(18.05.2025, 02:27)spocintosh schrieb: Empirische Daten beweisen die Modelle der Wissenschaft unter bestimmten Bedingungen, nicht aber die metaphysische Interpretation dieser Modelle...
...Und darin zu agieren und das Sein dahinter zu erkennen, braucht es zunehmend ganz anderes als Wissenschaft - nämlich die Philosophie sowie Liebe und Menschlichkeit.
Wie praktisch, dass das zufälligerweise genau das ist, was der Mensch der Maschine (und allen bislang uns bekannten anderen Lebensformen) voraus hat.
Hätte auch eigentlich schon mal früher auffallen können.
Keine Ahnung, wo ich hier anfangen soll, und ich will auch nicht auf alles eingehen, aber ein paar Anmerkungen kann ich mir nicht verkneifen, weil ich glaube, dass diese Weltsicht, dass die Wissenschaft uns der Spiritualität beraubt hat und daher Schuld am menschlichen Unglück ist, heute zunehmend Verbreitung findet und das halte ich für durchaus relevant, dass man da nicht alles unwidersprochen einfach so hinnimmt. Ich verstehe einiges in diesem Text nicht, weil es für mich keinen Sinn ergibt, dennoch ein paar Gedanken dazu:
Grundsätzlich scheint mir, wird hier viel durcheinandergebracht etwa zB. Materialismus und wissenschaftliches Weltbild. Die Wissenschaft behauptet nicht, dass nicht existiert, was nicht gemessen werden kann sondern sagt einfach, dass sie dazu keine Aussage treffen kann. Erst wenn eine entsprechende Methodik vorhanden ist, kann man daran gehen, diese Phänomene zu untersuchen. Das führt auch dazu, dass Wissenschaft (idealerweise) keine Dogmen kennt, weil jede neue Erkenntnis diese Dogmen umstürzen würde. D.h. Wissenschaft ist kein abgeschlossenes Gedankengebäude, dass alles weiß und kennt, im Gegenteil, das neue erweitert ständig dieses Gebäude. Ältere Erkenntnisse werden auch nicht einfach über Bord geworfen, nur weil neue Erkenntnisse hinzukommen. Das ist meistens eher eine Erweiterung bestehender Modelle ohne dass das alte Modell dadurch falsch würde. Dass die Erde um die Sonne kreist und nicht umgekehrt, ist auch nach Einstein noch richtig.
Spocintosh schreibt: " Die Idee eines Blindtests, egal wie doppelt oder dreifach, der auf einer sehr oberflächlichen Ebene in klinischen Medikamentenstudien ein bisschen Sinn ergeben mag (wenn man das Metaphysische außen vor lässt, also etwa Placebo/Nocebo-Effekte), war vom ersten Tag an, als irgendein Vollidiot auf die Idee gekommen ist, die Methodik wäre übertragbar, um subjektives (Hör-)Erleben zu "beurteilen", ein lächerlicher Komplettausfall. Das ist der Grund, weshalb Blindtests auch NIE funktioniert haben.
JEDE Methodik, welche "Erleben" beurteilen, also Subjektives objektivieren will, stellt einen Widerspruch in sich dar. "
Hier wird einiges durcheinander gebracht
Dass ein Doppelblindtest Humbug sein soll, weil er nicht funktioniert, ist nichts anderes als eine Behauptung, die jeder Grundlage entbehrt. Es ist sogar ein klassisches Beispiel, wie eine recht einfache Methode zu wissenschaftlich tragbaren Ergebnissen kommen kann. Der Plazeboeffekt ist kein metaphysischer, sondern kann immer nachgewiesen werden. Wenn er in einer Studie nicht auftritt, kann man annehmen, dass die Studie gefakt ist. Warum diese Methode wichtig ist, wird klar, wenn man sich ansieht, wie eine Krankenkasse, die mit den Geldmitteln ihrer Versicherten verantwortungsvoll umgehen soll, entscheidet, ob ein Medikament auf Kassenkosten verordnet werden darf oder nicht. Erst, dann wenn ein Wirknachweis erbracht wurde (und nebenbei auch der Nachweis, dass uns da Medikament nicht umbringt), darf dieses Medikament auch bezahlt werden, sonst ist Betrug und Scharlatanerie Tür und Tor geöffnet. Ich könnte dann ja auch von der Krankenkasse (=Allgemeinheit) verlangen, mir einen superteuren McIntosh Verstärker oder eben einen PS Audio P10 zu finanzieren, weil er der einzige ist, der meinen Tinnitus erträglich macht. Warum soll ich das aus der eigenen Tasche zahlen, es geht da ja um meine Gesundheit.
Ein grundsätzliches Problem, ist es, subjektives Erleben zu objektivieren und vor diesem Problem zu kapitulieren, weil man es für grundsätzlich unlösbar hält, hat einige unangenehme Konsequenzen. Um die Welt um uns herum zu beschreiben liefert eben die Wissenschaft die besten Mittel. Wenn wir das nicht mehr akzeptieren, weil unser Selbst absolut ist und über allem steht, erübrigt sich jede Diskussion, weil meine Meinung, die sich aus meiner Empfindung speist, jeden Fakt, der von außen vorgebracht wird übertrumpfen kann. Wir brauchen also gar nicht mehr darüber diskutieren, ob die Erde flach oder kugelig ist, wenn du nicht einsiehst, dass die Erde flach ist, weil ich das ja sehe, bist du ein Vollidiot und Ende der Diskussion. Der stärkere bestimmt schlussendlich den Diskurs und entscheidet über richtig oder falsch.
Die Wissenschaft hilft uns, dass wir uns auf gewisse Fakten zu einigen und ja, es gibt Richtiges und Falsches in der Wissenschaft und das auch im Alltag. Wenn wir uns nicht auf gewisse Fakten einigen und beziehen können, können wir auch keine Diskussion führen, was besser oder schlechter für unsere Zukunft ist, weil die Gespächs und Entscheidungsbasis dafür verloren geht und das ist dann auch das Ende der Demokratie. Ohne Wissenschaft und ohne ihr Primat in der Politik wird es keine Demokratie mehr geben.
PS: noch so ein Irrtum über die Wissenschaft: dass sie nämlich immer recht hat. Genau das ist unrichtig, die Wissenschaftsgeschichte ist eine Geschichte der Irrungen. Anders als eine Religion werden diese Irrtümer aber korrigiert, sobald sie sich als soche herausgestellt haben.