10.10.2021, 13:45
Was sehe ich da gestern Mittag bei einem Bekannten? Einen Schuhkarton, gefüllt mit etlichen STK Modulen und unzähligen vintage µPC XXXX Chips, alle neu und in der Regel nicht mehr lieferbar.
Den hat er mir "einfach so" vermacht....Unter der Bedingung, dass ich ihm einen seiner fiesen A78 wieder so herrichte, das er wieder ordentlich funktioniert. Vier Stück hat er davon gestapelt...Tuner, Bandmaschinen Tapedecks...alles in Stückzahlen...Ein echtes Gruselkabinett.
Da mich die "performance" eines Schweizer Vollverstärkers aus der Bronzezeit (1971-74) im Vergleich zu einem 1972er Sonyprodukt wie dem TA- 1150 durchaus interessierte, habe ich mich darauf eingelassen.....Eins gleich vorweg...Die STK´s habe ich mit dieser Entscheidung "teuer" bezahlt
Es hätte eigentlich gereicht, das defekte Balancepoti zu erneuern, oder zu deaktivieren...aber für den STK-Schuhkarton wollte ich dann doch noch etwas mehr bieten.
Das mit Abstand größte Manko an diesem Gerät ist sein Erscheinungsbild. Vermutlich hatte man 1971 in Europa eine gänzlich andere Vorstellung von "ansprechendem Design", als man es in Japan hatte. Revox Junkies nennen es...."zeitlos". ...OK.... Eine Plastik Frontplatte mit Plastikknöpfen ...nein, das ist nicht meine Welt. Da spielt es dann keine Rolle mehr, dass im Inneren viel dickes Blech verbaut wurde, und ein gegossener KK die Rückwand bildet. Aber das ist natürlich subjektiv....Wollte es nur nochmal erwähnt haben.
Das Gerät hatte einen deutlichen Lautstärkeunterschied zwischen den Kanälen, der auf allen Eingängen zu beobachten war. Ausserdem bröckelten -wie üblich- die Pertinaxtrimmer, die von unglaublich schlechter Qualität sind. Nicht alle Trimmer dieser Bauart machen im Alter diese Probleme, aber das sind eher Kleinigkeiten.
Als positives Merkmal sehe ich die Empfindlichkeitsregler für jeden Kanal. Die Eingänge reagieren übrigens durch die Bank sehr früh auf Übersteuerung. Bei einer Vermessung muss man das unbedingt beachten, und bei Digitalquellen mit bis zu 2,2V ebenso.
Ich vermute, dass die Revoxfreunde unheimlich auf die steckbaren Kärtchen abfahren, und das als "servcefreundlich" bezeichnen. Das stimmt zwar, aber der A78 ist -unterm Strich- alles andere als servicefreundlich. An viele Stellen kommt man nur, wenn man das Teil total zerpflückt, was keine Freude ist. Gewöhnungsbedürftig ist auch der Umstand, dass man permanent zwischen Kreuz- und Schlitz Schraubendrehern wechseln muss, da man sich bei Revox anscheinend nicht für eine Sorte entscheiden konnte.
Endstufenmodule nach "Überholung". Ein paar Elkos und zwei Trimmer....Alle Halbleiter in diesem A78 sind noch original.
Die beiden line-Module (Aufholverstärker). Weil es gewünscht war, habe ich die Tantal Schiffchen ausgewechselt, obwohl -zurzeit- nicht ein einziger ein Problem hatte. Ich wollte es wissen und habe alle geprüft, bevor sie in den Müll kamen. Die Tropfentantals habe ich nur teilweise erneuert. Eine bedingungslose Vollrestauration war glücklicherweise nicht Bestandteil des "deals"
Die vier Siebelkos in allerbester Verfassung. Kapazität und ESR vorbildlich.
Netzteilboard mit historischen Gleichrichtern, 24 V Regelung und zwei Frako Elkos, die beide erneuert wurden. Zu meinem Erstaunen waren beide Elkos "perfekt".....Lediglich Ersatz für den morschen Trimmer war hier wirklich nötig. Saubere 24V für sind sind hier besonders wichtig. Um diese "Scheiss Platine" auszubauen, muss man den halben Kasten zerlegen. Service ist hier "Zuckerbrot & Peitsche".
Der eigentliche Grund dafür, dass es mit dem Gerät ein Problem gab, war letztendlich das "wunderbare", komplett verfaulte Balancepotentiometer. Nach Rücksprache habe ich es deaktiviert. Braucht eh kein Mensch, und Audiophile klemmen es ohnehin ganz gerne -selbst in hochwertigen Verstärkern- ab.
