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Kenwood KX-880HX Reparatur und Service
#1
Wie in der Neuzugangsecke vor ein paar Tagen vorgestellt, erreichte mich dieses CassettenDeck, welches als technisch mangelfrei verkauft wurde.

Kenwood KX-880HX:
[Bild: 20201218-092524.jpg]

Das ist der kleine Bruder vom KX-1100HX. Ist *nur* ein Zweikopfgerät und hat keinen Testtongenerator. Hat aber auch Direktantrieb und amorphe Köpfe. Es gibt somit mMn keinen Grund, warum dieses Gerät schlechter klingen sollte.

Da ich noch ein Vorgängergerät (KX-880G) besitze - bei dem bereits einige Teile entnommen wurden - wollte ich einfach den gut erhaltenen Deckel und die Fronplatte an das KX-880HX bauen und hätte wieder ein schönes Gerät gehabt.

Soweit mein Plan.

Nun ist es ja leider so, dass es manchmal etwas anders kommt ...

Schon beim Auspacken des Gerätes fiel auf, dass im Gerät etwas umherflog.

Nach Entfernen des Deckels und etwas rütteln, gab sich diese Feder zu erkennen:
[Bild: 20201217-190938.jpg]

Ich drückte die Ejecttaste, aber die Cassettenklappe öffnete sich nicht. Konnte sie auch nicht, da diese fehlende Feder dafür sorgt, dass die Cassettenklappe aufgedrückt wird.

Ich fragte beim Verkäufer bezüglich *technisch voll funktionsfähig* nach und es wurde eine Lösung in Form einer Teilrückerstattung gefunden.

Somit konnte damit angefangen werden, ob und wo es denn überall noch etwas hakt ....

Zwischenzeitlich hatte ich testweise Cassetten abgespielt und dabei festgestellt, dass gegen Bandende der Wickelmotor aussetzte und einfach stehenblieb. Wenn man das nicht schnell genug mitbekommt und reagiert, ist die folge leider Bandalsat:
[Bild: 20201220-125118.jpg]

Auch wurde als Eingangsprüfung Gleichlauf und TapeSpeed erfasst. Hierzu wurde lediglich vorher Köpfe, Welle und Andruckrolle kurz gereinigt.
Ergebnis:
[Bild: W-FTest17-Dez20a.jpg]
Dafür, dass es *nur* ein Singlecapstan-Laufwerk ist, welches vermutlich noch nie einen Service erhalten hat, sind es gute Werte (meine Meinung). Auch der Tapespeed liegt nur knapp daneben (3127 anstatt 3150 Hz).

Es fehlte nicht nur die Feder am linken Scharnierstift der Cassettenklappe, auch der Klappendämpfer war ohne Funktion, da die Kolbenstange neben dem Zylinder lag:
[Bild: 20201218-091454.jpg]

Nach Abbau der Frontplatte und Ausbau des Laufwerks, konnte man besser sehen, warum die Klappe beim Schließen teilweise hakte:
[Bild: 20201218-101401.jpg]

Keine Ahnung, warum das Laufwerk zumindest teilzerlegt wurde. Beim Zusammenbau wurde jedenfalls einiges falsch gemacht.

Die Klappe wurde demontiert: 
[Bild: 20201218-105049.jpg]

Ist die Klappe entfernt, kommt man gut die Andruckrolle und kann sie intensiv reinigen.
Ergebnis:
[Bild: 20201221-121920.jpg]
Sieht fast aus wie neu.

Danach die aus 4 mm starkem Zinkdruckguss bestehende Cassettenauflage entfernt:
[Bild: 20201218-102607.jpg]

Die letzte Version der 880er Serie hat einen Bremsriemen (Backtension) bekommen und der ist nicht mehr der Allerbeste:
[Bild: 20201218-102623.jpg]

Auch bei diesem Laufwerk baue ich ungern den kompletten Wickelmotor zur Revision aus. Ich habe mir einen Hebel/Haken angefertigt. Damit kann man problemlos und zerstörungsfrei Ritzel und Schwenklager von der Motorwelle abziehen. Vorher die Wickelbremse lösen:
[Bild: Ausbau-Ritzel1.jpg]

Nun kann man die Anlaufscheibe und Federwiderlager von der Motorwelle ziehen: 
[Bild: Ausbau-Ritzel11.jpg]

Nach dem Abhebeln des Lagerschilds können Anker und Lagerschild zusammen aus dem Motorgehäuse entnommen werden.
[Bild: 20201120-124558.jpg]

Wie üblich, benötigen Metallbürsten und Kollektor dringend eine Reinigung:
[Bild: 20201120-124855.jpg]

Kollektor nach der Reinigung:
[Bild: 20201120-134521.jpg]

Nach der Reinigung bekommen die Gleitlager einen Tropfen Gleitlageröl und der Wickelmotor kann wieder komplettiert werden. Ein neuer Bremsriemen ist auch schon aufgezogen:
[Bild: 20201218-103622.jpg]

Nun wurden alle Zungenschalter gereinigt. Sehr wichtig ist es, nicht die Zungenschalter am Kopfschlittenmotor zu vergessen.
Ist beim Sankyo-Laufwerk mit Singlecapstan etwas versteckt (rechts neben dem Wickelmotor): 
[Bild: 20201222-164636.jpg]

Ausbau vom Direktantrieb der Capstanwelle:
[Bild: 20201222-183215.jpg]

Die Capstanwelle wurde gründlich gereinigt und auf Maßhaltigkeit geprüft.
Danach das Capstanlager geölt und das Widerlager gefettet.

