Old Fidelity - HiFi Klassiker Forum

Lieber Uwe, der Burkhardt ist mir aus seiner Berliner Studentenzeit (zwischen 1970 und 1974) recht gut persönlich bekannt. Er kaufte damals viel Hifi ein, weil damit an der Uni nebenberuflich handelte. Bei good-old-hifi in Niemegk war er zuletzt 2009. Die Entwicklung der von Dir angesprochen Geräte gehen auf die Entwicklungen des von Burkhardt sehr geschätzten Julius Futterman zurück. Burkhardt war im Vorstand von Grundig tätig und hat die gesamte Gerätelinie "FineArts" samt diesen Namen erdacht. Heute handelt er in erster Linie mit älteren High-End-Geräten, er hat bei mir auch schon mal das eine oder andere reparieren lassen.

der sieht in Natur wirklich nicht mal soooo übel aus (mit Seitenwangen jedenfalls).. kommt auf den Fotos leider nicht so rüber.

Die FineArts war damals mein Traum als ich bei Hertie in der Rundfunkabteilung gejobt hab... zusammen mit DAT und CD machte das schon ordentlich was her, auch die dazu gehörigen Boxen klangen nicht schlecht.

Bei welchem Hertie, Jan?

In meinen Augen hat die FineArts-Geschichte nicht unbedingt etwas mit Mietskasernen oder Brutaleiche zu tun. Das haben sicher in den Jahrzehnten zuvor die Anlagen der Holz- und Kompaktanlagenkategorie besorgt.

Die silberne Serie beispielsweise 80/81 war optisch auf der Höhe ihrer Zeit und relativ unverwechselbar.

Hier hingegen ist viel unschlüssiges bei den Beschriftungen und Beleuchtungen zu sehen. Ein Onkyo Schalter, ein wenig Kenwood Asymmetrie, Wahlschalter wie bei Sony, Goldlettern unbestimmter Typographie (Sherwood-like?) . . . . und fertig ist das noname Welt- Design eines sehr guten Verstärkers.

Leider kriegt man so'n Ding dann doch nicht nachgeworfen.

Heute nachmittag habe ich eine Endstufe der Superlative auf dem Tisch gehabt: eine ONKYO M-5890. Dieser Trumm aus dem Jahr 1996 bringt knapp 30 kg auf die Waage, kostete seinerzeit 3.890,- DM und leistet sagenhafte 2 mal 360 Watt Sinus an 4 Ohm. Dafür arbeiten pro Kanal 12 Endtransistoren bei einer Versorgungspannung von plus/minus 90 Volt - das ganze natürlich in doppelmono.

Defekt war ausser einigen Aussetzern soweit nichts, doch dafür mussten insgesamt sechs Relais erneuert werden. Und an die kommt man nicht so gut heran, wie man hier sehen kann:



die Platine rechts unten trägt drei der Relais, die mit den anderen drei befindet sich noch an Ort und Stelle oben links - man kann sie links neben dem Netzkabel gerade noch erahnen. Gerade von hinten betrachtet (bei entfernter Rückwand) sitzen die Platinen so:



Das Gerät ist wirklich vollgepfropft mit Elektronik, hier von unten:



Die Leistungstransistoren unten im Bld sind jeweils die Hälfte, oben gibt es nocheinmal so viele. Hier zu sehen:



Hier die obere Hälfte der Endstufe mit Doppelnetzteil aus der Nähe:



Von der anderen Seite:



Acht Siebelkos und zwei dicke Transformatoren liefern hier Leistung satt:



Hier die Anschlüsse an der Rückwand, entweder per Cinch oder per XLR-Verbindung, schalt- und pegelbar:



Von aussen, klassisch schön und übersichtlich, ohne jeden Schnickschnack:



Eines der beiden handflächengroßen, dezent grün beleuchteten Leistungsanzeiger, die Skala reicht bis 500W:



Die Tasten in der Mitte:



Das ist wirklich eine geile Endstufe!

FETT!

Ja super

Als ich keine AktivLS hatte, war ich auch immer mal scharf auf so ein Teil, weil ich ja (noch) die passende Vorstufe dazu habe:


(unter dem Plattenspieler (dessen Netzteil steht drauf))

An der Stelle sollte eigentlich der Sansui stehen. Schön find ich sie aber immer noch und die Anschlußvielfalt findet man so häufig nicht.
Weil die Seitenteile opt/hapt. an sich nicht so gut zum Rest passen sind diese bei mir Klavierlack schwarz.



