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Perreaux SM2 Vorstufe
#1
Diese SM2 brachte mir ein Bekannter gestern abend vorbei, weil die Phonosektion nicht mehr funktionierte. Absolut still, während die Hochpegeleingänge noch funktionierten.

[Bild: 4uQwPw5h.jpg]

Ich halte die SM2 für eine sehr "zweckmäßige" Vorstufe, bei der man sich keine Gedanken über Äusserlichkeiten machte. Das Gerät stammt aus den frühen 80er Jahren, was man ihr auch sofort ansehen kann. Sowas macht sich an einem Arbeitsplatz vielleicht noch ganz gut, in einem Wohnzimmer eher nicht.

Es stellte sich sehr schnell heraus, dass die negative Betriebsspannung (-90V) für die Phonostufe fehlten. Ursache dafür war ein defekter Gleichrichter (Nummer 1).


[Bild: lgUXTKmh.jpg]

Die Phonostufe läuft mit +/- 90 Volt und MPSAXXXX Videotransistoren. Ein sehr extravagantes Design mit dem es oft thermische Probleme gibt. Auch in diesem Fall wäre es kein Fehler, die 10µ/160V Elkos zu tauschen, da sie stellenweise nicht mehr "optimal" sind. Dafür gab´s aber kein grünes Licht, also bleibt es so.
Das Alps Potentiometer hat ebenfalls die besten Zeiten hinter sich und gehört eigentlich ausgetauscht. Es soll aber keine müde Mark mehr in dieses alte Teil investiert werden. Das ist nicht meine Entscheidung....so soll es sein Wink3

Auf Spannungsregler wurde hier verzichtet. Eine reine RC Siebung mit reichlich Kapazität kommt hier zum Einsatz.

[Bild: qHsIZTvh.jpg]

Während man in diesem Fall alle 10µ rauswerfen sollte, sind die 4700er noch zu gebrauchen. Zwei Stichproben habe ich genommen.

[Bild: Omq8YALh.jpg]



Phono L & R :
[Bild: M0eCheNh.jpg]

Nachdem die Phonostufe wieder grundsätzlich funktionierte, wollte ich zumindest den Ruhestrom des Hochpegelverstärkers prüfen bzw. nachstellen. vier bis acht mA sollen es sein, und unter vier sollte man wirklich nicht gehen. Mir fiel auf, dass selbst nach 30 Minuten die Kühlsterne der FET eiskalt blieben.....
Zwar konnte man den Bias auf beiden Kanälen in gewissen Bereichen  einstellen, was via FFT auch zu erkennen war,  aber ein Spannungsabfall über den 10 R Widerständen war nicht messbar. Mindestens 50 mV sollten dort zu messen sein.

[Bild: KKq3zLPh.jpg]

Auffällig war, dass sich beide Kanäle exakt gleich verhielten. Zwar lag der Gesamtklirr in der eingestellten Position bei "nur" 0,004%, was eigentlich kein Grund zur Panik ist, aber es gab doch ganz deutliche Übernahmeverzerrungen.

Hochpegel L&R
[Bild: JWbQmCBh.jpg]

Alle Bauteile, die dafür erstmal in Frage kamen, erwiesen sich als grundsätzlich intakt. Diesen Fehler habe ich schon bei anderen SM2 vor Jahren bemerkt und wunderte mich immer, warum man überhaupt Kühlsterne verwendete. Eine Erklärung dafür habe ich zurzeit noch nicht. Eine derart gravierende "Parameteränderung" der FET halte ich in dieser Gleichmäßigkeit für unwahrscheinlich.
Die Lösung ist eine Art Holzhammerverfahren. Je zwei weitere Dioden zusätzlich zu D5,6 und 7 lösen das Problem.

[Bild: IEhqDkAh.jpg]


Situation vor der Maßnahme mit maximal einstellbarem Bias. Man konnte noch weiter herunter, bis man etwa 0,01% THD erreicht, aber der maximal einstellbare Strom durch die FET betrug nur 100 bis 200 Mikroampere. Messung bei 1V rein, 1V raus.

[Bild: Scedf9uh.gif]

Und danach:

[Bild: 6QYkGFPh.gif]

Die roten Kühlsterne werden jetzt handwarm und es sind ca.4- 5 mA eingestellt. Höhere Werte bringen keinen weiteren Vorteil.

Frequenzgang L&R. Der Gleichlauf des Potentiometers (etwa 10 Uhr Stellung) ist nicht berauschend und wird bei höherer Dämpfung nochmal deutlich schlechter. Ausserdem kratzt es leicht....Sollte raus...aber....

[Bild: GnfRHQfh.jpg]

Die Vermessung der Phonostufe macht in diesem Zustand (unüberholt) eigentlich keinen Sinn. Eingangskapazität und ein (zusätzlicher) Widerstand können über bestückte Cinchstecker eingesteckt werden. Intern sind bereits ca.  60K vorhanden. MC (gain) ist zuschaltbar.

