11.11.2011, 16:42
Gerhard fragte nach meinen Eindrücken im Hinblick auf Tragekomfort und Klangeindruck.
Fange ich also mit dem Tragekomfort an.
Das ist für mich der Teil, dem ich mit der größten Skepsis betrachtet habe. Ich mag es nämlich gar nicht, wenn meine Ohren bedeckt sind - selbst mit Haaren finde ich es unangenehm. Ich besitze noch einen alten Beyerdynamik DT 770, den ich u.a. aus diesem Grund kaum getragen habe.
Wenn ich den Stax trage, beginnen sich die Ohren natürlich auch nach kurzer Zeit zu erwärmen. Das hält sich für mich aber in einem erträglichen Rahmen, was ich überraschend finde: Ich hatte geglaubt, dass ich mir wahrscheinlich das Ding gleich von den Ohren reißen würde. Aus diesem Grunde war ich auch beim Ersteigern erst einmal zögerlich. Dem ist aber nicht so: Den Tragekomfort finde ich für meine Verhältnisse durchaus erträglich.
Das Gitter der linken Hörerschale drückt auf meine Ohrmuschel - rechts nicht. Aber den Druck finde ich auch gut erträglich. Der Kopfhörer ist kein Leichtgewicht. Der Bügel drückt und stört micht aber überhaupt nicht. Den Tragekomfort finde ich in Ordnung - weder richtig störend noch richtig angenehm. Stundenlang könnte ich es allerdings nicht unter der "Ohrensauna" aushalten. Wahrscheinlich werde ich Pausen einlegen müssen.
In den Foren hatte ich von störenden Geräuschen gelesen, die bei Kopf- oder Kieferbewegungen entstehen sollen. Das kann ich nicht nachvollziehen: Ich trage einen Vollbart und weder wenn ich den Kiefer noch den Kopf bewege, stören mich irgendwelche Geräusche. In dieser Hinsicht hatte ich mit Problemen gerechnet. Ich hatte nämlich damit gerechnet, dass sich die Barthaare an den Ohrpolstern reiben könnten, was sicherlich unangenehme Raschelgeräusche erzeugen würde. Aber nichts dergleichen bemerke ich. Ich empfinde den Anpressdruck der Hörermuscheln als recht hoch - aber keinesfalls unangenehm hoch. Der Hörer sitzt wie angegossen auf meinen Ohren und selbst wenn ich den Kopf schüttele, bewegt er sich nur minimal.
Jetzt komme ich zum Klangeindruck.
Vor rund drei Wochen hatte ich mir ein Paar Nahfeldstudiomonitore gekauft - JBL LSR4328PAK - deren Klang (oder besser gesagt: Nicht-Klang) mich jeden Tag aufs Neue begeistern. Ich höre in einem Abstand von nur knapp 110 cm Musik. Die Raumakustik spielt also kaum eine Rolle beim Hören, weil ich im Direktschall sitze und kaum Diffusschall mitbekomme. Die Wiedergabe der JBL ist einer Kopfhörerwiedergabe sehr ähnlich, nur fehlt die "Im-Kopf-Lokalisation" völlig und der Bass ist auch körperlich zu spüren.
Hätte ich den Stax vor dem Kauf der Monitore gehört, wäre ich von seinem Klang sicherlich stark beeindruckt gewesen: Die Mittenwiedergabe finde ich sehr klar/linear. Insbesondere Frauenstimmen profitieren davon. Sie bekommen eine gänsehauterzeugende Präsenz. Männerstimmen empfinde ich hingegen als leicht "kehlig" - etwas verfärbt. Das mag vielleicht daran liegen, dass der SR-5 Gold kaum Bass wiedergibt. Es fehlt ihm meiner Ansicht nach an "Grundtonwärme": Das Klangbild ist zu den Höhen hin verschoben. Allerdings empfinde ich sie als eher zurückhaltend. Sie sind zwar sehr klar und transparent, aber leiser als über die JBL.
