Old Fidelity - HiFi Klassiker Forum

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Ja, heute ist Sonntag und ich sitze hier in der Werkstatt und fertige gerade 100 Platinen an. Diese Platinen habe ich mir nach eigenem Entwurf ätzen und fräsen lassen, um damit Relais, die in vielen Geräten die Lautsprecher mit den Endstufen verbinden und die es aber leider nicht mehr zu kaufen gibt, mit anderen, durchaus erhältlichen, Relais zu ersetzen. Das ist sehr zeitraubend und deshalb opfere ich einen Sonntag. Das hier sind die Platinen:

[Bild: Adapterplatinen_Relais_04_14823_Niemegk.jpg]

Zuerst habe ich mir eine "Produktionsanlage" gebaut. in ein altes Brett sechs winzige Löcher gebohrt (0,8mm), dazu die Platine als Schablone benutzt.

[Bild: Adapterplatinen_Relais_01_14823_Niemegk.jpg]

In diese Löcher kommen die Stifte, die später in unsere Hifi-Geräte gelötet werden und dort in die vorhandenen Löcher des alten Relais.

[Bild: Adapterplatinen_Relais_010_14823_Niemegk.jpg]

Diese Stifte habe ich mit einem Seitenschneider von so genannten SIL-Steckverbindern abgeknipst, die für meine Zwecke die absolut korrekte Abmessungen haben. Die sehen zunächst so aus:

[Bild: Adapterplatinen_Relais_02_14823_Niemegk.jpg]

Nach dem Abknipsen der Einzelstifte hat man davon einen großen Haufen, für 100 Platinen benötige ich 600 Einzelstfte, also das dauert schon eine Weile...

[Bild: Adapterplatinen_Relais_03_14823_Niemegk.jpg]

Auf die sechs in den Löchern steckenden Stifte kann man nun passgenau die Platine stülpen:

[Bild: Adapterplatinen_Relais_05_14823_Niemegk.jpg]

Dann kann man die Stifte verlöten. Dabei wird nur das Holzbrett warm (nicht meine Finger) und ich kann in Ruhe löten, wobei die Stifte die ganze Zeit ruhig gehalten werden. Die Platinen sind übrigens durchkontaktiert, das bedeutet, die Leiterbahnen gehen von einer Seite zur anderen durch das Loch hindurch!

[Bild: Adapterplatinen_Relais_06_14823_Niemegk.jpg]

Die Stifte sind an den Lötstellen noch etwas zu lang und müssen daher mit dem Seitenschneider eingekürzt werden.

[Bild: Adapterplatinen_Relais_07_14823_Niemegk.jpg]

Dann ist die Platine fertig und kommt zu den anderen, die ich auf Vorrat anfertige.

[Bild: Adapterplatinen_Relais_08_14823_Niemegk.jpg]

Wenn ich ein solches Relais künftig ersetzen muss, dann benötige ich ein G2R-Relais (kann man überall, z.B. bei Conrad oder Reichelt bekommen) in der passenden Spannung (12, 24 oder 48 V) und löte dieses in die Platine ein.

[Bild: Adapterplatinen_Relais_09_14823_Niemegk.jpg]

Rechts daneben zum Vergleich mal das "alte" JC2-Relais, deren Fertigung Panasonic nach über 30 Jahren nunmehr eingestellt hat.

So, nun rasch weiter gelötet - schönen Sonntag noch!

Drinks
Tiptop die Idee Freunde
So ein neues Relais arbeitet seit kurzem in meiner Basic M1. Schön, dass unsere alten Kisten so weiter die Wohnung heizen dürfen LOL Wird nämlich ganz schön warm über dem Relais Floet

Gruß, Andreas

pebrom

Hi ab vor dieser Leistung, Armin.

Eine prima Idee; die künftigen Reparaturen werden es Dir danken, wenn Du im Bedarfsfalle nur noch in das Regal greifen musst. Dazu ist diese stupide Vorarbeit leider nötig, um die Dich hier wohl niemand beneidet.

