27.12.2016, 11:55
Nochmals eine Lanze für die m.E. oft völlig unterbewerteten, aber deshalb auf dem Gebrauchtmarkt glücklicherweise meist preisgünstigen DGG-Platten. Habe über Weihnachten mal wieder in die Mahler-Aufnahmen von Kubelik und dem BR-Symphonieorchester reingehört, übrigens vor allem mit dem Transrotor Uccello Ref von Thomas, das sich sehr gut macht, und Mahler ist immer gut für Feiertage. Kubeliks Mahler - das sind solide gute Aufnahmen und Pressungen, aufgenommen Ende der 60er-/Anfang 70er Jahre. Wie gut manche Platte ist, merkt man auch, wenn man sie unmittelbar mit einer der CDs dieser Aufnahmen, die Ende der 80er erschienen, vergleicht. Während sich der erste Satz von Mahlers Dritter mit dem phänomenalen (sofern man Mahler mag...) Auftakt der Bläser von Platte anhört, wie man es besser nicht erwartet, klingt es von CD, sorry, es ist so, nicht mehr nach Holz und Blech, sondern nach Plastik und Kindertröten. Und diese CDs werden allgemein in zahlreichen Kritiken von Amazon bis sonst wo sogar zu den gelungeneren gezählt. Ich weiß nicht, ob die DGG inzwischen bessere Digitalisierungen hergestellt hat, kann gut sein.
Von der Qualität der Kubelik-Interpretationen nur am Rande, ist Geschmackssache. Trotzdem - Kubelik dirigiert für mich Mahler so flüssig, als hätte er nie was anderes gemacht. Da kommt der große Solti nicht ganz mit, der bei Mahler für meinen Geschmack stets etwas zu sehr auf Effekte und Dramatik setzt, irgendwie wartet man dann immer auf den nächsten "Hammer" anstatt zuzuhören. Vielleicht hat er sich bei den Aufnahmen auch von der Decca-Technik (ffss) dazu verführen lassen, wer weiß.
Und Bernstein, ein anderer hochgelobter Mahler-Interpret, ist zwar zweifellos auch richtig gut, schwankt aber für mich zwischen genialem Pop, den jedes Kind begreifen kann, und purem Stress, wenn er auch mal richtig dramatisch sein will. Immerhin muss ich zugeben, dass ich vor Jahren durch die Bernstein-Einspielungen auf CBS Mahler zum ersten Mal verstanden habe.
Viele Grüße - Frank
ps.: bei allen Beurteilungen von Dirigenten sollte man nicht vergessen, was ein guter Orchestermusiker dazu sagt, wenn er danach gefragt wird, was denn der große Maestro abends zu dirigieren gedenke - "keine Ahnung, aber wir spielen die Vierte von Brahms".
Von der Qualität der Kubelik-Interpretationen nur am Rande, ist Geschmackssache. Trotzdem - Kubelik dirigiert für mich Mahler so flüssig, als hätte er nie was anderes gemacht. Da kommt der große Solti nicht ganz mit, der bei Mahler für meinen Geschmack stets etwas zu sehr auf Effekte und Dramatik setzt, irgendwie wartet man dann immer auf den nächsten "Hammer" anstatt zuzuhören. Vielleicht hat er sich bei den Aufnahmen auch von der Decca-Technik (ffss) dazu verführen lassen, wer weiß.
Und Bernstein, ein anderer hochgelobter Mahler-Interpret, ist zwar zweifellos auch richtig gut, schwankt aber für mich zwischen genialem Pop, den jedes Kind begreifen kann, und purem Stress, wenn er auch mal richtig dramatisch sein will. Immerhin muss ich zugeben, dass ich vor Jahren durch die Bernstein-Einspielungen auf CBS Mahler zum ersten Mal verstanden habe.
Viele Grüße - Frank
ps.: bei allen Beurteilungen von Dirigenten sollte man nicht vergessen, was ein guter Orchestermusiker dazu sagt, wenn er danach gefragt wird, was denn der große Maestro abends zu dirigieren gedenke - "keine Ahnung, aber wir spielen die Vierte von Brahms".