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Meinung zu Strathurst?
#1
Hi zusammen,

kennt jemand den britischen Hersteller Strathurst? Ich habe hier beim Kauf eines Vorverstärkers vom Anbieter das Angebot bekommen, mir zwei Strathurst Class A Monoblöcke auszuleihen. Ich bin jetzt total verunsichert, was davon zu halten ist.
Die Webseite des Herstellers lässt nichts Gutes vermuten, seht selbst: https://strathurst.com/
Sie existiert lt. archive.org seit dem 8.2.2011, hatte aber bis zum 18.1.2018 nur einen Shockwave Flash-Inhalt, den man heute gar nicht mehr zu sehen bekommt. Seither gibt es kaum Änderungen. Wirkt alles ziemlich unvollständig und unfertig.
Ich habe von den Endstufen das flachere Modell (zweimal), anhand der technischen Daten schätze ich, dass ich folgendes bekommen habe:

Type 1:
Supply Voltage: 40V
Quiescent Current: 1.7A
Max. Power 8 Ohms: 20W
Output Noise (unw.): <1mV
Distortion At1kHz At15W: <0.15%
Output Impedance: 0.378 Ohm
Frequency Resp. At1W: <10Hz to >50kHz


Jede Mono-Endstufe wiegt so ca. 9kg, also ziemlich massiv. Das Gehäuse scheint rundherum aus (Edel)Stahl zu bestehen. Die seitlichen Kühlrippen sind tatsächlich massiv.

Habe mal einen Blick hinein gewagt und das wirkt alles ziemlich wurstig. Die Bilder könnt Ihr hier abrufen: https://1drv.ms/u/s!Ap-hMTsOby6Jhmmhr33x...o?e=zY0tJ5
Weitere Fotos kommen noch, von der äußeren Erscheinung auf jeden Fall und auf Wunsch auch weitere Details von innen.

Feststellungen:
  • die Platine aus Pertinax o.ä. hat keine Leiterbahnen, sondern nur Bohrungen, und die Komponenten sind auf der Unterseite miteinander fliegend verlötet. Erinnert mich an Röhrenradios aus den 50er- und 60er-Jahren. Aber die Briten sind ja bei solchen Dingen durchaus speziell, und oft auch erfolgreich
  • einer der vier Montatgepunkte der Platine ist nicht mit einer Mutter befestigt, es war aber wohl mal eine da - ich konnte sie nicht finden im Gehäuse. Die anderen drei Muttern konnte ich mit einem Finger lösen. Sprengringe oder Loctite - Fehlanzeige
  • diverse Kabelverbindungen sind verlötet und mit Schrumpfschlauch (teilweise mehrere unterschiedliche Stücke nebeneinander) versehen, nur liegt der Schrumpfschlauch oft so daneben, dass die Verlötung offen liegt
  • alle Lötstellen sehen irgendwie unfachmännisch aus. Kann aber daran liegen, dass angeblich nur Silberlötzinn verwendet wurde, das soll ja im Handling nicht ganz so einfach sein wie Zinn/Blei-Gemische
  • an einigen Stellen liegen Verbindungen sehr eng zusammen, die voneinander isoliert sein sollten, z.B. der Endstufen-Ausgang mit dem Cinch-Eingang
  • die 230V führenden Leiter sind am Schalter und am Sicherungshalter nicht isoliert
  • die Endstufentransistoren sind oben abgeschliffen, ich vermute absichtlich
  • sie sind mit Metallwinkeln montiert, so dass die Abwärme noch einen ziemlichen Umweg zu den Kühlrippen nehmen muss
  • die Schaltung ist so spartanisch, dass vermutlich keinerlei Schutz vor Kurzschluss oder Überlast existiert
  • Relais vor dem Lautsprecherausgang gibt es nicht (es knallt aber zumindest nicht im Lautsprecher beim Einschalten)
  • die äußere Erscheinung und die Arbeit im Innenleben stehen für mich im krassen Widerspruch
Klanglich sieht es anders aus, das hört sich unerwartet gut an, warm, nicht unpräzise, und für maximal 20 Watt in allen Tonhöhen kräftig. Ich traue mich allerdings nicht, voll aufzudrehen, wegen der erwähnten fehlenden Schutzschaltung. Wie bei Class A üblich, heizen die beiden ganz gut, was mich etwas besorgt wegen meiner Stromrechnung. Ich habe Hörproben erst nach ca. 2 Stunden Aufwärmzeit gemacht und mit einem Boxen-Umschalter einen A/B-Vergleich mit meinem Revox B250 gemacht. Als Boxen nutze ich "immer schon" die Braun LS-200. Der Unterschied zwischen beiden Verstärkern im Klangbild ist erstaunlich gering. Ich muss allerdings dazusagen, dass ich überhaupt kein High-Ender bin, weder vom Musikgeschmack noch vom Ohrentraining her.
Der Besitzer weiß selbst nicht viel über die Monoblöcke und möchte von mir ggf. einen Preisvorschlag, wenn ich mich entscheide, sie zu behalten. Der Hersteller sagt über sich selbst, dass jedes Stück ein Unikat und Prototyp sei. Von dem, was ich gesehen habe, glaube ich das sofort. Es stehen handschriftliche niedrige Seriennummern drauf. Aber macht das die Dinger jetzt besonders wertvoll, oder ist eher das Gegenteil der Fall? Bei Prototypen würde man ja erwarten, dass irgendwann eine Serienfertigung anläuft, aber damit hat Strathurst bis heute offenbar nicht angefangen.

