Dann will ich mal eine Lanze brechen für einen Amp, den viele hier wahrscheinlich sofort und absolut verschmähen und sich von selbigem vielleicht sogar angeekelt abwenden würden; den
Marantz PM78 (1998).
Er gehört sicherlich zu den Plastikbombern, die seinerzeit weltweit Einzug hielten, aber er harmoniert perfekt mit meinen
Dynaudio Contour 1.8 MKII Tröten und hält mir als absolutes Arbeitstier seit 1999 ohne jegliche Zipperlein die Treue. Da ist noch nicht einmal ein Kratzerchen drauf. Er hat viele tausend Stunden auf dem Buckel und wandert demnächst in die erstaunlich nahe Marantz Werkstatt um einmal innen gesäubert zu werden. Evtl. lasse ich den recht mäßigen Phonoeingang noch überarbeiten. Dann bleibt er hier, bis ich einen bezahlbaren PM14-S1 oder PM 15-S2 finde (jetzt, da die PM14-S1 "
special edition" auf der HighEnd vorgestellt wurde, hoffe ich, dass der Preis für die normale Version in den nächsten 12 Monaten fällt, nur weil die optische Fraktion auf die
special edition umsteigt und den "alten" Amp loswerden will).
Ich habe den PM78 seinerzeit (als Set mit den Dynaudio Boxen und dem
Marantz CD67 OSE) aus Frust heraus gekauft, als mein
Sansui A-20000 (und diverse andere Sachen) bei einem Umzug von "Profis" total geschrottet wurde (die Versicherung zahlte überraschend viel, konnte aber den Wert der geschrotteten Anlage nicht auffangen).
Ich nahm das zum Anlass, innerhalb kürzester Zeit eine komplett neue (und notgedrungen preiswertere) Anlage zusammenzustellen (auch in einer Zeit, als weiteres Geld dafür bei mir nur spärlich vorhanden war). Bei mir läuft seit 40+ Jahren
immer Musik und der Totalausfall meiner Anlage hat mich damals in einen Schockzustand versetzt, der nur durch einen schnellen Neukauf zu vertreiben war.
Lebensretter war diesbezüglich der Chef von SG Akustik in Karlsruhe, der mir ein wirklich tolles Angebot machte und es mir dann noch ermöglichte, einen Batzen des Gesamtpreises über vier Monate hinweg abzustottern. Sonst wäre das nicht gegangen. Das hat er wahrscheinlich auch getan um mich loszuwerden, denn ich habe damals sein Geschäft belagert und mindestens zwanzig Kombinationen immer und immer wieder mit eigenem Material bis zum Erbrechen durchgehört.
Der PM78 läuft bei mir durchgängig im
Class-A- (+
source direct) und nur wenn ich über die Ortsgrenzen hinaus beschallen muss im normalen AB-Betrieb. Ich bin kein Gläubiger wenn es um Verstärker-Klang geht und habe auch schon deutlich teurere Amps hier probeweise an der Anlage gehabt. Mit meinen alten Ohren klingt das weitestgehend alles gleich. Der Verstärker muss
powern, und der PM78 macht das mehr als ordentlich. Ich hatte nie Schalterprobleme, kein Knirschen, Ziepen oder Knistern. Man kann Eier darauf braten, aber das steckt er schon seit 16 Jahren klaglos weg.
Falls hier mal hier jemand über die Suchfunktion landen sollte: Der PM78 ist/war das beständigste Gerät, das ich je hatte*.
Ein gut erhaltenes Exemplar würde ich auch heute jedem preisbewussten Käufer oder Einsteiger empfehlen, v.a. da er oft in einem solchen Zustand wirklich preisgünstig zu haben ist. Damals hat er, so weit ich mich erinnere, um die 1000.- DM gekostet und das war und ist er wert. Ich habe seinerzeit für die zusammengestückelte Anlage deutlich weniger bezahlt, da bis auf den CD67 alle Teile aus der Ausstellung kamen. 2x 6 Meter konfektionierte Kimber 4PR gab es noch kostenlos obendrauf. Das war das letzte deutliche Zeichen, dass man mich wohl wirklich loswerden wollte.
Fazit: Auf den PM78 lasse ich nix kommen. In meiner kleinen HiFi-Welt ein wirklich verlässlicher und ausgezeichneter Amp.
Ich habe fertig.
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*Jetzt, da ich das geschrieben habe, wird er sich mit meinem Glück nachher in Einzelteile auflösen.
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Edit: Die Spezifikationen oben stammen aus dem PM68/78 Service Manual.