Nein, nicht alles, aber einiges
Achtung, das ist ein Zitat, nicht von mir.
Sowohl Chassis als auch BR Port (Reflexkanal) verschieben
ein Volumen.
Bei sehr tiefen Frequenzen ist für die Schallabstrahlung
nur entscheidend, ob das jeweilige Volumen gerade aus dem
Gehäuse heraus- oder in das Gehäuse hinein
verschoben wird.
Die Orientierung von Chassis und/oder Port ändert im
Tieftonbereich (wenn die Wellenlänge klein im Vergleich zu
den Gehäuseabmessungen ist) nichts an der Phase, obwohl die
Bewegungsrichtung der verschobenen Volumina sich
augenscheinlich ändert, wenn man den Kanal von der
Frontwand auf die Rückwand des Gehäuses verlegt.
Es gibt auch noch keine "Abstrahlrichtung", wenn die
Schallquelle (quasi als Summe der verschobenen Volumina
aus Chassis und Port) so klein gegen die Wellenlänge
des Schalls ist: Die Wellenausbreitung erfolgt daher
bei sehr tiefen Frequenzen für Boxen üblicher
Größe kugelförmig, ganz gleich ob es sich um ein BR
System oder eine geschlossene Box handelt.
Im Frequenzbereich der maximalen Abstrahlung durch den
BR Port spielen Phase und Laufzeit aufgrund der großen
Wellenlängen also meist eine untergeordnete Rolle,
wie auch schon andere hier festgestellt haben.
Es gibt aber doch ein paar Faktoren, welche die Position
des Ports nicht "ganz egal" erscheinen lassen.
1)Unerwünschte Abstrahlung von Mitteltonanteilen und
Moden des Gehäuses
2) Akustische Impedanz des Gehäuses bei sehr gestreckten
Bauformen (z.B. "hohe Säule")
3) Ankopplung an den Raum
Zu 1) Wenn die innere Öffnung des BR Port im Druckmaximum
einer Eigenmode des Gehäuses lokalisiert ist, und diese
Eigenmode im Übertragungsbereich des Tieftöners liegt,
dann ist das ungünstig. Dies auch vor dem Hintergrund,
dass BR Gehäuse normalerweise relativ spärlich bedämpft
werden. Man sollte also wenigstens den Moden niedriger
Ordnung ausweichen.
Auch das BR Rohr selbst sollte möglichst keine Moden
im Übertragungsbereich ausbilden können.
Zu2) Die Formeln für die Berechung von BR Gehäusen gehen
davon aus, dass das Gehäusevolumen reine Federsteifigkeit
beiträgt und das BR Rohr eine reine Massereaktanz.
Dies ist näherungsweise nur gegeben, wenn die innere BR
Öffnung in der Nähe des Tieftöners liegt.
Weicht man bei den (in Relation zur Wellenlänge) gestreckten
Bauformen davon ab, so können sich Abweichungen von der
errechneten Abstimmung ergeben.
Das "reine" BR Gehäuse (Helmholtzresonator)geht dann u.U.
in einen "massegeladenen Viertelwellenlängen-Resonator"
über, wenn das Chassis z.B.ganz oben und der BR Port ganz
unten in einer hohen Säule montiert ist.
Das muss nicht schlecht sein, ist aber mit dem reinen
Helmholtz basierten Modell nicht mehr exakt
vorauszuberechnen und bedarf einer entsprechenden
Simulation der Gehäuseimpedanz. Es gibt also einen
stufenlosen Übergang zwischen BR und versch. Varianten
von "Quarterwave" Gehäusen. Diese haben eine Grundresonanz
als Längenresonanz der im Gehäuse befindlichen Luftsäule
bei einem Viertel der Wellenlänge. Letztere Gehäuse werden
in deutschen Zeitschriften oft pauschal als
"Transmissionline" bezeichnet ...
BR und "Quarterwave" Gehäuse weisen an ihrer
Abstimmfrequenz zwischen den verschobenen Volumina von
Chassis und Port jeweils einen Phasenunterschied von
90 Grad auf.
Zu 3) Die Abstrahlung in den Raum und ausreichend freier
Querschnitt in der Umgebung der Öffnungen sind zu berück-
sichtigen (innen und außen).
Die BR Öffnung nach hinten zu legen kann dazu
beitragen, unerwünschte Abstrahlung im Mittenbereich
etwas zu "verbergen".
Bei einer Regalbox wird es dann jedoch schwer, eine
hinreichend freie Abstrahlung zu garantieren ...
Die stärkste Anregung des Raums durch den Port findet bei
der Abstimmfrequenz in der Nähe von Begrenzungsflächen und
Ecken statt.
Ein BR Port in Boden- oder (Raum) Kantennähe kann sich also
durchaus merklich anders verhalten, als ein Port mit großer
Entfernung (1m) zum Boden (z.B. Regalbox auf Ständer).
Der Volumenstrom der Öffnung sollte vorzugsweise parallel
zu den infrage kommenden Begrenzungsflächen
(Boden, Seitenwände, Raumkanten ...) austreten.
Wenn nicht (BR Öffnung zeigt z.B. auf Boden mit rel.
geringem Abstand) verlängert sich die eff. Länge des Kanals
(größere Massereaktanz auch Reibungsverluste können
ansteigen) und die Abstrahlung wird geringer.
Eine Verlängerung der eff. "akustischen" Kanallänge tritt
aber auch durch (zum Volumenstrom) parallele
Begrenzungsflächen in unmittelbarer Nähe der Öffnung ein.
Solche "Spielereien" mit müssen dann gesondert
berücksichtigt werden und weichen von "Lehrbuchabstimmungen"
etwas ab.
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Die richtige Wahl der Position ist also - wie fast immer -
eine Kompromissfindung. Sie wird bei einer 2-Wege Box auch
von anderen Kriterien mitbestimmt werden als bei einem
Subwoofer ...