Heute habe ich endlich mal den Marantz Plattenspieler von Frank in Angriff genommen (der steht auch schon wieder Ewigkeiten hier! -rot werd-). Er ist das Spitzenmodell aus dem Jahrgang 1978/1979 hat quarzgeregelten Direktantrieb und ist ein Halbautomat, also führt nur den Tonarm wieder zurück. Kenner streiten sich darüber, wo Marantz sich den Plattenspieler bauen ließ, bei CEC oder bei Mikro.
Defekt war hier die Mechanik des Lift- und Tonarmantriebes, die hier über einen Motor und eine Schnecke auf ein Zwischenrad und dann zwei große Antriebsscheiben wirkt. Defekt war hier in erster Linie die Kupplung, der Filz lag locker auf dem Blech und drehte sich fröhlich mit. Zudem hatte Frank vor Jahren einmal die Aussenkannten der beiden Antriebsscheiben mit Schleifpapier beklebt um mehr Grip zu erhalten. Es kam aber nach Entfernung der Schleifpapierreste zum Einsatz eines neuen Gummis für das Zwischenrad und einem Gummiring für die Antriebsscheibe des Lifts, weil es dort immer noch durchrutschte. Einfach einen kleinen Flachriemen aussen drum herum gelegt - fertig! Leider stellte sich nach etlichen hervorragend absolvierten Testläufen heraus, dass der Motor nach längerer Ruhezeit nicht anlaufen wollte. Erst nach einem kleinen Anschubser mit dem Finger erledigte er wieder zuverlässig seine Arbeit. Also musste ein neuer hinein, was einen ganz hübschen Aufwand erforderte, weil es einen genau passenden Motor nicht mehr gibt. Der jetzt dort werkelnde ist eigentlich als Schubladenöffner in einem CD-Player gedacht, aber was solls, Lift und Tonarm bwegen sich, exakt so, wie sie sollen - und nur das zählt.
Hier ein Blick in das Innere des Plattenspielers, links oben die beschriebene Mechanik.
Her von Nahem: rechts der Riemen vom Motor mit der Schnecke vorne dran, diese treibt das Zahnrad unten an, welches das Zwischenrad über eine Kupplung antreibt, die es bei Linksdrehung nach unten und bei Rechtsdrehung nach oben bewegen lässt, wo es dann die Drehbewegung auf die beiden Antriebsscheiben , oben mitte für den Tonarm und ganz links für den Lift, überträgt.
Der sieht wirklich sehr nett aus mit seinem Holzgehäuse und er soll sehr selten sein, denn der war richtig teuer - 1398,- DM (!).
Hier das ölgedämpfte Tonarmlager aus der Nähe.
Das stolze Typenschild vorne auf der Zarge.
Eine absolute Besonderheit stellt dieses Display dar. Es zeigt wie oben im Normalbetrieb an, mit welcher Drehzahl sich der Teller dreht. Man kann aber, wie bei vielen Plattenspielern die Drehzahl verändern (englisch pitch). Musiker, die zur Schallplatte ein Instrument spielen, brauchen so etwas, um den Takt genau einzustellen.
Hier habe ich einmal auf plus 6% eingestellt, was auch so angezeigt wird.
Nach Umschaltung zeigt das Display die nun eingestellte exakte Drehzahl an.
Hier das Bedienfeld, bis auf die Umschaltung der Automatik, handelt es sich ausnahmslos um Taster.
Standesgemäß arbeitet hier ein schönes DENON DL-110, das auch gut zu dem Arm passt.
Übrigens: der Frank, dem dieser Plattenspieler gehört, wohnt zwar auch in Berlin, aber es ist nicht classic-franky.
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super Dreher !
und der "Trick" mit dem Lift - klasse gelöst,Armin
Grüsse aus München
Danke für die Vorstellung, Armin. Hätte nicht gedacht, dass in einem Plattenspieler so eine riesige, eng bestückte Platine drin ist .
Gruß aus Bärlin,
Peter
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super gelöst das mit dem Motor Armin
Der sieht echt interessant aus, auch wenn mir die Anzeige etwas zu "Digital" ausschaut......
Trotzdem schöner Dreher.....
.............Gruß Bruno
.........manchmal bin ich auf beiden Ohren blind..........
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Klasse Wiederbelebung dieses seltenen Marantz-Drehers!
Musst du die Drehzahl des neuen Motors nicht anpassen?
Und wenn ja, wie?
Man kann mir alles nehmen - nur meinen Humor nicht ...
lyticale schrieb:Musst du die Drehzahl des neuen Motors nicht anpassen? Und wenn ja, wie?
