16.12.2012, 20:47
Boyz,
kürzlich habe ich von Siamac diesen fetten JVC-Brocken bekommen - von den Abmaßen ist er fast schon ein Monsterreceiver !
Technisch war der Receiver ziemlich tot - Skalenbeleuchtung komplett dunkel und der Verstärker gab auch keinen Mucks von sich.
Die Front des JRS-400 ist sehr interessant gestaltet - optisch unterscheidet er sich ziemlich stark von der japanischen Konkurrenz seiner Entstehungszeit - das Design wirkt eher europäisch.
Hinter einer Plexiglascheibe links verbergen sich vier, normalerweise blau beleuchtete Zeigerinstrumente - zwei für Ratiomitte und Feldstärke sowie zwei Leistungsanzeigen für den Verstärkerteil.
Dieser ist nicht gerade schlapp - die Sinusleistung des JVC soll 2x 100 Watt betragen. Wer den Gehäusedeckel abnimmt, glaubt das sofort - links im Gehäuse thront ein wahrlich gewaltiger Netztrafo mitsamt 20.000 uF Siebung. Die gesamte Gehäuserückseite wird von den beiden Stereoendstufen eingenommen - pro Kanal kommen 4 dicke Transistoren im TO-3 Gehäuse zum Einsatz.
Der Tunerteil des Receivers empfängt UKW und Mittelwelle - die Senderabstimmung arbeitet mit einem liegend eingebauten Schwungrad ähnlich des MARANTZ Gyro-Touch Systems.
Die rechte Seite der Frontplatte wird dominiert von dem JVC-eigenen SEA-Fünffach-Equalizer ( zum Glück abschaltbar ) und zwei großen, sehr leichtgängigen Schiebereglern für Lautstärke und Balance.
Die Wahl der Eingänge,Lautsprecher, Filter, Monitor etc geschieht mittels einer langen Reihe silberner Druckschalter - die sich unten fast über die komplette Breite der Frontplatte erstrecken.
Entschuldigt bitte die schlechte Bildqualität, Boyz, die Pics sind vorhin bei sehr schlechtem Licht entstanden - ich liefere noch bessere Pics bei Tageslicht nach.
Zuerst habe ich mich darangemacht, den Verstärkerteil zu reparieren.
Ohne Schaltbild bzw Service-Manual habe ich so angefangen, wie ich es immer tue - Deckel ab und erstmal alles in Ruhe ansehen. Die Sicherungen - fünf Stück links vorne links im Gerät, sahen alle gut aus. Siamac hatte gesagt, der JVC ließe sich nicht einschalten - ok, dann muß er das ja versucht haben und wenn ich es jetzt auch tue, wird wohl nix Zusätzliches abrauchen.
Also eingeschaltet - nur ganz kurz für einen Moment und sofort wieder aus - keine Rauchzeichen ! Aha, also nochmal, diesmal einige Sekunden - nix tut sich - die Skalenbeleuchtung ist tot - nur leichtes Brummen des Trafos ist beim Einschalten zu hören.
Jetzt messe ich die Spannung für die Instrumentenbeleuchtung - 12 Volt Wechselspannung - oh, dann sind wohl alle Lämpchen hinüber.
So isses - nicht so wild, das mache ich später, falls ich den Amp wieder hinkriege.
Dort tut sich nix - das Relais schaltet nicht durch - mal sehen, ob die Spannungen da sind. Auf dem Trafo ist seitlich ein Aufkleber angebracht - er liefert unter anderem 2x 36 Volt - das ist erfahrungsgemäß für den Verstärkerteil. Hinter der Gleichrichtung müßte dann normalerweise etwa +/- 36 Volt DC x 1,4 zu messen sein, also rund 50 Volt. Stimmt - die Rechnung im Kopf war richtig - ich messe Werte von etwa 50 Volt positiver und negativer Versorgungsspannung an den dicken Endtransistoren.
Danach schalte ich sofort wieder aus und messe die Endtransen, 4 Stück pro Kanal, einzeln durch. Vorher schaue ich mir die Platinen von oben und unten genau an. Beim JVC lassen sich die Endstufen für den linken und rechten Kanal als getrennte Blöcke inklusive Kühlkörpern einzeln herausnehmen - man muß nur einige Schrauben lösen - das ist gut und bequem gelöst. Bequem für mich - der rechte Endstufenblock ist total versifft - sieht aus, als sei mal Flüssigkeit ausgelaufen oder Kasten hat feucht gestanden.
