10.01.2017, 06:00
Da ich in 4 Wochen mit irgendwas auf der Bühne stehen muss und noch nicht entschieden habe, womit, hab ich ja in den letzten Wochen und Monaten schon diverse meiner elektronischen Klangerzeuger nicht nur ausgegraben und entstaubt, sondern zwei davon auch sogar z.T. extern wieder herrichten lassen, nämlich Korg Polysix und Roland Juno-60. Zwei weitere Synths brauchten bisher keinerlei Zuwendung und funktionieren einfach: Electro Harmonix EH-400 und Casiotone MT-40. Die Linndrum hab ich zwar z.T. auch schon gemacht, aber noch ist sie nicht 100% in Ordnung. Da ich jedoch inzwischen weiss, dass ich die auf jeden Fall nicht mitnehmen werde, blieben im Wesentlichen noch zwei Keyboards, denen auf den Zahn zu fühlen war. Zum Einen der Ensoniq EPS Sampler, aber der geht halt einfach wie immer: Diskette rein, anschalten, OS laden - läuft.
Fast langweilig...naja, vintage ist das Teil trotzdem, nämlich von 1988, und daher im Grunde durchaus defektgefährdet - und dann auch noch digital. Sozusagen digitale Steinzeit.
Aber zum Anderen der Sequential Circuits Pro-One. Der hat alles, was so ein oller analoger Synthesizer haben kann (und muss). Hat aber auch 15 Jahre unbespielt dagestanden, so ist es kein Wunder, dass sich am ganzen Gerät keine Schalter und Potis fanden, die nicht krachten, krackelten oder auch nur ansatzweise das taten, was sie sollten.
Die letzten Jahre der Benutzung (also "damals") hab ich die Kiste eh an einem MIDI2CV/GATE-Interface betrieben und extern gesteuert.
Stimmung ist natürlich auch für die Wurst, selbst nach längerem Warmlaufen. Das Gerät ist gebaut am 10.9.81, also heute auf den Tag 36 Jahre und vier Monate alt. Ungefähr auf der Halbzeit hab ich ihm einmal eine komplette Neujustage nach SM gegönnt, nun ist es also wieder soweit.
Aber davor stehen noch einige Untiefen, die durchschritten werden müssen. Als erstes kommt eine Komplettreinigung - einfach, weil ich das mit dem Altgeraffel inzwischen gewöhnt bin, weiss, wie's geht und mir euphemistische "Patina" zunehmend auf den Geist geht, weil sie nämlich in echt nur Siff ist und eben keine Patina. Ausserdem bau ich doch kein Gerät auseinander, habe die Einzelteile greifbar und wasch sie dann nicht...
Zunächst also mal zerlegen in Aussenschale, Bodenblech, Tastatur, Motherboard und Reglerkappen. das geht dankenswerterweise sehr einfach. 7 Schrauben und das Gerät ist offen, 4 weitere, dann ist die Tastatur draussen, mehrere Dutzend Reglerkappen abziehen und noch 8 Schrauben für die Hauptplatine.
Die leere Aussenschale wird eingebreft, stehengelassen, später abgebürstet, abgespült und darf dann in Ruhe abtropfen. Bis ich mit dem Rest fertig bin, ist sie trocken. Derweil die ganzen Plastikkappen in die Waschlauge, bäh.
Das Schwierigste ist das zerlegen der Tastatur, das will man eigentlich nicht. Es sind 37 Tasten, die einzeln an Federn aufgehängt sind - aber nach der Zeit geht daran kein Weg vorbei, weil sie einfach wirklich total eingedreckt sind.
Ich hab eigentlich nur noch drauf gewartet, dass sich darunter noch ne tote Ratte findet - aber die wurde wohl vollständig von den Spinnen verspeist...
Also alle Tasten raus, praktischerweise sind sie beschriftet, ansonsten hätte ich das noch tun müssen, weil der anschließende Zusammenbau ansonsten wohl ne Woche dauern würde.
