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Was kostet die Platte?
#1
Angeregt durch die Diskussion, die ein Angebot für Klassik-Platten ausgelöst hat

http://old-fidelity-forum.de/thread-2528...#pid984822

-  hier ein Thread zur Preisfindung von Platten.

Fangen wir mit dem sog. "Goldmine"-Standard an, als Grundlage für eine Aussage dafür, wie gut eine Platte noch erhalten ist, und wie sich das auf den Preis auswirkt - sollte m.E. jeder kennen, der Platten verkaufen will.

http://www.goldminemag.com/collector-res...rading-101

Mein Beitrag als Einstieg: Es wäre schon viel gewonnen, wenn in der Bucht, bei Discogs und sonstwo nicht so inflationär mit der Kathegorie "near mint" - nm - umgegangen werden würde. Grob und ungerecht gesagt - alle möglichen Gurken, bei denen man nicht irgendwo einen Kratzer sieht, werden stellenweise als "near mint" angeboten. Warum ist klar, weil die Platten eine Kathegorie darunter, also in "very good plus" oder "excellent", tendenziell eigentlich nur noch die Hälfte dessen wert wären, was man als "near mint" verlangen kann. "Very good" dann nach Goldmine nur noch 25 Prozent des Wertes der selben Platten in "near mint".
Nochmals zu "near mint": eine Platte, die irgendwo knistert oder knackst ist nicht "near mint", selbst wenn sie der Verkäufer versiegelt im Laden gekauft und nur einmal abgespielt hat.
"Mint" wiederum gibt es so gut wie gar nicht, weil praktische keine Platte perfekt ist, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Und wenn jemand eine noch versiegelte Platte als "mint" verkauft, kann er logischerweise nicht geprüft haben, ob das Teil Höhenschlag, Pressfehler oder sonstige Macken hat - ist die reine Lotterie.

Viele Grüße - Frank
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  • Tarl, Operators Manual
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#2
Ich denke das wird immer ein Problem bleiben, mal größer, mal kleiner. Denn selbst die objektivste Beschreibung des Einzelnen wird immer subjektiv bleiben. Was bedeutet near mint....fast wie neu. Also wenns 1x oder 2x knistert? Wie wird dieses "fast" definiert, welche Eigenschaften einer near mint Platte unterscheiden sich klanglich von einer mint Platte? So ein Grading soll als (grober) Anhaltspunkt dienen, dazu sollte meiner Meinung nach eine kurze (abgehörte) Beschreibung mit einfließen. Aber auch da kann man nie Fehler bzw.  auseinandergehende Interpretationen zwischen Verkäufer und Käufer ausschließen, ergo schwierig.
Nun kann ich, was Plattenkäufe angeht, nicht aus Erfahrung sprechen. Ich verkaufe nur, alles aus meiner Privatsammlung, also keine angekauften Sachen. Je höherpreisig die Scheibe ist, desto genauer wird hingehört und dementsprechend dies auch so möglichst plastisch kommuniziert. D.h., wenn ich Käufer wäre und diese Platte bekäme wäre ich voll zufrieden, so gehe ich an die Sache heran. Eben subjektiv LOL . Da sich noch keiner beschwert hat, denke ich, dass ich mit dieser Vorgehensweise ganz gut liege. Aber jeder Jeck ist anders....und das ist auch gut so.
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#3
AtGeneral Wamsler
Du persönlich machst die Sache offensichtlich schon richtig. Zunächst bestimmen Angebot und Nachfrage sowieso schon mal den groben Preisrahmen einer Platte. Aber dann sind doch ein paar Regeln nötig. Wie sollte ein vernünftiger Handel sonst funktionieren? Der "Goldmine"-Standard ist ziemlich einfach, gut verständlich und klingt vernünftig. Sich daran orientieren genügt zunächst vollkommen und ist auch nicht zuviel verlangt, meine ich. Wenn man sich mal jenseits aller Subjektivität darauf verständigen kann, hat man eine gute Grundlage, um dann über die nächsten Eigenschaften einer Platte wie z.B. die Pressqualität sprechen zu können. Wir beurteilen ja auch nicht Dinge wie die Rechtschreibung nach unserem subjektiven Empfinden - obwohl man das der heutigen Lehrergeneration durchaus zutrauen könnte - , sondern eben nach Regeln.

