In diesem Reparaturbericht geht es um das TA-2900 (TA-2090) von Onkyo. Dieses Tapedeck kam 1984 für 2200,00 D-Mark in den Handel und wurde bis
1988 hergestellt. Neben den beiden Dolby-Systemen B und C kam in diesem Deck auch das dbx-System zum Einsatz. Da 1984 der Dolby-HXPro Schaltkeis
von NEC noch nicht verfügbar war, wurde im TA-2900 eine mit Operationsverstärkern abschaltbare Dolby-HXPro Schaltung realisiert. Mit dem Einmesssystem
"ACCUBias" stellt das Tapedeck mit einem 400 Hz/12 kHz Testsignal automatisch die Vormagnetisierung auf die verwendete Bandsorte ein. Über zwei in die
Front versenkbare Einstellregler und ein 400 Hz Testsignal kann man die unterschiedlichen Bandempfindlichkeiten der Bänder ausgleichen. Das Sankyo
Laufwerk hat einen Dual-Capstan-Direktantrieb und einen Sendust-Verbundtonkopf von Canon. Im Tapedeck-Test der Stereoplay Novemberausgabe von 1984
erreichten das Onkyo TA-2900 und ein Denon DR-M44 den Testsieg in der Spitzenklasse II.
Dieses Onkyo TA-2900 sollte schon vor einigen Jahren zu einem Reparaturaufenthalt an die Küste reisen. Dazu kam es nie, da dem damaligen Besitzer der desolate Zustand des
TA-2900 und auch die damit verbundenen Reparaturkosten wohl bekannt waren. Über Umwege tauchte das Onkyo in diesem Sommer nun doch
im Norden auf. Das Tapedeck war in einem erschreckenden Zustand. Bis auf die rechte drehende Capstanwelle und die leuchtende Anzeige funktionierte an dem
Deck nichts mehr. Nachdem ich mit einigen Tricks das Laufwerk zur eingeschränkten Mitarbeit überreden konnte, kamen weitere Probleme und Fehler zum Vorschein.
Die Wiedergabe von Cassetten war auf dem rechten Kanal komplett ausgefallen und im linken Kanal nur mangelhaft. Vernünftige Aufnahmen waren mit dem TA-2900
nicht mehr möglich, da nur ein Signalgemisch aus Rechtecksignal, verzerrter Musik, Störgeräuschen und Signale eines AM Radiosenders auf dem Band gespeichert
wurden. Bei der Suche nach dem Fehler in der Aufnahmeschaltung, wurden im TA-2900 schon einige erfolglose Reparaturversuche unternommen und dabei noch mehr
Fehlerquellen eingebaut. Die Einmessung "ACCUBias" startete auf Tastendruck, stellte aber nach ca. 2 Sekunden die Suche nach der richtigen Vormagnetisierung durch
Abbruch wieder ein. Nach einer Betriebzeit von ca. 10 Minuten ohne Gehäusedeckel, erreichten einige Bauteile im Netzteil sehr bedenkliche Temperaturwerte.
Auf den Leiterplatten des TA-2900 waren alle Fehler vorhanden, die jedes Reparateur-Herz höher schlagen lassen. Viele kalte Lötstellen, noch mehr Kurzschlüsse,
beschädigte Leiterbahnen, Unmengen an Flussmittel und viele zusätzlich nachgerüstete Bauteile. Einige dieser zusätzlichen Bauteile hatte Onkyo schon im Schaltplan
vorgesehen, aber bei der Entwicklung der Platine nicht berücksichtigt und so wurden z.B der Elko und die beiden Widerstände ganz "professionell" auf der Rückseite
der Platine untergebracht. Bei der Entwicklung der Platinen wurden Leiterbahnen gegenüber dem Schaltplan vertauscht, um diese dann wieder zu unterbrechen und
durch Drahtbrücken zu ersetzen. Einige sinnfreie Drahtbrücken und Bauteile wurden bei den zahlreichen Reparaturversuchen auf den Platinen auch noch hinzugefügt.
Außen hui, innen naja .... ob billige Kühlbleche, durchgedremelte Leiterbahnen, vergessene Bauteile auf der Platine oder mit Flussmittel extrem beschichtete
Leiterplattenrückseiten, Onkyo hat sich bei der Planung und Herstellung ihres Top-Gerätes TA-2900 nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Auch beim Servicemanual
hatte Onkyo keine glückliche Sternstunde. Viele Einstellungen wurden in der Abgleichtabelle einfach vergessen und das TA-2900 würde mit einigen der Schaltungen
im Schaltplan gar nicht funktionieren. Man findet z.B im ganzen SM keine Angaben für die Frequenz des Löschgenerators und bei der "ACCUBias"-Schaltung z.B.
im SM werden die beiden Testsignale auf den linken Kanal der Aufnahme aufgezeichnet, aber die Auswertung dieser beiden Signale erfolgt über den rechten Kanal.
