Heute mal von mir ein Beitrag in Sachen:
Wie knacke ich eine verklebte Kassette?
Kurze Vorgeschichte: 2019 erstand ich The Doors – Weird Scenes Inside The Gold Mine. Das ist eine originale Compilation des Doppelalbums auf Vinyl und hier in Form von 2 Tapes. Diese Tapes sind augenscheinlich auch 1972 hergestellt worden - zu der Zeit, als auch die Compilation auf Vinyl erschienen ist.
Ok, 50 Jahre alte Tapes sind alt... sehr alt. Und darum ist mir gleich beim ersten Abspielen 2019 das Magnetband an der Klebung zum roten Vorband gerissen.
Verärgert stellte ich beide MC dann nur ins Regal, zum Angucken. 2020 habe ich dann mal Lust verspürt, das Gehäuse zu knacken. Beide Hälften sind verklebt, und das
sehr fest. No easy way.......
Mit Cutter tat sich gar nix. Also das Tape wieder zurück ins Regal, gibt ja Wichtigeres zu tun.
Heute nun, als ich beim Aufräumen ein defekt von Medimops geliefertes Tape entdeckte und dann doch nicht wegwerfen wollte hatte ich eine Eingebung. Eigentlich schaute bei diesem Band aus den 90ern nur das Band raus, ist also irgendwie durch den schmalen Spalt der Gehäusehälften neben dem Andruckfilz gerutscht, warum auch immer sowas passiert. Hatte ich kürzlich bei einem Mopsband schon einmal.
Ich vermute, die machen das absichtlich, damit man dann doch die Ausgabe als teurere Platte kauft.
Geht nicht, hab ich bereits seit Jahren.
Ich wollte also nur die Hälften leicht auseinanderpressen, um das Band wieder an die richtige Stelle zu fädeln. Da kam mir dann ein fantastisches
Spezialwerkzeug für solche Tätigkeiten in den Sinn: eine Zange aus alter Aufzucht, um Sicherungsringe oder Nutenringe zu spreizen. Das Spreizen gelang damit super und das Band ist wieder an Ort und Stelle.
Anm.: zum Schutz empfindlichen Materials habe ich je ein Stück Isolierung eines gängigen Stromkabels über den Spitzen angebracht
Und dadurch kam mir die olle 72er Doors-Kassette wieder in den Sinn. 4 Jahre Aufschub solch einer verantwortungsvollen Aufgabe zur Rettung alten Kulturguts sind genug!
Aus meinem Bestand an Schrott-MC griff ich eine heraus, die auch verklebt ist: Marianne Rosenberg (hi Bernd "timilia"!). Und ich habe die Marianne geknackt! Leider habe ich sie danach entsorgt, siehe auch der Witzethread.
Jedenfalls ergab sich eine Vorgehensweise, die auch nach einer weiteren Test-Knack-Kassette und danach der Doors "Weird..." zum Erfolg führte!
Und das ging so.......................
Man nehme einen Gummihammer und schlage mit (wirklich!) kräftigen Schlägen auf die Flanken/Außenseiten rundherum. Eine weiche Unterlage (bei mir Vinyl-Fußbodenbelag) ist ein muß! Gerne auch länger kloppen. Nein, da tut sich vermutlich noch nichts oder mit Glück öffnet sich eine Klebestelle. Kaputt geht das Gehäuse aber durch die Schläge nicht. Aber der Hammer ist nur die Vorbereitung.
Danach kommt die Spreizzange zum Einsatz: an den beiden oberen Öffnungen für die Bandsortenerkennung nacheinander ansetzen und vorsichtig drücken, bis das Gehäuse aufbricht. Dann gleiches Procedere unten, ganz außen in den Öffnungen nahe der Ecken. Bei meinen Tapes waren die verklebten Gehäuse damit bereits an allen 4 Stellen durch die Zangenspreizung geöffnet!
Jetzt kommt der schwierigere Teil: die Klebestellen an den längeren 4 schmalen Seiten. Wenn noch verklebt/geschlossen: entweder mit einem Spachtel oder stumpfen Messer (von den jetzt geöffneten Ecken angefangen) vorsichtig durchziehen und/oder leicht hebeln. Oder wieder es mit der Spreizzange weiter probieren. Beides hat bei meinen Tapes geklappt.
Sollte es sich zeigen, dass die Öffnung ihren eigenen, neuen Weg geht, also von der ursprünglichen Nahtstelle wegdriftet, dann empfiehlt sich der Einsatz eines Cutters. In die geöffnete Stelle einführen, an bzw. auf der Naht ansetzen und damit nur ein Stückchen den richtigen Weg vorgeben. Hier hilft zusätzlich auch ein leichter Schlag mit dem Gummihammer auf den Cutter.
Wichtig: aufpassen, dass nicht bei (teilweise oder ganz) geöffnetem Gehäuse das Magnetband rausfällt. Es könnte dann schwierig werden, es wieder zu "sortieren". Also bei allen Arbeiten mit der zweiten Hand die Gehäusehälften schön zusammenhalten.
Und jetzt die Bilder:
Zu Beginn (geschlossen)
Erste Ecke geknackt!
... und die zweite Ecke
Das Finale (die Gleitfolien haben schon sehr deutliche Abnutzung und werden ersetzt)
Bis auf wenige ganz kleine Stellen sind die beiden Hälften nur an ihren Klebestellen geöffnet.
Ich vermute, dass bei dieser Methode mit Verzicht auf den Cutter so gut wie nichts davon zu sehen ist.
Nach Reparatur des Bandes und Neuverklebung bin ich gespannt, wie es bei diesem Tape dann aussieht. Habe ja bereits einen Versuch mit Cuttermethode hinter mir. Die weiteren Reparaturarbeiten mache ich aber vermutlich erst in 3, 4 Jahren.
Dann folgt Teil 2 mit Bildern der frisch verklebten Kassette.