[Bild: nJu4QiXh.jpg]

Die RIAA Entzerrung beider Kanäle deutet entweder auf weitgehend identischen "Verschleiss" oder ab Werk identisches Verhalten hin.  die +/- 0,25dB aus dem Manual werden nicht (mehr) erreicht. Weitere Messungen am Phonoteil machen in diesem Zustand keinen Sinn.

[Bild: 0W2whv5h.jpg]
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#2
(19.03.2017, 16:19)scope schrieb: Es soll aber keine müde Mark mehr in dieses alte Teil investiert werden.

Hmmm... in diesem Fall sollte man mal über eine Enteignung des eigentlichen Eigentümers nachdenken. (Tipp am Rande: Wenn das Gerät zehn Jahre bei Dir steht, ohne das der Eigentümer die Herausgabe fordert, hast Du es "ersessen" und Du bist der rechtmäßige Eigentümer. § 937 ff. BGB.)
Gruss, Hendrik
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#3
Klasse Bericht und Fotos!
Ein Preamp den ich seit Markteinführung immer haben wollte.
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  • scope
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#4
Zitat: Wenn das Gerät zehn Jahre bei Dir steht

Ich werde im Juli 84 Jahre alt!  

Oldie

Der Eigentümer hat einige SM2 und diverse Endstufen der Marke besessen. Diese hier ist die letzte, die er herausgekramt hat, weil ihm irgendein (fieser) Thorensdreher zugelaufen ist. Da fiel der Defekt natürlich auf. Das Teil lag bei ihm bestimmt 10 Jahre auf dem Dachboden rum, und wenn ich es haben wollte (was ich nicht will), dann könnte ich es sicher von ihm erwerben.
Die Sache mit den Dioden habe ich nur durchgeführt, weil mir gerade danach war....Es wäre ihm (und allen anderen Menschen) aber durch "hinhören" nicht aufgefallen, wenn ich es gelassen hätte Wink3

Bin froh, wenn er das Teil heute oder morgen wieder abholt....
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  • linuxschmied
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#5
Dem kann ich mich nur anschliessen, die fand und finde ich schon immer  sehr schick, bloss nie günstig zu bekommen gewesen.
Irgendwie schad, daß der Vorbesitzer der Perreaux müde wird.
At Scope : Sollte ein Verkauf geplant sein, würd ich mich über Kontakt sehr freuen. Elkos tauschen schaff ich.
Gruß,
Marcus
[Bild: ceosoabzzy2qwputz.jpg]
[Bild: d9ah9vvqv40tn4d0m.jpg]


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#6
Ich ruf´ ihn nachher mal an....Dann gebe ich dir ggf. die Kontaktdaten.

Wenn man sich mal wieder so richtig schön aufregen möchte Wink3 , kann man auch hier etwas zu dem Gerät lesen.

http://www.diyaudio.com/forums/analog-li...ustom.html
Da werden Fokos durch Fokos ersetzt (cool), und die Elkos (was sonst) gegen einen anderen Hersteller getauscht....Das ist ja mal ganz was Neues!  LOL  Das Gerät ist danach nicht mehr wiederzuerkennen. Man lese bloß die tollen Klangbeschreibungen.....WOW!  That´s customizing for Aces.

Zitat: "Detailed with fast transients, neutrality without sounding etched, deeper soundstage with better bass , solid imaging, and a beautiful midband."

Man lernt:
Verwirrte Träumer gibt´s nicht nur im deutschsprachigen Raum  Drinks



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  • winix, Onkyo-Boy, blueberryz
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#7
Moin,
gibt es eigentlich einen nachvollziehbaren Grund, warum man eine "Kleinstsignalstufe" (den Phonoentzerrer) mit 180V betreibt?
Wollte man ein Alleinstellungsmerkmal haben oder machte man es, weil man's konnte?

73
Peter
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#8
Dafür habe ich zurzeit keine Erklärung.
Aber....Nach einem weiteren Telefonat habe ich soeben erfahren, dass die Elkos jetzt doch erneuert werden sollen. Es gibt also noch eine kleine Fortsetzung....Und....Er möchte das Gerät behalten und den fiesen Thorens Spieler mit MC System daran anklemmen.
Ob die etwas verbogene Entzerrung alleine dadurch aber gerader wird bleibt abzuwarten....Wohl kaum...
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#9
Naja, Subsonc bei 20Hz ist doch nicht ungewöhnlich. War das nicht sogar mal in der späteren Speifikation erwähnt? Ansonsten sinds ja 0,5dB.
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#10
Ein Subsonicfilter schaut anders aus. Ich möchte das nicht auf ein paar Hz festnageln, aber so wäre es viel zu flach.

