(26.01.2022, 14:26)fr.jazbec schrieb: [ -> ]Wobei es durchaus Hersteller gibt die das mit dem DSP kritisch sehen
Diese Schlussfolgerung hätte ich aus dem Text jetzt nicht unbedingt abgeleitet.
Erst mal geht der Text darauf ein, dass der hauptsächliche Klangeindruck eines Lautsprechers durch den Direktton entsteht.
Damit der gut ist, wird ein gleichmäßiges Abstrahlverhalten, Linearität innerhalb der beschriebenen Grenzen und Phasenrichtigkeit vorausgesetzt.
Ein DSP greift nun natürlich genau an dieser Stelle ein und "verschlechtert" die konstruktiven Eigenschaften des Lautsprechers. Dies sei, laut Text, inakzeptabel. Mag sein.
ABER:
Wie bereits im Faden aufgeführt wurde, sollte man sich zunächst um eine Bedämpfung des Raums und um die Eliminierung direkter glatter Reflexionsflächen kümmern, um ungewünschte Reflexionen im Mittel- und Hochtonbereich zu unterbinden.
Was jetzt hier im Text von Sony Music Studios beschrieben wird, ist doch eigentlidch nur folgendes:
- Problematisch sind Raummoden bis 400 Hz, da diese starke Auslöschungen oder Überhöhungen nach sich ziehen
- Aktive Absorber sind das beste Mittel dagegen, haben aber auch das Problem der Klangdegeneration in den angewendeten Frequenzbereichen.
(Meine Anmerkung: Hier kommt jetzt das Problem: Wer hat schon die Möglichkeit dazu, sich aktive Absorber ins Wohnzimmer zu bauen? Hierfür müsste ein dedizierter Hörraum
vorliegen, der optimal akustisch optimiert werden kann.)
- DSP wird keinesfalls kritisch gesehen, aber es wird darauf hingewiesen, dass eine Anwendung lediglich bis 400Hz sinnvoll sei, da der "sweet spot"-Bereich um die Hörposition mit steigender Frequenz immer kleiner wird. (Das deckt sich ja mit meiner Beobachtung, nur dass ich was von 200Hz schrieb. Sicherlich sind die Jungs von Sony Music da aber "etwas" bewanderter.)
Die Frage, die man sich nun einfach stellen sollte, ist doch folgende:
- Hat man einen dedizierten Hörraum? (Meist nein)
- Hat man extreme stehende Wellen? (Meist ja, mehrere)
- Wie viel kann man im Raum tun? (Kleine Diffusoren, Teppiche, Vorhänge...., kleine passive Bassfallen bringen meist sowieso nichts (je nachdem wie tief die Frequenz der stehenden Wellen ist. Rechnet einfach mal die benötigten Volumina aus...)
- Will man das Gedröhne irgendwie bekämpfen? (Meist ja)
Somit bleibt doch nur die logische Schlussfolgerung, dass der Einsatz eines DSP in diesen Grenzen durchaus als sinnvoll zu bewerten ist, egal was jetzt irgendein Text schreibt.
Klar ist es ein Kompromiss, aber was anderes hat auch niemand behauptet.
Wenn ich die Wahl habe zwischen übelstem Gedröhne und leicht "verschlechterten" Eigenschaften des Direktsounds des Lautsprechers, so wähle ich immer letzteres.
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Jetzt mal was gemessenes, Glättung 1/6, je links/rechts, Aufstellung Mikro aufrecht am Hörplatz.
Mein Hörplatz im "Wohnzimmer", Arcus TL 500.
Aufstellung so gut es eben in einem "Wohnzimmer" geht.
Hier sieht man nun Abweichungen um +10dB im Bereich <100Hz.
Und dagegen sollte man lieber "nichts" machen, damit der Direktschall nicht "leidet"? Ergibt wenig Sinn.
rechts: rot
links: grün
Die Messung "danach" habe ich, warum auch immer, leider gerade nicht mehr vorliegen, kann diese aber bei Interesse gerne mal noch machen.
Filter wurden auf den Bereich >10000Hz angewendet (R+L), da die Lautsprecher hier etwas übertrieben klingen.
Den rechten Kanal (rot) habe ich ansonsten gar nicht bearbeitet, da mir die generelle Bassüberhöhung im Bereich bis 100Hz nicht übermäßig störend vorkam.
Der linke kanal (grün) war hauptsächlich für die Dröhnerei verantwortlich und wurde entsprechend korrigiert.
Die generelle Bassüberhöhung entspricht nach Korrektur ungefähr dem rechten Kanal.
Für mich (!) ist das so absolut in Ordnung, da ich generell ganz gerne etwas basslastiger höre. Darüber kann man jetzt gern anderer Meinung sein, aber nichts geht mir mehr auf die Nerven als ein Musikstück zu hören, bei dem die Bude beben soll und dann letztlich nur ein leichtes Windchen aus den Lautsprechern kommt.
Bei Bedarf schalte ich einfach noch einen übergelagerten EQ über die Software hinzu.
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Zum Thema DSP fällt mir noch eines ein.
Ich hatte lange Jahre ein Paar Abacus APC 24-23C, mit denen ich soweit recht zufrieden war. Irgendwann kam mir der Klang aber pappig vor, warum war mir nicht ganz klar, bis dann mal gemessen wurde was da eigentlich vor sich geht.
Die Lautsprecher haben einen EQ eingebaut, und spielt nach Werksangaben bis 16Hz "linear".
Naja. Gelogen war es nicht, auch wenn natürlich unterhalb von 30Hz der Maximalpegel mehr als lächerlich (unnutzbar) war, sodass der Bass-Rolloff immer auf 35Hz eingestellt werden musste, damit die Membranen nicht rausfliegen wenn es mal lauter wird.
Auffällig war bei der Messung nun folgendes: Die Lautsprecher setzen auf einen TMT von Visaton, dessen untere Grenzfrequenz mit 60Hz angegeben war. Die Verzerrungen unter 60Hz stiegen stark an und hatten ihr Maximum bei ca. 20Hz mit
50%.
Für mich war hier die Schlusfolgerung, dass solche Konstruktionen keinen Sinn ergeben.
Hier die Graphen (linker Kanal als Beispiel, Messung allerdings am Hörplatz, exakt gleiche Aufstellung)
Abacus APC 24-23C
Arcus TL 500