Eigentlich müssten an diesem Gerät auch die fiesen Lautsprecherbuchsen getauscht werden, da sie mit dem Begriff "Kontakt" nicht viel zu tun haben. Das führt mir aber zu weit, da hier keine "Liebe" oder besondere Sorgfalt vorhanden ist....Eigentlich dürfte ich an diese Dinger gar nicht ran....
Wie schlägt sich so ein "A78 MK nix" messtechnisch? Quasikomplementäre Endstufe mit 2n3055 ist sowas wie der "worst case"...Funktioniert aber trotzdem erstaunlich "gut"...Zumindest gut genug.
Noch nicht ganz aufgestellt, gibt es schon erste Probleme....Normale Cinchstecker der etwas besseren Sorte passen DA nicht rein....Einer...mit Gewalt?...ja, aber zwei ? Keine Chance.
Also kommt die 50cent Variante zum Einsatz....
Los geht´s....
Wie immer...FFT , 1KHz , 1W....besser als vermutet.
Ruhestrom etwas über den im Manual empfohlenen 20 mA ...Ob man 20, 30 , oder 50 mA einstellt, macht in Bezug auf das Spektrum keinen erwähnenswerten Unterschied. Weder bei 1W, noch bei 50mW.
Ch1
Ch2
Frequenzgang, 1W,8R, L&R
THD&N VS Freq. ...unauffällig.
Spektrum der Netzstörungen am Ausgang, bezogen auf 1 W,8R, 1KHz rechts im Bild.
THD&N vs. Power, 8R, 1KHz, beide Kanäle zeitgleich:
Hier muss man aufpassen, dass man die Eingänge nicht übersteuert. Das passiert bei historischen Geräten oft ziemlich früh.
Das Ergebnis ist -für einen A78- absolut in Ordnung.
Die Phonostufe über Tape out gemessen:
Die RIAA Entzerrung arbeitet eigentlich ordentlich, aber was man da ab ca. 100Hz sieht, ist kein brauchbares Subsonicfilter. Möglicherweise müsste man
Bauteile (Kapazitäten) verändern, um das zu beheben. Keine grosse Sache, aber das werde ich hier nicht mehr machen, zumal der Besitzer keinen Plattenspieler hat.
Nochmal
Nochmal mit Tonabnehmer (450 mH ) + 220pF...problemlos...
Die Übersteuerungsreserven (1KHz) sind ....sehr gering...
Den hat er mir "einfach so" vermacht....Unter der Bedingung, dass ich ihm einen seiner fiesen A78 wieder so herrichte, das er wieder ordentlich funktioniert. Vier Stück hat er davon gestapelt...Tuner, Bandmaschinen Tapedecks...alles in Stückzahlen...Ein echtes Gruselkabinett.
Da mich die "performance" eines Schweizer Vollverstärkers aus der Bronzezeit (1971-74) im Vergleich zu einem 1972er Sonyprodukt wie dem TA- 1150 durchaus interessierte, habe ich mich darauf eingelassen.....Eins gleich vorweg...Die STK´s habe ich mit dieser Entscheidung "teuer" bezahlt
Es hätte eigentlich gereicht, das defekte Balancepoti zu erneuern, oder zu deaktivieren...aber für den STK-Schuhkarton wollte ich dann doch noch etwas mehr bieten.
Das mit Abstand größte Manko an diesem Gerät ist sein Erscheinungsbild. Vermutlich hatte man 1971 in Europa eine gänzlich andere Vorstellung von "ansprechendem Design", als man es in Japan hatte. Revox Junkies nennen es...."zeitlos". ...OK.... Eine Plastik Frontplatte mit Plastikknöpfen ...nein, das ist nicht meine Welt. Da spielt es dann keine Rolle mehr, dass im Inneren viel dickes Blech verbaut wurde, und ein gegossener KK die Rückwand bildet. Aber das ist natürlich subjektiv....Wollte es nur nochmal erwähnt haben.
Das Gerät hatte einen deutlichen Lautstärkeunterschied zwischen den Kanälen, der auf allen Eingängen zu beobachten war. Ausserdem bröckelten -wie üblich- die Pertinaxtrimmer, die von unglaublich schlechter Qualität sind. Nicht alle Trimmer dieser Bauart machen im Alter diese Probleme, aber das sind eher Kleinigkeiten.
Als positives Merkmal sehe ich die Empfindlichkeitsregler für jeden Kanal. Die Eingänge reagieren übrigens durch die Bank sehr früh auf Übersteuerung. Bei einer Vermessung muss man das unbedingt beachten, und bei Digitalquellen mit bis zu 2,2V ebenso.