Die Frontblende hatte einige Lackschäden, die für einen Edding-Stift etwas zu groß waren.
Was stellen die Leute nur auf ihre Geräte?
Und wieder ein Problem weniger ....
Damit man auf Fehlersuche gehen kann, muss zuerst das Laufwerk repariert werden.
Die üblichen Kinderkrankheiten ........
.... vom Sankyo-Laufwerk.
Generalinspektion. Links sieht man auf der Kopfbrücke noch den alten Ferrit-Löschkopf.
Idler-Umbau auf Zahnradantrieb.
Am Laufwerk wurde der alte Ferrit-Löschkopf durch einen mit Sendust beschichteten Löschkof ersetzt und die rechte Andruckrolle getauscht. Da der neue Löschkopf
ein anderes Gehäuse besitzt, musste die alte Halterung an den neuen Kopf angepasst werden und die Löschfrequenz wieder auf 105kHz eingestellt werden.
Die für die Beleuchtung vorgesehene antike Glühbirne wurde in Rente geschickt und durch eine klimafreundliche LED ersetzt.
Einstellung und Überprüfung der Bandführungen/Tonköpfe.
Der Wiedergabekopfverstärker ist im TA-2900 mit zwei Eingangstransistoren und einem Operationsverstärker aufgebaut. Im rechten Kanal hatten die beiden
Transistoren durch einen zusätzlich eingebauten Fehler (Kurzschluss) ihre Arbeit eingestellt. Zwei dbx-Schaltkreise wurden durch diesen Kurzschluss auch in Mitleidenschaft
gezogen und verweigerten somit die Übertragung des Audiosignals.
Um den Aufnahmefehler (das Signalgemisch) zu beseitigen, wurden erfolglos die Kontaktstecker mit einem dafür ungeeigneten Mittel behandelt.
Nachdem diese Maßnahme nicht den erwünschten Erfolg brachte, versuchte man dann die Kontakte der Stiftleisten neu zu verzinnen.
Die vier Platinen der Rauschminderungssysteme Dolby B/C und dbx. Für die Dolby-Schaltung wurde der HITACHI-Schaltkreis HA12058NT verwendet.
Diesen Schaltkreis darf man nicht mit dem HA12058 verwechseln da es sich bei beiden Schaltkeisen um verschiedene integrierte Schaltungen handelt.
Beide IC haben eine unterschiedliche Anzahl von Anschlüssen (HA12058NT = 30 PINs / HA12058 = 28 PINs) und sind somit nicht kompatibel.
HITACHI hatte diese Schaltkreise damals nach Farben selektiert (Rot, Violett, Grün, Gelb, Orange, Blau). Bei einem Austausch der Schaltkreise sollte man
für die neuen Schaltkeise immer wieder welche mit der gleichen Farbe verwenden. Die vermurksten Kontaktstecker wurden durch neue Stift-/Buchsenleisten
ersetzt und einige Elkos, wie im Datenblatt von HITACHI angegeben, gegen bipolare Elkos getauscht.
Das TA-2900 hatte beim Wiedergabefrequenzgang einen Höhenabfall von 4db bei 12kHz, was auch die Tester der Stereoplay bemängelten. Im 82er Test
der Stereoplay glänzte der Vorgänger TA-2070 mit einem linearen Wiedergabefrequenzgang bei fremdbespielten Cassetten. Da beide Tapedecks den gleichen
Canon-Tonkopf besitzen und fast die gleiche Schaltung für den Eingangsverstärker verwenden, konnte durch ein paar Änderungen beim TA-2900 auch
dieser lineare Wiedergabefrequenzgang erreicht werden. Die zwei defekten Transistoren 2SC1815L im rechten Kanal wurden auf beiden Kanälen durch 2SC2458L ersetzt.
Den ersten Wiedergabe-Probelauf hat das TA-2900 schon mal bestanden.