Beispiele:
Ich habe versucht, möglichst unterschiedliche Musikrichtungen zu hören. Angefangen habe ich mit dem Album "Let it die" von Feist. Feists Stimme kommt klar und Präsent aus den Hörschalen. Ich finde es auch sehr angenehm, dass sich die Musik von den Membranen löst und die Wiedergabe nicht nur im Kopf lokalisiert ist. Sie spannt sich zwischen den Membranen auf. Bei meinem Beyerdynamik nehme ich die "Im-Kopf-Lokalisation" stärker wahr. Gitarrensaiten sirren klar und deutlich, ebenso ist fast jedes Schmatzen zu hören, wenn Feist singt. Allerdings fehlt der Bass. So klingt der Stax eher kühl, analytisch und etwas "anämisch" - er könnte für meinen Geschmack voller klingen.
Die JBL können alles einige Klassen besser wiedergeben: Es ist einfach mehr zu hören als über den Stax. Das hätte ich niemals geglaubt. Der direkte Vergleich zeigt es mir aber: Die JBL reproduzieren noch mehr Feinheiten und vor allem viel mehr Bass, weshalb sie voller und wärmer klingen.
Ich habe dann Suzanne Vega "99.9F°" gehört. "Blood sings" klingt über den Stax ganz wundervoll: Die Gitarrensaiten sirren und Vegas Stimme klingt zum Greifen nahe. Aber auch hier sind die JBL genauer. Sie bilden einfach besser ab.
Jetzt wollte ich eine Männerstimme hören: Tom Jones' "Sexbomb". Tom Jones wirkte etwas "kehlig", beinahe metallisch. Hier scheint der Stax zu verfärben. Über die JBL klingt Jones klar und voluminös. Seinem Gesang fehlt jede Härte.
Also zurück zu Frauenstimmen: Von dem Album "Touch" von Yello habe ich "You better hide" gespielt. Der Stax löst ungemein detailiert in den Höhen auf. Auch die Stimme ist wieder klar und deutlich - aber es ist kaum Bass vorhanden. Über die JBL höre ich wieder viel mehr Feinheiten und das gesamte Bild wirkt auf mich stimmiger.
Nun wurde ich gemein: Basslastige Musik, am besten noch mit Männergesang. Von Waldecks Album "Balance of the force" "Northern Lights". Die Stimme finde ich überraschenderweise sehr natürlich und unverfärbt. Allerdings ist der Bass nur ein "Surren" - er klingt beinahe wie ein Störgeräusch. Trip hop "mag" der Stax gar nicht! Auch "Slaapwagen" klingt "blutleer" und langweilig. Die Percussions sind zwar sehr schön präsent aber Trip hop definiert sich eben stark durch seinen tiefen, vordergründigen Bass. Ergo: "Bass-Junkies" sollten lieber zu einem anderen Kopfhörer greifen als zum SR-5 Gold. Jetzt höre ich gerade "Northern Lights" über die JBL und finde, dass fast alles, was dieses Stück ausmacht, beim Stax auf der Strecke bleibt.
Also wechsle ich die Musikrichtung: Die für mich beste Interpretation der "Nocturnes" von Chopin kommt für mich von Nelson Freire. Hierfür scheint mir, der Stax wie gemacht zu sein: Klar, voll und lebendig singt der Flügel unter Freires Händen. Ganz wunderbar. Endlich kommt der Stax etwas näher an das kleine JBL-Paar heran - wenn auch nicht ganz.
Fazit: Wer einen warmen, weichen und bassreichen Klang liebt und besonders gerne volltönende Männerstimmen hört, wird meiner Ansicht nach nicht mit dem Stax SR-5 Gold glücklich. Wer aber präsente Frauenstimmen mag, die von Akustikinstrumenten begleitet werden, kann durchaus Gefallen an dem Hörer finden. Der Stax geht meiner Meinung nach vom Klangbild in die Richtung von Studiomonitoren. Wohl aber eher in die mit einer umgedrehten "Badewannenkurve" - also ohne Tiefbass und mit verhaltenen, wenn auch klaren Höhen. Klassische Musik und jeder Musikstil mit natürlichen Instrumenten - am besten spärlich instrumentiert als opulent besetzt - sind das Metier des Stax. "Trip-Hopper", "Hard-Rocker" und "Bass-Junkies" werden meiner Ansicht nach eher anderswo besser bedient sein.