Viele Grüße - Frank
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#4
Die meisten Vinyl Vk, die das nicht professionell (davon also leben müssen) machen, sind wie Autoverkäufer  Lipsrsealed2 Alle samt mafiös, korrupt, Arschlöcher, Betrüger etc etc...  Floet

Naja, zumindest was Bucht und Discogs angeht... Die Subjektivität des Gradings führt irgendwann wohl systemimmanent dazu, dass man Käufer bescheißen will...

Liegt aber auch daran, das eben die Preise meist nach Mondstand in NM  berechnet werden, leider... Da will dann keiner auf VG+ runter gehen...

Bei NM kann auch mal ein Knistern sein, oder ein, zwei leichte Knackser... ist immer auch eine Sache der Pressung (man denke nur an GZ Prag  Lipsrsealed2 )...

However: Wenn ich verkaufe, dann ist NM nicht nur optisch, sondern auch akustisch beurteilt... Aber um auf Deine Ausgangsfrage zurück zu kommen: Meistens kostet die Platte zuviel!

Hi
Peter
OldieKraut, immer wieder... notfalls auch als Salat. Am liebsten aber von CAN mit "Vitamin C"

http://www.discogs.com/user/space_daze/collection
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  • bathtub4ever, Tarl
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#5
(26.07.2017, 19:10)space daze schrieb: Die Subjektivität des Gradings führt irgendwann wohl systemimmanent dazu, dass man Käufer bescheißen will...

Wenn man den "Goldmine"-Standard durchliest, bleibt wenig Platz für subjektive Bewertungen. Da muss man dann schon wirklich lügen.  
Der Thread hier sollte jetzt aber nicht nur um "Goldmine" oder vergleichbare Standards gehen, sondern um Preise insgesamt. Deutsche Grammophon z.B. sind - von Ausnahmen aus der alten Tulpenlabel-Zeit mal abgesehen - meist billig, weil sie normalerweise in hoher Auflage und zwar guter, aber kaum überragender Tonqualität hergestellt wurden. Britische Decca sind dagegen meist deutlich teurer, die völlig identischen Pressungen unter dem "London"-Label dagegen wieder wesentlich billiger. Undsoweiter. Nur, wie findet man den "richtigen" Preis? Das war ja wohl auch irgendwie die Frage in dem angesprochenen Verkaufsthread.

Viele Grüße - Frank
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#6
Information 
´Zitat:

>>Die meisten Vinylverkäufer, die das nicht berufllich machen, sind wie Autoverkäufer.... Na ja, zumindest was Bucht und Discogs angeht... <<


Da habe ich völlig gegenteilige Erfahrungen gesammelt:

Hab mich Ende 2013 bei Discogs angemeldet und seither rund 200 gebrauchte Scheiben dort gekauft - in verschiedenen Ländern und in der Mehrheit bei  Privatverkäufern, teilweise auch bei Händlern mit Ladengeschäften.
Beschreibung des Vinyls meist in VG+ Zustand, manchmal auch in NM; einige seltene Pressungen auch schon mal in VG oder gar in VG-.

Mit mehr als 90 Prozent dieser Online-Käufe bin ich vollauf zufrieden.  In den wenigen Fällen, in denen die Beschreibung etwas zu schmeichelhaft ausfiel oder versehentlich eine falsche Pressung gelistet und verschickt wurde, habe ich von den kulanten Verkäufern eine faire Teil-Rückerstattung erhalten.