Nebenbei - desöfteren hab ich gehört/gelesen, dass der Eingangswahlschalter 'spinnt' und gern mal von selbst umschaltet, ist mir bisher nur einmal passiert (schon ewig her und ich weiß nicht, woran es lag), ist das tatsächlich so, oder nur Gerede?

Kann ich bestätigen - ein typisches Problem bei Onkyo.

Ganz tolle Endstufe. Nicht so leicht die Reparatur bei dem vollgestopftem Gerät.

(13.01.2011, 16:31)armin777 schrieb: [ -> ]Bei welchem Hertie, Jan?

in dem Klotz am Ostbahnhof (heute isses Kaufhof). Hab mir da während des Studiums ein paar Mark dazu verdient, ursprünglich sollte ich nur die Regale auffüllen und Lagerarbeiten machen.. aber neben mir gabs nur einen Verkäufer der sich etwas näher mit Hifi/TV beschäftigt hat und wirklich beraten konnte. Das hat der damalige Abteilungsleiter ziemlich schnell bemerkt und mich "befördert".

Die FineArts (ziemlich komplette Anlage inkl. DAT und Boxen) stand dort ne Ewigkeit rum, war den Leuten viel zu teuer und vorallem noch nicht mal angeklemmt bevor ich mich darum gekümmert hatte. Die hab ich dann ner Frau im Pelzmantel verkauft, war gar nicht so schwer.. sie wollte ein wohl Statussymbol.

Von der Provision hab ich mir dann den Sony TAF-670ES gegönnt (als Ausstellungsstück und vom Chef für mich sehr großzügig reduziert).. der war ebenfalls zu teuer für die durchschnittliche Hertie Kundschaft.

Ach, war das die Filiale am Anton-Saefkow-Platz?

ne.. direkt am Ostbahnhof... da wo heute Kaufhof drin ist. Das war Anfang der 90er ein Hertie.

Bis gestern abend hat Lennart an einem SONY STR-7055 gearbeitet. Der Receiver-Testsieger des Jahres 1974 war für damalige Verhältnisse ein Austattungsriese: Anschlüsse für 2 Plattenspieler, 2 Bandgeräte zusätzlich noch AUX und eine DIN-Buchse, Vor-/End-Verstärker auftrennbar und drei Lautsprecherpaare. Das alles in gediegener Qualität und klassisch schöner Optik - für rund 1000 DM, das war damals eine mittelmäßige Sensation. Er wiegt 18,3 kg und leistet 2 mal 45 Watt Sinus an 8 Ohm. Wurde viel verkauft, wohl auch wegen der Testsiege, und ist daher häufiger bei ebay zu finden. Wird im Laufe der Zeit aber immer teurer.

Er hatte die üblichen Kontaktprobleme und FM-Stereo wollte nicht mehr.

Eines der Probleme am 7055 ist die Skalenbeleuchtung. Dort hat man aluminiumbeschichetes Papier als Reflektor hinter den Lampen platziert. Dieses verbrennt jedoch im Laufe der Jahre.



Lennart hat nun, in seiner unnachahmlichen Kreativität, aus Alublech zwei neue Reflektoren und Hitzeschilde (beides in einem) ausgeschnitten und abgekantet, alles aus freier Hand, nur mit Zange und Blechschere und das aus einem weggeworfenen Visitenkartenetui.



Hier eines der beiden Bleche, durch das Loch in der Mitte wird das Blech mittels Schraube befestigt:



Hier einsatzbereit am Halter:



Hier ein Blick in das geöffnete Gerät:



Und nun von aussen ein paar Impressionen, dieses schön restaurierten Klassikers:









Hier kann man die neu erstrahlte Skalen- und Instrumentenbeleuchtung erkennen:



Und noch ein Blick auf die wieder sehr saubere Rückseite:



Nun kann er zurück und zum Stolz seines Besitzers wieder Musik machen, bald feiert er seinen 40. Geburtstag!

... ein einzigartig schönes Gerät. Und auch wenn ich mich wiederhole, die Kreativität von Lennart finde ich großartig... völlig vorbehaltlos an ein Problem herangehen und eine wirklich gute Lösung aus etwas völlig anderem basteln, das finde ich klasse. Wir durften, dieses "Momentum" ja schon einmal bei Bedienknöpfen erleben...