Fange ich also mit dem Tragekomfort an.
Das ist für mich der Teil, dem ich mit der größten Skepsis betrachtet habe. Ich mag es nämlich gar nicht, wenn meine Ohren bedeckt sind - selbst mit Haaren finde ich es unangenehm. Ich besitze noch einen alten Beyerdynamik DT 770, den ich u.a. aus diesem Grund kaum getragen habe.
Wenn ich den Stax trage, beginnen sich die Ohren natürlich auch nach kurzer Zeit zu erwärmen. Das hält sich für mich aber in einem erträglichen Rahmen, was ich überraschend finde: Ich hatte geglaubt, dass ich mir wahrscheinlich das Ding gleich von den Ohren reißen würde. Aus diesem Grunde war ich auch beim Ersteigern erst einmal zögerlich. Dem ist aber nicht so: Den Tragekomfort finde ich für meine Verhältnisse durchaus erträglich.
Das Gitter der linken Hörerschale drückt auf meine Ohrmuschel - rechts nicht. Aber den Druck finde ich auch gut erträglich. Der Kopfhörer ist kein Leichtgewicht. Der Bügel drückt und stört micht aber überhaupt nicht. Den Tragekomfort finde ich in Ordnung - weder richtig störend noch richtig angenehm. Stundenlang könnte ich es allerdings nicht unter der "Ohrensauna" aushalten. Wahrscheinlich werde ich Pausen einlegen müssen.
In den Foren hatte ich von störenden Geräuschen gelesen, die bei Kopf- oder Kieferbewegungen entstehen sollen. Das kann ich nicht nachvollziehen: Ich trage einen Vollbart und weder wenn ich den Kiefer noch den Kopf bewege, stören mich irgendwelche Geräusche. In dieser Hinsicht hatte ich mit Problemen gerechnet. Ich hatte nämlich damit gerechnet, dass sich die Barthaare an den Ohrpolstern reiben könnten, was sicherlich unangenehme Raschelgeräusche erzeugen würde. Aber nichts dergleichen bemerke ich. Ich empfinde den Anpressdruck der Hörermuscheln als recht hoch - aber keinesfalls unangenehm hoch. Der Hörer sitzt wie angegossen auf meinen Ohren und selbst wenn ich den Kopf schüttele, bewegt er sich nur minimal.
Jetzt komme ich zum Klangeindruck.
Vor rund drei Wochen hatte ich mir ein Paar Nahfeldstudiomonitore gekauft - JBL LSR4328PAK - deren Klang (oder besser gesagt: Nicht-Klang) mich jeden Tag aufs Neue begeistern. Ich höre in einem Abstand von nur knapp 110 cm Musik. Die Raumakustik spielt also kaum eine Rolle beim Hören, weil ich im Direktschall sitze und kaum Diffusschall mitbekomme. Die Wiedergabe der JBL ist einer Kopfhörerwiedergabe sehr ähnlich, nur fehlt die "Im-Kopf-Lokalisation" völlig und der Bass ist auch körperlich zu spüren.
Hätte ich den Stax vor dem Kauf der Monitore gehört, wäre ich von seinem Klang sicherlich stark beeindruckt gewesen: Die Mittenwiedergabe finde ich sehr klar/linear. Insbesondere Frauenstimmen profitieren davon. Sie bekommen eine gänsehauterzeugende Präsenz. Männerstimmen empfinde ich hingegen als leicht "kehlig" - etwas verfärbt. Das mag vielleicht daran liegen, dass der SR-5 Gold kaum Bass wiedergibt. Es fehlt ihm meiner Ansicht nach an "Grundtonwärme": Das Klangbild ist zu den Höhen hin verschoben. Allerdings empfinde ich sie als eher zurückhaltend. Sie sind zwar sehr klar und transparent, aber leiser als über die JBL.
