16.09.2009, 09:51
Hallo alle,
muss mal wieder einen Reparaturbericht schreiben, weil ich das schon lange nicht mehr getan habe und weil das reparierte Gerät durchaus geeignet ist, hier mal vorgestellt zu werden.
Die hier vorgestellte Endstufe von Fisher ist in Wahrheit die schwarze Version der Sanyo Endstufe DCP-3001 von 1976. Die war jedoch silber. Sie verfügt über ein stattliches Gewicht von knapp 22kg und leistet 2 mal 150 Watt Sinus an 8 Ohm (beide Kanaäle gleichzeitig ausgesteuert). Das ist eine sehr konservative Angabe, denn sie ist mit 2 mal 800 Watt Musikleistung an 4 Ohm angeben, was ich allerdings für etwas übertrieben halte.
Dennoch mit Ihren riesengroßen VU-Metern, die vorne dran gebaut sind (also nicht eingesenkt), strahlt sie schon eine gewisse Faszination aus.
Mein Kunde hat sie bei ebay erworben, defekt, für traumhaft günstige 121,- Euro. Ausser der Beleuchtung ging nichts mehr. Die beiden Hauptsicherungen im Netzteil mit je 12 A schmolzen sofort beim Einschalten durch. Nach etwas messen, war klar, die rechte Endstufe hatte Kurzschluss, alle sechs TO-3-Transistoren müssen erneuert werden. Die vermutliche Ursache für den Defekt fand ich zufällig auch, nachdem ich die steckbare (!) Treiberplatine heraus nahm und mein Blick auf diese Lötstellen fiel.
Man kann sehen, dass Basis und Kollektor des Transistors in der Luft hängen, nur der Emitter ist noch verlötet. Der Transistor an sich war jedoch nicht defekt. Ich lötete daher beide Treiberplatinen erstmal komplett nach, trennte die rechten Endstufentransistoren von der Spannung ab und versuchte erst einmal den Rest zu betreiben, was auf Anhieb gelang. Vorsichtig mit dem Trenntrafo auf 230 Volt hochgeregelt, dabei ständig die Stromaufnahme beobachtet und schon konnte ich das erlösende Klick der Schutzschaltung hören, was immer eine gewisse Freude beim Reparieren ist. Dann ging ich an die Erneuerung der Endtransistoren. Zunächst mussten jede Menge Kabel abgelötet werden, um den Kühlblock auszubauen. Das hinterließ ein größeres Loch im Gerät.
Dafür lag dann der ganze Block vor mir auf dem Tisch, von allen Seiten gut zugänglich. Zunächst musste er zerlegt werden, immer je zwei Transistoren auf einem Kühlkörper. Unten sind die Emitterwiderstände zu erkennen.
TO-3-Transistoren sind aus Blech und gehören zu den stärksten Modellen am Markt. Diese hier haben bis zu 250 Watt Verlustleistung pro Transistor - daher auch die großen Kühlkörper. Sie sind nicht gelötet, sondern sitzen in einer Steckfassung, die mit zwei Schrauben den Kollektor (aussen am Gehäuse) verbindet. Man muss auf die isolierende Glimmerscheibe achten, beim Einbau.
Nun konnte alles wieder eingebaut werden und ein spannender Moment stand bevor: ist noch ein Fehler vorhanden oder läuft es jetzt wieder?? Ich hatte Glück, es lief wieder alles, wenn auch der frisch reparierte Kanal sehr hohen Ruchstrom zog, aber das lag wohl an den Vergleichstypen, die ich einbauen musste, denn die Originaltransistoren bekommt man nicht mehr, NEC hat die Halbleiterproduktion schon längst eingestellt. Das ließ sich aber direkt einstellen, ebenso der Offset (keine Gleichspannung am Ausgang).
Leider war die Wiedergabe nicht ganz sauber, wie sich beim ersten Probehören heraus stellte. Nachdem auch das Lautsprecherrelais erneuert war, zeigte sich die Endstufe aber auch klanglich wieder von Ihrer besten Seite. Nun wurde noch alles innen und aussen gereinigt, was bei einem solchen Boliden nicht ganz spaßfrei ist.
