20.09.2014, 21:12
(17.09.2014, 22:05)bikehomero schrieb: [ -> ]Hier soll allen Hilfesuchenden zum Thema Receiver geholfen werden.
Als Receiver-Fan muss ich mal zurück zur ursprünglichen Vorgabe. Kann im Sinn der Fragestellung geholfen werden? "Who knows" hat Jimi Hendrix mal einen Song betitelt...
Ich hab nur sechs Vintage-Receiver und keiner davon ist das TOTL Modell des Herstellers im Produktionszeitraum (vom Sansui Eight mal abgesehen), aber sie machen mir alle viel Spass und klingen durch die Bank gut, allerdings auch teilweise unterschiedlich. Sicherlich hat sich im Verlauf der 70er auch die Klangphilosophie geändert. Dazu sollte man sich auch vor Augen führen, dass der währungsbedingte Kostendruck mit einhergehender "Abspeckung" der kleinen und mittleren Modelle mit gleichzeitiger, fast wahnwitziger "Aufrüstung" der jeweiligen Top-Modelle den Herstellern doch zusetzte und als Receiver Krieg (Receiver War) in die Sprachregelung einging, bis zum Niedergang manch kleineren Schmieden, die reine HiFi-Hersteller waren und kein anderes Standbein hatten (z.B. Sansui). Zudem haben neu verfügbare Techniken das Augenmerk doch hie und da eher zu Gunsten von Design gelenkt (z.B. mit den beliebten Vakuum-Fluoreszenzdisplays). Die Kosten dafür mussten zumindest bis zum mittleren Bereich ja irgendwo eingespart werden.
Ein Receiver - das UKW Arbeitstier?
Die Empfangsleistungen unterscheiden sich an meinem schwierigen Empfangsort (im Tal) ebenso, waren doch zu Beginn der 70er auch die Geräte direkt unter TOTL mit 4-fach Drehkos ausgestattet, später dann war doch mancher (minderwertige) 3-Gang Standard. Nicht erstaunlich, dass im eher dicht gedrängten FM-Frequenzband in Deutschland dann auch einheimische Receiver zum großen Teil die Nase vorn hatten. Ein Grundig RTV-400 von 1969 zeigt seiner im zeitlichen Umfeld gebauten fernöstlichen Konkurrenz, wie es geht. Ein SABA 9241 macht das gleiche 10 Jahre später wieder. Man kann aber den Japanern zu Gute halten, dass es im Hauptmarkt USA auf FM nicht so ankam, es gab (und gibt) in diesem Riesenland keine Sender auf direkt benachbarten Frequenzen. Klar sind ein Sequerra FM1 oder Sansui TU-9900 auch spitze, aber nicht besser und zu welchem Preis?
Dass die alten deutschen Receiver keinen Deut schlechter klingen, ist auch eine Tatsache. Mir selbst gefielen sie aber vor 35 oder 40 Jahren optisch nicht, sie sahen zu altbacken aus. Da machten die "Blackout" Skalen der Japaner doch viel mehr her. Die Zeit hat das alles für mich relativiert...
Wer sich heute für einen wirklich alten Receiver interessiert, sollte sich mMn klarmachen, dass bei verfügbaren Budget an erster Stelle der technische Zustand ausschlaggebend sein muss. D.h. lieber einen etwas "kleineren" entweder selbst oder durch einen Fachmann überholen lassen. Die "großen" können echt besch...eiden sein, wenn sie mit Macken behaftet sind und man sich dann die Aufarbeitung nicht leisten kann oder will.
Klar ist aber auch, dass ein Receiver immer einen Kompromiss darstellt. Wer kritische, niederohmige LS-Legenden antreiben will, nimmt dazu extrem stabile Endstufen wie Bose 1801 oder eine GAS Großtat wie Ampzilla.
Mit all diesem Geschwurbel will ich sagen: Wer einen Vintage Receiver will, soll sich nicht unter Druck setzen (lassen), manchmal ist weniger mehr. Es wird immer Zeitgenossen geben, die unruhig schlafen, wenn sie Musik unterhalb eines Monster-Receivers hören. Aber auch kleinere empfehlen sich vielfach mit sehr gutem Klang und können rundrum begeistern!
Als Beispiel dieser hier aus 1974: