Hi,
wie
hier im Luxman-Thread schon angedroht, möchte ich heute gern eine schöne Endstufe aus den 70ern vorstellen: Es handelt sich um die „VFET-Legende“ B-2.
Die Endstufe kam 1976 auf den deutschen Markt, zusammen mit dem Vorstufenpendant C-2. VK-Preise soweit ich recherchieren konnte ca. 3000 Mark für die Endstufe und 1900 Mark für die Vorstufe.
Die Geräte sind quasi die abgespeckten Varianten der B1/UC-1 Endstufe, und C-1 Vorstufe. Während die C-2 heute noch relativ häufig auftaucht, ist die B-2 nach meiner Erfahrung recht selten vertreten (jedenfalls wesentlich seltener als M-2/M-4 und Konsorten), die großen „Brüderchen“ B-1 und C-1 sind superselten – so eine „große“ Kombi hatte ich bislang erst ein einziges Mal zur Reparatur.
Was ist so besonders an der B-2? Es ist eine VFET-Endstufe, in der zweiten Hälfte der 70er Jahre kamen diese Bauteile als Leistungstransistoren im Audiobereich „in Mode“ und wurden gerne bei Sony (z.B. TA-N7, aber auch bei vielen kleineren Modellen – gut zu erkennen am „Vfet“ Logo neben der Modellbezeichnung), aber der Literatur nach zuerst bei Yamaha eingesetzt. VFETs hatten (gemessen am damaligem Stand der Halbleiterentwicklung) eine Menge Vorteile gegenüber bipolaren Transistoren: sie waren wesentlich breitbandiger, die Treiberstufe konnte wesentlich einfacher gestaltet werden, und sie sind letztendlich weniger zimperlich bei Überlastung als die bipolaren Kollegen.
Bei der B-2 hat man die Vorteile der VFETs voll ausgeschöpft und eine schier unglaubliche Leistungsbandbreite erreicht: Lt. Service Manual beträgt diese 0,5 Hz - 100 kHz (-3dB)!
Aus heutiger Sicht problematisch: Diese VFETs sind schon seit Jahren abgekündigt, so dass – mal wurscht ob Sony oder Yamaha – bei einem Endstufendefekt häufig „Service End“ angesagt ist.
Genug gelabert – hier mal was zum gucken:
Mal ein paar Zahlen: Die Endstufe bringt 26 kilo auf die Waage und leistet relativ bescheidene 100W an 8 Ohm. Eine praktisches Detail, das von den Yamaha Leuten gut durchdacht war: Man kann 2 verschiedene Lautsprecherpaare anschließen und diese mit getrennten Pegelreglern in der Lautstärke regeln – realisiert wurde das, indem mit ein- und demselben Schalter nicht nur ausgangsseitig, sondern auch entsprechend eingangsseitig umgeschaltet und geregelt wurde. Natürlich funktioniert das wohlgemerkt nur, wenn die beiden LS-Paare alternativ (und nicht gleichzeitig) laufen.
Hier mal ein Blick von oben: Vorn die VU-Meter Ansteuerung mit den zahlreichen Abgleichpotis, dahinter die Treiberplatinen, dahinter die Kühlkörper mit den Leistungshalbleitern, und dahinter wiederum die beiden Trafos und in der Mitte die gemeinsame Schutzschaltungs/Stabilisierungsplatine.
Hier mal ein Blick aufs „allerheiligste“: die 4 selektierten Leistungstransistoren (2 x 2SJ76/2 x 2SK26) für einen Kanal. Die Kühlkörper sind innen dezent „schwimmbadblau“ beschichtet – denke mal das ist eine Isolierung.
Hier nochmal ein Blick auf die Treibersektion eines Kanals, vorn nochmal die Abgleichmöglichkeit für die VU's im Bild...
Haube auf: Zunächst mal ein Blick auf die Stabilisierungsplatine, hier werden die +/- 85 Volt für die Treiberstufen stabilisiert, und hier befinden sich die Schutzschaltungen, unten schon zu erkennen die fetten Gleichrichterdioden für die Hauptbetriebsspannung:
Das Kraftwerk: Die kanalgetrennten Netzteile für L und R mit jeweils 2 x 18.000 uF Siebkannen...
Und hier mal ein Blick von unten: Blitzsauberer Aufbau, kein Kabelverhau wie bei vielen japanischen Geräten auch der höheren Preisklasse üblich! Servicefreundliche Steckverbindung zwischen Treiberplatinen und Endstufenplatinen.
Das Schaltergedöns für die Eingangs/Ausgangsumschaltung macht leider häufig (Kontakt-)Probleme:
Hier noch ein Blick auf die Rückseite. Ungewöhnlich für ein „Consumer Audio“ Gerät: der externe Eingang für die VU-Meter.
Dieses schöne Yamaha Gerät wurde Ihnen präsentiert von Herrn S,okamoto
Zu guter letzt noch ein Blick auf ein VU – leider wieder mit Spiegeleffekten im Bild...
Das Gehäuse der B-2 ist mit einer Art Pulverbeschichtung versehen – eine recht rauhe Oberfläche, die tierisch robust und unanfällig gegenüber Kratzern und Verschmutzungen ist. Kenne ich bei Yamaha in der Form übrigens auch nur von der B-2
Übrigens sollte dieses Gerät nicht mit – von der Typbezeichnung her „ähnlichen“- Geräten von Yamaha verwechselt werden. Es gab noch eine B-2X, diese ist allerdings etwa 10 Jahre jünger und keine „VFET“ - optisch und technisch sind diese Endstufen total unterschiedlich.
Auch bei der Vorstufe C-2 gab es später die Varianten C-2a und C-2X, auch die unterscheiden sich im Hinblick auf das „Innenleben“ z.T. erheblich. Da diese Geräte oft verwechselt werden, werde ich die 3 Vorstufen demnächst mal vor- resp. gegenüberstellen – da ich von jedem Exemplar schon mindestens eine zum Service hatte, hab ich von allen Varianten auch Bilders...
Klanglich ist so ne B-2 schon was besonderes. Die Endstufe kommt auch gut mit eher „schwierigen“ Lautsprechern zurecht – ich betreibe die B-2/C-2 Kombi schon ein paar Jahre mit Quad ESL-63, hab schon eine ganze Menge anderer Amps daran gehört und bin immer wieder zur B-2 zurückgekommen...
gruß, audiomatic