08.01.2009, 12:48
Hallo alle,
das liebe Forumsmitglied Till Kaufmann hat mir seinen Dachbodenfund von seinem Opa zugeschickt, der rund 10 Jahre eingemottet war. Er hat sich nicht getraut, ihn einfach einzuschalten, weil er befürchtete, es könnte dann etwas kaputt gehen.
Der SX-5580 ist die schwarze US-Version des SX-1050 aus dem Jahr 1976. Ein echter Bolide, gar ein Monsterreceiver mit 2 mal 120 Watt Sinus an 8 Ohm, an 4 Ohm sogar 2 mal 170 Watt, nach Din gar 2 mal 185 Watt, alles Sinus (...und es gab sogar noch größere!). Immerhin bringt er 23,4 kg auf die Waage.
So sah es im Inneren aus:
und auf der anderen Seite war wohl eine Spinne eingezogen:
Aber, und das spricht für die Qualität des Receivers, er funktionierte, bis auf diverse Kleinigkeiten, auf Anhieb.
Also zunächst einmal Frontplatte herunter und ab damit in ein Bad aus Waschmittellauge. Einfach Waschmittel (flüssig) mit lauwarmen Wasser in eine 90 Liter-Mörtelwanne (gibt es in jedem Baumarkt für 6,90 Euro) und über Nacht einweichen lassen. Danach gut trocken und sauber wischen, fertig. Die Knöpfe kommen bei mir in ein Ultraschallbad mit einem leichten Sodareiniger (Marke Frosch, Vorsicht mit Beschriftungen!), dann strahlen sie wieder.
Zunächst wurde jedoch erstmal an der Technik gearbeitet,
hier die Tunerplatine:
die nackte Front:
Also erst einmal alle Schalter mit Kontakt 390 behandelt (Kontakt 390 ist schwierig erhältlich, entspricht aber weitgehend dem bewährten Teslanol Oszillin T6), weil dies rückstandsfrei und nachhaltig die Kontakte säubert. Auch wurde der Drehko geöffnet und gereinigt, damit das Kratzen beim Abstimmen verschwindet. Anschließend wurde der Oszillator wieder exakt auf die Skala einjustiert, damit die Sender mit der richtigen Frequenz empfangen werden.
Hier mal ein Blick von unten ins das geöffnete Gerät.
Alle Lampen funktionierten einwandfrei, setzen aber häufig aus. PIONEER verwendete T-10-Stecklampen in heraus nehmbaren Fassungen. Die Kontakte in den Fassungen habe ich ebenfalls mit Kontakt 390 behandelt und die Kontaktzungen nach Entfernen der Lampe zusammen gebogen, dann die Lampe wieder eingesetzt. Nun kein Aussetzen mehr. Ebenso mußte das Relais für die Lautsprecher überarbeitet werden, da die Kontakte bei kleinen Lautstärken schon keinen Ton mehr passieren ließen. Zudem kann man durch leichtes Biegen am Relais im Betrieb in den Boxen hören, ob die Relaiskontakte noch in Ordnung sind. Das Relais auslöten, Kappe abnehmen und die vergoldeten Kontakte mit Chromputzmittel (aus dem Autobereich, das billigste ist gut genug!) und einem Wattestäbchen oder einem Wildlederstäbchen putzen und polieren, bis alles wieder strahlt. Auf keinen Fall mit harten, bzw. schleifenden oder gar spanenden Methoden arbeiten, die Goldschicht darf auf keinen Fall beschädigt werden und die ist nur dünn!
Hier ist das Relais nach der Überarbeitung wieder an seinem angestammten Platz:
Interessantes Detail, der riesige Widerstand (oben links im Bild) ist eine Einschaltstrombegrenzung. Da hätte Till keine Angst haben müssen, dass etwas kaputt gehen könnte nach so langer Zeit beim ersten Einschalten. Über ein zweites Relais wird der Netzsttrom in den ersten 5 Sekunden über diesen Widerstand geleitet, der so das geordnete Laden der repektablen 22.000 µF/80 Volt-Kondensatoren ermöglicht. Da hält ein Netzschalter zeimlich ewig. Bei der Gelegenheit: der Netzschalter (ein Kippschalter) ging sehr schwer, was an verharztem Fett in der Umlenkmechanik lag, das war aber schnell beseitigt mit Kontakt 61 (was auch hervorragende mechanische Schmierfähigkeite besitzt und über gute Kriehwirkung verfügt). Nun wurden auch alle Platinen und Bleche gereingt, damit alles wieder chic aussieht.
Der Ringkerntrafo hat übrigens die Abmessungen einer großen Konservendose und wiegt einzeln über 5 kg. Nachdem auch das (amerikanische) Netzkabel gegen ein Euronetzkabel ausgetauscht wurde, konnte die Frontplatte wieder an ihren Platz, die Knöpfe wurden wieder montiert und dann sah das Ganze wieder recht ordentlich aus:
andere Seite:
Am Schluß wurde auch die üppige Endstufe, mit insgesamt acht TO-3-Transistoren (die großen Blechtypen) bestückt, neu abgeglichen, und zwar Ruhestrom und Offset. Dann noch einige Lötstellen im Netzteil nachgelötet und dann war es das auch schon. Ein wundervoller Receiver der auf dem Markt in diesem Zustand bestimmt um die 350,- Euro wert ist. Sollte man nicht unbedingt weg geben, man würde dies später garantiert bereuen.