Jeder Endtransistor lässt sich nach dem Lösen von zwei Schrauben einzeln vom Kühlkörper herunternehmen und außerhalb der Schaltung durchmessen - Fazit - alle 8 sind ok.
Die Platinen des JRS-400 sind durchgehend beschriftet - jedes Bauteil ist einzeln nach Schaltplan durchnummeriert - bei den Transistoren sind zusätzlich die 3 Anschlußbeinchen mit B (Basis), C (Collector) und E (Emitter) gekennzeichnet - das ist klasse, längst nicht jeder Hersteller ist da so penibel.
Ich habe zwar kein Schaltbild, aber mit der einwandfreien Beschriftung der Bauteile kommt man schon gut ohne aus. Beim JVC liegen die Bauteile des Verstärkerteils des linken und rechten Kanals immer eine Zahl auseinander.
Beispiel : Widerstand R 101 des Linken Kanals entspricht R 102 des rechten Kanals. So kann man alle Bauteile links/rechts prima vergleichen und durchmessen.
Habe ich schon gesagt, daß mir der JVC sehr gut gefällt ?
Ich schaue mir jetzt die optisch versiffte Endstufe sehr genau an. Mir fällt auf, daß eine Diode nicht an dem Platz sitzt, an dem sie sitzen sollte - ein Vergleich mit dem anderen Kanal zeigt - dort ist sie drin !
Ach - die Anschlussbeinchen sind abgekniffen oder durchgerostet - jetzt messe ich alle in der Nähe liegenden Bauteile durch, zuerst die Transistoren - Ergebnis : zwei kleine 2SA 872 sind defekt, der eine hat Kurzschlüsse, beim anderen sind dagegen gar keine Durchgänge meßbar - btw, ich messe übrigens seit Jahr und Tag mit einem alten Analogmessgerät mit riesigem Zeiger-Instrument von Kamoden/Japan.
Ich ersetze die beiden Transistoren durch gebrauchte 2SA872 aus Schlachtgeräten, ebenso die fehlende Diode. Darüberhinaus finde ich noch einen toten Widerstand - auch wölbt sich die Folie über zwei benachbarten Elkos schon verdächtig, die ersetze ich kurzerhand ebenfalls - auch im anderen Kanal ist einer von denen schon fast nackig, den werde ich später auch ersetzen.
Weiter finde ich erstmal nix - beide Seiten messen sich bei ausgeschaltetem Gerät jetzt fast gleich, d.h. ich messe alle Transistoren mit dem Ohmmeter einzeln durch und vergleiche sofort mit dem anderen Kanal.
Eins von den Einstellpotis für die DC-Balance sieht noch ziemlich verrottet aus - ich schaue in der Grabbelkiste nach , yepp, 470 Ohm finde ich auf Anhieb - also getauscht, optisch in etwa so justiert wie das alte Teil.
Dann, beide Kanäle messen sich, wie schon gesagt, ziemlich gleich, ein erstes Einschalten...
Keine Rauchzeichen - aber sofort wieder aus.
Zweiter Versuch - etwas länger - nach 2 oder 3 Sekunden... KLICK - das Relais schaltet die Ausgänge frei ! Yeeaaaah !
Jetzt mal probeweise einen KH angeschlossen - ein Stück Draht an den Antennenanschluß - wieder einschalten, einen Sender abgestimmt , die TUNING-Instrumente bewegen sich , UKW scheint zu funzen. trotzdem höre ich nix. Alle Schalter stehen richtig...
Ein Blick auf die Rückseite - aaaahhh, der JVC hat PRE/MAIN-Buchsen - ein Schalter zum Auftrennen liegt aber nicht daneben, also gehören steckbare Brücken in die Buchsen - ja neee, iss klar, die fehlen natürlich also ein kurzes Cinchkabel hinein, um Vor- und Endstufe zu verbinden...
Jetzt löppt er, ich höre nach dem Vorsichtigen Bewegen des Schiebereglers für die Lautstärke wahrhaftig Musik - klasse !
So, Boyz , für heute ist´s gut - hier noch einige, wie schon gesagt, miese Bilder - morgen geht´s weiter !