Abgesehen von dem neu anzuschaffenden Seitenschneider...Lipsrsealed2

Gruß
Peter
Fleißig fleißig Armin Thumbsup Drinks
gute Idee Armin und auch von mir Hi ab für die Sonntagsarbeit Freunde
Danke, Bruno - nebenbei: spielt Dein SQR-8750 nun wieder richtig??

Drinks
na wie man sieht muss man nur gute Ideen haben...
Auf jeden Fall sichern solche Einfälle die Ersatzteilversorgung unserer Schätzchen Big Grin
So was habe ich für meinen SABA auch mal gebastelt. Deine sind nur viel professioneller Drinks

[Bild: saba17.jpg]
hm ja hier kann halt noch wirklich repariert werden und man bekommt nicht gesagt ne das lohnt nicht mehr
Armin wieder!Der Mann hat echt Ideen Oldie
Da sind unsere alten Schätze wirklich in guten Händen!
Immer weiter so und bis bald,

Gruß Carsten
Mittlerweile bin ich fertig, es waren sogar 150 Platinen (habe ich wohl durcheinander gebracht). Die Arbeiten haben sich noch bis tief in den gestrigen Montag hinein gezogen. Aber nun ist ein schöner Vorrat an Platinen vorhanden.

[Bild: Adapterplatinen_Relais_F1_14823_Niemegk.jpg]

[Bild: Adapterplatinen_Relais_F2_14823_Niemegk.jpg]

Drinks
Respekt! Clapping
Rechne die 150 Stück mal in Lötstellen um...Wahnsinn! Thumbsup

Beste Grüße
Marc
ja, ähm - 900? Tease

Drinks

idefix

Hut ab Hi
Armin, das ist ja eine wahnsinnige Fleißarbeit Hi
(04.09.2012, 06:08)casu schrieb: [ -> ]Armin wieder!Der Mann hat echt Ideen Oldie
.....

Er hat nicht nur die Ideen, er setzt sie auch um Oldie Drinks Thumbsup
Hi Armin,

tolle Arbeit, aber die Relais gibt es doch noch bei RS & Co, ich hab sie erst kürzlich bezogen!

Gruß... Uli
In welchen Spannungen, Uli?? In 12V und 24V haben wir sie auch noch am Lager - die 48V sind bereits alle. Nachbeziehen kann man sie nicht mehr. Alles was auf dem Markt ist, sind Restposten.

Diese Mitteilung haben wir vor ein paar Monaten von Panasonic bekommen, wo wir die Relais immer herbezogen haben.

[Bild: Panasonic_JC2.jpg]

Eventuell hat RS von dieser "last order"-Möglichkeit Gebrauch gemacht. Wir konnten uns das nicht leisten, die Mindestmenge pro Typ betrug 200 Stück, das hätte 600 Relais bedeutet, zum Preis von rund 7 Euro pro Stück (plus Mwst. und Versand). Soviel Geld haben wir nicht - dann muss sich halt andere Dinge ausdenken...

Drinks
Hi Armin!

Kann sein das RS da mehrere von gekauft hat... aber die letzten 7 Stück werden wohl nun nach diesem Beitrag auch sehr schnell weg sein:
[Bild: 48_V_Omron.jpg]
Falls es sie dann doch irgendwann nicht mehr gibt... verkaufst Du auch einzelne Platinen?

Gruß... Uli
Ehrlich gesagt habe ich darüber noch nicht nachgedacht.Denker

Drinks
Heute stelle ich Euch zwei Geräte der Marke SONY aus dem Jahr 1976 vor. Einmal den ST-A7B - extrem selten und ein Weltspitzentuner und dann passend dazu den EL-7, den besten Elcaset-Recorder den es von Sony gab.