Alle Schalter und Einstellregler wurden gereinigt. Beim Line-Out-Regler sollte man sich die Anordnung der beiden Platten mit den Widerstandsbahnen
merken, da ihr logarithmischer Verlauf spiegelbildlich auf die beiden Platten aufgebracht wurde. Ein Vertauschen würde die logarithmische Einstellkurve
des Potentiometer verändern. Auch beim Drehschalter für die Rauschminderungssysteme muss man beim Zusammenbau auf die richtige Reihenfolge
achten, um bei der Inbetriebnahme keine bösen Überraschungen zu erleben.
Der Aufnahmeschieberegler.
Die Glühbirne für die Display-Beleuchtung wurde durch zwei LEDs ersetzt.
Die alte Kopfhörerbuchse wurde gegen eine Buchse mit Goldring getauscht. Vor dem Tausch wurden noch die angelaufenen Kontakte der "neuen" Buchse gereinigt.
Die "ACCUBias"-Schaltung sitzt oben unter der Abschirmung, der Aufnahmeverstärker links unter dem Kabelsalat und rechts die Schaltkreise Dolby-HX Pro Schaltung.
Für die "hochwertige" Alu-Papier-Abschirmung des Aufnahmeschiebereglers wurde eine etwas stabilere Ausführung gebastelt.
Hier sieht man die Hauptursache für das erzeugte Signalgemisch bei der Aufnahme. Die Schleifkontakte der Einstellregler für die Bandempfindlichkeit hatten sich
gelöst und damit keinen Kontakt mehr zu den Widerstandsbahnen. Da die Einstellregler in der Gegenkopplung eines Operationsverstärkers liegen, war durch
diesen Fehler keine Gegenkopplung mehr vorhanden. Durch die hohe Leerlaufverstärkung liegt, verursacht durch die unterschiedlichen Spannungen an den beiden
Eingängen, am Ausgang des Operationsverstärkers ständig die maximale bzw. minimale Ausgangsspannung an und der Operationsverstärker wird dadurch übersteuert.
Je nach Eingangssignal liegen so ca. +10 Volt/-10Volt am Ausgang des Operationsverstärkers an und übersteuern damit den nachfolgenden Aufnahmeverstärker.
Bei diesen Alps-Potentiometer kann die Welle nach dem Kugelschreiberprinzip im Potentiometer versenkt werden. Ein Druck auf die Welle und diese kommt aus
dem Gehäuse. Beim nächsten Druck verschwindet die Welle wieder im Gehäuse.
Für den Abbruch der "ACCUBias"-Einmessung war der Schaltkreis für den Pausensuchlauf verantwortlich. Dieser überprüft beim "ACCUBias"-Test die Anwesenheit
eines Magnetbands und bricht bei einem Vorspannband den Test sofort wieder ab. Nachdem der 4-fach Operationsverstärker für den Pausensuchlauf gewechselt war,
wurde der Einmess-Test komplett durchgeführt. Nur die blinkende "ACCUBias"-LED wollte am Test-Ende nicht leuchten und die Einmessung durch Dauerleuchten als
Erfolg melden. Beim "ACCUBias"-Test werden gleichzeitig ein 400Hz und ein 12kHz Signal auf die rechte Spur des Magnetbandes aufgezeichnet. Ein Mikroprozessor
verändert gleichzeitig in 32 Stufen schrittweise die Vormagnetisierung bei der Aufnahme. Über die Hinterbandkontrolle wird das Signalgemisch wieder in die beiden
400Hz und 12KHz Signale getrennt und ihr Pegel miteinander verglichen. Der Prozessor verwendet für den Abgleich die Vormagnetisierung, bei der beide Signale den
gleichen Wert hatten. Im TA-2900 wurden zwar beide Signale aufgezeichnet, aber das 400Hz Signal fehlte bei der Auswertung der beiden Signale. Dadurch konnte
der Mikroprozessor keinen Vergleich der Signale durchführen und das Band konnte nicht erfolgreich eingemessen werden. Nach dem Tausch einiger Elkos und eines
Operationsverstärkers arbeitete die "ACCUBias"-Schaltung wieder problemlos.
Nachdem die Aufnahme- und Wiedergabeschaltung wieder vernünftig ihre Arbeit durchführte, gab es noch ein Problem mit der Dolby-B/C Schaltung. Bei der Aufnahme
ohne Signal war über die Hinterbandkontrolle bei Dolby-B/C ein Rauschen auf auf dem rechten Kanal zu hören. Der linke Kanal rauschte bei der Aufnahme nicht und
bei der Wiedergabe war das Rauschen auf beiden Kanälen nicht vorhanden. Signalquellen wanderten bei kleiner werdendem Pegel und Hinterband aus der Mitte nach rechts.
