30.08.2021, 13:21
Ende der 80er und Anfang der 90er war ich bereits seit vielen Jahren hochgradig vom HiFi Virus befallen. Allein, es fehlte das nötige Kleingeld. Lehrjahre sind nun mal keine Herrenjahre...
So kam es, dass ich nach günstigen und guten Komponenten suchte. Zuerst wurde ich bei der Firma MIVOC fündig, die damals noch eine Repräsentanz in Solingen hatte. Dort wurde vergleichsweise sehr günstige Selbstbau-Boxen angeboten. Später tauchte die Marke bei Conrad & Co. auf und heute kennt man sie vor allem für preiswerte Subwoofer.
Damals war das noch eine kleine Firma mit Eigenvertieb. Die Boxen (kleine 2-Wege-Standboxen) waren zwar "lustig", aber da war noch Luft nach oben...
In Düsseldorf auf der Steinstraße gab es die Firma ACR. Dort wurden vornehmlich Systeme fürs Auto verkauft. AXTON war eine Tochterfirma von ACR und ich kannte die eigentlich von Chasis fürs Auto. In meinem Opel Vectra hatte ich in der Hutablage ein fettes System von Axton. Zum Glück hatte ich damit nie einen Unfall. Die Hutablage wäre sonst wild im Fahrzeug umher geflogen. Das hätte böse enden können...
Völlig unvermittelt bot Axton/ACR auch Lautsprecherboxen an, bei denen das Gehäuse dabei war und man das nur selbst zusammen bauen musste. Der Preis lag bei 1.000 DM und das versprach über dieser Preisklasse hinaus Qualität.
AXTON AX 80
Also habe ich mir diese Teile zugelegt und an einem Vormittag zusammen gebaut. Vom Klang war ich damals sehr begeistert und so blieben die Lautsprecher einige Jahre in meinem / später unserem Wohnzimmer. Was mich an den Boxen von Anfang gestört hat: Die Qualität war zwar insgesamt ok, aber das Furnier des Gehäuses war schon recht billig. So ein schwarzes Plastikfurnier in Holzoptik war schon in den 90s und in jungen Jahren schwer zu ertragen. Also habe ich damals überlegt, wie man das verschönern konnte. Meine Wahl fiel dabei auf einen Sprühlack in Steinoptik. Hört sich schlimm an, aber das funktionierte überraschend gut und sah um Klassen besser aus.
Erst als ich unbedingt Infinty Kappa 8.2 Serie II haben musste sind die AXTON in der Verwandschaft weiter gewandert und die Spur verlor sich irgendwann.
Irgendwie habe ich denen immer nachgetrauert. Vielleicht, weil es die ersten "guten" Boxen waren, vielleicht aber auch, weil die Infinity nicht wirklich besser waren (zumindest nicht im normalen Umfeld).
Neulich las ich einen Artikel, wo jemand seine Boxen auf ähnliche Weise selbst gebaut hat und diese nach vielen Jahren nachgekauft hat. Dabei fielen mir natürlich die AXTON wieder ein und so habe ich in der kleinen Bucht mal geschaut.... Natürlich gab es ein Paar in erreichbarer Nähe zu einem akzeptablen Preis. Ich dachte, für 100 Euro kann man ja nichts falsch machen und mal sehen, wo mich das hinführt...
Da ich die Boxen mit einem Smart transportieren wollte, ging es erst Mal ans ausmessen. Mit umgeklappten Beifahrersitz sollte das eigentlich gehen...
Also habe ich mich mit dem Verkäufer geeinigt und habe die Boxen bei ihm aus dem Keller gezogen. Sein Vater hatte die wohl in den 90s gekauft und zusammen gebaut. Sie waren noch im Original-Zustand (siehe Bild oben). Abdeckungen gab es keine mehr, was mich aber auch nicht stört.
Also ab damit nach Hause und erst mal Bestandsaufnahme gemacht. Den Klang fand ich auch nach so vielen Jahren (und vielen anderen Erfahrungen) richtig gut. Für den Preis bekommt man richtig was geboten. Ob es wirklich "ein Lichtblick der 90er" im Bereich Lautsprecher ist, wie HiFi-Wiki das beschreibt, überlasse ich Euch, aber mich überzeugt das sofort. Saubere Höhen und Mitten und ein erstaunliches Fundament im Bass. So hatte ich das auch in Erinnerung. Echte Spaß-Lautsprecher...
Aber dieses Gehäuse...und diese Lautsprecheranschlüsse.... Das entspricht nicht mehr meinem heutigen Verständnis. Das Gehäuse fand ich ja damals schon schwierig.