So sieht es aus, wenn die Cassettenklappe mit Feder und Dämpfer richtig zusammengebaut sind:
[Bild: 20201218-110915.jpg]

[Bild: 20201218-110335.jpg]

[Bild: 20201218-111145.jpg]

Nach Komplettierung des Laufwerks wurde es testweise eingebaut/angeschlossen und darf nun erst mal zeigen, ob es zuverlässig läuft ...

Erst wenn das Laufwerk zuverlässig läuft, werden die entsprechenden Testcassetten geladen und Azimuth, TapeSpeed, Playpegel usw. eingestellt.

Fortsetzung folgt ...

Gruß, Bob.
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#2
Das Gerät hat nun die letzten Tage einige Cassetten problemlos abgespielt.

Somit konnte es jetzt an den Feinschliff gehen.

Spiegelcassette geladen:
[Bild: 20201227-154746.jpg]
Beim Bandlauf sieht alles gut aus.

Testcassette für Azimuth geladen:
[Bild: 20201227-155155.jpg]
Musste nur wenig korrigiert werden.

Testcassette für Wiedergabepegel geladen:
[Bild: 20201227-155614.jpg]
Nur ein Kanal musste etwas korrigiert werden.

Testcassette für Gleichlauf und TapeSpeed geladen:
[Bild: 20201227-155327.jpg]

TapeSpeed korrigiert.

Ergebnis:
[Bild: W-Ftest23-Dez20e.jpg]

Hier kann man erkennen, warum ich diese Singlecapstan-Laufwerke mit Direktantrieb so gut finde.
Wenn die frisch revidiert sind und der Wickelmotor gleichmäßig läuft, haben die Dinger einfach einen tollen Gleichlauf.

Seit dem ich W&F testen kann, hatte ich noch kein Gerät, welches wirklich besser lief. Selbst Doppelcapstan Direktantriebe (KX-1100G oder HX) waren bisher immer etwas schlechter.

Nächste Woche erhalte ich ein Technics RS-M45. Das hat auch Singlecapstan mit Direktantrieb. Bin jetzt schon gespannt, wie da die Gleichlaufwerte vor und nach dem Service ausfallen.

Das KX-880HX bekommt nun abschließend seine KX-880D Front und dann ist alles schick.

Gruß, Bob.
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#3
Question 
Hallo allerseits,

auch ich bin seit Kurzem stolzer Besitzer eines Kenwood KX-880HX und ich habe bereits die Andruckrolle erneuert sowie Capstanwelle, Tonkopf, Löschkopf usw. gereinigt.

Leider gibt es noch ein Problem:
Nach einer gewissen Zeit, wenn die Aufwickelspule eine gewisse Menge Band aufgenommen hat, bleibt sie stehen und das Band sammelt sich an der Andruckrolle.

Das Symptom deute ich so, dass die Aufwickelspule nicht genug Kraft hat, ist das richtig?

Woran liegt das bei diesem Deck? Muss ich, wie AnalogBob es getan hat, den Wickelmotor zerlegen und reinigen? Oder gibt es einen einfacheren Weg, das Problem zu beheben? 
Ich bin technisch versiert, aber nicht *der* HiFi-Experte. Habe immer etwas Sorge, dass ich das Laufwerk nicht wieder zusammengesetzt bekomme, wenn ich es so stark zerlege.
Auch besitze ich nicht all diese Testkassetten, die man benötigt, um das Deck wieder zu justieren.

Vielen Dank für eure Tipps!
Daniel
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#4
Typisches Problem mit dem Motor.
Wenn man den nicht zerlegen und reinigen möchte, kann es zumindest vorübergehend helfen, ihn über Nacht durchlaufen zu lassen.
Dazu eine Dummycassette ohne Band einlegen und ....play....
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#5
Ach, ich dachte der Altona Bob wäre zurück.
"We learned more from a three minute record than we ever learned in school" , Bruce Springsteen in "No surrender" played als Song 2 im Mai 2013 in Hannover Dance3 Dance3
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#6
Hallo Daniel,

klingt nach Wickelmotor. Wenn nicht einfach nur das Idler-Zahnrad schwergängiger läuft, sondern der Motor schlappmacht, könntest Du versuchen, ihn im eingebauten Zustand zu überholen. Dann müsste "nur" Laufwerkblock ausgebaut und Cassettenunterlage abmontiert werden.

Besser auf diesem Weg, als hinterher hilflos vor einem Haufen Schrauben und Zahnrädern zu sitzen, würde ich meinen.

