Meine Cassettengeschichte ist ähnlich wie alle anderen.
Als erstes war da ein Radiorecorder, der auf den Namen REAL 276 hörte. Damit hab ich dann Sonntachmittach beim Essen meinen Vater genervt, weil ich das Ding, während auf NDR 2 die internationale Hitparade mit Wolf-Dieter Stubel lief, auf permanenter Aufnahmebereitschaft stehen hatte. Man wußte ja eben nie so genau, wann und ob der sehnsüchtig erwartete Titel denn kam.
Weiter ging's dann mit ner Kompaktanlage, dessen Name mir ums Verrecken nicht mehr einfällt. Der Recorder da drin hatte aber kein Dolby und der Plattenspieler nur ein Kristallsystem. Hab ich dann noch versucht, mit nem Ortofon FF-15Mk2 aufzuwerten, mußte dabei feststellen, daß dazu nicht nur ein Entzerrer-Vorverstärker fehlte, sndern auch die nötige Infrastruktur vorn im Headshell. Von Halbzoll-Aufnahme nämlich keine Spur. Also einen externen PHILIPS Preamp angeschafft (50 Mark - doppelt soviel wie das System), vom Gehäuse befreit und die Platine unterhalb des Subchassis auf den Boden der Anlage geschraubt. Dann mittels Laubsäge den Tonarm dergestalt "modifiziert", daß das Ortofon da ranpaßte. Bilder davon hab ich gottlob nich mehr. War auch nich schön. Aber selten :-)
Das Cassettendeck war aber immer noch so scheiße wie vorher, deshalb gab's dann, als ich 13 war, eine HITACHI D-850 Dreikopfmaschine aus der Ausstellung für 598 Mark (und bald darauf einen HITACHI SR-903-Receiver samt Technics SL-Q3).
ich glaub, zu dem Recorder hatte ich woanders schon was geschrieben...der brummte leider etwas, was besonders auffiel, als ich dann ein HighCom anschaffte, um endlich das letzte Rauschen zu eliminieren. Hab ich also noch das Netzteil rausgerissen und ausgelagert. Hat funktioniert. Aber trotzdem war mir damals schon meine anlagentechnische Endlösung sonnenklar und zu der gehörte nunmal ein D-5500 (wie auch ein Dynavector und ein Revox-B760).
Das übermütig zusätzlich angeschaffte AIWA, auch eine Dreikopfmaschine (mit nagelneuem Dolby C, Vorführmodell für 400 Mark) war zum Überspielen und für die Aufnahme von Mixtapes zwar ok, aber es klang echt deutlich schlechter als der HITACHI-Klotz. Klar, der wog auch doppelt soviel.
D-5500 also - die gab's aber erstens sowieso nicht sooo oft - und zweitens schon gar nicht auf dem Gebrauchtmarkt, denn der Neupreis war mit 2.500 Mark einfach mal jenseits von Jedem. Hat mir total eingeleuchtet, denn warum sollte man sowas auch verkaufen, wenn man's einmal hat ?. Nun, eines Tages im Jahre des Herrn 1985 war's dann also soweit, da stand doch glatt eins in den Kleinanzeigen im Abendblatt, die ich jedes Wochenende bei Eintreffen des Zeitungsausträgers sofort mit Beschlag belegte: 800 Mark. Meins !!
Später kamen noch hinzu:
-Ein Marantz wie oben bei dem Kollegen auf dem Bild, aber nur für's Schlafzimmer. Keine Ahnung, woher und auch keine Ahnung, wohin es ging. Billigschrott halt - uninteressant.
-Ein Technics RS-676 MIT Fernbedienung.
-Ein HITACHI D-3300M.
-Ein Aiwa AD-F880, das heutzutage hauptsächlich in Benutzung ist. Klingt echt gut und hat (mit Fernbedienung) 50 Taler in der Bucht gekostet. Vor allem aber läuft es (im Gegensatz zu dem ganzen Altmetall).
-Ein Fostex X-15 Vierspur-Recorder und
-ein Tascam 688 Achtspur-Recorder.
Das D-3300M hab ich letztes Jahr genau da auch wieder versenkt, denn es fing auch an, die typischen Logikmacken aufzuweisen und meine emotionale Bindung zu dem Teil war nie so doll. Wär's n D-900 oder D-980 gewesen, vielleicht.
