„Watt dem ehn sin Uhl, datt is den anner sin Nachtigall“ (plattdütsches Sprichwort)
So oder so ähnlich kann man die Ausgangsfrage sehen. Geschmäcker sind verschieden, dass ist bei jedem von uns wiederum gleich. Preiswert oder günstig entscheidet jeder nach seinem Gefühl (oder Geldbeutel / und auch da gibt gut oder weniger gut gefüllte Säckel…)
Für mich gilt hier – wie auch in vielen anderen Bereichen – das Eisbergmodell (im Ursprung nach Freud). Es gibt ganz viel „Mist“, den man kaufen kann, bzw. könnte (ca. 6/7 - alles unter der Wasseroberfläche – will man nicht haben). Die übrigen ca. 1/7 (also oberhalb der Wasseroberfläche), sind der Bereich über den wir hier sprechen. Also angefangen bei den „Dritt-/Viert-/oder Fünft-Anlagen“ oder den beliebten „Küchenanlagen“, bis hin zu den „guten Anlagen“, das sind die, die in den Wohn- oder Hörzimmer stehen und zum „Hörgenuss“ genutzt werden.
Schon hier gibt es unterschiedliche Parameter in der Bewertung, was für den einen guter Klang ist, erscheint einem anderen, als „elendiger Vintagebrei“. Dann wohnen unterschiedliche Musikhörer in ganz unterschiedlichen Räumen und haben vielleicht noch mehr oder weniger tolerante Mitmenschen (insbesondere in Fragen des Wohnumfeldes und für den Einsatz an Kapitalmitteln/Zeit/Notwendigkeit) in ihrer Umgebung, die die Auswahl der Anlagen „massiv“ beeinflussen können. Eine „finale Antwort“ oder „ultima ratio“ wird es sicher nicht geben…
Mal ein Gedanke, bzw. ein Beispiel aus den letzten Wochen. Meine „große Schwester“, (ist 15 Jahre jünger als ich) arbeitet - schwer - für recht schmales Salär in einem Krankenhaus und bat mich eine ordentliche Anlage für 50 – 70 EUR zu suchen. Ich hab‘ pauschal gesagt:“… geht nicht!“, dafür bekommt man nicht mal nen Tonabnehmer. Hab‘ es aber trotzdem versucht… Herausgekommen ist:
(1) Technics SL PG 420 CD-Spieler 90‘er Jahre (für 12,92 EUR inkl. Versand/Bucht)
(2) Onkyo TX 25 Reciever Bauj. 1993 (für 19,05 EUR inkl. Versand/Bucht)
(3) 1 Paar Pilot M2 (vom „schwarzem Brett“ im Supermarkt für 20 EUR)
Kabel hatte ich noch… und fertig war eine Anlage für einen ganz schmalen Kurs.
Besonders beim 90’er Jahre Receiver hatte ich Bedenken, der sah zum einen ziemlich verlebt aus und zum anderen hab‘ ich bei 90er-Jahre-Consumer-Krams keinen Plan… aber die Überraschung war groß. Nachdem Saubermachen stand da ein Gerät mit ordentlichen Netzteil, 38 Watt Sinusleistung (an 8 Ohm), Alps-Potis, Senderspeichern und zahlreichen Eingängen z.B. für Phono
und CD. … UND die Kiste klingt! Zwar nicht überragend, weltbewegend und auch nicht sehr gut (sieht dazu noch eher bescheiden und gewöhnungsbedürftig aus) … aber klingt ordentlich und küchenanlagetauglich. Was will ich auch für 13,05 EUR (netto / ohne Versand) erwarten?
Also locker im 1/7 des Eisbergs…
Ich denke, wenn wir gebraucht bleiben, dann ist eine günstige 1/7-Eisberg-Anlage möglich … neu ist es eher kaum möglich – insbesondere wenn auch das Material haptischen Ansprüchen genügen sollte!