Sooooo. Das Cassettendeck ist nun schon eine Weile da. Von Japan nach Deutschland in einer Woche. Da dürfte DHL und Konsorten neidisch werden.
Okay. Ich möchte mal versuchen ein paar Eindrücke des TEAC (TASCAM?) R-919X rüberzubringen. Das gut verpackte Gerät habe ich wie ein Weihnachtsgeschenk zu Heilig-Abend ausgepackt. Als die Front sichtbar wurde, war mein erster Gedanke: Zum Glück alles heil, keine sichtbaren Kratzer, die Cassettenfachklappe war ebenfalls okay. Beim weiteren Auspacken der erste Schock. Das Gehäuse sieht viellei ma aus.
Alter Schwede! Ich befürchtete Schlimmes.
Foto Gehäusedeckel, Front und Cassettenfachklappe
Na gut. Ich habe trotzdem erstmal den Trafo 230V zu 100V eingesteckt und das Deck angeschlossen und eingeschaltet. Und, oh Wunder, das Display war vollständig erhellt. Der zugleich angelaufene Capstan-Motor machte deutlich auf sich aufmerksam und sendete einen Hilfeschrei nach Öl. Die Capstanwellen drehten erwartungsgemäß nicht. Ich habe trotzdem mal spaßenshalber eine Cassette eingelegt und versucht diese umzuspulen. Erfahrungsgemäß funktioniert das bei 3-motorigen Decks. Hier leider nicht. Okay. Ich also mit Deck und Trafo ab in den Bastelkeller und Deckel runter.
Vergessen, sofort ein Bild zu schießen
Da war ich dann einigermaßen positiv überrascht. Das sah ganz gut aus.
Antriebsriemen? Ach du grüne Neune. Nur noch eine Pampe.
Der Capstanmotor und ein versautes Schwungrad
Etwas Patina am Laufwerk
Das gelbe Rad überträgt via Peese die Kraft des entsprechenden Motors (Assistentmotor) auf den "Laufwerkschlitten".
Das ausgebaute Laufwerk "van Hinten".
Laufwerk von seitlich oben.
Deckel ab vom Laufwerk.
Laufwerk von vorn.
Die Köpfe usw. Capstane bereits entfernt.
Das Deck muß Ewigkeiten irgendwelcher Feuchtigkeit ausgesetzt gewesen sein. Rostige Gehäuseschrauben und u.a. die Patina am Kopf lassen einen feuchten Keller vermuten. Um es voraus zu nehmen. Ich konnte alles zufriedenstellend reinigen. Wichtig waren die wichtigen Spiegelflächen, an denen das Band Kontakt zu den Köpfen hat. Für die versifften Capstanschwungmassen und dem "gelben Rad" habe ich ein Bad in einem Schälchen mit reinem Alkohol eingelassen und den Schmodder mit einem straffen Pinsel und einer kleinen Bürste entfernt. Zum Reinigen der Motor-Pullys habe ich die Motoren über ein Netzteil mit Strömlichen versorgt und somit unter Drehzahl schön mit in Alkohol getränkten Wattestäbchen gereinigt.
Die Andruckrollen hatten noch eine schöne konvexe Form. Somit habe ich diese auf Teufel komm raus mit einem Spezialreiniger für Gummi gereinigt. Sehen fast wieder aus wie neu.
Dann ging es weiter ans Zerlegen und reinigen Antriebes für den Laufwerksschlitten usw. Das gelbe Rad war an der Achse wie festgebacken, ließ nur schwergängig drehen und anziehen. Nach Reinigung und Ölung der Welle fürs "gelbe Rad" kam noch etwas leitfähige Kupferpaste auf die Kontakte / Kontaktschleiferplatte und der Klumpatsch wurde wieder zusammengebaut.
Kurvenscheibe mit Kontaktschleifer.
Assistent-Motor mit Kontaktplatte.