Lediglich in zwei Fällen war die Beschreibung derart neben der Spur, dass ich die Platten (auf eigene Kosten) zurückgeschickt habe und danach dann der volle Kaufpreis zurückerstattet wurde. Einen sogenannten Paypal-Fall - weil der Verkäufer partout nicht antwortete - musste ich bislang nur ein einziges Mal eröffnen; ging am Ende ebenfalls positiv aus.

Grundsätzlich kaufe ich jedoch seit jeher fast nur bei Verkäufern, die dort schon länger registriert sind und ein Zufriedenheitsranking zwischen 99,8 und 100 Prozent aufweisen. Dies reduziert meiner Ansicht nach das Risiko im Vorfeld nicht unerheblich.

Wenn's was zu meckern gab, dann eher mal über die nicht immer professionelle Verpackung der Gebrauchtware, was bei etwa 15 bis 20 Prozent aller Lieferungen der Fall war. Ging aber trotz manchmal wabbeliger Kartons fast immer gut. Lediglich in einem Fall wurden leider Nähte der  LP-Coverhülle durchstoßen, weil der Versender die Vinylscheibe nicht rausgenommen hatte.... [Bild: desismileys_4180.gif]
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#7
(26.07.2017, 17:01)Franky schrieb: Nochmals zu "near mint": eine Platte, die irgendwo knistert oder knackst ist nicht "near mint", selbst wenn sie der Verkäufer versiegelt im Laden gekauft und nur einmal abgespielt hat.

Geschrieben von space daze
Bei NM kann auch mal ein Knistern sein, oder ein, zwei leichte Knackser... ist immer auch eine Sache der Pressung

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Genau das habe ich versucht darzustellen, den Interpretationsspielraum gibt es....wie man sieht.

Wie findet man den richtigen Preis? Zum Kaufen oder Verkaufen?
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#8
(26.07.2017, 19:56)General Wamsler schrieb: Genau das habe ich versucht darzustellen, den Interpretationsspielraum gibt es....wie man sieht.

Wenn Du "Goldmine" durchliest, ist das dann eben nicht mehr "near mint", sondern "very good plus" oder "excellent". Entweder man hält sich an Regeln oder lässt es sein.
Preise meinte ich Kauf & Verkauf. Ich muss ja auch als Verkäufer einen Preis finden, den ich verlangen will.

Viele Grüße - Frank
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#9
Ich muss zugeben, die Goldmine bis gerade eben nie im Original gelesen zu haben. Nach diesem Original hast du vollkommen Recht! Da dürfte man wirklich nichts hören auf der Platte.
Ich persönlich finde das Original zu heftig........gerade jetzt, wo sich die "weicheren" Übersetzungen durchgesetzt haben....ein Dorthin wird es für mein Empfinden nicht geben......denn dann müßten wirklich viele Platten in die Tonne bzw. wäre der Preisverfall sehr drastisch LOL . Aber ich betone, mit deiner Ausgangsthese hast du vollkommen Recht!

