01.05.2023, 20:02
Da das mit den Messungen auf eine positive Resonanz gestoßen ist fange ich einfach mal mit den Sachen die ich noch auf dem Rechner habe an.
Letztes Jahr hatte ich die Möglichkeit kostengünstig defekte Geithain ITS364 Tonsäulen zu kaufen. Also gesagt getan und nach kurzem Auseinanderbau kamen dann auch die 8-Zoll Lautsprecher mit bröseliger Gummisicke zum Vorschein.
Normalerweise sind die Gitter noch mit Schaumstoff für PA Lautsprecher beklebt, aber dieser ist auch den Weg aller Dinge gegangen und bestand letztendlich nur noch aus einer bröseligen klebrigen Masse. Eigentlich nicht sehr hochwertig, aber bei den neueren Modell hat Geithain in Bezug darauf ja nachgebessert und verbaut Gummisicken und andere Frontbespannungen.
Auf der anderen Seite sorgt das natürlich auch für einen stetigen Strom an kaputtem Geraffel, was die Theater oder der ÖRR los werden müssen.
Diese Lautsprecher stammen vermutlich aus den frühen 90er Jahren.
Also erstmal der übliche Ablauf aus Putzen... Kleben... Zentrieren... Kleben... Testen
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Im ausgebauten Zustand zeigt sich, warum die Lautsprecher schwer wie blei sind. Die verbauten Chassis haben einen 140x50mm Magneten bei einem Durchmesser von 200mm.
Ich habe mal ein bisschen gesucht und die einzigen aktuellen Chassis mit ähnlich gigantischem Antrieb sind Scanspeak Revelator woofer.
Besonders lustig wird es, wenn man die Chassis neben RFT L2911 Lautsprecher aus z.B. Rema toccata legt. Die Verwandtschaft ist erkennbar, jedoch ist das einzige Gleichteil die Dustcap. Korb, Magnet, Zentriespinne, Sicke und Membran sind vollständig anders und erinnern eher an einen hochskalierten L7102.
[url=https://postimg.cc/w3fpdh7z]
Nach der Reparatur war dann das Messen dran.
Die Folgenden Messungen habe ich in meinem Garten gemacht.
Die Messungen sind nicht gefenstert und mein Mikrofon war zum damaligen Zeitpunkt noch nicht kalibriert.
alles unter 200Hz ist also eher eine grobe Schätzung und das leichte Gezappel im Frequenzgang kann auch auf von Reflektionen oder Mikrofonfehlern stammen.
Ich werde demnächst nochmal kalibrierte Messungen nachreichen, aber hier erkennt man schon sehr schön, warum sich diese Lautsprecher von 99% der verkauften Lautsprechern unterscheiden.
Die Gehäuse der Mittel-Tieftöner sind nicht Geschlossen oder Bassreflex sondern vielmehr handelt es sich um Rückseitig bedämpfte Dipole, ähnlich wie in den Studiomonitoren der K-Serie. Die Bedämpung verlangsamt die rückseitig austretende Schallwelle und sorgt so für Schallauslöschung hinter dem Lautsprecher (vereinfacht gesprochen).
Da es sich prinzipiell um einen Dipol handelt bestimmt die Pfaddifferenz zwischen hinterer und vorderer Welle den Bass roll-off.
Diese Lautsprecher sind eher wie Pa-Tops zum Betrieb mit Subwoofer Unterstützung gedacht.
Das horizontale Bündelungsverhalten ist eigentlich ziemlich großartig. Die Bündelung beginnt gleichmäßig bei 400Hz, was eigentlich eher 15-zoll bässen entspricht und das Constant directivity Horn sorgt für ein relativ gleichmäßiges 90° Fenster. Besondern faszinierend finde ich, dass der Frequenzgang hinter dem Lautsprecher relativ linear 20db unter dem Frequenzgang vor dem Lautsprecher liegt.
In der vertikalen zeigt sich das Problem von großen Treiberabständen und hoher Trennfrequenz.
Unter Winkeln zeigen sich starke Kammfiltereffekte welche auch mit so einer Treiberanordnung unvermeidbar sind. Jedoch ist es schlimmer als es aussieht. Wie man sieht ändert sich die Frequenz des Einbruches mit dem Winkel. Die Gesammtenergieabgabe ist also trotzdem gleichmäßig.
So das war es so weit erstmal. Nächste Woche sollte mein Messmikrofon vom kalibrieren zurück sein und dann werde ich hier noch ein bisschen weitermachen.
Ansonsten würde es mich freuen wenn andere Leute ihre Geithain Tonsäulen hier auch posten.
Ich finde es immer wieder spannend zu sehen wie Joachim Kiesler verschiedenste Konzepte aufgegriffen hat um das Rundstrahlverhalten von Lautsprechern zu beeinflussen lange bevor es Mainstream war.