Unter den Tasten befinden sich, bzw. befanden sich einstmals Gummidämpfer. Die haben sich allerdings verhärtet und bröseln weg, was auch das Hauptproblem dieser Tastatur ist, denn so ist sie quasi unbespielbar. Ich hab aber trotzdem Glück, denn die späteren Modelle haben eine andere Tastatur, die zwar das Gummiproblem nicht hat, aber dafür sind die Kontakte anders konstruiert, zwangsläufig korrodiert und so gut wie irreparabel. Hier muss ich keine neue Ansteuerung für eine neue Tastatur bauen, sondern nur eine Lösung für eine neue Dämpfung finden...aber ich hab da schon eine Idee.
Diese Metallzunge greift in einen Schacht der Taste und dämpft den Anschlag sowohl beim Drücken als auch beim Loslassen. Ohne diese Dämpfungsgummis schlägt die Taste natürlich nur noch an die Zungen, was erstens unglaublichen Krach macht und zweitens, wenn das Gummi schon weggebröselt ist, den Tastenweg um die Stärke des Gummis verlängert. Hat zur Folge, dass die Tasten unterschiedlich hoch stehen, je nachdem, ob das vormalige Gummi, zwar betonhart aber noch vorhanden oder bereits pulverisiert ist.
Also irgendwo hatte ich doch...wo ist denn nur meine Moosgummimatte...*wühl*...
Ah, in einem geordneten Geraffelmessiehaushalt findet sich alles wieder.
Da schneide ich also ein paar Streifen ab und schnippele mir 37x2 kleine Pads von 4x8mm. Und bewaffne mich mit der Pattex-Tube.
Erst 37 Pads auf die Unterseite der Zungen, dann nochmal 37 Pads auf die Unterseite.
Während der Klebkram schön antrocknet, hol ich aus dem Magazin das T6 und mache mich an die Schalter und Potis auf dem Motherboard.
Schön, dass die alle eher billig sind und daher offen. So gut wie der Staub der Jahrzehnte kommt jetzt auch das Oszillin da rein - und samt Dreck wieder raus.
Kaum eine Stunde und drei Dutzend Q-Tips später...die Oberschale ist mittlerweile trocken.
Also das Board wieder reinfriemeln und verschrauben.
Cool, ist ja fast schon wieder fertig.
Wenn nicht jetzt die 37 Tasten in der Waschlauge geschrubbt werden müssten...
Und dann auch noch eingebaut. Ahhhhhhhh!!!
Kippe.
Achja, und trocknen müssen die ja auch noch. Gut, dass die Heizung grad gut arbeitet hier in der Bude.
Kippe.
Und ein Lammsbräu Radler.
Und die Tastaturkontakte mit einem weiteren Dutzend Q-Tips und Oszillin gereinigt, die waren gut oxidiert.
Halbe Stunde später: Einbau der Tasten.
Nervt extrem, weil die Federn so stramm sind und natürlich trotz größter Vorsicht dauernd abrutschen und durch die Gegend fetzen. Eine hab ich nicht wiedergefunden...hab das Problem zwar mit Hilfe eines alten Nak-Idlers gelöst bekommen, aber eine Dauerlösung ist das wohl nicht.
Wo bekomm ich solche Federn her ?
Aber egal, ich lass mich doch von sonner Scheissfeder nicht verarschen.
Jetzt noch im Magazin weitergeblättert und das T6 gegen eine Flasche Renuwell getauscht, um die Frühstücksbrettchen dem Rest des nun tadellosen Äußeren anzupassen.
Wenn schon, denn schon, oder was...?
Tja, und so sieht das Ganze am Ende aus.
Und so klingt's jetzt.
Nun bleibt die Kiste über Nacht an und morgen kommt eine komplette Neujustage nach SM.