Zu den Preisen bzw. Preisfindung: Das sehe ich individuell. Als Verkäufer biete ich etwas an und ich lege den Preis fest. Natürlich läßt man sich durch die bereits verkauften Platten leiten und ermittelt für sich einen Preis, zu dem man die Platte anbietet. Keiner zwingt mich einen Preis aufzurufen, kein potentieller Käufer ist gezwungen die Scheibe für den Preis zu kaufen. Wann der richtige Preis für dich als Käufer da ist, wirst du merken, denn dann kaufst du. Den Umkehrschluss könnte man natürlich auch auf die Verkäufer anwenden LOL , aber so einfach ist das dann doch nicht.
Ein Beispiel: Eine von mir sehr geschätzte Platte lag bei den letzten Verkäufen so um die 35€. Für 35€ würde ich die Scheibe nie hergeben, ergo biete ich sie für einen höheren Kurs an. Damit sinkt natürlich die Wahrscheinlichkeit eines Verkaufs, das ist mir klar. Dann bleibt sie halt hier.......dann ist die Zeit noch nicht reif LOL .
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#10
Verstehe, ich schaue auch bei Discogs, Musicbrainz & Co., vielleicht noch in der Bucht nach den Preisen, und zwar nach den tatsächlichen Verkäufen, um mich dann so in etwa festzulegen - als Käufer benötige ich dafür natürlich die Katalognummer der Platte. Tipp: einfach mal blind über Google liefert manchmal überraschende Ergebnisse.
Bei der Diskussion um "Goldmine" haben wir jetzt noch vergessen, dass mich die erste Einordnung - nm oder vg oder was immer - als Verkäufer nicht daran hindert, zusätzliche Informationen über die Pressqualität zu liefern, also dass z.B. die Geometrie stimmt (kein Höhenschlag), wie viel Gramm die Platte wiegt, dass die Pressung hörbar nicht gerade vom letzten Exemplar vor dem Wechsel des Presstempels stamm und dergleichen. Bei Decca kann man das ja sehr gut von den Labelcodes ablesen, bei manchen anderen Labels auch. Im Plattenladen ist das einfacher, da kann ich die Scheibe einfach auflegen. Und, mit etwas Übung hört man mehr an objektiven Tatsachen, als man glaubt - insbesondere, ob eine sonst einwandfreie und vielleicht sogar gewaschene Platte vielleicht einfach abgespielt ist (Höhenverlust), das kommt nämlich auch vor.
Das wären dann doch schon einige Anhaltspunkte, auf die man etwa auch nicht so erfahrene Leute hier im Forum mal hinweisen kann. Ohne diese Informationen ist es nämlich m.E. ziemlich sinnlos, über Preise zu streiten, wie dies in dem angesprochenen Verkaufsthread der Fall war oder, wenn es um den Verkäufer geht, einen guten Preis zu rechtfertigen. Darum ging es mir.

Viele Grüße - Frank

ps.: meine Lieblingsseite, wenn es um Klassik geht -
http://www.high-endaudio.com/softw.html
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#11
... geil, endlich mal ein Fred der lustig ist und Mitglieder zusammenbringt  LOL 

Ich hab schon zwei ausgemacht, die sich auskennen  Oldie

Wodrüber reden wir nochmal,.... Platten ( Klassik) einnorden. Ich bin dabei! Als Ebay noch Spass gemacht hat, hab ich einiges in den fernen Osten verschifft. Oftmals 50er Jahre Telefunken auch als
10 Inch für 150 € oder mehr (Ludwig Hölscher zb) ...


Ich glaub, da muss man ein Gespür.... entwickeln.

Drinks
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#12
ich weiß nicht, ob man preise am zustand, presswerk, auflage usw. festmachen kann.
ich habe Arik Brauer LPs gesucht. wurden etwas später in einem anderen forum angeboten zu 10,- das stück, ob sie absolut wert gwesen sind kann ich nicht sagen-MIR waren sie das wert.
ich hatte diese platten früher mal verkauft, blöderweise, und wollte die UNBEDINGT wieder haben.
für mich jedenfalls ist das emotionale ausschlag gebend, egal obs von der gewünschten platte eine oder zehnmillionen gibt.
man könnte mir z.b. die seltensten, teuersten klassiklps für wenig geld anbieten, würde die nicht brauchen und nehmen wollen, da mich klassik nicht interessiert.
Peter aus dem Allgäu
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#13
(26.07.2017, 23:02)der allgäuer schrieb: man könnte mir z.b. die seltensten, teuersten klassiklps für wenig geld anbieten

Macht nix, schick' mir dann einfach eine PN. Zahle zehn Prozent Provision.
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#14
das wird nix, kenn mich mit klassik kein bisschen aus. Denker
Peter aus dem Allgäu
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#15
Music 
Nicht selten sind Klassik-Aufnahmen mit vielen leisen Passagen, Klaviermusik etc. - ähnlich wie Piano-Jazz oder vorwiegend akustische Folk-Musik - halt auch besonders empfindlich für Knackser & Knistern. Da finden sich Scheiben, die tatsächlich durchgehend NM oder NM- spielen, sicherlich seltener als etwa im Hard-, Heavy- und  Schrammelrock.

