Musikalische Aha-Erlebnisse und Werdegänge

[Miwo]

Stefan, da hst Du ja einiges an Stilrichtungen durch.

Mir ging es so ähnlich mit Jazzrock. Habe ne Zeitlang Billy Cobham, Jean-Luc Ponty und
Al Di Meola gehört, dann war es albern und zu soft für mich.
Danach kam wieder metal, danach Pop aus den 80ies, und wieder zurück.

Heute bin ich aber wieder beim Progrock und Progmetal, die anderen Scheiben verstauben
im Regal, bis es halt wiedr anders kommt.

[Stefan]

Ja, nichts ist beständiger als der Wandel.

Ich persönlich kann mit Jazz-Rock nichts anfangen. Entweder - oder ...
Aber das ist natürlich nur meine Meinung.

[Ivo]

Sehr interessante Geschichte, Stefan, danke - und willkommen hier im Forum.

Speziell die Information, dass Du Dir erst mit 40+ eine "richtige" Stereoanlage zugelegt hast, fand ich verblüffend. Aber wie heißt es: Besser spät als nie...

Vielfalt ist für mich das Salz in der musikalischen Suppe...

Abendliche musikalische Ausflüge mit einer Songauswahl à la ABBA => Slayer => Grobschnitt => Temptations => Daft Punk => Billy Joel => Strapping Young Lad => Frank Sinatra => Type O'Negative innerhalb von ein, zwei Stunden sind bei mir eher die Regel als die Ausnahme.

Und das macht mir wirklich alles Spaß - ich mag einfach nicht zuviele gleiche Musikstile am Stück nacheinander hören.

"Klassischer" Jazz hat sich mir jedoch noch nicht so richtig erschlossen - das ist für mich in einem Begriff zusammengefasst "intellektuelle" Musik. Oft fehlen mir da die Emotionen - oder besser gesagt, ich spüre sie kaum.

Ich kann mich nur an einen Brunch mit Livemusik im Wiener Hotel Imperial erinnern, bei dem mich ein Jazztrio (ich glaube, Piano, Kontrabass und Saxophon) sehr beeindruckt hat - wegen der Spielfreude der Musiker, die ich da mitbekommen habe. Live ist halt doch was anderes.

[space daze]

Ich habe früh mit Free Jazz hören angefangen, so mit 15 ungefähr. War für mich ne neue Welt neben dem Prog und Glam... Hab dann aber auch schnell davon die Schnauze voll gehabt, denn ein Teil der Mucke ist einfach nervtötend. Es blieb aber ein Interesse am Jazzrock zurück, der mit Greenslade, Soft Machine und Konsorten gestillt wurde, bis zu dem Moment, der alles ändere im Jahre 78... Und es waren weder Pistols, Wire, Clash und Co....

78 habe ich zum ersten Mal gehört, was Trance ist, was Musik mit Dir macht... Es war Steve Reich mit der Music for 18 Musicians.
Seitdem bin ich nie wieder von der Minimal Music weggekommen.

Mein Favorit ist derzeit Simon ten Holt. Sein Canto Ostinato in der XL Version ist von Jeroen und Sandra van Veen 14 Stunden lang eingespielt worden; in Versionen für Soloklavier, Klavier und Orgel, Synthesizer, Marimbas, Klavier und Marimba...! Ein Rausch... Ein Trip ohne Gleichen! Leider nur in Auszügen auf Vinyl vorhanden, dafür bei iTunes komplett, weshalb das Canto mich überall hinbegleitet...


Peter

PS: Ja, ich liebe Beat, Freakbeat, Psych, Soul, Bossa Nova, 50's Jazz und R&B, Industrial und Goth... Höre es oft und gerne, aber es kommt nie an die Minimal Music heran... Ich glaub ich mach da mal 'nen Thread für auf...

[Ivo]

Peter, ich kenn' mich damit ja nicht so aus - aber kann man minimal music eigentlich an die große Glocke hängen...?

[Stefan]

Sehr interessante Geschichte, Stefan, danke - und willkommen hier im Forum.

Danke!

Speziell die Information, dass Du Dir erst mit 40+ eine "richtige" Stereoanlage zugelegt hast, fand ich verblüffend. Aber wie heißt es: Besser spät als nie...

Ja, bei manchen dauert es etwas länger. Dafür stehen die Geräte von Anfang an in einem separaten Raum. Hörzimmer also. Wenn die beste aller Ehefrauen abends die Privatfernsehsender durchzappt, dann kann ich mich halt zurückziehen und bei etwas über Zimmerlautstärke meine Musik genießen.