Auch kein Spaß...das ist echt aufwendig. Aber geht nich anders, ein verstimmtes Instrument ist eher keine Option. Und auf immer leicht danebenes DAF-Tuning stand ich schon damals nicht.
Das Beste fand sich auf der Hauptplatine:
It's alien technology ! Das mit Roswell stimmt also doch.
Und die einzig richtige Schlussfolgerung, was man mit den Sounds aus so einem Gerät anfängt, wurde auch klar festgelegt - so schließt sich der Kreis zu meiner jetzigen Musik- und Lebensvorliebe:
Fast langweilig...naja, vintage ist das Teil trotzdem, nämlich von 1988, und daher im Grunde durchaus defektgefährdet - und dann auch noch digital. Sozusagen digitale Steinzeit.
Aber zum Anderen der Sequential Circuits Pro-One. Der hat alles, was so ein oller analoger Synthesizer haben kann (und muss). Hat aber auch 15 Jahre unbespielt dagestanden, so ist es kein Wunder, dass sich am ganzen Gerät keine Schalter und Potis fanden, die nicht krachten, krackelten oder auch nur ansatzweise das taten, was sie sollten.
Die letzten Jahre der Benutzung (also "damals") hab ich die Kiste eh an einem MIDI2CV/GATE-Interface betrieben und extern gesteuert.
Stimmung ist natürlich auch für die Wurst, selbst nach längerem Warmlaufen. Das Gerät ist gebaut am 10.9.81, also heute auf den Tag 36 Jahre und vier Monate alt. Ungefähr auf der Halbzeit hab ich ihm einmal eine komplette Neujustage nach SM gegönnt, nun ist es also wieder soweit.
Aber davor stehen noch einige Untiefen, die durchschritten werden müssen. Als erstes kommt eine Komplettreinigung - einfach, weil ich das mit dem Altgeraffel inzwischen gewöhnt bin, weiss, wie's geht und mir euphemistische "Patina" zunehmend auf den Geist geht, weil sie nämlich in echt nur Siff ist und eben keine Patina. Ausserdem bau ich doch kein Gerät auseinander, habe die Einzelteile greifbar und wasch sie dann nicht...
Zunächst also mal zerlegen in Aussenschale, Bodenblech, Tastatur, Motherboard und Reglerkappen. das geht dankenswerterweise sehr einfach. 7 Schrauben und das Gerät ist offen, 4 weitere, dann ist die Tastatur draussen, mehrere Dutzend Reglerkappen abziehen und noch 8 Schrauben für die Hauptplatine.
Die leere Aussenschale wird eingebreft, stehengelassen, später abgebürstet, abgespült und darf dann in Ruhe abtropfen. Bis ich mit dem Rest fertig bin, ist sie trocken. Derweil die ganzen Plastikkappen in die Waschlauge, bäh.
Das Schwierigste ist das zerlegen der Tastatur, das will man eigentlich nicht. Es sind 37 Tasten, die einzeln an Federn aufgehängt sind - aber nach der Zeit geht daran kein Weg vorbei, weil sie einfach wirklich total eingedreckt sind.
Ich hab eigentlich nur noch drauf gewartet, dass sich darunter noch ne tote Ratte findet - aber die wurde wohl vollständig von den Spinnen verspeist...
Also alle Tasten raus, praktischerweise sind sie beschriftet, ansonsten hätte ich das noch tun müssen, weil der anschließende Zusammenbau ansonsten wohl ne Woche dauern würde.
Unter den Tasten befinden sich, bzw. befanden sich einstmals Gummidämpfer. Die haben sich allerdings verhärtet und bröseln weg, was auch das Hauptproblem dieser Tastatur ist, denn so ist sie quasi unbespielbar. Ich hab aber trotzdem Glück, denn die späteren Modelle haben eine andere Tastatur, die zwar das Gummiproblem nicht hat, aber dafür sind die Kontakte anders konstruiert, zwangsläufig korrodiert und so gut wie irreparabel. Hier muss ich keine neue Ansteuerung für eine neue Tastatur bauen, sondern nur eine Lösung für eine neue Dämpfung finden...aber ich hab da schon eine Idee.
