Zurück zur Musik.
Ich mache gerade eine Phase durch, von der ich nie gedacht hätte, daß das möglich sein könnte.
Angefixt von der Steven Wilson-Erfahrung kürzlich bekam ich ja von unserem Trüffelschwein-Martin nebenbei den Kommentar, das klänge ja wie
CARAVAN, von denen ich vorher noch nie gehört hatte.
Nun muß man wissen, daß ich altersbedingt durch Punk, Wave und vor allem Elektronik sozialisiert bin, mich dem auch nach wie vor absulut zugehörig fühle und daher Kunstrock, Gitarrensoli und auch jegliche Schweinerock-Attribute als zutiefst hassenswert abgespeichert habe. Pink Floyd waren und sind bis heute die Geißel der Menschheit für mich.
Zu schrägen Experimenten und Soundreisen jedoch fühlte ich mich seit jeher hingezogen, auch ABBA haben sowas ja immer wieder gemacht, auch wenn das nicht gerade die Singleauskopplungen wurden.
Deswegen habe ich solche Bands, wenn sie mir in die Quere kamen (es waren nur zwei), auch immer am liebsten und auch langjährig mit meiner Mitarbeit unterstützt. Die Kombination der über-epischen Songstrukturen solcher Musiker mit meinem unverhohlen strikten Pop-Anspruch, der gern gnadenlos auf die Essenz zusammenstreicht und einigermaßen zielsicher überflüssiges Gegniedel und Längen wegrationalisieren kann, hat immer ganz gut funktioniert.
Dann kam also Steven Wilson, und die relevanten
Caravan hab ich mir natürlich sofort auch besorgt und direkt festgestellt, daß Martin auf den Punkt richtig lag und ich 'ne Menge davon als Zitate bei Wilson wiedergefunden habe, oder besser gesagt, die Originale bei
Caravan.
Die kurzzeitig extrem intensive Beschäftigung mit dem Œuvre des Herrn, der heute DIE Institution in diesem Genre darstellt, vor allem, weil er auch inzwischen so gut wie alle relevanten Werke von damals bereits im Auftrag der Erschaffer neu gemischt oder gemastert hat, bescherte mir ein paar weitere Namen, die ich natürlich seit Ewigkeiten kannte, aber bewußt noch nie einen Ton davon gehört habe, allen voran
Jethro Tull und
Camel.
Aus meinen als komplett Musikbesessener in Wochen und Monaten zu bemessenden Aufenthalten in Plattenläden kenne ich natürlich sogar auch alle Cover, was die Sache besonders skurril macht.
Und dank der 1-Cent-Angebote von ZOverstocks bei Amazon ist es heute unfaßbarerweise ja kein Problem, in kürzester Zeit und mit lächerlichem finanziellen Aufwand die komplette Discographie einer Band zu erstehen.
So geschehen erstmal mit Camel, nachdem ich für Jethro Tull aufgrund jahrzehntelanger Abneigung gegen Flötenspieler noch nicht so ganz bereit bin...obwohl ich neulich schon eine DoLP angeschafft habe. Die Folk-Anklänge nervten allerdings schon beim ersten Durchhören, so daß ich lieber erstmal weiter nach den Wurzeln gesucht habe.
Tja, was soll ich sagen...für Einige, namentlich euch, die ihr euch in diesem Thread tummelt, ist es natürlich keine Überraschung, aber mir zieht es die Schuhe aus.
Die Camel-Scheiben, besonders live, sind klar die Blaupause für all das, was ich bei Wilson höre und das mich so wegschießt.
Bis auf unsägliche, dem 80er-Zeitgeist geschuldete LinnDrum-Experimente (
Stationary Traveller) sind die ausnahmslos extrem geil. Besonders
The Snow Goose ist ein musikalisches Meisterwerk, knapp dahiner folgen gleichauf
Mirage und
Moonmadness.
Jetzt ist meine Welt gerade etwas am Schwanken, nicht schlimm, aber ich frage mich, was ich noch alles verpaßt habe durch die späte Geburt.
Das ist mal ganz großes Kino - und Andy Latimers Gitarrenton ist 100% der, den Wilson für sich ebenfalls angenommen hat.
Und jetzt wird's kompliziert, denn trotzdem ist 100%ig klar, daß mir
Genesis nienieniemals in Haus kommen werden, von
Pink Floyd gar nicht zu reden, denn die sind eben ganz klar NICHT SO, sondern völlig anders, was sich schon darin manifestiert, daß sie eben einem millionenfach größeren Publikum zugänglich waren und sind. Genauso wie
ELP oder
YES, das war mir immer schon zu süßlich, weswegen man mit
BJH, Mike Oldfield oder noch Schlimmerem auch erst gar nicht anfangen muß.
Ich muß da also zwangsläufig tiefer eintauchen, um klar unterscheiden zu können, warum Letztere widerlich sind,
Camel und
Caravan aber nicht.
Es heißt wie immer, die Subgenres zu verstehen, was dem Mainstream niemals gelingt - kenn ich natürlich schon aus allen anderen Richtungen die mir taugen, ist aber jedesmal ein Kampf, bis man es draufhat.
Ist hier jemand, der auch weiß, was ich meine und mir helfen kann ?
Muß ich, sollte ich zurück zu King Crimson ? Was gibt es, was brauche ich noch ? Oder war's das womöglich schon, ich bin bereits im Olymp angekommen und es geht nahtlos weiter mit Roxy Music, um nicht peinlich mainstreamig/schweinerockig zu werden?
Wer weiß mehr ?
Peace !