Andererseits ist der Klassik-Kundenkreis oft überschaubar - und man kann in diesem Genre zuweilen leichter irgendwelche Schnäppchen finden als in anderen Stilrichtungen.
In Second Hand-Kaufhäusern, in Antiquariaten, bei Entrümplern etc. landen viele Klassikplatten aus Haushaltsauflösungen oft pauschal und unbesehen in 1- oder 2-Eurokisten.
Wer da genug Zeit und die Muße mitbringt, sich vor Ort stundenlang durchzuwühlen....

Wer hingegen schwerpunktmäßig alte originale Bluesscheiben und bevorzugt US-Auflagen aus den 50er- und frühen 60er Jahren sucht - und nun mal hier in Deutschland wohnt - für den sind  Internetkäufe im Ausland häufig die einzige Möglichkeit, bestimmte Suchtitel zu ergattern.... [Bild: desismileys_3188.gif]
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#16
Interessantes Thema Thumbsup 

Ich persönlich halte absolut nichts von irgendeiner Bewertung nach irgendeinem Standard, weil eine Bewertung durch eine Person immer subjektiv ist, auch wenn man noch so objektiv sein will. Kommt noch hinzu, dass es "mint" gar nicht geben kann. Sobald ich die Scheibe aus der Hülle ziehe und abspiele = isses nach meinem Dafürhalten nicht mehr "mint".

Ich habe einmal eine Scheibe gekauft, die nach Goldmine bewertet war, als VG+/NM. So einen Haufen Knisterei habe ich noch nie gehört. Keine meiner eigenen Platten hört sich so scheiße an. Optisch sieht diese Knisterscheibe selbst unter der LED-Lichtlupenlampe absolut einwandfrei aus, noch nicht mal hairlines zu sehen. Aber selbst nach einem wash in meinem Ultraschaller knistert das Dingen ohne Ende. Was soll ich mit so einem Müll anfangen? Das ist für mich noch nicht mal gut, sondern gerade noch "geht so".

Manchmal biete ich hier auch mal Platten an. Bei mir gibt es dann nur gut, sehr gut und fast neu. Das bedeutet, gut = knackser- und knisterfrei, aber eben mit Gebrauchsspuren, auch mit hairlines und leichten Kratzern (aber man hört nix davon), sehr gut = knackser- und knisterfrei und mit kaum sichtbaren Gebrauchsspuren, fast neu = sehen aus wie neu und spielen knackser- und knisterfrei. Das halte ich persönlich für besser. Und bei der Preisfindung schreibe ich das dran, was ich bereit wäre, für die Scheibe auszulegen, wollte ich sie haben.

Mir kräuseln sich regelmäßig die Zehnägel hoch, wenn ich lese, VG++, NM++ usw. Entweder eine Scheibe spielt knackser- und knisterfrei ab oder nicht. Das Zählen von hairlines um so ein NM oder VG+++ dranschreiben zu können, halte ich für vollkommen daneben.
11. Gebot: Du sollst mir nicht auf den Sack gehen!
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#17
(27.07.2017, 09:21)Hardcore-Holly schrieb: Ich persönlich halte absolut nichts von irgendeiner Bewertung nach irgendeinem Standard, weil eine Bewertung durch eine Person immer subjektiv ist, auch wenn man noch so objektiv sein will.