Hier nochmal ein Gesamtbild:
Also Till, meinen herzlichsten Glückwunsch zu so einem Dachbodenfund! Ein wundervolles Stück - halte es in Ehren.
das liebe Forumsmitglied Till Kaufmann hat mir seinen Dachbodenfund von seinem Opa zugeschickt, der rund 10 Jahre eingemottet war. Er hat sich nicht getraut, ihn einfach einzuschalten, weil er befürchtete, es könnte dann etwas kaputt gehen.
Der SX-5580 ist die schwarze US-Version des SX-1050 aus dem Jahr 1976. Ein echter Bolide, gar ein Monsterreceiver mit 2 mal 120 Watt Sinus an 8 Ohm, an 4 Ohm sogar 2 mal 170 Watt, nach Din gar 2 mal 185 Watt, alles Sinus (...und es gab sogar noch größere!). Immerhin bringt er 23,4 kg auf die Waage.
So sah es im Inneren aus:
und auf der anderen Seite war wohl eine Spinne eingezogen:
Aber, und das spricht für die Qualität des Receivers, er funktionierte, bis auf diverse Kleinigkeiten, auf Anhieb.
Also zunächst einmal Frontplatte herunter und ab damit in ein Bad aus Waschmittellauge. Einfach Waschmittel (flüssig) mit lauwarmen Wasser in eine 90 Liter-Mörtelwanne (gibt es in jedem Baumarkt für 6,90 Euro) und über Nacht einweichen lassen. Danach gut trocken und sauber wischen, fertig. Die Knöpfe kommen bei mir in ein Ultraschallbad mit einem leichten Sodareiniger (Marke Frosch, Vorsicht mit Beschriftungen!), dann strahlen sie wieder.
Zunächst wurde jedoch erstmal an der Technik gearbeitet,
hier die Tunerplatine:
die nackte Front:
Also erst einmal alle Schalter mit Kontakt 390 behandelt (Kontakt 390 ist schwierig erhältlich, entspricht aber weitgehend dem bewährten Teslanol Oszillin T6), weil dies rückstandsfrei und nachhaltig die Kontakte säubert. Auch wurde der Drehko geöffnet und gereinigt, damit das Kratzen beim Abstimmen verschwindet. Anschließend wurde der Oszillator wieder exakt auf die Skala einjustiert, damit die Sender mit der richtigen Frequenz empfangen werden.
Hier mal ein Blick von unten ins das geöffnete Gerät.
Alle Lampen funktionierten einwandfrei, setzen aber häufig aus. PIONEER verwendete T-10-Stecklampen in heraus nehmbaren Fassungen. Die Kontakte in den Fassungen habe ich ebenfalls mit Kontakt 390 behandelt und die Kontaktzungen nach Entfernen der Lampe zusammen gebogen, dann die Lampe wieder eingesetzt. Nun kein Aussetzen mehr. Ebenso mußte das Relais für die Lautsprecher überarbeitet werden, da die Kontakte bei kleinen Lautstärken schon keinen Ton mehr passieren ließen. Zudem kann man durch leichtes Biegen am Relais im Betrieb in den Boxen hören, ob die Relaiskontakte noch in Ordnung sind. Das Relais auslöten, Kappe abnehmen und die vergoldeten Kontakte mit Chromputzmittel (aus dem Autobereich, das billigste ist gut genug!) und einem Wattestäbchen oder einem Wildlederstäbchen putzen und polieren, bis alles wieder strahlt. Auf keinen Fall mit harten, bzw. schleifenden oder gar spanenden Methoden arbeiten, die Goldschicht darf auf keinen Fall beschädigt werden und die ist nur dünn!
Hier ist das Relais nach der Überarbeitung wieder an seinem angestammten Platz:
Interessantes Detail, der riesige Widerstand (oben links im Bild) ist eine Einschaltstrombegrenzung. Da hätte Till keine Angst haben müssen, dass etwas kaputt gehen könnte nach so langer Zeit beim ersten Einschalten. Über ein zweites Relais wird der Netzsttrom in den ersten 5 Sekunden über diesen Widerstand geleitet, der so das geordnete Laden der repektablen 22.000 µF/80 Volt-Kondensatoren ermöglicht. Da hält ein Netzschalter zeimlich ewig. Bei der Gelegenheit: der Netzschalter (ein Kippschalter) ging sehr schwer, was an verharztem Fett in der Umlenkmechanik lag, das war aber schnell beseitigt mit Kontakt 61 (was auch hervorragende mechanische Schmierfähigkeite besitzt und über gute Kriehwirkung verfügt). Nun wurden auch alle Platinen und Bleche gereingt, damit alles wieder chic aussieht.
Der Ringkerntrafo hat übrigens die Abmessungen einer großen Konservendose und wiegt einzeln über 5 kg. Nachdem auch das (amerikanische) Netzkabel gegen ein Euronetzkabel ausgetauscht wurde, konnte die Frontplatte wieder an ihren Platz, die Knöpfe wurden wieder montiert und dann sah das Ganze wieder recht ordentlich aus:
andere Seite:
Am Schluß wurde auch die üppige Endstufe, mit insgesamt acht TO-3-Transistoren (die großen Blechtypen) bestückt, neu abgeglichen, und zwar Ruhestrom und Offset. Dann noch einige Lötstellen im Netzteil nachgelötet und dann war es das auch schon. Ein wundervoller Receiver der auf dem Markt in diesem Zustand bestimmt um die 350,- Euro wert ist. Sollte man nicht unbedingt weg geben, man würde dies später garantiert bereuen.
Hier nochmal ein Gesamtbild:
Also Till, meinen herzlichsten Glückwunsch zu so einem Dachbodenfund! Ein wundervolles Stück - halte es in Ehren.