Nein, diese Motoren arbeiten über große Getriebe (Schnecke und Zahnräder) - da spielt die Drehzahl keine große Rolle.
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Originelle Sache, wenn den Schubladenmotor aus dem CD Player seine Vergangenheit einholt und er als Tonarmantrieb werkeln darf.
Man kann nicht gleichzeitig optimale Bässe, Mitten und Höhen bieten (Arnold Nudell)
Nein, Detlev, der Motor war funkelnagelneu, er war nur als Ersatzteil für den Schubladenantrieb eines CD-Players gedacht!
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Ich mag diese Plattenspielerreparaturberichte, da kann man richtig was lernen, gerade wenn es um elektromechanische Tipps und Ein-/Um-/Ausbau-Hinweise geht.
Man weiss ja nie, ob und wann man es mal braucht.
Gruß Peter
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Gefällt mir super die CD->Plattenspieler-Story .
Auch der Marantz Dreher, der ja nun wirklich selten anzutreffen ist, danke Armin!
Gruß aus den Bergen Max
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04.06.2011, 15:32
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 04.06.2011, 15:34 von bodi_061.)
Der Juni geht ja schon super los hier! Klasse Arbeit Armin und danke fürs zeigen.
Den Dreher hatte ich 1981 auch. Wenn ich ihn hier so sehe, ärgere ich mich, das ich ihn nach 2 Jahren
schon wieder verkauft habe.
Gruß Joachim
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Hallo Armin,
schöner Bericht zum Monatsbeginn!!!
Toll, daß du ihn wieder hin bekommen hast.
Da wird sich aber einer riesig freuen.
Habe gerade Frank den Link zum Posting gemailt.
By the way: hast du auch das neue Kabel ran gemacht? Er wollte doch da was anderes haben
Grüße
Wernsen
Ja, das neue Kabel ist dran. Sag Du doch mal Frank Bescheid, bitte!
So, ein großes Projekt wurde heute fertig gestellt. Angedeutet hatte ich es schon an einigen Stellen, aber hier nun der endgültige Bericht:
Ralph (aka kittyhawk) suchte schon seit Jahren eine Technics Endstufe SE-A100 von 1985, dazu passend sucht er wohl noch immer einen Vorverstärker SU-A200. Hier mal ein kleines Bild von hifido ausgeliehen.
Dies sind die Japan/US-Versionen, die noch über zusätzliche Holzseitenteile verfügen. Die Europaversionen hatten diese nicht.
Zum Glück fand er in Berlin eine Endstufe, leider nicht ganz in dem erhofften Zustand. Sein Wunsch, als er die Endstufe auf dem Nachhauseweg bei uns vorbei brachte, war, die wieder in absoluten mint-Zustand zu bringen. Das hieß Lack runter, neu lackieren und neu beschriften (!). Das so etwas geht, weiß ich von einem Freund (nochmals vielen, lieben Dank - Frank! Ich weiß, dass Du hier mitliest.)
der mit seinen Geräten teilweise selber so verfährt und mir dies schon oft erzählt hat und angeboten hat, wenn ich das mal bräuchte, könnte ich das in Anspruch nehmen - es dürfte aber nicht allzu oft sein, sonst kann es passieren, dass diese begnadeten Leute die Lust daran verlieren, solche Einzelstücke zu bearbeiten. Hier klappte aber alles. Von meiner Seite gab es zwei neue Relais und acht neue Lampen, ein wenig Abgleich- und Nachlötarbeit, und viel Montagekram, neben einer völlig verbogenen Rückwand (war mir zuerst gar nicht aufgefallen), die noch gerichtet werden musste. Soweit die technische Seite.
Nun aber die optische: es wurde von der Front und von der oberen Abdeckung zunächst sämtliche Anbauteile entfernt, dann die Bedruckung fotografiert und mit einem speziellen Programm (so etwas ähnliches wie Fotoshop nut für Grafiken und Schriften) bearbeitet und dann, nachdem alles abgeschliiffen, neu lackiert und durchgetrocknet war, wieder neu bedruckt - eben auch an den exakt richtigen Stellen.
Hier also zuerst einmal die Demontierprozedur:
Die angebaute Front von innen gesehen.
Platine herausgenommen, die Halter müssen genau wieder so montiert werden, da sind Fotos als Gedächtnisstütze ganz praktisch.
Hier ist nun alles demontiert.
Hier die Schrift oben links Vorher - Nacher.
Dito unten links.
Front vorne rechts (leider kein vorher Foto vorhanden):
Hier obere Abdeckung im ganzen:
nachher:
Und die Beschriftung unten:
Nachher:
Und die obere Beschriftung, ein Blockschaltplan:
Nachher:
Nun noch ein paar Blicke in das Innere dieser wirklich beeindruckenden Endstufe mit satten 2 mal 240 Watt Watt sinus an 4 Ohm, sie kann auch 2 mal 600 Watt Impuls an 2 Ohm! Sie wiegt fast 34 kg!