In etwa so sollte es aussehen:
[Bild: qCyvKpQh.gif]

Die Abweichungen sind im Datenblatt mit +/-0,25 dB vermerkt. Es sind aber bereits auch im Bereich um 6 KHz -0,5 dB, wobei ich das nicht überbewerten möchte. Ich werde versuchen, den frühen Abfall ab 200 Hz zu minimieren, obwohl -davon- sicher nicht der Wohlklang abhängen wird. Die Störabstände für MM & MC sind da schon wichtiger.
Ich habe  nicht genügend Elkos mit passender Spannungsfestigkeit vor Ort, habe aber vorhin nachbestellt. Von den insges. 12 Stück 10µ/160V waren vier am Ende (<4 µF, ESR >30R) und der Rest "so lala". die vier 100µ waren auch "schlecht".
Um die Kurve gerade zu bekommen (was hier nichts mit dem "guten Klang" zu tun hat) werde ich wohl einige Bauteile in der Entzerrung verändern müssen.
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  • linuxschmied
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#11
Danke für den sehr interessanten Bericht!
Ich bin immer wieder erstaunt, wie Du die Defekte aufspürst und die passenden Lösungen dafür hast.
[Bild: logohev2u4jv7.jpg] [Bild: ls2x8jno.jpg]
Wenn Millionen von Menschen etwas Dummes sagen, bleibt es dennoch eine Dummheit. Floet
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#12
(19.03.2017, 20:17)hf500 schrieb: gibt es eigentlich einen nachvollziehbaren Grund, warum man eine "Kleinstsignalstufe" (den Phonoentzerrer) mit 180V betreibt?

Das war mal hip, weil man eine möglichst hohe Übersteuerungsfestigkeit haben wollte, angetrieben z. B. von immer höheren Spitzenschnellen in Veröffentlichungen/Werbung von Shure oder z.B. von Tomlinson Holman:


http://www.waynekirkwood.com/images/pdf/...y_1977.pdf

Der Technics SU 9600 hat immerhin 136V für die Phonovorstufe zu bieten.

Gruß

Thomas
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  • scope, Tom
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#13
Nachdem ich mich ein wenig durch die Schaltung gearbeitet habe, endete die Suche bei R37 in der zweiten Entzerrerstufe. Der ist im Schaltbild mit 100K vermerkt, und im Gerät ist ein 47 K -original- eingelötet worden. Eine gute Stunde hätte ich gespart, wenn mir das sofort aufgefallen wäre, und nicht an anderer Stelle rumprobiert hätte.

Zwar ist die Delle ab 3 KHz immer noch da, aber die ist nur für´s Bilderbuch. Praktisch hat sie keinen Einfluss, da dort ohnehin die TA-Resonanzen mitregieren.

[Bild: r0beBAph.jpg]

Die Messungen kann man übrigens problemlos auch ohne die 10µ Abblockelkos durchführen. Die 100er und die 470er sind bereits erneuert worden.

Das Ergebnis: 

Rot: Entzerrung "alleine" ohne zusätzliche Eingriffe an den Buchsen.
Blau: 450 mH und 20 pF
Grün: 450 mH und 120 pF
Magenta: 450 mH und 220 pF.

Bereits mit einem "normalen" 100 pF Kabel  und ca. 40 für die TA-Verkabelung liegt man ganz ordentlich. Da sollte man nichts mehr dazupacken.

[Bild: X8GB3swh.jpg]


Den Gleichlauf des Alps habe ich auch noch schnell geprüft. Wenn man die Endstufe ordentlich angepasst hat, liegt man "im Hausgebrauch" rechts von der blauen Linie. Der Buckel links ist im Bereich der ersten bis zweiten (!) Raste...Also ein Bereich, den man eigentlich nicht verwendet.  Trotzdem würde ich das Teil auswechseln, wenn ich das Gerät ganz doll lieb hätte. Wink3

[Bild: dGIjErPh.jpg]
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  • Tom, MacMax, xs500
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#14
Mir gefällt die Vorstufe auch (rein optisch). Danke fürs Zeigen.

(19.03.2017, 17:00)scope schrieb: Ich werde im Juli 84 Jahre alt!  

Oldie

Ne nä!? Tease Du flunkerst doch...oder doch nicht!? Denker
Ist das Hauptproblem der Menschheit, dass wir ein imperialistisches Gen haben?
Die Sonne scheint immer©
^ischreschminimiuf, isch... ^
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  • Frunobulax
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#15
Juli stimmt nicht, oder doch...
Der passt opt. irgendwie nicht zur Prisma. Gab's/gibt es da den passenden Pre?
Hallo bitte hier ein sony
Er funktioniert einmal frei
Aber die Tür will nicht zu gehen
Ansonsten alles gut ... Dance3
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#16
http://www.perreaux.com/products/prisma/...eamplifier


gab´s auch mit der Design-Alienfront.
[-] 1 Mitglied sagt Danke an scope für diesen Beitrag:
  • MacMax
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