Bei der Wiedergabe dieser Aufnahmen blieben die Signalquellen an der Stelle, wo sie hingehörten. Ursache für diesen Fehler war der Vormagnetisierungs-Sperrkreis (Bias-Trap)
vor der Dolby-B/C-Schaltung im Wiedergabekanal. Dieser Sperrkreis hat die gleiche Aufgabe wie der MPX-Filter im Dolby Aufnahmekanal und soll Störsignale von der
Dolby-Schaltung fernhalten. Bei der Aufnahme gelangen Reste der Vormagnetisierung vom Aufnahmekopf über den Wiedergabekopf in den Verstärker und gaukelt
Dolby ein Signal vor, was auf dem Magnetband aber nicht vorhanden ist. Bei hohem Signalpegel haben die schwachen Reste der Vormagnetisierung keinen Einfluss auf
die Arbeit der Dolby-Schaltung, da diese schwachen Reste vom Signal überdeckt werden. Ist kein oder nur ein schwaches Signal vorhanden, erkennt Dolby die hohe
Frequenz der Vormagnetisierungsreste als Signal und passt danach seine Arbeitsweise an. Nachdem die Sperrkreise durch neue ersetzt und auch neu abgeglichen wurden,
arbeitet die Dolby-Schaltung wieder vernünftig.
Nachdem diese Arbeiten abgeschlossen waren, musste noch für das letzte Problem eine Lösung gefunden werden. Im Netzteil des Onkyo TA-2900 erreichten nach ca.
10 Minuten einige Bauteile sehr bedenkliche Temperaturwerte. Je mehr Schaltungen (Aufnahme, Löschgenerator, "ACCUBias"...) im TA-2900 Strom brauchten, umso
schneller erwärmten sich die Bauteile im Netzteil. Mit geschlossenem Gehäuse und einem weiteren Gerät auf den kleinen Lüftungsschlitzen im Gehäusedeckel, kann dem
TA-2900 im Dauerbetrieb sehr schnell ein größerer Schaden widerfahren. Die Ursachen für die starke Wärmeentwicklung sind die Umstellung von 220 Volt auf 240 Volt,
etwas zu schwach dimensionierte Bauteile und billige Kühlbleche.
Hier auf dem Bild aus dem Netz sieht man die Temperaturentwicklung im TA-2900 nach 10 Minuten.
Um die Wärme aus dem flachen Gerät zu bekommen wurde auf die Rückwand ein Kühlprofil geschraubt. Da der große Kühlkörper das Loch für die Fernbedienungbuchse
verdeckt, musste dafür auch noch ein zweites Loch in die Rückwand gesägt werden.
Auf den Kühlkörper wurden der Spannungsstabilisator für die Logik-Betriebsspannung und der Darlington-Transistor für die Laufwerk-Betriebsspannung geschraubt.
Die beiden kleinen, runden 2A Brückengleichrichter wurde durch zwei 6A-Typen ersetzt.
Beim freigewordenen Kühlblech wurde der obere Winkel entfernt und zwei zusätzliche Kühlprofile angebracht. Auf dieses Kühlblech wurden die beiden 12 Volt
Spannungsstabilisatoren befestigt. Für die Transistoren, die für die Betriebsspannung der Rauschminderungssysteme zuständig sind, wurden auch größere Kühlprofile
verwendet. Im Vordergrund sieht man die von Onkyo verwendeten Kühlbleche.
Diese beiden kleinen Transistoren stabilisieren die 18 Volt/ 26 Volt Betriebsspannungen der Fluoreszenzanzeige.
Die beiden kleineren wurden durch zwei 2SD882 Transistoren ersetzt.
Jetzt bleiben die Bauteil-Temperaturen auch bei geschlossenem Gehäuse, stundenlangem Dauerbetrieb und abgedeckten Lüftungsschlitzen im akzeptablen Bereich.
Mit einigen Kabelbindern noch etwas Ordnung schaffen im TA-2900.
Nachdem die Frontblende, Tasten und Knöpfe befestigt waren, konnte das TA-2900 zur Einmessung.....
Gleichlaufmessung am TA-2900.
Azimutüberprüfung.
Aufnahme-/Wiedergabefrequenzgang einer TDK-SA und einer TDK-MA.
Fertig.
Die imposante Anzeige des TA-2900.