Also wenn alles auf der Welt immer nur subjektiv und relativ ist, dann gibt es am Schluss gar nichts mehr, was objektiv einfach "wahr" ist. Erzähl' das mal Deinen Kindern, sofern Du welche hast. Ansonsten gebe ich Dir natürlich recht. Das "Ausnahme-Mint" wäre - versiegelte Platte zur Kontrolle aufgemacht und einmal abgespielt, ist einwandfrei. Könnte man bei richtig teuren Platten vom Händler verlangen, mein Plattenladen würde das machen.

(27.07.2017, 08:15)Rieslingrübe schrieb: Nicht selten sind Klassik-Aufnahmen mit vielen leisen Passagen, Klaviermusik etc. - ähnlich wie Piano-Jazz oder vorwiegend akustische Folk-Musik - halt auch besonders empfindlich für Knackser & Knistern.

Das stimmt. Die Masse der (nur) tontechnisch überragenden Klassik-Aufnahmen aus der Vinylzeit, also nicht der neuen Pressungen, kommt übrigens auch nicht aus Deutschland, sondern aus England und den USA. Als Plattenmarkt für uns gut erreichbar - z.B. über Discogs - ist immerhin UK. Die englischen Decca SXL z.B. sind dort günstiger als bei uns, ebenso EMI ASD. Allerdings, meine Erfahrung, von der ich nicht weiß, ob sie "flächendeckend" ist: wenn sie auf der Insel "mint" schreiben, kannst Du von "near mint" ausgehen, bei "near mint" von "very good", bei "very good" von "good" (drunter lohnt es sich sowieso nicht).
Man sollte bei Klassik auch die marktbeherrschende Deutsche Grammophon nicht schlechtreden, das war lange das Geschäft von Händlern, die ihre teuren Edelpressungen englischer und amerikanischer Labels verkaufen wollten. Die DGG hatte stets die weltweit besten Orchester und Dirigenten unter Vertrag und hat ziemlich gute Platten hergestellt, die leider technisch im Vergleich zu Decca ffss, RCA Living Stereo oder Mercury Living Presence nicht ganz mithalten konnten. Das ist schon alles. Dafür sind wir in Deutschland in der glücklichen Lage, fast jede Platte der Dt. Grammo noch preisgünstig und in guter Qualität zu bekommen - außerhalb Deutschlands ziehen die Preise dafür sofort an.

http://forums.stevehoffman.tv/threads/wh...ng.219453/

Und noch so ein Mythos, dem Du wahrscheinlich bei originalen Bluesscheiben häufiger begegnest, ist die vielzitierte Seltenheit der angeblich limitierten Auflage. Gibt es überhaupt Platten, von denen weniger als 10 000 Stück gepresst wurden, von ein paar Ausnahmen wie Privatpressungen und dergleichen mal abgesehen?

Viele Grüße - Frank

ps.: alle Kritik jetzt aber bitte nicht falsch verstehen. Wer hier liest, ist wahrscheinlich wie ich ein (immer noch) begeisterter Plattenhörer. Es geht nur darum, angesichts eines zunehmenden Hypes ums Vinyl Realist zu bleiben und genügend informiert zu sein, um sein Geld nicht zum Fenster rauszuwerfen.
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#18
(27.07.2017, 09:54)Franky schrieb: ... alle Kritik jetzt aber bitte nicht falsch verstehen. Wer hier liest, ist wahrscheinlich wie ich ein (immer noch) begeisterter Plattenhörer. Es geht nur darum, angesichts eines zunehmenden Hypes ums Vinyl Realist zu bleiben und genügend informiert zu sein, um sein Geld nicht zum Fenster rauszuwerfen...

Hab ich auch nicht falsch verstanden Wink3

Und ganz ehrlic: Platten im quasi Neu- und oder Sammlerzustand kaufe ich eh nicht, weil die Scheiben hier auch gehört werden. Die Dinger im Regal verstauben zu lassen, nur um sagen zu können "ja, hab ich", ist mir zu albern. Mir reicht es, wenn die Scheiben knackser- und knisterfrei spielen.