Es wurde also der Plan entwickelt, was jetzt zu tun sei: Technisch schien ja so weit alles in Ordnung und beim Gehäuse musste ein "kreativer" Plan her. Sprühfarbe in Stein-Optik erschien mir zu simpel und das hatten wir ja schon mal. Ich dachte zunächst an Metall-Optik. Zufällig hatte ich in der Firma einen Prospekt bekommen, wo man Oberflächen in Betonoptik machen konnte. Das wäre es doch!
Nach ein wenig Recherche bin ich in einer Bastelecke des Internets auf ein Material gestoßen, mit dem man einen Betonstruktur selbst machen kann. Gedacht war das eigentlich für kleinere Flächen, aber es hörte sich ganz interessant an.
Dafür mussten folgende Arbeitsschritte ausgeführt werden:
- Ausbau der Chassis
Bei der Gelegenheit habe ich festgestellt, dass eine Sicke sich gelöst hatte. mit ein bisschen Kleber war das aber schnell behoben.
- Schleifen des Gehäuses
Erst 120er, dann 240er Schleifpapier
- Erstes aufbringen der "Betonmasse" mit einem Pinsel als "Voranstrich"
- Als nächstes wird die "Betonmasse" mit einem Spachtel flächendeckend aufgetragen. Dabei darf soll ruhig eine unregelmäßige Fläche entstehen.
Dabei stellte ich fest, dass ich 6 Pakete (statt 2) von dem Material brauchte. War aber innerhalb eines Tages nachgeliefert.
- Die aufgetragene Fläche wird mit einem nassen Schwamm abgetupft. Dabei verflacht das Unregelmäßige etwas, Löcher werden geschlossen und es entsteht eine schöne Oberfläche
Das Ganze lässt man dann einen Tag trocknen. Die Masse wird steinhart und hat eine feste Verbindung zum Gehäuse. Die Farbe ist allerdings eher hellblau als grau. An der Stelle habe habe ich gedacht: das wird nichts! Aber es fehlten ja noch 2 Schritte:
- Wiederum mit einem Schwamm (der dabei war) verreibt man vollflächig erst eine dunkelgraue Acrylfarbe. Diese setzt sich dunkel in die Vertiefungen und bleibt hell an der Oberfläche.
Dabei verfärbt sich das Material tatsächlich in einen authentischen Betonfarbton.
- Wenn das getrocknet ist geht man mit einem weißen/transparenten Acryl wieder mit einem Schwamm vollflächig darüber.
Das weicht den Kontrast etwas auf und bringt eine zusätzliche Farbe auf die Fläche.
Als letztes habe ich alles zusammen gebaut und ein neues Lautsprecher-Terminal angelötet (von den simplen Klemm- auf Schraub- und Banana-Anschlüsse)
Ganz am Ende sieht dann so aus:
Ach ja, die Füße: aus irgendeinem Grund waren unter den Boxen M6 Gewinde angebracht. Dafür habe ich simple Schraubfüsse besorgt.
Ich weiß, man kann mich jetzt durchaus fragen, warum ich so viel Aufwand da hinein stecke. Zunächst einmal war der Weg das Ziel. Ich beschäftige mich halt gerne mit Oberflächen (ist wohl eine Berufskrankheit als Tapetenhersteller).
Und zweitens hatte ich mit den AXTON wohl noch eine Rechnung aus den 90s offen. Sie stehen jetzt in meinem Büro und laufen parallel zu meinen Pioneer HPM 110 und beides hat seinen Reiz. Auf Dauer werde ich mich wahrscheinlich von einem der beiden Paare trennen. Mal sehen, welches das sein wird...
Ich finde, dass die AXTON für um die 100 Euro und ein "bisschen" Arbeit und Material, was ich hinein gesteckt habe, eine Menge bieten.
Deshalb wollte ich Euch das nicht vorenthalten. Und vielleicht ist das ja mal ein etwas anderer Ansatz...
Die Hoch- und Mittelton-Chassis erinnern mich sehr an MB Quart. Die Sicken der Mittel-/Tieftöner sind aus Schaumstoff. Machen bei meinem Paar aber einen tadellosen Eindruck (nachdem ich die eine wieder geklebt habe). Dafür, dass die Boxen mindestens 25 Jahre auf dem Buckel haben, finde ich das ganz passabel...