Ich hoffe, die etwas längere Story über das Onkyo TA-2900 hat euch nicht zu sehr gelangweilt.
VG Ralf
1988 hergestellt. Neben den beiden Dolby-Systemen B und C kam in diesem Deck auch das dbx-System zum Einsatz. Da 1984 der Dolby-HXPro Schaltkeis
von NEC noch nicht verfügbar war, wurde im TA-2900 eine mit Operationsverstärkern abschaltbare Dolby-HXPro Schaltung realisiert. Mit dem Einmesssystem
"ACCUBias" stellt das Tapedeck mit einem 400 Hz/12 kHz Testsignal automatisch die Vormagnetisierung auf die verwendete Bandsorte ein. Über zwei in die
Front versenkbare Einstellregler und ein 400 Hz Testsignal kann man die unterschiedlichen Bandempfindlichkeiten der Bänder ausgleichen. Das Sankyo
Laufwerk hat einen Dual-Capstan-Direktantrieb und einen Sendust-Verbundtonkopf von Canon. Im Tapedeck-Test der Stereoplay Novemberausgabe von 1984
erreichten das Onkyo TA-2900 und ein Denon DR-M44 den Testsieg in der Spitzenklasse II.
Dieses Onkyo TA-2900 sollte schon vor einigen Jahren zu einem Reparaturaufenthalt an die Küste reisen. Dazu kam es nie, da dem damaligen Besitzer der desolate Zustand des
TA-2900 und auch die damit verbundenen Reparaturkosten wohl bekannt waren. Über Umwege tauchte das Onkyo in diesem Sommer nun doch
im Norden auf. Das Tapedeck war in einem erschreckenden Zustand. Bis auf die rechte drehende Capstanwelle und die leuchtende Anzeige funktionierte an dem
Deck nichts mehr. Nachdem ich mit einigen Tricks das Laufwerk zur eingeschränkten Mitarbeit überreden konnte, kamen weitere Probleme und Fehler zum Vorschein.
Die Wiedergabe von Cassetten war auf dem rechten Kanal komplett ausgefallen und im linken Kanal nur mangelhaft. Vernünftige Aufnahmen waren mit dem TA-2900
nicht mehr möglich, da nur ein Signalgemisch aus Rechtecksignal, verzerrter Musik, Störgeräuschen und Signale eines AM Radiosenders auf dem Band gespeichert
wurden. Bei der Suche nach dem Fehler in der Aufnahmeschaltung, wurden im TA-2900 schon einige erfolglose Reparaturversuche unternommen und dabei noch mehr
Fehlerquellen eingebaut. Die Einmessung "ACCUBias" startete auf Tastendruck, stellte aber nach ca. 2 Sekunden die Suche nach der richtigen Vormagnetisierung durch
Abbruch wieder ein. Nach einer Betriebzeit von ca. 10 Minuten ohne Gehäusedeckel, erreichten einige Bauteile im Netzteil sehr bedenkliche Temperaturwerte.
Auf den Leiterplatten des TA-2900 waren alle Fehler vorhanden, die jedes Reparateur-Herz höher schlagen lassen. Viele kalte Lötstellen, noch mehr Kurzschlüsse,
beschädigte Leiterbahnen, Unmengen an Flussmittel und viele zusätzlich nachgerüstete Bauteile. Einige dieser zusätzlichen Bauteile hatte Onkyo schon im Schaltplan
vorgesehen, aber bei der Entwicklung der Platine nicht berücksichtigt und so wurden z.B der Elko und die beiden Widerstände ganz "professionell" auf der Rückseite
der Platine untergebracht. Bei der Entwicklung der Platinen wurden Leiterbahnen gegenüber dem Schaltplan vertauscht, um diese dann wieder zu unterbrechen und
durch Drahtbrücken zu ersetzen. Einige sinnfreie Drahtbrücken und Bauteile wurden bei den zahlreichen Reparaturversuchen auf den Platinen auch noch hinzugefügt.
Außen hui, innen naja .... ob billige Kühlbleche, durchgedremelte Leiterbahnen, vergessene Bauteile auf der Platine oder mit Flussmittel extrem beschichtete
Leiterplattenrückseiten, Onkyo hat sich bei der Planung und Herstellung ihres Top-Gerätes TA-2900 nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Auch beim Servicemanual
hatte Onkyo keine glückliche Sternstunde. Viele Einstellungen wurden in der Abgleichtabelle einfach vergessen und das TA-2900 würde mit einigen der Schaltungen
im Schaltplan gar nicht funktionieren. Man findet z.B im ganzen SM keine Angaben für die Frequenz des Löschgenerators und bei der "ACCUBias"-Schaltung z.B.
im SM werden die beiden Testsignale auf den linken Kanal der Aufnahme aufgezeichnet, aber die Auswertung dieser beiden Signale erfolgt über den rechten Kanal.