"Klassischer" Jazz hat sich mir jedoch noch nicht so richtig erschlossen - das ist für mich in einem Begriff zusammengefasst "intellektuelle" Musik. Oft fehlen mir da die Emotionen - oder besser gesagt, ich spüre sie kaum.

Zum Glück sind die Geschmäcker verschieden. Ich nehme da sehr wohl jede Menge Emotionen wahr. Mmmh, intellektuell? Kann ich so nicht sagen.

Meine Probleme habe ich aber - wie viele andere auch - mit Free Jazz und Avantgarde.

[Ivo]

Vielleicht ist es auch nur eine Verständnis- oder Definitionsfrage.

Ich mag sehr wohl auch Musik, die gemeinhin unter dem Oberbegriff "Jazz" subsummiert wird - zum Beispiel Vocaljazz (klassische Crooner wie das Rat Pack, Billie Holiday, Nina Simone, etc.), Gospel, Swing oder Big Band.

Aber Freejazz oder experimentelle Formen instrumentalen Musizierens sind nicht meins.

Dafür vermute ich einfach mal, dass Du vergleichsweise wenig mit sowas anfangen kannst, Stefan:

[space daze]

Peter, ich kenn' mich damit ja nicht so aus - aber kann man minimal music eigentlich an die große Glocke hängen...?

Andersrum, Ivo, so geht es! Ein Beispiel dafür ist im aktuellen CD Kettenpaket... Spoiler Alarm!

Peter

[spocintosh]

Die Eno habsch doch schon rausgenommen...
Nee, Ernst beiseite, die nämliche Scheibe hatte ich tatsächlich schon.

[Miwo]

Philip Glass - Koyaanisquatsi

Sehr gute Scheibe minimal music.
Habe ich als Scheibe, DVD und live gesehen, ziemlich coole Mucke.

[Stefan]

Ivo:

"Vergleichsweise wenig" - das hast Du schön formuliert

Vor Metal, auch Death Metal, ist mir nicht bange. Bin aber über diese Phase weg. SYL würde ich von mir aus nicht unbedingt auflegen. Aber vielleicht höre ich gelegentlich mal rein ... Wer früher mal Laibach oder die Dead Kennedies gehört hat, den kann SYL jedenfalls nicht schocken.

[space daze]

Michael,

zieh Dir mal "in C" (1964!) von Terry Riley rein... Die Glass Koyaanisqatsi ist nett, aber nur nett und ein guter Einstieg!
Danach den Nyman und Drumming von Steve Reich... Danach gehts dann nach Java und Bali...


Peter

[Miwo]

Peter, danke dir!
Hab es auf youtube angehört und gleich auf medimops die CD geordert.
Nyman geht vielleicht morgen.

[Ivo]

Mir ist beim zweiten Ansehen von "Interstellar" aufgefallen, dass mich der Soundtrack von Hans Zimmer und Team stellenweise sehr an jenen von "Koyaanisqatsi" erinnert.

[Ivo]

Ein Jugendzimmer in Hagen, irgendwann Anfang der 80er Jahre: mein damaliger Freund Jürgen hatte von seinen Eltern den ersten Plattenspieler mit eingebautem Verstärker und dazugehörigen Boxen geschenkt bekommen - es war ein Bruns, also preiswerte DDR-Technik.

Jürgen legte ABBA auf, die kannte ich ja schon.

Doch dann brachte er mich in Kontakt mit einem der besten und charismatischsten Rocksänger aller Zeiten...

Das Klappcover der Doppel-Live-LP war an sich schon großes Kino: ein tolles Live-Foto auf der Vorderseite, ein ebensolches auf der Rückseite - und dazu innen eine Unmenge an Live-Bildern, bei denen ich mich direkt in der Konzerthalle wähnte...

Und dann dieser Sound, diese Gitarre, diese Stimme...

Queens "Live Killers" von 1979 war und ist für mich ein musikhistorisches Statement - dieses Album hat mir den Weg zum Hardrock und in weiterer Folge zum Heavy Metal geebnet.

Kurz darauf konnte ich meine Eltern dazu überreden, mir ebenfalls einen Bruns-Plattenspieler zu schenken (allerdings war es ein anderes Modell), mit dem ich dann unsere armen damaligen Nachbarn zeitweise in den Wahnsinn trieb...