Das D-850 ist zusammen mit dem Technics 676 beim letzten Studioumzug auf der Strecke geblieben, ich hatte die in irgendner Abstellecke gelagert und stumpf vergessen. Das D-850 war, gelinde gesagt, echt durch und eh nicht mehr zu gebrauchen, das Technics hatte ebenfalls seine Macken, wär aber eventuell als Rarität mal ganz interessant gewesen. Dieses Modell wurde nämlich offiziell nie in Deutschland vertrieben - hier gab's zu der Zeit nur 671 und 678.
Jetzt hab ich letztes Jahr erstmal zur Sicherheit noch ein zweites AIWA 880 aus der Bucht gefischt, damit man weiter über die Runden kommt und weil die echt nix kosten.
Aaaaaaber das D-5500, das an verschiedenen Defekten krankt, allen voran Logikprobleme, soll auch irgendwann wieder laufen - denn darum ging's ja ursprünglich. Ich hasse kaputte Geräte. Ich hab dieses Teil so oft defekt stehengelassen, aufgegeben und dann doch wieder repariert, aber es hat mich immer wieder mit neuen Schwachsinnigkeiten herausgefordert. ich will endlich, daß es wieder läuft.
Daher hab ich kürzlich ein zweites geschossen. Zur Not wird eins von beiden Schlachtvieh.
Der Fostex übrigens gibt auch nicht auf. Kann man jahrelang liegenlassen, dann wieder rauskramen - läuft. Der Tascam ist eingemottet, den hab ich nur noch, weil man in der Bucht dafür grad mal die Versandkosten bekommt. Bei einem Neupreis von 6800 Mark tut das selbst mir zu sehr weh.
Gibt noch ne schöne Geschichte dazu. Hab 1984 mal inner Kneipe den European Sales Manager von HITACHI kennengelernt, der ziemlich beeindruckt war, was ich als Pööks so alles über "seine" Geräte wußte und dann auch noch dieses Exotenschlachtschiff zuhause stehen hatte. Also erzählte er mir aus dem Nähkästchen:
Das D-5500 war eigentlich eine Machbarkeitsstudie, die Ergebnisse für die Serie erbringen sollte, aber für die Serienfertigung viel zu teuer. Das Ding wurde größtenteils von Hand zusammengebaut und auch nicht bei dem üblichen OEM-Fertiger, sondern tatsächlich direkt bei denen. Und mit dem offiziellen VK von 2.500 DM ein reines Nullgeschäft, das nur geduldet wurde, um damit Renommee zu erzielen. Hätte man normal kalkuliert, hätte das Ding mindestens 1000 Maak teurer sein müssen und wäre damit aber spätestens an der preisgünstigeren Nakamichi-Konkurrenz gescheitert, die damals 680, 681 und 682 hieß.
Sprach's, griff in seinen Aktenkoffer und schenkte mir eine original Hitachi Entmagnetisierungscassette ("Die gehört einfach dazu !") und eine Hitachi EX-C90 (eigentlich eine umgelabelte Maxell).
Die kannte man zwar aus den Anzeigen (wie von jedem japanischen Hersteller), aber kaufen konnte man die nie nich nirgends.
Daß Nak innerhalb kürzester Zeit derart berühmt werden und mit ZX-7, ZX-9 und Dragon genau diese preislichen Gefilde erreichen würden, hätte man eigentlich absehen können.
Insofern hätte man vielleicht dranbleiben sollen, denn die einzigartigen Glasköpfe, die auch nach 30 Jahren nicht die winzigste Abnutzungsspur aufweisen, waren den weichen Nakamichi-Köpfen, die heute allesamt komplett am Ende sind, schon mal um Lichtjahre voraus. Akai hatte sowas zwar auch schon, aber dafür hatten die erst sehr sehr viel später, kurz vor Exitus, Decks, die klanglich mithalten konnten.
Naja, das mit dem Renommee ist, wie man heute weiß, nur bedingt gelungen. Wer sich 'n bißchen auskennt, weiß vielleicht noch was davon, aber als High-End-Hersteller unter den Japanern ist HITACHI nicht in die Annalen eingegangen, wiewohl sie so einige wirklich hochkarätige Teile im Programm hatten, die auch heute noch locker mithalten können (ich erinnere nur an die HMA/HCA-7500-Kombi oder die unfaßbare HMA-9500 Endstufe).
Ganz ehrlich: Cassettendecks sind neben Endstufen die Geräte, die bei mir am meisten emotionsbeladen sind. Es gibt irre viele, die ich gern vollkommen sinnloserweise haben wollen würde, weil ich sie so schön finde - ich glaube, fast noch mehr mehr als Endstufen. Ganz besonders jedoch Eumig, ASC, Revox, Pioneer, Mitsubishi, Tandberg, Nak, Technics, Dual, Onkyo und Aiwa.