Das Netzteil: riesig, jedes bißchen mit einem Blech abgedeckt, alles unterirdisch verdrahtet, alle Platinen gesteckt - so macht Service Spaß!
Aber auch hinten gibt es Besonderheiten: wegen der hohen Ausgangsleistung war man in Japan vorsichtig und deckte die Lautsprecherklemmen lieber ab, weil man ab einer gewissen Lautstärke die Spannung dort durchaus schon als Stromschlag empfinden könnte. Die Klemmen sind übrigens sehr stabil und langlebig als Schraubklemmen ausgeführt, kenne ich eigentlich nur von ELA-Verstärkern im Profibereich.
Die Front hat eigentlch auch eher professionellen Charakter, wie gesagt die VU-Meter sind auf die Platte montiert. Zusätzlich findet sich hier noch ein Limiter, der die Leistung auf 50, 100 oder 150 Watt begrenzen kann, ein zweiter Eingang und noch ein Paar Lautsprecheranschlüsse - neben dem Pegelsteller und dem Subsonic-Filter. Zudem können noch die Anzeigebereiche ausgewählt werden, damit sich die Zeiger auch bei Zimmerlautstärke schon bewegen, falls gewünscht.
Das Typenschild auf der Rückseite gibt Aufschluss darüber, dass mit der Leistung hier nicht so geprahlt wird, wie das bei manch anderem Fabrikat der Fall ist: 1200 Watt Leistungsaufnahme sprechen für sich, oder?
Ganz zum Schluss habe ich noch eine Bitte: da meine Fotoreparaturstories kürzlich in einem anderen Forum als "Bilderbuchgeschichtchen" bezeichnet wurden, interessiert mich Eure Meinung dazu nun doch wirklch. Soll ich das fortsetzen - oder lieber sein lassen? Soll ich etwas verändern oder es so lassen, wie es ist?
Bitte schreibt mir Eure ehrliche Meinung, auch wenn diese nicht positiv ist - aus Kritik kann man nur lernen!
Vielen Dank.
muss mal wieder einen Reparaturbericht schreiben, weil ich das schon lange nicht mehr getan habe und weil das reparierte Gerät durchaus geeignet ist, hier mal vorgestellt zu werden.
Die hier vorgestellte Endstufe von Fisher ist in Wahrheit die schwarze Version der Sanyo Endstufe DCP-3001 von 1976. Die war jedoch silber. Sie verfügt über ein stattliches Gewicht von knapp 22kg und leistet 2 mal 150 Watt Sinus an 8 Ohm (beide Kanaäle gleichzeitig ausgesteuert). Das ist eine sehr konservative Angabe, denn sie ist mit 2 mal 800 Watt Musikleistung an 4 Ohm angeben, was ich allerdings für etwas übertrieben halte.
Dennoch mit Ihren riesengroßen VU-Metern, die vorne dran gebaut sind (also nicht eingesenkt), strahlt sie schon eine gewisse Faszination aus.
Mein Kunde hat sie bei ebay erworben, defekt, für traumhaft günstige 121,- Euro. Ausser der Beleuchtung ging nichts mehr. Die beiden Hauptsicherungen im Netzteil mit je 12 A schmolzen sofort beim Einschalten durch. Nach etwas messen, war klar, die rechte Endstufe hatte Kurzschluss, alle sechs TO-3-Transistoren müssen erneuert werden. Die vermutliche Ursache für den Defekt fand ich zufällig auch, nachdem ich die steckbare (!) Treiberplatine heraus nahm und mein Blick auf diese Lötstellen fiel.
Man kann sehen, dass Basis und Kollektor des Transistors in der Luft hängen, nur der Emitter ist noch verlötet. Der Transistor an sich war jedoch nicht defekt. Ich lötete daher beide Treiberplatinen erstmal komplett nach, trennte die rechten Endstufentransistoren von der Spannung ab und versuchte erst einmal den Rest zu betreiben, was auf Anhieb gelang. Vorsichtig mit dem Trenntrafo auf 230 Volt hochgeregelt, dabei ständig die Stromaufnahme beobachtet und schon konnte ich das erlösende Klick der Schutzschaltung hören, was immer eine gewisse Freude beim Reparieren ist. Dann ging ich an die Erneuerung der Endtransistoren. Zunächst mussten jede Menge Kabel abgelötet werden, um den Kühlblock auszubauen. Das hinterließ ein größeres Loch im Gerät.