Der ST-A7B ist ein 5-Gang-Drehko-Tuner der Spitzenklasse, der, seinerzeit ein absolutes Novum, einen Fequenzzähler mit digitaler Frequenzanzeige auszuweisen hatte. Die Anzeige wurde noch mit so genannten Minitrons realisiert, "richtige" Anzeigedisplays gab e damals halt noch nicht - man kann daran erkennen, wie mutig und der Zeit voraus Sony mt diesem Modell damals war. Der kleinere Bruder ST-A6B hatt noch zusätzlich Mittelwelle und kostete nur ein Drittel dessen, was Sony für den ST-A7B aufrief.

Defekt war die Anzeige, die nicht nur einige Digits nicht mehr anzeigen mochte, sondern auch immer wieder völligen Blödsinn anzeigte, indem Sie bei einer millimeterkleinen Bewegung z.B. von 88,5 auf 105,2 wechselte. Hier musste der Drehko gereinigt und neu abgeglichen werden und beide Platinen vom Zähler komplett nachgelötet werden - es wimmelte nur so von kalten Lötstellen.

[Bild: SONY_ST_A7_06_64560_Riedstadt.jpg]

Hier eine Innenansicht dieses Tuners. Links oben das Netzteil, darunter die Zählerplatine. Rechts oben der 5fach Drehko mit seiner blau-transparenten Abdeckung, darunter das FM-Teil (AM gibt es nicht) und die respektable Schwungmasse.

[Bild: SONY_ST_A7_07_64560_Riedstadt.jpg]


Hier der Drehko aus der Nähe.

[Bild: SONY_ST_A7_08_64560_Riedstadt.jpg]

Normalerweise sieht man alle die Platinen nicht, denn da gehören diese schwarzen Abdeckungen drüber. Daran kann man schon den hohen Preis und die Exklusivität ablesen.

[Bild: SONY_ST_A7_09_64560_Riedstadt.jpg]

So sieht der Tuner von aussen aus, passt zum Beispiel exakt zum bekannten TA-F6B.

[Bild: SONY_ST_A7_010_64560_Riedstadt.jpg]

[Bild: SONY_ST_A7_011_64560_Riedstadt.jpg]

[Bild: SONY_ST_A7_012_64560_Riedstadt.jpg]

Im letzten Bild sind die vier Minitrons gut zu sehen. Diese leuchten mit üblichen Glühlampenfäden (allerdings sehr langlebig) von denen 7 Stück vorhanden sind - es war eine der ersten 7-Segment-Anzeigen, die nicht auf Röhrenbasis (Nixie wie in älteren Revox-Tunern) arbeiteten. Da sitzt dann eine blau-grüne Folie davor und schon sieht das richtig gut aus.

[Bild: SONY_ST_A7_013_64560_Riedstadt.jpg]

Das ist der Anblick der Rückseite. Dort finden sich zwei Pegelsteller (rechter und linker Kanal) zum Angleichen - vorbildlich.
Ein wertbeständiger Tuner, der weltweit kaum ernsthafte Konkurrenz findet - und die Tuner, die dafür in Frage kommen, kann man an seinen zehn Fingern abzählen.

Das zweite Gerät ist ein Elcaset-Kassettendeck, das größte von Sony - der EL-7. Mit dieser großen Kassette wollten Sony, Teac und Technics gemeinsam die Lücke zwischen der Compactcassette und den open-reels füllen. Man wollte den Bedienkomfort der Kassette mit den auditiven Eigenschaften der Viertel-Zoll-Bänder kombinieren. Dies gelang eindrucksvoll, die Kassette mit dem Viertel-Zoll-Band läuft mit 9,5 cm/s und erreicht Frequenzgänge bis zu 27.000 Hz (nach DIN, bei -3dB immerhin noch 22.000 Hz) bei rund 60dB Dynamik (ohne Dolby!)- davon träumen selbst große Nakamichis vergebens. Aber das ist auch kein Wunder, denn hier ist rund 4mal soviel Platz auf dem Band, wie bei der Kompaktkassette. Leider setzte sich das System nicht so recht durch und wurde Ende 1980 bereits eingestellt. Das kleinere Modell Sony EL-5 hatte nur einen Motor und hielt mit seinen Rutschkupplungen meist nur wenige Monate durch, dann mussten diese ersetzt werden. Daher gab es schon früh keine Ersatzteile mehr und der EL-5 ist heute nur noch selten zu finden. Der große und viel teurere EL-7 war von vornherein schon selten, hatte dafür ein nahezu unkaputtbares Laufwerk mit drei Motoren. Die Teacs und Technics sind noch seltener zu finden.