Der Wickelmotor
Bevor ich unbekannte Geräte zerlege, informiere ich mich meist via YouTube und ziehe mir das Service-Manual aus dem Netz. So habe ich z.B. etwas über das Einstellen der Back Tension via Regler gelesen. (Back-Tension meint das definierte Einbremsen des abwickelnden Teil des Bandes zum Straffhalten des selbigen.) Das geschieht bei diesen Gerät via Magnetbremse. Dabei ändert sich die Bremskraft je nach Fülle des Band-Abwickels. Genial.
Dieses Cassettendeck ist übrigens eines der servicefreundlichsten Geräte, die ich je zerlegt habe. Absolut ungewöhnlich dabei ist, daß das Laufwerk über keine Abdeckung verfügt. Die Abdeckung samt Cassettenaufnahmeschacht ist mit der Frontblende verbandelt.
Als nächstes habe ich die Einheit mit den Bandwickeln samt Magnetbremsen und Reel-Motor demontiert. Um die Bandwickel zwecks Reinigung und ölen der Wellen abzubekommen, muß das Theater zwingend auf der Rückseite des Laufwerks abgeschraubt werden. Vorher die Zugfeder aushängen.
Was ich echt schade finde,ist, daß der Idler nicht aus einem Zahnrad- sondern aus Gummi besteht. Egal. Der Gummi war noch recht ordentlich. Ich habe diesen trotzdem einer Kur mit Walzenreiniger unterzogen. Außerdem sind die Reibflächen gerändelt und sorgen somit für ordentlich Grip.
Die Kappen sind mit einem Metallring bestückt. Sonst "täte" das mit der Magnetbremse nicht funktionieren.
Rückmontage.
Der rechte Bremshebel war fest und der Linke bewegte sich nur schwer. Wieder gängig gemacht.
Die Köpfe und Andruckrollen nach der Reinigung. Sieht immernoch recht merkwürdig aus.
Die Feuchtigkeit im japanischen Keller (oder wo auch immer) hat dem Material doch recht zugesetzt. Hauptsache die Spiegelflächen sind blank. Die beiden Löchköpfe haben jeweils eine Bandführungsgabel. Gut sichtbar ist auch die Bandführungsgabel am drehbaren "Doppelkopf". Die beiden Gewindestangen mit den Sechskantmuttern links und rechts, quasi unter den Andruckrollen dienen dem Einstellen der Bandführung. Diese hat aber gestimmt.
Wenn allerdings bei solchen Quick-Reverse-Laufwerken die Kopfhöhe nicht stimmt, gibt es leider keine Schrauben für die Korrektur der Höhe. Dann geht der "Sackgang" los. Das hatte ich mal bei meinem Yamaha K-720, ebenfalls ein Quickreverse-Deck. Der Kopf war locker (als defekt gekauft) und die Spacer (U-förmige Abstandshalter) in verschiedenen Stärken, welche unter die Montageplatte des Tonkopfes kommen, waren nicht mehr alle im Gehäuse aufzufinden. Also selbst etwas basteln und probieren bis der Arzt kommt.
Beim R-919X war das Köpfchen fest und die Kopfhöhe ist ganz okay. Die beiden Schrauben links und rechts am Tonkopf dienen zum Einstellen des Azimuts.
Die Ölstopscheiben fehlten. Zum Glück hatte ich noch ein Paar da.
Beim Überprüfen der Bandführung.
Ein Blick auf die Hauptplatine mit den verschiedenen Einstellreglern für "Tod und Teufel".
Die Platine für das überaus wirkungsvolle dbx-Rauschunterdrückungssystem. Über 90 db Signal-Rauschabstand sind beinahe CD-Niveau. Nachteil von dbx oder auch das wirkungsvolle HighCom-Rauschminderungssystem von Telefunken können, anders als bei Dolby NR, leider nur mit entsprechenden Recordern abgespielt werden.
Bei mir wird alles vor dem Abziehen von Steckern usw. mit Zahlen versehen. Somit kann mir ein Vertauschen der Kabel niemals passieren.