Wie schon die vielzitierte Klassik: Nix ist nervender, als bei leisen Passagen im Knisterwald zu sein...
11. Gebot: Du sollst mir nicht auf den Sack gehen!
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#19
Als ich vor Jahresfrist meine eigene (Klassik-)Plattensammlung auflöste (samt Dual CS 604 aus Erstbesitz), habe ich meine tadellos erhaltenen LPs nicht nur hier, sondern auch im Capriccio-Kulturforum angeboten, also da, wo die ganzen Klassik-Kenner sitzen. Mein Eindruck (den ich keinesfalls verallgemeinern oder gar als apodiktische Behauptung mißverstanden wissen will) ist der, daß es den Hörern der sog. E-Musik latent mehr um die Musik an sich resp. die Werk-Interpretation geht als um das Medium, mithin die praktischen Vorzüge der CD (Spieldauer, Knisterfreiheit, geringerer Platzbedarf) gemeinhin mehr geschätzt werden als der wie auch immer geartete Nimbus von LP-Produktionen. Infolgedessen konnte ich nur einen Preis von durchschnittlich etwa 1 EUR pro Platte erzielen, und das waren sämtlich "richtige" Produktionen von namhaften Labels und keine "Billig-Best-of-Classics"-Kompilationen.

Der Trend zum entstofflichten Hören (Streaming & Co.) kommt im Bereich der E-Musik erst langsam in Fahrt, aus Verfügbarkeitsgründen und wegen der oft informativen Booklets sind CDs bei Klassik-Freunden nach wie vor das beliebteste Medium. Bei LPs scheint mir inzwischen ein Überangebot zu bestehen, Haushaltsauflösungen beim Bildungsbürgertum schwemmen ganze Tonnen schwarzer Scheiben auf dem Markt, auf dem sich aber nur relativ wenige Interessenten tummeln. Natürlich mag es hier und da regelbestätigende Ausnahmen geben, wenn man z.B. was anzubieten hat, was für einen suchenden Sammler einen Lückenschluß bedeutet, aber ansonsten halte ich es für illusorisch, mehr als einen Durchschnittspreis von allenfalls 2 EUR mit schwarzer Scheibenware realisieren zu wollen.

Man darf auch nicht den logistischen Aufwand unterschätzen, den der (Einzel-)Verkauf und Versand von Langspielplatten mit sich bringt. Ich habe meine Platten in sinnige Konvolute unterteilt (Komponisten, Werkzyklen, Opern-Boxen, ...), um die Sache für mich handhabbar zu halten. Im Fließbandtakt mit aufgeständerter Kamera erstellte Fotos ersetzten wortreiche Beschreibungen, um den Verkauf nicht völlig zur Sisyphos-Arbeit ausufern zu lassen. Am Ende hatte zwar das gute Gefühl, meine einst geschätzten Scheiben in wertschätzende Hände (und Ohren) weitergereicht zu haben, aber für an die 150 Platten netto nur 125 EUR eingenommen. Besser als nix, keine Frage, aber illusorische Hoffnungen sollte man sich nicht machen, wenn man fünf Bananenkisten voller Klassik geschenkt bekommt und die mit Dollar-Zeichen in den Augen verhökern will...

Beste Grüße,
Ralph
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#20
Music 
Zitat:

>>Und noch so ein Mythos: die vielzitierte Seltenheit der angeblich limitierten Auflage. Gibt es überhaupt Platten, von denen weniger als 10 000 Stück gepresst wurden...?<<


Limitierte Editionen (mit Nummern) sind ja eher eine (Mode-)Erscheinung neuerer Zeit.  Ich für meinen Teil  kaufe selten nach 1970 aufgelegte Reissues. Und speziell beim Blues & Jazz hauptsächlich alte Monoplatten, die vor 1965 in den Handel  kamen.

