Ja, das sind Graphitringe.
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Weil nun so viel über das Sankyo-Laufwerk mit Nockenwelle diskutiert wurde und ich gerade zwei Yamaha KX-1200 von einem user aus dem HF hier hatte und die exakt die beiden häufigsten Fehler hatten, die an diesen Laufwerken auftreten, habe ich die Kamera mit an den Arbeitsplatz genommen und zeige hier mal, wie man sich da selbst helfen kann.
Zunächst legt man sich das Laufwerk zugänglich frei, bitte nicht ausbauen - auch wenn das verführerisch leicht geht. Besser: Kassettenfachklappe öffnen und Abdeckung abziehen, Deckel (5 Schrauben) und Frontplatte (7 Schrauben) abnehmen. Den Stecker für die Laufwerksfunktionen von hinten wieder einstecken (natürlich alles spannungslos!), die Stecker für die Lampe und die LED können abgezogen bleiben. Dann die Abdeckung im Kassettenfach (2 Schrauben) abnehmen. Dann hat man das wie im Bild oben vor sich.
Das Laufwerk lässt sich auch ohne Kassette betreiben, wenn man den Fühlschalter oben rechts mit dem Finger betätigt. Dabei lässt sich prima beobachten, was im Laufwerk passiert. Durch Festhalten der Bandteller kann man exakt sehen, wo die Kraftübertragung durchrutscht. Im Idealfall hält man durch den Bandteller den Wickelmotor an - dann hat man eine durchgängig kraftschlüsssige Verbindung!
Hier ist der Wickelantrieb aus der Nähe zu sehen. Links und rechts die beiden Bandteller, in der Mitte die Wickelmotorwelle, auf der ein weisser Kunststoffpulley sitzt. Er ist nur auf die Welle aufgeschoben und nicht fixiert, sitzt aber dennoch ganz gut stramm drauf. Zum Abziehen habe ich mir ein Werkzeug gebaut, welches man auch sehr gut für andere Zwecke gebrauchen kann.
Ich nenne den Abziehhaken. Damit kann man hinter den Kunststoffpulley vom Wickelmotor haken und dann ziehen. Aber Vorsicht, dahinter sitzt ein Feder und wenn sich das Gebilde mit einem Ruck löst, dann fliegen alle drei Teile durch die Gegend und man fragt sich, wie war das jetzt zusammengesetzt.
Wenn alle drei Teile abgenommen sind, kann man sehen, wie diese zusammenarbeiten:
Vorne sitzt der Pulley auf der Motorwelle und dreht sich, sofern der Motor Spannung bekommt, bei PLAY und FF im Gegenuhrzeigersinn (CCW=counterclockwise), bei REW im Uhrzeigersinn (CW=clockwise). Auf seiner Rückseite befindet sich ein weisser Filz als Teil einer Kupplung. Diese rutscht im Betrieb ständig durch, das Drehmoment, welches sie überträgt, ist jedoch entscheidend für die korrekte Funktion des Laufwerkes, weil sie entscheidet darüber, wie stark das Zwischenrad (Idler) an die Bandteller gedrückt wird.
Gegenüber dieses Kupplungsfilzes liegt eine runde Kunststofffläche, die im Laufe der Zeit von eben diesem Filz immer glatter geschliffen wird. Dadurch rutscht der Filz viel zu leicht durch und drückt den Idler nur schwach gegen die Bandteller (natürlich immer nur gegen einen, je nach Drehrichtung).
Als Abhilfe raue ich die Kupplungsfläche mt einem Glasfaserpinsel auf und zwar sternförmig vom Mittelpunkt nach außen. Zusätzlich länge ich die Feder um rund ein Drittel, weil auch die im Lauf der Zeit etwas nachlässt. Ebenso sollte der Gummiring (bekommt man z.B. bei Fred gewinnt auf ebay) oder das komplette Idlerrad (bekommt man z.B. bei good-old-hifi) erneuern. Dazu den kleinen Graphitring vorne an der Achse abnehmen (Vorsicht! Nicht wegfliegen lassen - immer mit einem Fingernagel der freien Hand sichern!) Rad abnehmen und neues drauf. Bei dieser Gelegenheit auch immer die Achse reinigen (aber nicht ölen!!!) - es ist kein Fett oder anderer Schmierstoff nötig!
Nun kann das ganze Gebilde wieder montieren, zunächst die Feder, dann das Gelenk mit dem Idler und zum Schluss den Pulley auf die Motorachse schieben. Achtung nicht zu weit! Dann blockiert der Motor. Richtig ist es, wenn die Welle vorne am Pulley gerade so heraus schaut. Dann lassen sich ale Bandfunktionen ohne Kassette testen, allerdings schaltet dieses Laufwerk immer nach 2-3 Sekunden ab, weil beide Bandteller als optische Sensoren benutzt werden und sobald einer steht, wird abgeschaltet - sehr gut bei Bandsalat! Danach dann ein Test mit eingelegter Kassette. PLAY ganz am Anfang und ganz am Ende einer 90er-Kassette testen, Vor- und Rücklauf sollten eine ganze Kassettenseite durchziehen.
Wenn alles korrekt läuft darf getrost alles wieder montiert werden.
