So, aus gegebenem Anlaß gerade mal das AIWA AD-F880 überholt und eingemessen. Der erwartungsvolle zukünftige Betreiber hatte mich vor eine schwierige Aufgabe gestellt.
Nachdem ich ihm geschrieben hatte, daß ich das Teil zuletzt auf Maxell XLII eingemessen hatte, erreichte mich folgender Anforderungskatalog:
Zitat:mann du erwischt mich da aber ganz kalt. Im Schrank hinter mir liegen ca. 250 Kassetten, da ist sicher die eine oder andere Maxell XL II auch darunter......
Ich würd das Ding aber gerne von der grauslichsten Prolo Normalkassette bis hin zur Sony Metal XR füttern. Ist das ein Wunschtraum?
Mit Radio Eriwan antworte ich darauf das berühmte "Im Prinzip ja, aber..."
...aber die Normierung nach IEC hatte schon so seine Vorteile, insofern, als daß die zwischen den verschiedenen Typen noch bestehenden Unterschiede tatsächlich von den frontseitigen Bias- und Rec Level-Reglern aufgefangen werden können. Zumindest, nachdem ich die interne Kalibrierung etwas nachgezogen habe, um den Regelbereich vorn drauf für die gestellte Anforderung einzurichten.
Habe dann einen Haufen verschiedener Bänder reingeworfen und schnell mal Testaufnahmen gemacht.
Fazit: Vorherige Bias- und Pegeljustierung hilft. Dazu ist ein 400Hz-Pegeltongenerator nicht direkt überbewertet, den das Deck aber leider nicht hat. Dies stellt tatsächlich das einzige Manko des Geräts dar.
Ich habe ihn im HighCom, das eh vor den Decks sitzt, daher kein Problem. Vorgehensweise: Bias auf Pegelmaximum, dann Level auf Null - fertig. Dann Bias-Feineinstellung nach Gehör, evtl. Aufnahmepegel reduzieren, Bias wieder etwas rauf, zuletzt per Pegelton den Rec Level wieder auf Null nachstellen. Dauert keine halbe Minute.
Bandmaterial: TDK SA (letzte Inkarnation, die in der blauen Folie, weil es die noch so oft neu gibt), Maxell XLII und XLII-S, BASF Cr-S II, BASF Ferro Extra, Sony UX-S (aus verschiedenen Jahrgängen), TDK MA-XG (die grüne), alles 90er.
Witzig:
Das Band, das im Nak am besten ist, verträgt das Aiwa am wenigsten: BASF Cr-S II. Selbst bei -3 klingt's noch unsauber und verschmiert.
Etwas besser, aber immer noch viel zu schlecht ist die TDK SA. Aber die taugt auch wirklich auf keinem Deck was. Die schlechteste SA, die es je gab.
Die erste brauchbare Cassette war die XLII-S, die allerdings selbst auf Bias-Maximum noch zuviel Höhen aufwies und mit dem Klirrfaktor natürlich ebenfalls noch etwas unsauber tönt. Dafür kann man sie natürlich etwas mehr befeuern als BASF und TDK. Bei +3 stimmt der Höhenanteil zwar gehörmäßig, aber nur, weil das Band dann längst in der Sättigung spielt. Kann man machen, muß man aber nicht.
Man nehme also eine XLII, die macht dann, wenn man bis maximal Vollaussteuerung geht, fast alles richtig, wenn es ihr auch noch etwas an Dynamik fehlt. Die leichte Schmierigkeit läßt auch sie aber noch erahnen.
Überraschung Nummer 1 war dann die BASF Ferro Extra I, die nicht nur extrem gleichmäßig beschichtet ist, sondern in dem Aiwa auch einen superausgewogenen, warmen Klangcharakter aufweist. Auch bei Vollaussteuerung ist alles klar, fein aufgelöst und musikalisch stimmig. Und ich dachte schon, die Schmierigkeit wäre ein Charakterzug des Geräts. Aber nee, hier fehlt sie nämlich.
Dann die Metal XG, Überraschung Nummer 2. Aussteuerbar bis +3, legt sie noch eine Schippe drauf. Diese Kombination ist die beste, die ich hier jetzt gehört habe. Und das, obwohl ich ja nie Metallbänder nehme. Ist normalerweise auch Quark, die rauschen mehr. Aber die Leute bei Aiwa haben das offenbar anders gesehen und lassen das AD-F880 damit die Höchstleistung erbringen.
Dem Nak ist das alles scheißegal, das sieht aber auch die Unterschiede völlig anders. Metal ist da keinen Millimeter besser, nur teurer.
Wie auch immer, die Kombi ist Gold wert.
Letzte Probanden: Die Sony UX-S verschiedener Baureihen. Haben alle leicht voneinander abweichende Einstellwerte, klingen aber alle gleich. Dürfen nur bis Null angefahren werden, machen dann aber das Gleiche wie die Metal XG bei +3.
Als Grund für die unsaubere Wiedergabecharakteristik habe ich aber irgendwie immer noch die Aufnahmeverstärker in Verdacht, denn das Verhalten ist doch bei verschiedenen Bändern auffällig ähnlich.
Ich glaube allerdings, die Anforderung ist damit trotzdem erfüllt. Eventuelle Restanymositäten müssen ggf. durch die Freude an der IR-Fernbedienung oder intensive Suche nach MA-XG und UX-S kompensiert werden.
Bin jedenfalls zufrieden. Für ein Nicht-Nak gibt die Kiste ein ganz akzeptables Bild ab. Erst recht, wenn man sich vor Augen führt, daß es zu der Zeit eigentlich keine vernünftigen Decks mehr gab und auch in diesem hier mehr Luft ist als alles andere. Immerhin ist das LW aber noch ganz ok.
Ergebnis: 0.1dB Kanalabweichung über Band sind, denke ich ausreichend für die meisten Anwendungen (Sony UX-S mit Dolby B).
Kann dann ja morgen auf die Reise gehen.