Bisher bin ich fast nur Mitleser gewesen, aber jetzt muss ich mal was sagen.
Männer, ich habe mich verliebt. Heftigst.
Und das als verheirateter Mann!
Ich kann nicht mal mehr richtig schlafen.
Gestern bin ich spontan mit $bruder in Hamburg in den ICE gestiegen, nach Berlin gefahren, habe dort ein Auto gemietet und bin bis Niemegk gegondelt... Rush Hour inklusive. Ankuft bei Armin 17:30... aber was HAT sich das gelohnt!
Nach kurzem Atmen der heiligen Luft in den heiligen Hallen sind wir in Armins "Leichenschauhaus" gelaufen und haben uns fast drei Stunden der HisVoice widmen können. Was für ein Trip! Ich habe so etwas in meinem Leben noch nicht hören können.
Erst war ich ja etwas verwundert... die HisVoice standen gerade mal 1,5 Meter auseinander, wenige cm neben einem anderen paar... und dann überall die leeren Blechkisten drumrum. Was soll man sagen? Es war ihr völlig egal. Sitzt man davor, schliesst man unwillkürlich die Augen und bekommt ein Lächeln ins Gesicht geschraubt, dass man nicht mal eben schnell wieder abstellen kann.
Ich hatte mir in ein bisschen zu viel Eile ein paar Test-Tracks zusammengestellt, deren Klang zu Hause ich gerade noch sehr gut im Ohr hatte. Ernüchternd weiss ich jetzt, dass die Hälfte davon wirklich miese Aufnahmen sind. Wenn man einmal erlebt hat, wie die HisVoice einem eine handwerklich gut gemachte Aufnahme als kompletten Raum über die Ohren stülpt, merkt man danach umso mehr, wo gepfuscht wurde. Die Hoffnung, dass die HisVoice aus überwürzt aufgenommenem Klangbrei ein Menü zaubern konnte, hat sich in den Meisten Fällen zerschlagen. Wo nichts auf der CD ist, kann die HisVoice auch nichts retten, im Gegenteil -- sie ist schonungslos. Schonungslos gut.
So frustrierend es sein mag, die wahre Qualität einiger CDs im Besitz erkennen zu müssen, so ultrageil (sorry) ist es auch, die Perlen neu zu entdecken. Ich habe gestern ein paar Lieblingsstücke so gehört, wie ich das noch nie zu vor getan habe. Ich habe in ultravertrauten Titeln Details entdeckt und eine Räumlichkeit "gesehen", die ich zuvor nicht mal erahnt habe.
Wieder Zuhause angekommen war die Gegenprobe auf meinen Cantons einfach nur ernüchternd. Was für Krücken. Was für eine bemühte Farce die abliefern. Und so musste es nach einer durchwachten Nacht sein: Ich setze die Cantons vor die Tür und bestelle mein paar HisVoice noch heute. Und wenn ich dafür sonstwas versetzen muss.
Also: Solltet Ihr einen Besuch bei Armin erwägen, überlegt Euch ein Probehören nüchtern und reiflich. Diese Erfahrung ist nicht ohne und äußerst gefährlich! Da meine Frau aber zum Glück auch Freude an gutem Klang hat, die Kinder mittlerweile groß genug sind um NICHT jede Membran einzudrücken und Musik als emotionaler Balsam einfach einen sehr hohen Stellenwert hat, musste es jetzt sein. Ich freu mich schon unbändig darauf, mich ein Leben lang an den Dingern zu erfreuen. Hoffentlich werden die jetzt ganz bald fertig!
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Ich mag nicht die komplette Tracklist der fast drei Studnen Hörgenuss gestern aufzählen, aber gern ein paar Highlights teilen.
Meine absoluten Augenöffner:
- "Against the Night" von Jason Webley. Trieb mir Tränen in die Augen. Man sieht jede Mundbewegung vorm inneren Auge und kann seinen Atem fast spüren.
- "The Big Afraid" von "65 days of static". Hier wurde aus dem Math-Core-Brei eine Bentobox aus Geräuschleckereien, in der man sich fasziniert umzugucken beginnt.
- "The Alcoholic" von Röyksopps "Senior" Album. Auch ein Ozean aus anschwemmenden Klangkleinigkeiten, die ich noch nie so aufgelöst erkennen konnte. Zum Eintauchen und Untergehen.
- "Under Glass" von "Musee Mechanique" in der Portland-Cello-Project-Version.
Auch Armins Perlen (Esther Ofarim und Mussorgskis Gnom auf XRCD, die japanischen Trommler und andere hier bereits erwähnte Highlights) zogen mir die Schuhe aus. Trotzdem, die eigenen Stücke sind es, die den bitteren Unterschied zu dem Brüllwürfeln daheim aufzeigen.
Armin, wann sind meine Boxen endlich fertig??