
Zum Abschluss noch n paar Bilders:
Fazit: Very nice to have, so n großer Marantz - aus der Sicht des Technikers schließe ich mich allerdings der Meinung des Mitforisten von audiokarma an. Die 2 oder 3 Sansui G-33000, die ich bisher machen durfte - einer davon auch mit kapitalem Endstufenschaden - waren definitiv erheblich servicefreundlicher.
gruß, audiomatic