Mir ist da letztens ein Gerät zugelaufen...
War ne irre Geschichte, ich hatte es schon mal geschrieben, das Ding fand sich unten im Rollwagen der Otari, als ich mal die Blindplatten abgeschraubt habe. Sowas passiert einem auch nicht alle Tage.
Leider war der Zustand mehr als traurig. Der Gerät sah aus, als ob er 15 Jahre im Garten vergraben gewesen wäre - allerdings erst nachdem er vorher 2 Jahrzehnte in einer Raucherkneipe seinen Dienst verrichtet hatte.
Wiil sagen, in der Nikotinschmiere saß der Dreck so festgebacken, daß ich erst dachte, das wäre die Oberfläche der Haube und es hätte mal jemand Säure drüber gekippt - unrettbar verloren.
Warum ich trotzdem angefangen habe, mal an einer Ecke mit dem Fingernagel rumzupulen, weiß ich gar nicht, vielleicht aus Langeweile.
Und der Siff ging ab !
Also Haube direkt mit Bref reichlich bedeckt und ne Stunde gewartet. Danach konnte ich zwar das ganze Bad putzen und habe mir sicher die eine oder andere Krankheit eingefangen, aber sie war wieder durchsichtig.
Alles getrocknet und zweimal mit Autopolitur drüber (innen nur einmal) - jetzt wollt ich's wissen !
Ergebnis: Bis auf einen Einbrand, vermutlich Lötkolben, Kippe oder irgendein chemisches Mittel, nahezu perfekt. Glatt wie ein Babypopo.
Ok, das würde bedeuten, daß man sich an den Rest auch nochmal dranmacht...
Heute hatte ich Zeit.
Es handelt sich um einen AKAI AP-005, der, man verzeihe mir den Ausbruch, wirklich wunderschön ist.
Das Teil hab ich vorher noch nie gesehen und ich hätte auch ums Verrecken niemandem geglaubt, daß AKAI sowas Gelungenes je hätte bauen können.
Eine 2mm starke Aluminiumplatte, förmlich schwebend über einer Echtholzzarge, die ein invertiertes Subchassis darstellt, etwa wie beim B&O Beogram 1000.
Siebeneinhalb Kilo ! Eingelassener Plattenteller ! Eigentlich ganz klare B&O-Formensprache.
Und wie schön ist der Arm bitte ?? Mit dem Lateralgewicht und der Antiskatingwippe...laut Datenblatt soll sogar ein Antiresonator im Arm sein, das Gegengewicht ist gummigelagert.
La-te-ral-gewicht - allein die Wortschöpfung ! (Kann also eigentlich nur ein Acos/Lustre sein, die damals fast alle japanischen Hersteller beliefert haben.)
Last but not least, und das sieht man ihm nachgerade am wenigsten an: Vollautomatik.
Aber das war immer noch nicht der Hammer.
Der besteht darin, daß diese Automatik nicht vermttels der üblichen Wahnsinnskonstruktion eines vom Teller angetriebenen Zahnradverhaus bewerkstelligt wurde.
Nee, die AKAIs haben da einen zweiten Motor eingebaut, der den Arm bewegt.
Geschaltet wird rein elektrisch, erst dann klinkt sich die Mimik ein.
Nicht etwa schnöde Mechanik, die da vom Play/Cut-Schalter bewegt wird, nein, die Endabschaltung erahnt ihren Schaltpunkt berührungslos vermittels eines nebenan montierten, vorzeitlichen Magnetschalters knapp unter Streichholzschachtelgröße.
Der Lift tut wie am ersten Tag, sanft wie selten einer, schon gar nicht nach der Zeit. Leider fehlt zum vollkommenen Glück die originale Headshell, beherbergend ein AT11.
Ich mußte mir für die Geraffel-Bilder (nebenan noch mehr) kurz mit dem AV-1 behelfen. Außerdem hat sich der Riemen dematerialisiert, dankenswerterweise nicht zu Schmiere, er ist nur einfach 'nen halben Meter zu lang.
Schon lustig, daß die Automatk funktioniert, obwohl sich der Teller nicht dreht...Motor läuft aber.
Ich dachte ja anfangs, nachdem ich ihn gefunden hatte, das wär so'n mieses billiges Plastikteil. Man möge mir verzeihen, es war unter der kreidezeitlichen Verkrustung wirklich nicht zu erahnen.
Aber jetzt bin ich wirklich schwer beeindruckt.
Un-glaub-lich wertige Verarbeitung.
Womöglich ist das Ding sogar so noch gut, wie es aussieht ?
Wer kann mir sagen, ob das ein Topmodell war, wie es sich im Vergleich geschlagen hat, wie teuer, selten, wertvoll etc.
Ich hab null Plan von AKAI. Nicht einmal das Geburtsjahr ließ sich in Herrn Ottos Archiv ersuchen.
Volker vielleicht ?