Die Frontblende hatte einige Lackschäden, die für einen Edding-Stift etwas zu groß waren.
Was stellen die Leute nur auf ihre Geräte?
Und wieder ein Problem weniger ....
Damit man auf Fehlersuche gehen kann, muss zuerst das Laufwerk repariert werden.
Die üblichen Kinderkrankheiten ........
.... vom Sankyo-Laufwerk.
Generalinspektion. Links sieht man auf der Kopfbrücke noch den alten Ferrit-Löschkopf.
Idler-Umbau auf Zahnradantrieb.
Am Laufwerk wurde der alte Ferrit-Löschkopf durch einen mit Sendust beschichteten Löschkof ersetzt und die rechte Andruckrolle getauscht. Da der neue Löschkopf
ein anderes Gehäuse besitzt, musste die alte Halterung an den neuen Kopf angepasst werden und die Löschfrequenz wieder auf 105kHz eingestellt werden.
Die für die Beleuchtung vorgesehene antike Glühbirne wurde in Rente geschickt und durch eine klimafreundliche LED ersetzt.
Einstellung und Überprüfung der Bandführungen/Tonköpfe.
Der Wiedergabekopfverstärker ist im TA-2900 mit zwei Eingangstransistoren und einem Operationsverstärker aufgebaut. Im rechten Kanal hatten die beiden
Transistoren durch einen zusätzlich eingebauten Fehler (Kurzschluss) ihre Arbeit eingestellt. Zwei dbx-Schaltkreise wurden durch diesen Kurzschluss auch in Mitleidenschaft
gezogen und verweigerten somit die Übertragung des Audiosignals.
Um den Aufnahmefehler (das Signalgemisch) zu beseitigen, wurden erfolglos die Kontaktstecker mit einem dafür ungeeigneten Mittel behandelt.
Nachdem diese Maßnahme nicht den erwünschten Erfolg brachte, versuchte man dann die Kontakte der Stiftleisten neu zu verzinnen.
Die vier Platinen der Rauschminderungssysteme Dolby B/C und dbx. Für die Dolby-Schaltung wurde der HITACHI-Schaltkreis HA12058NT verwendet.
Diesen Schaltkreis darf man nicht mit dem HA12058 verwechseln da es sich bei beiden Schaltkeisen um verschiedene integrierte Schaltungen handelt.
Beide IC haben eine unterschiedliche Anzahl von Anschlüssen (HA12058NT = 30 PINs / HA12058 = 28 PINs) und sind somit nicht kompatibel.
HITACHI hatte diese Schaltkreise damals nach Farben selektiert (Rot, Violett, Grün, Gelb, Orange, Blau). Bei einem Austausch der Schaltkreise sollte man
für die neuen Schaltkeise immer wieder welche mit der gleichen Farbe verwenden. Die vermurksten Kontaktstecker wurden durch neue Stift-/Buchsenleisten
ersetzt und einige Elkos, wie im Datenblatt von HITACHI angegeben, gegen bipolare Elkos getauscht.
Das TA-2900 hatte beim Wiedergabefrequenzgang einen Höhenabfall von 4db bei 12kHz, was auch die Tester der Stereoplay bemängelten. Im 82er Test
der Stereoplay glänzte der Vorgänger TA-2070 mit einem linearen Wiedergabefrequenzgang bei fremdbespielten Cassetten. Da beide Tapedecks den gleichen
Canon-Tonkopf besitzen und fast die gleiche Schaltung für den Eingangsverstärker verwenden, konnte durch ein paar Änderungen beim TA-2900 auch
dieser lineare Wiedergabefrequenzgang erreicht werden. Die zwei defekten Transistoren 2SC1815L im rechten Kanal wurden auf beiden Kanälen durch 2SC2458L ersetzt.
Den ersten Wiedergabe-Probelauf hat das TA-2900 schon mal bestanden.