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Frank
kürzlich habe ich von Siamac diesen fetten JVC-Brocken bekommen - von den Abmaßen ist er fast schon ein Monsterreceiver !
Technisch war der Receiver ziemlich tot - Skalenbeleuchtung komplett dunkel und der Verstärker gab auch keinen Mucks von sich.
Die Front des JRS-400 ist sehr interessant gestaltet - optisch unterscheidet er sich ziemlich stark von der japanischen Konkurrenz seiner Entstehungszeit - das Design wirkt eher europäisch.
Hinter einer Plexiglascheibe links verbergen sich vier, normalerweise blau beleuchtete Zeigerinstrumente - zwei für Ratiomitte und Feldstärke sowie zwei Leistungsanzeigen für den Verstärkerteil.
Dieser ist nicht gerade schlapp - die Sinusleistung des JVC soll 2x 100 Watt betragen. Wer den Gehäusedeckel abnimmt, glaubt das sofort - links im Gehäuse thront ein wahrlich gewaltiger Netztrafo mitsamt 20.000 uF Siebung. Die gesamte Gehäuserückseite wird von den beiden Stereoendstufen eingenommen - pro Kanal kommen 4 dicke Transistoren im TO-3 Gehäuse zum Einsatz.
Der Tunerteil des Receivers empfängt UKW und Mittelwelle - die Senderabstimmung arbeitet mit einem liegend eingebauten Schwungrad ähnlich des MARANTZ Gyro-Touch Systems.
Die rechte Seite der Frontplatte wird dominiert von dem JVC-eigenen SEA-Fünffach-Equalizer ( zum Glück abschaltbar ) und zwei großen, sehr leichtgängigen Schiebereglern für Lautstärke und Balance.
Die Wahl der Eingänge,Lautsprecher, Filter, Monitor etc geschieht mittels einer langen Reihe silberner Druckschalter - die sich unten fast über die komplette Breite der Frontplatte erstrecken.
Entschuldigt bitte die schlechte Bildqualität, Boyz, die Pics sind vorhin bei sehr schlechtem Licht entstanden - ich liefere noch bessere Pics bei Tageslicht nach.
Zuerst habe ich mich darangemacht, den Verstärkerteil zu reparieren.
Ohne Schaltbild bzw Service-Manual habe ich so angefangen, wie ich es immer tue - Deckel ab und erstmal alles in Ruhe ansehen. Die Sicherungen - fünf Stück links vorne links im Gerät, sahen alle gut aus. Siamac hatte gesagt, der JVC ließe sich nicht einschalten - ok, dann muß er das ja versucht haben und wenn ich es jetzt auch tue, wird wohl nix Zusätzliches abrauchen.
Also eingeschaltet - nur ganz kurz für einen Moment und sofort wieder aus - keine Rauchzeichen ! Aha, also nochmal, diesmal einige Sekunden - nix tut sich - die Skalenbeleuchtung ist tot - nur leichtes Brummen des Trafos ist beim Einschalten zu hören.
Jetzt messe ich die Spannung für die Instrumentenbeleuchtung - 12 Volt Wechselspannung - oh, dann sind wohl alle Lämpchen hinüber.
So isses - nicht so wild, das mache ich später, falls ich den Amp wieder hinkriege.
Dort tut sich nix - das Relais schaltet nicht durch - mal sehen, ob die Spannungen da sind. Auf dem Trafo ist seitlich ein Aufkleber angebracht - er liefert unter anderem 2x 36 Volt - das ist erfahrungsgemäß für den Verstärkerteil. Hinter der Gleichrichtung müßte dann normalerweise etwa +/- 36 Volt DC x 1,4 zu messen sein, also rund 50 Volt. Stimmt - die Rechnung im Kopf war richtig - ich messe Werte von etwa 50 Volt positiver und negativer Versorgungsspannung an den dicken Endtransistoren.
Danach schalte ich sofort wieder aus und messe die Endtransen, 4 Stück pro Kanal, einzeln durch. Vorher schaue ich mir die Platinen von oben und unten genau an. Beim JVC lassen sich die Endstufen für den linken und rechten Kanal als getrennte Blöcke inklusive Kühlkörpern einzeln herausnehmen - man muß nur einige Schrauben lösen - das ist gut und bequem gelöst. Bequem für mich - der rechte Endstufenblock ist total versifft - sieht aus, als sei mal Flüssigkeit ausgelaufen oder Kasten hat feucht gestanden.