Muss mal mit Bildern der Boxen nach Hilden fahren. Die ACR-Jungs von damals haben dort weiter gemacht. Und die Marke AXTON gibt es auch noch (im Car-Hifi-Bereich).
So kam es, dass ich nach günstigen und guten Komponenten suchte. Zuerst wurde ich bei der Firma MIVOC fündig, die damals noch eine Repräsentanz in Solingen hatte. Dort wurde vergleichsweise sehr günstige Selbstbau-Boxen angeboten. Später tauchte die Marke bei Conrad & Co. auf und heute kennt man sie vor allem für preiswerte Subwoofer.
Damals war das noch eine kleine Firma mit Eigenvertieb. Die Boxen (kleine 2-Wege-Standboxen) waren zwar "lustig", aber da war noch Luft nach oben...
In Düsseldorf auf der Steinstraße gab es die Firma ACR. Dort wurden vornehmlich Systeme fürs Auto verkauft. AXTON war eine Tochterfirma von ACR und ich kannte die eigentlich von Chasis fürs Auto. In meinem Opel Vectra hatte ich in der Hutablage ein fettes System von Axton. Zum Glück hatte ich damit nie einen Unfall. Die Hutablage wäre sonst wild im Fahrzeug umher geflogen. Das hätte böse enden können...
Völlig unvermittelt bot Axton/ACR auch Lautsprecherboxen an, bei denen das Gehäuse dabei war und man das nur selbst zusammen bauen musste. Der Preis lag bei 1.000 DM und das versprach über dieser Preisklasse hinaus Qualität.
AXTON AX 80
Also habe ich mir diese Teile zugelegt und an einem Vormittag zusammen gebaut. Vom Klang war ich damals sehr begeistert und so blieben die Lautsprecher einige Jahre in meinem / später unserem Wohnzimmer. Was mich an den Boxen von Anfang gestört hat: Die Qualität war zwar insgesamt ok, aber das Furnier des Gehäuses war schon recht billig. So ein schwarzes Plastikfurnier in Holzoptik war schon in den 90s und in jungen Jahren schwer zu ertragen. Also habe ich damals überlegt, wie man das verschönern konnte. Meine Wahl fiel dabei auf einen Sprühlack in Steinoptik. Hört sich schlimm an, aber das funktionierte überraschend gut und sah um Klassen besser aus.
Erst als ich unbedingt Infinty Kappa 8.2 Serie II haben musste sind die AXTON in der Verwandschaft weiter gewandert und die Spur verlor sich irgendwann.
Irgendwie habe ich denen immer nachgetrauert. Vielleicht, weil es die ersten "guten" Boxen waren, vielleicht aber auch, weil die Infinity nicht wirklich besser waren (zumindest nicht im normalen Umfeld).
Neulich las ich einen Artikel, wo jemand seine Boxen auf ähnliche Weise selbst gebaut hat und diese nach vielen Jahren nachgekauft hat. Dabei fielen mir natürlich die AXTON wieder ein und so habe ich in der kleinen Bucht mal geschaut.... Natürlich gab es ein Paar in erreichbarer Nähe zu einem akzeptablen Preis. Ich dachte, für 100 Euro kann man ja nichts falsch machen und mal sehen, wo mich das hinführt...
Da ich die Boxen mit einem Smart transportieren wollte, ging es erst Mal ans ausmessen. Mit umgeklappten Beifahrersitz sollte das eigentlich gehen...
Also habe ich mich mit dem Verkäufer geeinigt und habe die Boxen bei ihm aus dem Keller gezogen. Sein Vater hatte die wohl in den 90s gekauft und zusammen gebaut. Sie waren noch im Original-Zustand (siehe Bild oben). Abdeckungen gab es keine mehr, was mich aber auch nicht stört.
Also ab damit nach Hause und erst mal Bestandsaufnahme gemacht. Den Klang fand ich auch nach so vielen Jahren (und vielen anderen Erfahrungen) richtig gut. Für den Preis bekommt man richtig was geboten. Ob es wirklich "ein Lichtblick der 90er" im Bereich Lautsprecher ist, wie HiFi-Wiki das beschreibt, überlasse ich Euch, aber mich überzeugt das sofort. Saubere Höhen und Mitten und ein erstaunliches Fundament im Bass. So hatte ich das auch in Erinnerung. Echte Spaß-Lautsprecher...
Aber dieses Gehäuse...und diese Lautsprecheranschlüsse.... Das entspricht nicht mehr meinem heutigen Verständnis. Das Gehäuse fand ich ja damals schon schwierig.