Alle Schalter und Einstellregler wurden gereinigt. Beim Line-Out-Regler sollte man sich die Anordnung der beiden Platten mit den Widerstandsbahnen
merken, da ihr logarithmischer Verlauf spiegelbildlich auf die beiden Platten aufgebracht wurde. Ein Vertauschen würde die logarithmische Einstellkurve
des Potentiometer verändern. Auch beim Drehschalter für die Rauschminderungssysteme muss man beim Zusammenbau auf die richtige Reihenfolge
achten, um bei der Inbetriebnahme keine bösen Überraschungen zu erleben.
Der Aufnahmeschieberegler.
Die Glühbirne für die Display-Beleuchtung wurde durch zwei LEDs ersetzt.
Die alte Kopfhörerbuchse wurde gegen eine Buchse mit Goldring getauscht. Vor dem Tausch wurden noch die angelaufenen Kontakte der "neuen" Buchse gereinigt.
Die "ACCUBias"-Schaltung sitzt oben unter der Abschirmung, der Aufnahmeverstärker links unter dem Kabelsalat und rechts die Schaltkreise Dolby-HX Pro Schaltung.
Für die "hochwertige" Alu-Papier-Abschirmung des Aufnahmeschiebereglers wurde eine etwas stabilere Ausführung gebastelt.
Hier sieht man die Hauptursache für das erzeugte Signalgemisch bei der Aufnahme. Die Schleifkontakte der Einstellregler für die Bandempfindlichkeit hatten sich
gelöst und damit keinen Kontakt mehr zu den Widerstandsbahnen. Da die Einstellregler in der Gegenkopplung eines Operationsverstärkers liegen, war durch
diesen Fehler keine Gegenkopplung mehr vorhanden. Durch die hohe Leerlaufverstärkung liegt, verursacht durch die unterschiedlichen Spannungen an den beiden
Eingängen, am Ausgang des Operationsverstärkers ständig die maximale bzw. minimale Ausgangsspannung an und der Operationsverstärker wird dadurch übersteuert.
Je nach Eingangssignal liegen so ca. +10 Volt/-10Volt am Ausgang des Operationsverstärkers an und übersteuern damit den nachfolgenden Aufnahmeverstärker.
Bei diesen Alps-Potentiometer kann die Welle nach dem Kugelschreiberprinzip im Potentiometer versenkt werden. Ein Druck auf die Welle und diese kommt aus
dem Gehäuse. Beim nächsten Druck verschwindet die Welle wieder im Gehäuse.
Für den Abbruch der "ACCUBias"-Einmessung war der Schaltkreis für den Pausensuchlauf verantwortlich. Dieser überprüft beim "ACCUBias"-Test die Anwesenheit
eines Magnetbands und bricht bei einem Vorspannband den Test sofort wieder ab. Nachdem der 4-fach Operationsverstärker für den Pausensuchlauf gewechselt war,
wurde der Einmess-Test komplett durchgeführt. Nur die blinkende "ACCUBias"-LED wollte am Test-Ende nicht leuchten und die Einmessung durch Dauerleuchten als
Erfolg melden. Beim "ACCUBias"-Test werden gleichzeitig ein 400Hz und ein 12kHz Signal auf die rechte Spur des Magnetbandes aufgezeichnet. Ein Mikroprozessor
verändert gleichzeitig in 32 Stufen schrittweise die Vormagnetisierung bei der Aufnahme. Über die Hinterbandkontrolle wird das Signalgemisch wieder in die beiden
400Hz und 12KHz Signale getrennt und ihr Pegel miteinander verglichen. Der Prozessor verwendet für den Abgleich die Vormagnetisierung, bei der beide Signale den
gleichen Wert hatten. Im TA-2900 wurden zwar beide Signale aufgezeichnet, aber das 400Hz Signal fehlte bei der Auswertung der beiden Signale. Dadurch konnte
der Mikroprozessor keinen Vergleich der Signale durchführen und das Band konnte nicht erfolgreich eingemessen werden. Nach dem Tausch einiger Elkos und eines
Operationsverstärkers arbeitete die "ACCUBias"-Schaltung wieder problemlos.
Nachdem die Aufnahme- und Wiedergabeschaltung wieder vernünftig ihre Arbeit durchführte, gab es noch ein Problem mit der Dolby-B/C Schaltung. Bei der Aufnahme
ohne Signal war über die Hinterbandkontrolle bei Dolby-B/C ein Rauschen auf auf dem rechten Kanal zu hören. Der linke Kanal rauschte bei der Aufnahme nicht und
bei der Wiedergabe war das Rauschen auf beiden Kanälen nicht vorhanden. Signalquellen wanderten bei kleiner werdendem Pegel und Hinterband aus der Mitte nach rechts.