Diese Metallzunge greift in einen Schacht der Taste und dämpft den Anschlag sowohl beim Drücken als auch beim Loslassen. Ohne diese Dämpfungsgummis schlägt die Taste natürlich nur noch an die Zungen, was erstens unglaublichen Krach macht und zweitens, wenn das Gummi schon weggebröselt ist, den Tastenweg um die Stärke des Gummis verlängert. Hat zur Folge, dass die Tasten unterschiedlich hoch stehen, je nachdem, ob das vormalige Gummi, zwar betonhart aber noch vorhanden oder bereits pulverisiert ist.
Also irgendwo hatte ich doch...wo ist denn nur meine Moosgummimatte...*wühl*...
Ah, in einem geordneten Geraffelmessiehaushalt findet sich alles wieder.
Da schneide ich also ein paar Streifen ab und schnippele mir 37x2 kleine Pads von 4x8mm. Und bewaffne mich mit der Pattex-Tube.
Erst 37 Pads auf die Unterseite der Zungen, dann nochmal 37 Pads auf die Unterseite.
Während der Klebkram schön antrocknet, hol ich aus dem Magazin das T6 und mache mich an die Schalter und Potis auf dem Motherboard.
Schön, dass die alle eher billig sind und daher offen. So gut wie der Staub der Jahrzehnte kommt jetzt auch das Oszillin da rein - und samt Dreck wieder raus.
Kaum eine Stunde und drei Dutzend Q-Tips später...die Oberschale ist mittlerweile trocken.
Also das Board wieder reinfriemeln und verschrauben.
Cool, ist ja fast schon wieder fertig.
Wenn nicht jetzt die 37 Tasten in der Waschlauge geschrubbt werden müssten...
Und dann auch noch eingebaut. Ahhhhhhhh!!!
Kippe.
Achja, und trocknen müssen die ja auch noch. Gut, dass die Heizung grad gut arbeitet hier in der Bude.
Kippe.
Und ein Lammsbräu Radler.
Und die Tastaturkontakte mit einem weiteren Dutzend Q-Tips und Oszillin gereinigt, die waren gut oxidiert.
Halbe Stunde später: Einbau der Tasten.
Nervt extrem, weil die Federn so stramm sind und natürlich trotz größter Vorsicht dauernd abrutschen und durch die Gegend fetzen. Eine hab ich nicht wiedergefunden...hab das Problem zwar mit Hilfe eines alten Nak-Idlers gelöst bekommen, aber eine Dauerlösung ist das wohl nicht.
Wo bekomm ich solche Federn her ?
Aber egal, ich lass mich doch von sonner Scheissfeder nicht verarschen.
Jetzt noch im Magazin weitergeblättert und das T6 gegen eine Flasche Renuwell getauscht, um die Frühstücksbrettchen dem Rest des nun tadellosen Äußeren anzupassen.
Wenn schon, denn schon, oder was...?
Tja, und so sieht das Ganze am Ende aus.
Und so klingt's jetzt.
Nun bleibt die Kiste über Nacht an und morgen kommt eine komplette Neujustage nach SM.
Auch kein Spaß...das ist echt aufwendig. Aber geht nich anders, ein verstimmtes Instrument ist eher keine Option. Und auf immer leicht danebenes DAF-Tuning stand ich schon damals nicht.
Das Beste fand sich auf der Hauptplatine:
It's alien technology ! Das mit Roswell stimmt also doch.
Und die einzig richtige Schlussfolgerung, was man mit den Sounds aus so einem Gerät anfängt, wurde auch klar festgelegt - so schließt sich der Kreis zu meiner jetzigen Musik- und Lebensvorliebe:
If you don’t believe it or don’t get it, I don’t have the time to try to convince you, sorry.