Der Tipp stammt ebenfalls von AnalogBob. Siehe hier: Wickelmotor-Problem bei Sankyo-Laufwerken
Am Besten auch nach oben zum Punkt Assistmotor scrollen. Dort steht genauer beschrieben, was man zumindest aus-/abbauen müsste. 

Edit: Du kannst ja auch von jedem Schritt ein Foto machen. Und um ganz sicher zu gehen noch rausgedrehte Schrauben/Kleinteile mit Tesa auf ein Stück Papier kleben und daneben schreiben, woher sie stammen. Und viell. auch noch abgesteckte Kabel mit Kreppband kennzeichnen. Dann sollte nichts mehr schiefgehen.

Edit2: Einige Dinge grob überprüfen kann man auch schon ohne Testcassetten. Zumal die z.T. ohne weiteres Equipment nicht viel nützen. Du könntest einen Sinuston, z.B. 400 Hz, von Youtube herunterladen, den dann z.B. über Smartphone abspielen und am Tapedeck aufnehmen. Da hört man beim Abhören schnell, wenn der Gleichlauf deutlich daneben ist.
Und Azimuth sollte halbwegs stimmen, wenn der Lack an der Schraube links vom Tonkopf noch intakt ist und gut aufgenommene Kassetten beim Abspielen ordentlich klingen.
Bandgeschwindigkeit ist schon schwieriger zu prüfen. Das kann man nur sehr grob nach Gehör einstellen.

Gruß,
tape
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#7
Bandgeschwindigkeit,

man müsste einen Sinuston von sagen wir 2000 hz, auf eine Kassette von einem Referenzdeck aufnehmen und diese dann in dem zu einstellenden Deck abspielen. Dann ein Frequenzzähler auf dem Handy laufen lassen und
Elektriker gehen immer mit Widerstand zur Arbeit. 
Rot auf blau und Plus ist Minus.
Strom tut erst dann weh wenns riecht (Alte Elektriker Weisheit)

Beste Grüße Jianni.
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#8
Hallo zusammen,

Ich habe auch mein altes Kassettendeck Kenwood KX-880HX nach mehreren Jahren Pause wieder aktiviert.
Allerdings hat es das Problem, dass der Ton jetzt nur auf der rechten Seite abgespielt wird und die linke Pegelanzeige auch keinen Muckser macht.
Ich vermute eine kalte Lötstelle.
Da mir allerdings das Equipment für eine Fehlersuche fehlt, hätte ich gerne eine Empfehlung, wo man das reparieren lassen könnte. Zum Entsorgen ist das gute Teil viel zu schade.

Danke und Grüße
Oli
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#9
Kalte Lötstelle könnte es sein. Oder kann sich ein Kabel vom Tonkopf gelöst haben?

Wenn ein Kanal nur etwas schwächer und nicht total ausgefallen wäre, könnte sich auch Tonkopf und Umgebung magnetisiert haben.

Was noch möglich sein kann: Stimmt evtl. der Druck der Andruckrolle nicht mehr?

Gruß,
tape
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#10
Hi Oli,
willkommen hier im OFF !

1. Bei Verdacht auf WaKo hilft meist der Klopftest.
2. Fehler auch da, wenn alle Helferlein wie Dolby =Aus sind?

Gruß, Christoph
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#11
Danke schon mal für die ersten Tipps!

WaKo glaube ich nicht, das hatte ich zuerst auch im Verdacht, aber Klopftest bringt nichts.
Auch scheint kein Kabel am Tonkopf lose zu sein.
Hatte natürlich auch Dolby ausgeschalten.

Meine Vermutung ist eher eine kalte Lötstelle, aber die zu finden wir nicht ganz einfach. Dazu müsste ich wahrscheinlich das Teil aufmachen und das Signal irgendwie verfolgen. Keine Ahnung welches Equipment da benötigt wird.
Der linke Kanal ist total ausgefallen, auch am Pegel wird nichts angezeigt.

Wie kann ich den Druck der Andruckrolle prüfen?

Grüße,
Oli
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#12
Einfacher Test: Signalleitungen am Tonkopf für links und rechts tauschen, wenn kein Signalgenerator zur Verfügung steht.
Unbedingt mit nicht magnetischem Werkzeug in Tonkopfnähe arbeiten und den Kopf keinesfalls ausbauen. Justage wäre dann nur noch mit Messkassetten und Einstelllehre möglich.

Der Assist-Motor müsste mehrere Schaltkontakte steuern, evtl. auf Verschmutzung prüfen.

Habe leider schon länger kein KX-880HX mehr auf dem Tisch und kann nur vom laufwerksähnlichen Onkyo TA-2570 sprechen.
Schönen Gruß wünscht,
Manuel
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#13
Die Kontakte des Assist-Antriebes steuern aber nur die Laufwerksfunktionen, haben mit der Wiedergabe aber nichts zu tun.
Beste Grüße
Armin

gewerblicher Geraffelrestaurator - arbeitet seit 1969 in der Hifi-Branche
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  • stereosound
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