Nach der Instandsetzung des Laufwerks ging es ans Eingemachte. Die Platinen wurden demontiert, das Gehäuse gereinigt. Sämtliche Potis und Taster wurden mit Kontakt Gold 2000 (das Beste "wo gibt") geflutet. Alles noch schön entmagnetisiert. Also nicht die Platinen, sondern Köpfe, Bandführung und dergleichen.
Die Demontage der Cassettenklappe und dem Vorwahlschalter für einen eventuellen Timer. Bei der Reinigung der Frontplatte / Tastatur kam vielleicht ein Schmodder raus... Vom Schmodder kein Bild gemacht.
Front wieder montiert.
Die Cassettenfachbeleuchtung gehört bei mir zur Standardnachrüstung.
Beim ersten Probieren nach Einbau des Laufwerkes passierte genau nichts. Da hatte ich aber die Schnauze voll!!! Also Frontblende nochmal ab und der Sache auf den Grund gehen.
Foto Laufwerk ohne Front
Den ganzen Rotz nochmal ab und auf kalte Lötstellen oder sonstige Kontaktschwierigkeiten überprüft. Ich habe ums Verrecken nichts entdecken können.
Durch Zufall bin ich dann darauf gestoßen, daß die Platiknase, welche beim Einlegen einer Cassette für den entsprechenden Kontakt sorgt, schlicht nicht mehr vorhanden ist.
Ich habe dann kurzerhand die Kontakte zusammengelötet und nun war das Laufwerk ansprechbar. Erstmal den Bandlauf mit einer Spiegelcassette beobachtet. Der war okay. Nun legte ich eine TDK-D 120er Cassette ein, und ??? Es tönte Musik in guter Quatität. Mir fiel ein Stein vom Herzen.
Okay, dachte ich. Bevor es ans Einmessen gehen sollte, habe ich erstmal eine Leercassette eingelegt und diese mit den vier Reglern eingemessen. Schien soweit zu funktionieren.
Okay. Dann machen wir doch mal eine Aufnahme. So. Und nun bin ich mit meinem Latein am Ende. Der rechte Kanal funktioniert einwandfrei, der linke Kanal ist nur bei weit aufgedrehten Lautstärkeregler etwas zu hören.
So. Bis hier her. Ich habe alles nochmals mehrfach auseinander gerissen und wieder zusammengesteckt, auf Verdacht scheinbare kalte Lötstellen nachgelötet usw. usw. usf. Der linke Kanal ist nicht zur Mitarbeit zu bewegen. Da wird wohl ein Bauteil ausgestiegen sein. Da traue ich mich nicht ran bzw. da fehlen mir die Kenntnisse. Keine Ahnung wie es da weitergehen soll.
Eines ist aber sicher. ICH WILL SO EIN DECK IN MEINEM HiFi-Rack SEHEN und vollumfänglich nutzen! Koste es beinahe, was es wolle. Da es bei Ebay-USA zwei Anbieter von diesen TEAC R-919X gab, habe ich mir also zwei weitere dieser Decks geschossen und warte jetzt auf die Lieferung. Im Gegensatz zu meinem Japan-Deck waren diese beiden Decks als funktinonstüchtig angeboten. Eines sogar mit Voltage-Umstellung auf 100/120/220/240V. Freilich werde ich diese beiden Decks ebenfalls, sogut ich es vermag, revidieren. Riemen sind bereits bestellt. Ich gehe davon aus, daß wenigstens ein Deck richtig zu meiner vollsten Zufriedenheit funktionieren wird. Mindestens eins wird wieder verkauft.
Ein Quick-Reverse-Cassettendeck mit Hinterbandkontrolle und umfangreiche Einmeßmöglichkeit beinahe jeder Cassette mit Fernbedienung!
Wie geil ist DAS denn?
Danke fürs Lesen. Sollte es Fragen geben, einfach fragen.