Der zweite häufige Fehler, der an diesem Laufwerk auftritt ist das (vermeintliche) Blockieren des so geannten Assist-Antriebes. Sankyo hatte Jahre zuvor im Auftrag von Nakamichi das erste Assist-Laufwerk konstruiert. Dieses funktioniert mit einem Potentiometer, welches als Spannungsteiler arbeitet und die Laufwerksfunktionen dann mit Fensterkomparatoren steuert. Dort gab es einen Riemenantrieb, welcher verschleißen konnte, zudem haben die Potentiometer nach vielen Jahren ganz gerne Kontaktprobleme, welches dann zu Fehlfunktionen führen kann. Diese Laufwerke finden sich in vielen Nakamichis (z.B. 48..., 58... und 68...) aber Variationen auch in Akais (z.B. GX-6, 75, 95). Sankyo hatte nun vor einen weitgehend verschleißfreien Antrieb zu bauen. Zunächst wurden die üblichen Motoren, die per Riemen die Schwungmasse(n) antreiben, durch einen direkt angetriebenen Motor ersetzt. Das war damals eine Sensation, obwohl er einfach konstruiert war - Tatsache ist, die Dinger gehe so gut wie nie kaputt, auch Gleichlaufschwankungen sind ihnen so gut wie unbekannt. Lediglich die zweite Schwungmasse eines Doppel-Capstan-Antriebes (es gab diese Laufwerke auch ohne zweite Schwungmasse - Beispiel Kenwood KX-880) wird durch einen Flachriemen angetrieben, die halten aber ziemlich ewig. Das Poti wurde nun durch drei Schalter, so genannte leaf-switches, ersetzt. Der Riemenantrieb des Assist-Mechanismus' durch eine Nockenwelle mit Zahnradantrieb - also ohne Riemen. Tatsächlich gab es mit diesen Laufwerken nahezu 25 Jahre keine nennenswerten Probleme - jedenfalls mit dem Assist-Antrieb. Die oben beschriebenen Idler-Probleme traten von Anfang an auf, insbesondere weil zu eben dieser Zeit die BASF Chromdioxid SuperII-Kassette extrem beliebt war und viel benutzt wurde. Leider hat dieses Band eine extrem glatte Oberfläche und reagiert überaus empfindlich auf zu hohen Bandzug. Sankyo hatte in der Entwicklung eine Reihenmessung vorgenommen und dabei festgestellt, dass die Wickelmotoren bei 3V einen Bandzug entwickeln, der gerade eben so richtig ist. Also wurde die Steuerung (Servo) so ausgelegt, dass die Motoren bei FF und REW 8V bekommen und bei PLAY 3V. Leider streuten die Motoren so stark, dass manche bei 3 V beinahe stehen blieben, andere zogen exakt richtig wie geplant und wieer andere so stark, dass es mit den BASF-Kassetten sofort Bandsalat gab und, was noch schlimmer war, die Idler vorzeitig verschlissen. Wir haben bei Kenwood damals zeitweise schon nach 5-8 Monaten die Idler erneuern müssen - eine Katastrophe. Als Abhilfe hatte ich damals ein Trmmerpotentiometer ausgedacht, welches den Widerstand ersetzte, der für 3 V bei Play am Wickelmotor sorgte. Nun konnte man dort von 0 bis 8 V alles einstellen was nötig war und ich stellte dies einfach nach der Bandzugkassette auf 30-40g/cm ein. Dann gab es keinen Ärger mit der BASF und die Idler hielten länger, aber nicht lange genug. Benutzer von Geräten, bei denen von morgens bis abends Kassette lief, kamen nach einem Jahr bereits schon wieder mit verschlissenen Gummis an. Also kam die nächste Idee zum (fast) verschleißfreien Laufwerk: statt des Gummiringes müssten der Pulley am Motor, der Idler und die Bandteller alle mit Zähnen ausgestattet sein, dann gäbe es kein ungewolltes Durchrutschen mehr. Die überschüssige Kraft wird einfach als Wärme im Motor an die Umwelt abgegeben. Einfach und wirkungsvoll. Einziger Nachteil: beim Umspulen entsteht das für Zahnräder typische "Singen" - bei PLAY hingegen hört man nichts. Auch das wurde umgesetzt und nun war das Laufwerk tatsächlich fast verschleißfrei. Die letzte Serie KX-880HX und KX-1100HX hatten von Hause aus die Zahnräder und denm Trimmer an Bord, zusätzlich gab es Umbausätze für die älteren Laufwerke. Das waren noch schöne Zeiten!
Fast verschleißfrei! Denn nun, nach über dreißig Jahren treten immer wieder Laufwerke auf, deren Assist-Antrieb einfach nicht mehr richtig will. man drückt eine Taste und es zuckt an der Nockenwelle, sie dreht sich aber nicht. Was ist da denn los?
Hier habe ich die gesamte Mechanik schon ausgebaut. Das Weisse ist die Nockenwelle, rechts daneben die drei Schalter. Ursache für die Nichtfunktion ist meist nicht ein defekter Motor, sondern meistens die Schalter, die Kontaktprobleme haben.
Zum Ausbau der Mechanik eine Schraube hinten am unteren Ende heraus drehen und eine vorne am Laufwerk.
Dann kann man die drei Schalter abschrauben, aber bitte vorsichtig damit umgehen und nicht die Zweige verbiegen. Die Schaltkontakte am besten mit Chromputzwatte (Nevrdull oder Metarex) blank wienern, dann polieren. Das ist ewas umständlich, geht aber.
Vorher und hier nachher, wieder montiert:
Auch hier gilt es die Achse der Nockenwelle reinigen, aber nicht ölen!
Wenn dann alles wieder zusammen gebaut hat, sollte es wieder für etliche Jahre funktionieren.