Wie ist Eure Meinung zu den Teilen?
[-] 2 Mitglieder sagen Danke an JoeMuc2014 für diesen Beitrag:
  • HiFi1991, spocintosh
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#2
"alle Lötstellen sehen irgendwie unfachmännisch aus. Kann aber daran liegen, dass angeblich nur Silberlötzinn verwendet wurde, das soll ja im Handling nicht ganz so einfach sein wie Zinn/Blei-Gemische"

So einen üblen Murks zusammenbraten, aber Hauptsache Silberlot verwendet?  Jester 
Ich würde nicht mal kurzzeitig darüber nachdenken, mir solche Brandbeschleuniger in die Bude zu holen.
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#3
Wenn die Dinger für weniger als 100 Eurönchen kommen, dann kannst Du die zur Not umbauen und Dich an den Gehäusen erfreuen. Alles eine Preisfrage.

Wirklich Geld würde ich für sowas nicht ausgeben.

Stell doch mal Bilder von innen ein.
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#4
Bilder von innen sind doch verlinkt: https://onedrive.live.com/?authkey=%21AK...0E3B31A19F

Meine ehrliche Meinung: unterdurchschnittliches DIY-Gefrickel, nicht geschenkt ...
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#5
Den "britischen Hersteller" findet man aber mit einer Kontakt-Adresse in "The Netherlands"! Vielleicht doch nicht so britisch wie der Name oder schon ausgewandert wegen Brexit?  Pleasantry
Gruß Ralph

...listen to Spliff and you'll see the sun! Sun Sun Sun
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#6
Für 50 Eurönchen völlig ok. Was stört Euch, außer der eher simplen Machart? QED lieferte auch nix anderes.
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#7
(07.11.2019, 13:44)HVfanatic schrieb: Was stört Euch, außer der eher simplen Machart?

... das reicht bei mir schon als KO-Kriterium, da muss ich gar nicht weiter suchen LOL
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#8
(07.11.2019, 13:44)HVfanatic schrieb: Für 50 Eurönchen völlig ok. Was stört Euch, außer der eher simplen Machart? QED lieferte auch nix anderes.


weia, sowas geht nicht mal als DIY durch...