Ich vermute, dass die Revoxfreunde unheimlich auf die steckbaren Kärtchen abfahren, und das als "servcefreundlich" bezeichnen. Das stimmt zwar, aber der A78 ist -unterm Strich- alles andere als servicefreundlich. An viele Stellen kommt man nur, wenn man das Teil total zerpflückt, was keine Freude ist. Gewöhnungsbedürftig ist auch der Umstand, dass man permanent zwischen Kreuz- und Schlitz Schraubendrehern wechseln muss, da man sich bei Revox anscheinend nicht für eine Sorte entscheiden konnte.
Endstufenmodule nach "Überholung". Ein paar Elkos und zwei Trimmer....Alle Halbleiter in diesem A78 sind noch original.
Die beiden line-Module (Aufholverstärker). Weil es gewünscht war, habe ich die Tantal Schiffchen ausgewechselt, obwohl -zurzeit- nicht ein einziger ein Problem hatte. Ich wollte es wissen und habe alle geprüft, bevor sie in den Müll kamen. Die Tropfentantals habe ich nur teilweise erneuert. Eine bedingungslose Vollrestauration war glücklicherweise nicht Bestandteil des "deals"
Die vier Siebelkos in allerbester Verfassung. Kapazität und ESR vorbildlich.
Netzteilboard mit historischen Gleichrichtern, 24 V Regelung und zwei Frako Elkos, die beide erneuert wurden. Zu meinem Erstaunen waren beide Elkos "perfekt".....Lediglich Ersatz für den morschen Trimmer war hier wirklich nötig. Saubere 24V für sind sind hier besonders wichtig. Um diese "Scheiss Platine" auszubauen, muss man den halben Kasten zerlegen. Service ist hier "Zuckerbrot & Peitsche".
Der eigentliche Grund dafür, dass es mit dem Gerät ein Problem gab, war letztendlich das "wunderbare", komplett verfaulte Balancepotentiometer. Nach Rücksprache habe ich es deaktiviert. Braucht eh kein Mensch, und Audiophile klemmen es ohnehin ganz gerne -selbst in hochwertigen Verstärkern- ab.
Eigentlich müssten an diesem Gerät auch die fiesen Lautsprecherbuchsen getauscht werden, da sie mit dem Begriff "Kontakt" nicht viel zu tun haben. Das führt mir aber zu weit, da hier keine "Liebe" oder besondere Sorgfalt vorhanden ist....Eigentlich dürfte ich an diese Dinger gar nicht ran....
Wie schlägt sich so ein "A78 MK nix" messtechnisch? Quasikomplementäre Endstufe mit 2n3055 ist sowas wie der "worst case"...Funktioniert aber trotzdem erstaunlich "gut"...Zumindest gut genug.
Noch nicht ganz aufgestellt, gibt es schon erste Probleme....Normale Cinchstecker der etwas besseren Sorte passen DA nicht rein....Einer...mit Gewalt?...ja, aber zwei ? Keine Chance.
Also kommt die 50cent Variante zum Einsatz....
Los geht´s....
Wie immer...FFT , 1KHz , 1W....besser als vermutet.
Ruhestrom etwas über den im Manual empfohlenen 20 mA ...Ob man 20, 30 , oder 50 mA einstellt, macht in Bezug auf das Spektrum keinen erwähnenswerten Unterschied. Weder bei 1W, noch bei 50mW.
Ch1
Ch2
Frequenzgang, 1W,8R, L&R
THD&N VS Freq. ...unauffällig.
Spektrum der Netzstörungen am Ausgang, bezogen auf 1 W,8R, 1KHz rechts im Bild.
THD&N vs. Power, 8R, 1KHz, beide Kanäle zeitgleich:
Hier muss man aufpassen, dass man die Eingänge nicht übersteuert. Das passiert bei historischen Geräten oft ziemlich früh.
Das Ergebnis ist -für einen A78- absolut in Ordnung.
Die Phonostufe über Tape out gemessen:
Die RIAA Entzerrung arbeitet eigentlich ordentlich, aber was man da ab ca. 100Hz sieht, ist kein brauchbares Subsonicfilter. Möglicherweise müsste man
Bauteile (Kapazitäten) verändern, um das zu beheben. Keine grosse Sache, aber das werde ich hier nicht mehr machen, zumal der Besitzer keinen Plattenspieler hat.
Nochmal
Nochmal mit Tonabnehmer (450 mH ) + 220pF...problemlos...
Die Übersteuerungsreserven (1KHz) sind ....sehr gering...