Es wurde also der Plan entwickelt, was jetzt zu tun sei: Technisch schien ja so weit alles in Ordnung und beim Gehäuse musste ein "kreativer" Plan her. Sprühfarbe in Stein-Optik erschien mir zu simpel und das hatten wir ja schon mal. Ich dachte zunächst an Metall-Optik. Zufällig hatte ich in der Firma einen Prospekt bekommen, wo man Oberflächen in Betonoptik machen konnte. Das wäre es doch!
Nach ein wenig Recherche bin ich in einer Bastelecke des Internets auf ein Material gestoßen, mit dem man einen Betonstruktur selbst machen kann. Gedacht war das eigentlich für kleinere Flächen, aber es hörte sich ganz interessant an.
Dafür mussten folgende Arbeitsschritte ausgeführt werden:
- Ausbau der Chassis
Bei der Gelegenheit habe ich festgestellt, dass eine Sicke sich gelöst hatte. mit ein bisschen Kleber war das aber schnell behoben.
- Schleifen des Gehäuses
Erst 120er, dann 240er Schleifpapier
- Erstes aufbringen der "Betonmasse" mit einem Pinsel als "Voranstrich"
- Als nächstes wird die "Betonmasse" mit einem Spachtel flächendeckend aufgetragen. Dabei darf soll ruhig eine unregelmäßige Fläche entstehen.
Dabei stellte ich fest, dass ich 6 Pakete (statt 2) von dem Material brauchte. War aber innerhalb eines Tages nachgeliefert.
- Die aufgetragene Fläche wird mit einem nassen Schwamm abgetupft. Dabei verflacht das Unregelmäßige etwas, Löcher werden geschlossen und es entsteht eine schöne Oberfläche
Das Ganze lässt man dann einen Tag trocknen. Die Masse wird steinhart und hat eine feste Verbindung zum Gehäuse. Die Farbe ist allerdings eher hellblau als grau. An der Stelle habe habe ich gedacht: das wird nichts! Aber es fehlten ja noch 2 Schritte:
- Wiederum mit einem Schwamm (der dabei war) verreibt man vollflächig erst eine dunkelgraue Acrylfarbe. Diese setzt sich dunkel in die Vertiefungen und bleibt hell an der Oberfläche.
Dabei verfärbt sich das Material tatsächlich in einen authentischen Betonfarbton.
- Wenn das getrocknet ist geht man mit einem weißen/transparenten Acryl wieder mit einem Schwamm vollflächig darüber.
Das weicht den Kontrast etwas auf und bringt eine zusätzliche Farbe auf die Fläche.
Als letztes habe ich alles zusammen gebaut und ein neues Lautsprecher-Terminal angelötet (von den simplen Klemm- auf Schraub- und Banana-Anschlüsse)
Ganz am Ende sieht dann so aus:
Ach ja, die Füße: aus irgendeinem Grund waren unter den Boxen M6 Gewinde angebracht. Dafür habe ich simple Schraubfüsse besorgt.
Ich weiß, man kann mich jetzt durchaus fragen, warum ich so viel Aufwand da hinein stecke. Zunächst einmal war der Weg das Ziel. Ich beschäftige mich halt gerne mit Oberflächen (ist wohl eine Berufskrankheit als Tapetenhersteller).
Und zweitens hatte ich mit den AXTON wohl noch eine Rechnung aus den 90s offen. Sie stehen jetzt in meinem Büro und laufen parallel zu meinen Pioneer HPM 110 und beides hat seinen Reiz. Auf Dauer werde ich mich wahrscheinlich von einem der beiden Paare trennen. Mal sehen, welches das sein wird...
Ich finde, dass die AXTON für um die 100 Euro und ein "bisschen" Arbeit und Material, was ich hinein gesteckt habe, eine Menge bieten.
Deshalb wollte ich Euch das nicht vorenthalten. Und vielleicht ist das ja mal ein etwas anderer Ansatz...
Die Hoch- und Mittelton-Chassis erinnern mich sehr an MB Quart. Die Sicken der Mittel-/Tieftöner sind aus Schaumstoff. Machen bei meinem Paar aber einen tadellosen Eindruck (nachdem ich die eine wieder geklebt habe). Dafür, dass die Boxen mindestens 25 Jahre auf dem Buckel haben, finde ich das ganz passabel...
Muss mal mit Bildern der Boxen nach Hilden fahren. Die ACR-Jungs von damals haben dort weiter gemacht. Und die Marke AXTON gibt es auch noch (im Car-Hifi-Bereich).
Gruss
Michael
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Michael
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