Jeder Endtransistor lässt sich nach dem Lösen von zwei Schrauben einzeln vom Kühlkörper herunternehmen und außerhalb der Schaltung durchmessen - Fazit - alle 8 sind ok.
Die Platinen des JRS-400 sind durchgehend beschriftet - jedes Bauteil ist einzeln nach Schaltplan durchnummeriert - bei den Transistoren sind zusätzlich die 3 Anschlußbeinchen mit B (Basis), C (Collector) und E (Emitter) gekennzeichnet - das ist klasse, längst nicht jeder Hersteller ist da so penibel.
Ich habe zwar kein Schaltbild, aber mit der einwandfreien Beschriftung der Bauteile kommt man schon gut ohne aus. Beim JVC liegen die Bauteile des Verstärkerteils des linken und rechten Kanals immer eine Zahl auseinander.
Beispiel : Widerstand R 101 des Linken Kanals entspricht R 102 des rechten Kanals. So kann man alle Bauteile links/rechts prima vergleichen und durchmessen.
Habe ich schon gesagt, daß mir der JVC sehr gut gefällt ?
Ich schaue mir jetzt die optisch versiffte Endstufe sehr genau an. Mir fällt auf, daß eine Diode nicht an dem Platz sitzt, an dem sie sitzen sollte - ein Vergleich mit dem anderen Kanal zeigt - dort ist sie drin !
Ach - die Anschlussbeinchen sind abgekniffen oder durchgerostet - jetzt messe ich alle in der Nähe liegenden Bauteile durch, zuerst die Transistoren - Ergebnis : zwei kleine 2SA 872 sind defekt, der eine hat Kurzschlüsse, beim anderen sind dagegen gar keine Durchgänge meßbar - btw, ich messe übrigens seit Jahr und Tag mit einem alten Analogmessgerät mit riesigem Zeiger-Instrument von Kamoden/Japan.
Ich ersetze die beiden Transistoren durch gebrauchte 2SA872 aus Schlachtgeräten, ebenso die fehlende Diode. Darüberhinaus finde ich noch einen toten Widerstand - auch wölbt sich die Folie über zwei benachbarten Elkos schon verdächtig, die ersetze ich kurzerhand ebenfalls - auch im anderen Kanal ist einer von denen schon fast nackig, den werde ich später auch ersetzen.
Weiter finde ich erstmal nix - beide Seiten messen sich bei ausgeschaltetem Gerät jetzt fast gleich, d.h. ich messe alle Transistoren mit dem Ohmmeter einzeln durch und vergleiche sofort mit dem anderen Kanal.
Eins von den Einstellpotis für die DC-Balance sieht noch ziemlich verrottet aus - ich schaue in der Grabbelkiste nach , yepp, 470 Ohm finde ich auf Anhieb - also getauscht, optisch in etwa so justiert wie das alte Teil.
Dann, beide Kanäle messen sich, wie schon gesagt, ziemlich gleich, ein erstes Einschalten...
Keine Rauchzeichen - aber sofort wieder aus.
Zweiter Versuch - etwas länger - nach 2 oder 3 Sekunden... KLICK - das Relais schaltet die Ausgänge frei ! Yeeaaaah !
Jetzt mal probeweise einen KH angeschlossen - ein Stück Draht an den Antennenanschluß - wieder einschalten, einen Sender abgestimmt , die TUNING-Instrumente bewegen sich , UKW scheint zu funzen. trotzdem höre ich nix. Alle Schalter stehen richtig...
Ein Blick auf die Rückseite - aaaahhh, der JVC hat PRE/MAIN-Buchsen - ein Schalter zum Auftrennen liegt aber nicht daneben, also gehören steckbare Brücken in die Buchsen - ja neee, iss klar, die fehlen natürlich also ein kurzes Cinchkabel hinein, um Vor- und Endstufe zu verbinden...
Jetzt löppt er, ich höre nach dem Vorsichtigen Bewegen des Schiebereglers für die Lautstärke wahrhaftig Musik - klasse !
So, Boyz , für heute ist´s gut - hier noch einige, wie schon gesagt, miese Bilder - morgen geht´s weiter !
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Frank