Soeben wurde ein Sansui 990 fertig, der mich sehr in Anspruch genommen hat, weil leider schon jemand an diesem Gerät versucht hat, es zu reparieren, was leider gründlich in die Hose ging.
Der 990 muss wohl kaum vorgestellt werden, es handelt sich um die schwarze Version des 9090 (nicht um den 9090DB, der ist ganz anders aufgebaut!). Diese Serie stammt von 1977 und bestand aus den Modellen 560-690-790-890 und 990. Der größte aus dieser Reihe hatte 2 mal 150 Watt Sinus an 4 Ohm, wog 23,3 kg und kostete damals 2.800 DM. Wie alle Receiver hat auch der 990 ein altbackenes Aussehen, aber tolle Technik und einen Superklang, darüberhinaus durchweg gute Verarbeitung.
Dieses Exemplar kam hier an und sagte keinen Mucks, zwei Platinen waren bereits ausgebaut und extra verpackt. Eine Sicherung fehlte.
Nach dem ersten Anschließen stellt sich heraus, dass die linke Endstufe einen dicken Kurzschluss hatte. Nach Entfernen der Kühlkörper stellte sich heraus, dass ein fröhlicher Mix von unterschiedlichen Transistoren von Sanken und Toshiba dort eingebaut war, obschon die rechte Endstufe lief. Daraufhin erneuerte ich alle vier Endstufentransistoren des linken Kanals und baute rechts vier gleiche und heile Transistoren der Marke Sanken ein, so wie die da auch hienein gehören. So muss der Besitzer nur vier Transistoren bezahlen. Leider stellte sich die gesteckte Treiberplatine nicht nur als total verbastelt (lauter deutsche Transistoren!) heraus, sondern zusätzlich waren richtig viele Leiterbahnen abgerissen, weil offenbar jemand mit einem viel zu heißen Lötkolben zu Gang war. Es hat mich zwei Stunden Arbeit gekostet, die Treiberplatine wieder komplett instand zu setzen. Dennoch wollte der linke Kanal nicht arbeiten, ich konnte -40 Volt am Ausgang messen, obwohl nichts mehr defekt war! Wie das? Die Ursache fand sich an der Unterseite des Steckverbinders eben dieser Treiberplatine, dort hatte jemand zwei benachbarte Kontakte miteinander durch Lötzinn verbunden. Also auch dies entfernt und schon lief er wieder. Danach konnte ich mit der üblichen Arbeit beginnen ( mit nur drei Stunden Verzögerung), also Relais, Lampen, Schalter reinigen, Tuner abgleichen, Netzkabel erneuern, usw. usw. Und am Ende kam dann ein absolut vorzeigbarer Receiver dabei heraus:
Blick von unten ins offene Gerät. In der Mitte unten die beiden Siebelkos, darüber mittig die Endstufen.
dito von oben, oben mittig die besagte Treiberplatine - sieht völlig harmlos aus.
Die Military-Version hatte immer das schöne Holzgehäuse und konnte alle Spannungen (100-240V).
Die Front kann sich nun, dank erneuerter Beleuchtung (auch dort vieles kaputt gelötet!) wieder sehen lassen.
Der Skalenzeiger erhielt eine neue superhelle, weisse, aber gelb eingefäbte LED, die mit einem Trimmer gedimmt wird und mit einem Kondensator beruhigt wird. Dann sieht das aus wie mit einer hellen Lampe beleuchtet, wird aber nicht warm.
Die Rückseite, oben die Eingänge, unten die Ausgänge. Die US-Steckdosen wurden wie immer tot gelegt (VDE-Vorschrift).
Nun ist er wieder wohnzimmertauglich und darf nach Hause zurück.