Vier 10.000µF-Elkos, je acht Leistungstransistoren pro Kanal und die beiden riesigen Netztrafos unten rechts und links - alles schön in Doppelmono. Der kleine Trafo unten in der Mitte dient für die Elektronik und die Lampen - das ist konsequent.
Die Treiber- und Class-A-Steuerungs-Platinen sitzen auf kleinen separaten Steckplatinen.
Hier nochmal die Riesen-Ringkerntrafos.
Über die Filigrantechnik kommt noch eine Abdeckung.
Und nun endlich das Gerät im Ganzen, quasi mint!
Diese riesigen Anzeigeinstrumente, fast über die gesamte Front, sieht man ja bei einigen Herstellern, aber: wer hat's erfunden? Richtig! Technics! Nicht diese hier, aber die Vorgängerin dieser Endstufe war die erste mit dieser Art Instrumente und damit design-richtungs-weisend.
Auch von hinten: einfach nur imposant.
Das Typenschild, 1350W Leistungsaufnahme ist mal eine Ansage, gell?
So ein Gerät mit so einem Gesamtaufwand - so etwas hat man nicht oft, daher kommt da richtig Freude auf. Also noch mehr als sonst!
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Saugute Arbeit, saugutes Gerät!
Grüße, Jan
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ECHT DER HAMMER!
Dass so etwas mit der Beschriftung möglich ist, hätte ich nie gedacht!
Dieses besondere Gerät hat aber auch diesen besonderen Aufwand verdient!
Meinen aufrichtigen Glückwunsch an den Besitzer!
Und Dir Armin natürlich DANKE für den tollen Bericht!
Alf
Humor ist,...wenn man trotzdem lacht!
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06.06.2011, 13:39
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 06.06.2011, 13:40 von yfdekock.)
Absolute Klasse
bei solch einer Endstufe lohnt es sich allemal diesen Aufwand zu betreiben
Mein Respekt an alle die an dieser Restauration mitgearbeitet haben
Mal noch eine kleine Frage: Welchen Lack (Farbcode) habt ihr als Ersatz für das Technics-Braun genommen?
Andreas
-- Gruß Andreas --
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• kittyhawk
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Diese Sache mit der zu erneuernden Beschriftung... , wenn du da mal nicht eine Anfragelawine losgetreten hast. Einen sicheren Kandidaten hätt ich da nämlich schon. Superselten und schön das Gerät, dann von mir durch Verwechslung des Reinigers um den LS-Regler "blankgeputzt". Da würd ich auch keine Kosten scheuen, das wiederherzustellen
Martin
Zimmerlautstärke ist...wenn ich die Musik in allen Zimmern gut hören kann
ifdecock
Die Lackfarbe weiß ich nicht genau, die musste jedenfalls erst bestellt werden.
alf
Da muss aber vorher ein Foto von der Beschriftung gemacht werden! Bedenke das bitte!!
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Sensationelle Arbeit Armin!
Darf ich mal fragen, was das so ungefähr kostet nur eine Front abschleifen und neu lackieren und bedrucken zu lassen.
Hätte da nämlich vielleicht auch bald, aber nur ganz vielleicht, einen Kandidat.
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• kittyhawk
Das nenne ich mal Restaurieren auf höchsten Niveau.Lack und Beschriftung sind wunderbar.Mehr Original geht nicht.Danke für diesen tollen Bericht.
Gruß Andreas
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• kittyhawk
Also ich sage mal vorsichtig: sehr, sehr teuer! Mehr als die meisten für ein komplettes Gerät ausgeben würden!
Diese Arbeit hier (nur die Lackier- und Druck-Kosten) lagen bei knapp 600 Euro. Da muss es schon ein besonderes Liebhaberstück sein, sonst lohnt so etwas kaum. Es sei denn, man will es unbedingt.
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Ok, dann lohent es sich in meinem Fall auf keinen Fall
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Armin, nicht "quasi mint"! Mint. Punkt
Bitte beachten Sie!
Mikrorillenplatten nur mit einem Mikro- oder Stereoabtaster abspielen. Für Stereoplatten (auch bei Monowiedergabe) n u r einen Stereo-Tonabnehmer verwenden. Platte und Abtastspitze stets von Staub reinigen. [...]
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• kittyhawk
Ein Hammer Gerät geworden, Hut ab und Danke für den tollen Bericht, Armin.
Gruß
Peter
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• kittyhawk
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