[Bild: 2m1j9m.png]
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#9
Stimmt, NL, ist mir gar nicht aufgefallen. Ja, was soll ich sagen. Erst mal danke für das diverse Feedback von Euch! Ich hab auch massive Zweifel wegen der Qualität der Verarbeitung abgesehen vom Gehäuse, aber die Briten haben auch öfter mal Haarsträubendes geliefert und klanglich trotzdem höhchstes Lob aus der Fachpresse erhalten.
Wahrscheinlich sollte man wirklich alles rauswerfen (den Ringkerntrafo vielleicht nicht, der scheint ganz ordentlich zu sein) und etwas Besseres designen. Ist leider jenseits meiner Fähigkeiten.
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#10
Wenn Du sie nicht willst, für 50 EUR nehme ich die Teile. Das ist übrigens ernst gemeint.

Das Problem in #8 ist in 15 Minuten behoben.
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#11
(07.11.2019, 14:39)HVfanatic schrieb: Wenn Du sie nicht willst, für 50 EUR nehme ich die Teile. Das ist übrigens ernst gemeint.

Kann ich leider nicht, ich habe die im Moment ja nur als Leihstellung. Und ich glaube nicht, dass der Besitzer mit 50 Euro für beide einverstanden ist. Ich kann aber gerne fragen.
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  • HVfanatic
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#12
Wenn er sie für den Preis hergeben will, sag Bescheid. Kommt dann in mein Kuriositätenkabinett. Danke für die Übermittlung.
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#13
Die sind ja noch schlimmer als Arbeiten aus einer brittischen Garagenwerkstatt.

Wen wunderts, denn:

Wilhelminastraat 17
7902BM Hoogeveen
Niederlande

auf diese Adresse gibt es nicht einmal eine Garage.


https://www.google.com/maps/place/Wilhel...d6.4823475
the neon light of the "Open all Night" was just in time replaced by the magic appearance of a new day ....
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  • Gorm
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#14
Die ist samt Produktionsanlagen abgebrannt...
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#15
(08.11.2019, 08:17)Lynnot schrieb: ...
auf diese Adresse gibt es nicht einmal eine Garage.


dafür aber 4 oder mehr Firmenschilder am Briefkasten LOL
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#16
(08.11.2019, 08:30)HVfanatic schrieb: Die ist samt Produktionsanlagen abgebrannt...

Bei der Aufbauqualität kein Wunder.
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#17
(08.11.2019, 08:36)bubble_ace schrieb: dafür aber 4 oder mehr Firmenschilder am Briefkasten LOL

Nö, das sind die typischen "Keine Werbung"-Aufkleber in den Niederlanden:

[Bild: 1024px-Hausbriefkasten_Niederlande_01.jpg]

Gruß Roland
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  • winix, HiFi1991,
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#18
(08.11.2019, 08:36)bubble_ace schrieb: dafür aber 4 oder mehr Firmenschilder am Briefkasten LOL



Ist nicht so einfach in den Niederländen, um gewerbliche Aktivitäten auf eine Wohnadresse im Wohnviertel zu melden. Ich gehe deshalb davon aus, das die Firma "Strathurst" auch nicht gemeldet ist bei der örtlichen Handels- & Gewerbe-Kammer.
the neon light of the "Open all Night" was just in time replaced by the magic appearance of a new day ....
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#19
(08.11.2019, 22:48)Lynnot schrieb: Ist nicht so einfach in den Niederländen, um gewerbliche Aktivitäten auf eine Wohnadresse im Wohnviertel zu melden. Ich gehe deshalb davon aus, das die Firma "Strathurst" auch nicht gemeldet ist bei der örtlichen Handels- & Gewerbe-Kammer.
Wenn einer schon nicht Löten kann ist es immer gut
wenigstens von Steuervermeidung eine Ahnung zu haben.
Siehe VW.
Vermutlich hat NL auch seine Vorteile von wegen Regress & so.... Floet
Wir haben die Freiheit nicht genug geliebt und wir hatten kein Bewußtsein für die reale Situation
© Aleksandr I. Solschenizyn
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