Bei der Wiedergabe dieser Aufnahmen blieben die Signalquellen an der Stelle, wo sie hingehörten. Ursache für diesen Fehler war der Vormagnetisierungs-Sperrkreis (Bias-Trap)
vor der Dolby-B/C-Schaltung im Wiedergabekanal. Dieser Sperrkreis hat die gleiche Aufgabe wie der MPX-Filter im Dolby Aufnahmekanal und soll Störsignale von der
Dolby-Schaltung fernhalten. Bei der Aufnahme gelangen Reste der Vormagnetisierung vom Aufnahmekopf über den Wiedergabekopf in den Verstärker und gaukelt
Dolby ein Signal vor, was auf dem Magnetband aber nicht vorhanden ist. Bei hohem Signalpegel haben die schwachen Reste der Vormagnetisierung keinen Einfluss auf
die Arbeit der Dolby-Schaltung, da diese schwachen Reste vom Signal überdeckt werden. Ist kein oder nur ein schwaches Signal vorhanden, erkennt Dolby die hohe
Frequenz der Vormagnetisierungsreste als Signal und passt danach seine Arbeitsweise an. Nachdem die Sperrkreise durch neue ersetzt und auch neu abgeglichen wurden,
arbeitet die Dolby-Schaltung wieder vernünftig.
Nachdem diese Arbeiten abgeschlossen waren, musste noch für das letzte Problem eine Lösung gefunden werden. Im Netzteil des Onkyo TA-2900 erreichten nach ca.
10 Minuten einige Bauteile sehr bedenkliche Temperaturwerte. Je mehr Schaltungen (Aufnahme, Löschgenerator, "ACCUBias"...) im TA-2900 Strom brauchten, umso
schneller erwärmten sich die Bauteile im Netzteil. Mit geschlossenem Gehäuse und einem weiteren Gerät auf den kleinen Lüftungsschlitzen im Gehäusedeckel, kann dem
TA-2900 im Dauerbetrieb sehr schnell ein größerer Schaden widerfahren. Die Ursachen für die starke Wärmeentwicklung sind die Umstellung von 220 Volt auf 240 Volt,
etwas zu schwach dimensionierte Bauteile und billige Kühlbleche.
Hier auf dem Bild aus dem Netz sieht man die Temperaturentwicklung im TA-2900 nach 10 Minuten.
Um die Wärme aus dem flachen Gerät zu bekommen wurde auf die Rückwand ein Kühlprofil geschraubt. Da der große Kühlkörper das Loch für die Fernbedienungbuchse
verdeckt, musste dafür auch noch ein zweites Loch in die Rückwand gesägt werden.
Auf den Kühlkörper wurden der Spannungsstabilisator für die Logik-Betriebsspannung und der Darlington-Transistor für die Laufwerk-Betriebsspannung geschraubt.
Die beiden kleinen, runden 2A Brückengleichrichter wurde durch zwei 6A-Typen ersetzt.
Beim freigewordenen Kühlblech wurde der obere Winkel entfernt und zwei zusätzliche Kühlprofile angebracht. Auf dieses Kühlblech wurden die beiden 12 Volt
Spannungsstabilisatoren befestigt. Für die Transistoren, die für die Betriebsspannung der Rauschminderungssysteme zuständig sind, wurden auch größere Kühlprofile
verwendet. Im Vordergrund sieht man die von Onkyo verwendeten Kühlbleche.
Diese beiden kleinen Transistoren stabilisieren die 18 Volt/ 26 Volt Betriebsspannungen der Fluoreszenzanzeige.
Die beiden kleineren wurden durch zwei 2SD882 Transistoren ersetzt.
Jetzt bleiben die Bauteil-Temperaturen auch bei geschlossenem Gehäuse, stundenlangem Dauerbetrieb und abgedeckten Lüftungsschlitzen im akzeptablen Bereich.
Mit einigen Kabelbindern noch etwas Ordnung schaffen im TA-2900.
Nachdem die Frontblende, Tasten und Knöpfe befestigt waren, konnte das TA-2900 zur Einmessung.....
Gleichlaufmessung am TA-2900.
Azimutüberprüfung.
Aufnahme-/Wiedergabefrequenzgang einer TDK-SA und einer TDK-MA.
Fertig.
Die imposante Anzeige des TA-2900.
Ich hoffe, die etwas längere Story über das Onkyo TA-2900 hat euch nicht zu sehr gelangweilt.
VG Ralf