Am vorliegenden Moell musste das Laufwerk instandgesetzt werden, obwohl es das "unkaputtbare" ist. Denn offenbar hat es viele Jahre unbenutzt herum gestanden - und so wollten sich einige Laufwerksteile nicht mehr so leichtgängig in ihre Positionen bewegen. Nachdem all das wieder leichtgängig war und zusätzlich alle Verschmutzungen beseitigt waren, lief auch alles wieder vorzüglich. Eine Probeaufnahme beeindruckte mit einer Qualität, die nicht an Kassette, sondern vielmehr an CD denken liess.

[Bild: SONY_EL_7_013_64560_Riedstadt.jpg]

[Bild: SONY_EL_7_014_64560_Riedstadt.jpg]

Hier mal der direkte Vergleich der Kassetten - ein ganz schöner Unterschied, oder?

[Bild: SONY_EL_7_07_64560_Riedstadt.jpg]

Hier ein Blick in das Innere des Gerätes, ein ziemlicher Kabelverhau, aber ein ultrasolides Laufwerk.

[Bild: SONY_EL_7_06_64560_Riedstadt.jpg]

Die beiden Schwungmassen werden von einem kräftigen Capstan-Motor angetrieben, darunter kann man die beiden Wickelmotore erkennen, die beide ohne Kupplung auskommen, da sie die Bandteller direkt antreiben.

[Bild: SONY_EL_7_012_64560_Riedstadt.jpg]

Hier ein Blick in das geöffnete Kassettenfach. Die Kassette steht bei diesem System auf dem Kopf, die Köpfe sind oben. Die beiden silbernen Kegel sind die Gummiandruckrollen.

[Bild: SONY_EL_7_08_64560_Riedstadt.jpg]

Das Gerät präsentiert sich ganz wie ein "normales" Kassettendeck, es ist lediglich wenige Zentimeter höher.

[Bild: SONY_EL_7_09_64560_Riedstadt.jpg]

[Bild: SONY_EL_7_010_64560_Riedstadt.jpg]

[Bild: SONY_EL_7_011_64560_Riedstadt.jpg]

Die Bedienung unterscheidet sich in keiner Weise von anderen Kassettendecks: Dolby, Bandsortenwahl, Vor-/Hinter-Band - alles wie gewohnt.

[Bild: SONY_EL_7_015_64560_Riedstadt.jpg]

Hier ist das Gerät von hinten zu sehen, auch dort gibt es einen einstellbaren Ausgangspegel und einen Anschluss für eine Kabelfernbedienung.

Das sind schon sehr hochwertige und haltbare Geräte der Marke Sony. Mit diesen Modellen wurde der gute Ruf der erst später eingeführten Zusatzbezeichnung "ES" begründet.

Drinks
speziell der Tuner hat was Hi danke fürs zeigen! VG Peter Drinks

Brownie

Eine super Berichterstattung; gewaltiger Aufwand, den du da betreibst! Das füllt meine technische Hirnleere, wo vorhanden, enorm! Vielen Dank dafür!

Hi
Bertram

idefix

Tolle Geräte.Sony war wirklich Technisch weit vorne. Danke für´s Zeigen.
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