Lennart behalt Dir das bei, dieser uneingeschränkte Wille auf der Suche nach einer optimalen Lösung (und sei es noch so unkonventionell)... denn das unterscheidet Dich von 'nen normalen "Instandsetzer"

... ich zieh meinen Hut

Ich schließe mich Martins Worten an !!

Lennart
Ich kann mich Maxihighend und Campa nur anschließen. Da mir diese manuelle Fähigkeit nicht gegeben ist, bin ich besonders beeindruckt von Deiner Gabe, aber auch von der Akribie, mit der Du Dich um die äußere und innere Ästhetik der Geräte kümmerst.
Liebe Grüße,
Uwe

Hallo Lennart,

eine Gute Idee mit dem Alublech. Ich habe bisher schon viel an diesen Reflektoren gebastelt, aber nie etwas wirklich Dauerhaftes hinbekommen. Ich hatte wohl zu wenig Geduld. Die verbrannten Abschirmungen finden sich übrigens bei der Nachfolgeserie noch immer und auch bei den Tunern. In Kleinserie produziert, gäbe es bestimmt Abnehmer für Deine Lösung.
Am Wechsel der Zkalenzeigerlampe des 7055 habe lange gewerkelt. Mittlerweile habe ich ein Service Manual und weiß, daß es auch ganz einfach gehen kann, ohne den Ausbau des Anzeigeinstrumentes. Elektrotanya hat das SM.

Insgesamt eine klasse Arbeit an einem klasse Gerät.

Der Lautstärkeregler sitzt übrigens links, nicht wie meist mittig oder rechts. Falls mal jemand was passendes sucht ...

Eure Ideen und deren Umsetzung sind nicht normal

Erinnert mich irgendwie an die zwangsweise Improvisation zu DDR-Zeiten, als es nüscht standardmäßig gab, um sich zB. einen Lenkdrachen zu bauen, da haben wir Blechdosen genommen und uns Verbinder zu biegen(löten).

Auf jeden Fall sehr schöne Arbeit (besser als Original)
... und immer mal ein wenig abseits des Üblichen denken ist gut für die Kreativität.



Unser Knirps möchte zB. immer alles am liebsten fertig vorgesetzt bekommen, aber wenn er etwas nicht versucht und sich zumindest bemüht hat ("Das geht nicht ... ich kann das nicht ..."), helf ich ihm nicht so schnell - er soll sich auch was einfallen lassen, wenns nicht läuft wie erwartet. Da muss er durch
Meist klappt das ganz gut und dann kommt ein: "Prima - siehste, geht doch"
Vielleicht schafft er es ja irgendwann auch mal so einfallsreich zu sein wie der Lennart.

Daniel Düsentrieb.

Die Onkyo Endstufe ist echt die Wucht. Schöne Holzseitenteilen würden bestimmt auch gut dazu aussehen. Gab es aber leider nie.

Der Sony Receiver gefällt auch. Die Kreativität von Lennert ist einfach top. Bei euch sind die Klassiker in den besten Händen.

Bei mir ist heute eine TENSAI Vor- und Endverstärkerkombination fertig geworden. Sie stammt ungefähr aus dem Jahr 1980 und im Netz ist so gut wie nichts zu finden. Die Kombi ist allerdings deutlich besser als der Markenname vermuten lässt. Die Endstufe ist sogar in Doppelmono aufgebaut - es gibt Leute, die sagen, dass die Geräte in Wirklichkeit von Mitsubishi stammen - ist aber nicht belegt.

Diese Kombi hatte Aussetzer, es musste alles mal durchgereinigt werden und neue Lämpchen kamen auch hinein.

Hier zunächst die Bilder mit den Innereien:

Endstufe von unten:



dito von oben:



Hier die Front der Endstufe:



Die Instrumente:



Endstufe von hinten:



Der Vorverstärker von vorn:



Netzschalter und Potis:



Eingangswahl, Mode-Schalter und Lautstärke:



Auf den Gerätedeckeln gibt es bei beiden Blockschaltbilder:



Voverstärker von hinten:



Die Kombination heißt übrigens TP-2200 (Vorverstärker) und TM-2250 (Endverstärker), hier zusammen:



Insgesamt keine Aufsehen erregenden Geräte - aber selten genug, um das Sammlerherz zu erfreuen!

stimmt,
die Anlage "hat was..."
und außerdem schöne Zappler

Ja, Tensai war seinerzeit ein NoGo. Wenn man den Aufbau so heute sieht und vergleicht - rettet TENSAI
Und chic sind sie auch noch.

Gefällt mir richtig gut!