Dafür lag dann der ganze Block vor mir auf dem Tisch, von allen Seiten gut zugänglich. Zunächst musste er zerlegt werden, immer je zwei Transistoren auf einem Kühlkörper. Unten sind die Emitterwiderstände zu erkennen.
TO-3-Transistoren sind aus Blech und gehören zu den stärksten Modellen am Markt. Diese hier haben bis zu 250 Watt Verlustleistung pro Transistor - daher auch die großen Kühlkörper. Sie sind nicht gelötet, sondern sitzen in einer Steckfassung, die mit zwei Schrauben den Kollektor (aussen am Gehäuse) verbindet. Man muss auf die isolierende Glimmerscheibe achten, beim Einbau.
Nun konnte alles wieder eingebaut werden und ein spannender Moment stand bevor: ist noch ein Fehler vorhanden oder läuft es jetzt wieder?? Ich hatte Glück, es lief wieder alles, wenn auch der frisch reparierte Kanal sehr hohen Ruchstrom zog, aber das lag wohl an den Vergleichstypen, die ich einbauen musste, denn die Originaltransistoren bekommt man nicht mehr, NEC hat die Halbleiterproduktion schon längst eingestellt. Das ließ sich aber direkt einstellen, ebenso der Offset (keine Gleichspannung am Ausgang).
Leider war die Wiedergabe nicht ganz sauber, wie sich beim ersten Probehören heraus stellte. Nachdem auch das Lautsprecherrelais erneuert war, zeigte sich die Endstufe aber auch klanglich wieder von Ihrer besten Seite. Nun wurde noch alles innen und aussen gereinigt, was bei einem solchen Boliden nicht ganz spaßfrei ist.
Das Netzteil: riesig, jedes bißchen mit einem Blech abgedeckt, alles unterirdisch verdrahtet, alle Platinen gesteckt - so macht Service Spaß!
Aber auch hinten gibt es Besonderheiten: wegen der hohen Ausgangsleistung war man in Japan vorsichtig und deckte die Lautsprecherklemmen lieber ab, weil man ab einer gewissen Lautstärke die Spannung dort durchaus schon als Stromschlag empfinden könnte. Die Klemmen sind übrigens sehr stabil und langlebig als Schraubklemmen ausgeführt, kenne ich eigentlich nur von ELA-Verstärkern im Profibereich.
Die Front hat eigentlch auch eher professionellen Charakter, wie gesagt die VU-Meter sind auf die Platte montiert. Zusätzlich findet sich hier noch ein Limiter, der die Leistung auf 50, 100 oder 150 Watt begrenzen kann, ein zweiter Eingang und noch ein Paar Lautsprecheranschlüsse - neben dem Pegelsteller und dem Subsonic-Filter. Zudem können noch die Anzeigebereiche ausgewählt werden, damit sich die Zeiger auch bei Zimmerlautstärke schon bewegen, falls gewünscht.
Das Typenschild auf der Rückseite gibt Aufschluss darüber, dass mit der Leistung hier nicht so geprahlt wird, wie das bei manch anderem Fabrikat der Fall ist: 1200 Watt Leistungsaufnahme sprechen für sich, oder?
Ganz zum Schluss habe ich noch eine Bitte: da meine Fotoreparaturstories kürzlich in einem anderen Forum als "Bilderbuchgeschichtchen" bezeichnet wurden, interessiert mich Eure Meinung dazu nun doch wirklch. Soll ich das fortsetzen - oder lieber sein lassen? Soll ich etwas verändern oder es so lassen, wie es ist?
Bitte schreibt mir Eure ehrliche Meinung, auch wenn diese nicht positiv ist - aus Kritik kann man nur lernen!
Vielen Dank.