Letztes Jahr hatte ich die Möglichkeit kostengünstig defekte Geithain ITS364 Tonsäulen zu kaufen. Also gesagt getan und nach kurzem Auseinanderbau kamen dann auch die 8-Zoll Lautsprecher mit bröseliger Gummisicke zum Vorschein.
Normalerweise sind die Gitter noch mit Schaumstoff für PA Lautsprecher beklebt, aber dieser ist auch den Weg aller Dinge gegangen und bestand letztendlich nur noch aus einer bröseligen klebrigen Masse. Eigentlich nicht sehr hochwertig, aber bei den neueren Modell hat Geithain in Bezug darauf ja nachgebessert und verbaut Gummisicken und andere Frontbespannungen.
Auf der anderen Seite sorgt das natürlich auch für einen stetigen Strom an kaputtem Geraffel, was die Theater oder der ÖRR los werden müssen.
Diese Lautsprecher stammen vermutlich aus den frühen 90er Jahren.
Also erstmal der übliche Ablauf aus Putzen... Kleben... Zentrieren... Kleben... Testen
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Im ausgebauten Zustand zeigt sich, warum die Lautsprecher schwer wie blei sind. Die verbauten Chassis haben einen 140x50mm Magneten bei einem Durchmesser von 200mm.
Ich habe mal ein bisschen gesucht und die einzigen aktuellen Chassis mit ähnlich gigantischem Antrieb sind Scanspeak Revelator woofer.
Besonders lustig wird es, wenn man die Chassis neben RFT L2911 Lautsprecher aus z.B. Rema toccata legt. Die Verwandtschaft ist erkennbar, jedoch ist das einzige Gleichteil die Dustcap. Korb, Magnet, Zentriespinne, Sicke und Membran sind vollständig anders und erinnern eher an einen hochskalierten L7102.
[url=https://postimg.cc/w3fpdh7z]
Nach der Reparatur war dann das Messen dran.
Die Folgenden Messungen habe ich in meinem Garten gemacht.
Die Messungen sind nicht gefenstert und mein Mikrofon war zum damaligen Zeitpunkt noch nicht kalibriert.
alles unter 200Hz ist also eher eine grobe Schätzung und das leichte Gezappel im Frequenzgang kann auch auf von Reflektionen oder Mikrofonfehlern stammen.
Ich werde demnächst nochmal kalibrierte Messungen nachreichen, aber hier erkennt man schon sehr schön, warum sich diese Lautsprecher von 99% der verkauften Lautsprechern unterscheiden.
Die Gehäuse der Mittel-Tieftöner sind nicht Geschlossen oder Bassreflex sondern vielmehr handelt es sich um Rückseitig bedämpfte Dipole, ähnlich wie in den Studiomonitoren der K-Serie. Die Bedämpung verlangsamt die rückseitig austretende Schallwelle und sorgt so für Schallauslöschung hinter dem Lautsprecher (vereinfacht gesprochen).
Da es sich prinzipiell um einen Dipol handelt bestimmt die Pfaddifferenz zwischen hinterer und vorderer Welle den Bass roll-off.
Diese Lautsprecher sind eher wie Pa-Tops zum Betrieb mit Subwoofer Unterstützung gedacht.
Das horizontale Bündelungsverhalten ist eigentlich ziemlich großartig. Die Bündelung beginnt gleichmäßig bei 400Hz, was eigentlich eher 15-zoll bässen entspricht und das Constant directivity Horn sorgt für ein relativ gleichmäßiges 90° Fenster. Besondern faszinierend finde ich, dass der Frequenzgang hinter dem Lautsprecher relativ linear 20db unter dem Frequenzgang vor dem Lautsprecher liegt.
In der vertikalen zeigt sich das Problem von großen Treiberabständen und hoher Trennfrequenz.
Unter Winkeln zeigen sich starke Kammfiltereffekte welche auch mit so einer Treiberanordnung unvermeidbar sind. Jedoch ist es schlimmer als es aussieht. Wie man sieht ändert sich die Frequenz des Einbruches mit dem Winkel. Die Gesammtenergieabgabe ist also trotzdem gleichmäßig.
So das war es so weit erstmal. Nächste Woche sollte mein Messmikrofon vom kalibrieren zurück sein und dann werde ich hier noch ein bisschen weitermachen.
Ansonsten würde es mich freuen wenn andere Leute ihre Geithain Tonsäulen hier auch posten.
Ich finde es immer wieder spannend zu sehen wie Joachim Kiesler verschiedenste Konzepte aufgegriffen hat um das Rundstrahlverhalten von Lautsprechern zu beeinflussen lange bevor es Mainstream war.