Beispiele:
Ich habe versucht, möglichst unterschiedliche Musikrichtungen zu hören. Angefangen habe ich mit dem Album "Let it die" von Feist. Feists Stimme kommt klar und Präsent aus den Hörschalen. Ich finde es auch sehr angenehm, dass sich die Musik von den Membranen löst und die Wiedergabe nicht nur im Kopf lokalisiert ist. Sie spannt sich zwischen den Membranen auf. Bei meinem Beyerdynamik nehme ich die "Im-Kopf-Lokalisation" stärker wahr. Gitarrensaiten sirren klar und deutlich, ebenso ist fast jedes Schmatzen zu hören, wenn Feist singt. Allerdings fehlt der Bass. So klingt der Stax eher kühl, analytisch und etwas "anämisch" - er könnte für meinen Geschmack voller klingen.
Die JBL können alles einige Klassen besser wiedergeben: Es ist einfach mehr zu hören als über den Stax. Das hätte ich niemals geglaubt. Der direkte Vergleich zeigt es mir aber: Die JBL reproduzieren noch mehr Feinheiten und vor allem viel mehr Bass, weshalb sie voller und wärmer klingen.
Ich habe dann Suzanne Vega "99.9F°" gehört. "Blood sings" klingt über den Stax ganz wundervoll: Die Gitarrensaiten sirren und Vegas Stimme klingt zum Greifen nahe. Aber auch hier sind die JBL genauer. Sie bilden einfach besser ab.
Jetzt wollte ich eine Männerstimme hören: Tom Jones' "Sexbomb". Tom Jones wirkte etwas "kehlig", beinahe metallisch. Hier scheint der Stax zu verfärben. Über die JBL klingt Jones klar und voluminös. Seinem Gesang fehlt jede Härte.
Also zurück zu Frauenstimmen: Von dem Album "Touch" von Yello habe ich "You better hide" gespielt. Der Stax löst ungemein detailiert in den Höhen auf. Auch die Stimme ist wieder klar und deutlich - aber es ist kaum Bass vorhanden. Über die JBL höre ich wieder viel mehr Feinheiten und das gesamte Bild wirkt auf mich stimmiger.
Nun wurde ich gemein: Basslastige Musik, am besten noch mit Männergesang. Von Waldecks Album "Balance of the force" "Northern Lights". Die Stimme finde ich überraschenderweise sehr natürlich und unverfärbt. Allerdings ist der Bass nur ein "Surren" - er klingt beinahe wie ein Störgeräusch. Trip hop "mag" der Stax gar nicht! Auch "Slaapwagen" klingt "blutleer" und langweilig. Die Percussions sind zwar sehr schön präsent aber Trip hop definiert sich eben stark durch seinen tiefen, vordergründigen Bass. Ergo: "Bass-Junkies" sollten lieber zu einem anderen Kopfhörer greifen als zum SR-5 Gold. Jetzt höre ich gerade "Northern Lights" über die JBL und finde, dass fast alles, was dieses Stück ausmacht, beim Stax auf der Strecke bleibt.
Also wechsle ich die Musikrichtung: Die für mich beste Interpretation der "Nocturnes" von Chopin kommt für mich von Nelson Freire. Hierfür scheint mir, der Stax wie gemacht zu sein: Klar, voll und lebendig singt der Flügel unter Freires Händen. Ganz wunderbar. Endlich kommt der Stax etwas näher an das kleine JBL-Paar heran - wenn auch nicht ganz.
Fazit: Wer einen warmen, weichen und bassreichen Klang liebt und besonders gerne volltönende Männerstimmen hört, wird meiner Ansicht nach nicht mit dem Stax SR-5 Gold glücklich. Wer aber präsente Frauenstimmen mag, die von Akustikinstrumenten begleitet werden, kann durchaus Gefallen an dem Hörer finden. Der Stax geht meiner Meinung nach vom Klangbild in die Richtung von Studiomonitoren. Wohl aber eher in die mit einer umgedrehten "Badewannenkurve" - also ohne Tiefbass und mit verhaltenen, wenn auch klaren Höhen. Klassische Musik und jeder Musikstil mit natürlichen Instrumenten - am besten spärlich instrumentiert als opulent besetzt - sind das Metier des Stax. "Trip-Hopper", "Hard-Rocker" und "Bass-Junkies" werden meiner Ansicht nach eher anderswo besser bedient sein.
Tschüß,
Michael
Michael