Doch selbst wenn es zum Beispiel von einer US-Pressung aus dem Jahr 1957/58/59  damals in einer Erstauflage rund 30.000, 40.000 oder 50.000  Stück gab, so kann man in der Regel davon ausgehen, dass nur ein Bruchteil davon heute noch erhalten ist.  Viele Exemplare sind leider im Laufe der Jahrzehnte kaputt oder verloren gegangen - und wurden insbesondere in der Zeit noch ohne Internet(informationen) nicht eben selten vom Erstbesitzer, von ahnungslosen Erben und anderen Abnehmern irgendwann auf den Müll geworfen.... [Bild: desismileys_6040.gif]
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#21
(27.07.2017, 10:25)Hardcore-Holly schrieb: Platten im quasi Neu- und oder Sammlerzustand kaufe ich eh nicht, weil die Scheiben hier auch gehört werden.

Klar, auch die beste 180g-Pressung ist irgendwann abgenudelt. Dann merkt man immerhin, dass man gelebt hat. Aber, ich muss sie ja nicht schon in dem Zustand kaufen.

(27.07.2017, 10:42)zonebattler schrieb: für an die 150 Platten netto nur 125 EUR eingenommen.

Ist ein schon sehr wenig, was Du da für Deine Sammlung bekommen hast, ein wenig mehr müsste drin sein. Aber ein ganzes Konvolut Klassik ist kaum zu verkaufen, das habe ich auch schon erfolglos versucht. Andererseits gehen Sache wie die Tschaikowsky-Symphonien von Mrawinski (nur Tulpenlabel, siehe Foto) für 100 Euro auch in "near mint minus" oder "vg plus" ohne weiteres weg. Könnte noch einige andere Beispiele nennen, was aber nur heißt, dass man differenzieren muss.

[Bild: DGG.jpg]

Dass sich Streaming usw. bei Klassik durchsetzt, glaube ich nicht. Dafür ist die Gemeinde vielleicht auch zu alt. Auf die CD greifen einige Klassik-Hörer, die ich kenne, nur aus Bequemlichkeit zurück. Aber ansonsten legen die Verkaufszahlen von Schallplatten-Wiederveröffentlichungen auch bei Klassik ständig zu. Geh' doch mal durch den "Saturn", was da alles an neuen (alten) Pressungen rumsteht, ist beachtlich.
Ein anderer Punkt, an dem man auch unterscheiden muss: es gibt den Sammler und es gibt den Hörer, so wie es Leute gibt, die fünf Luxusdreher besitzen und sich mehr für die Technik interessieren als für die Musik. Umgekehrt Leute mit 3000 Platten und einer mickrigen Anlage. Ich zähle mich zu den Hörern, obwohl ich eine gute Tonqualität haben will, sonst macht mir das Hören keinen Spaß. Aber, trotz allem technischen Interesse daran, brauche ich kein "High-end" mit audiophilen Pressungen. Da bin ich alt genug, um souverän zu sein, d.h., ich habe mein Maß gefunden, mit dem ich zufrieden bin. Ganz so weit, dass ich keine fünf verschiedenen Einspielungen der Beethoven-Symphonien brauche, bin ich noch nicht, sortiere aber ständig aus. Was bleibt ist das, was ich wirklich hören will.

Viele Grüße - Frank
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  • zonebattler
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#22
Hast schon recht, differenzieren muß man immer. Nur muß man sich halt auch fragen, wie weit man sich selbst schlau machen will, wenn das primäre Interesse nicht das (Wieder-)Erarbeiten alter/neuer Wissensgebiete aus Interesse an der Sache ist, sondern "nur" die Maximierung des (möglichst schnellen) Verkaufserlöses. Würde ich zum Exempel eine Briefmarken- oder Münzsammlung erben, was mich beide nicht die Bohne interessiert, würde ich wohl auch mit einem Erlös deutlich unter dem aktuellen Marktpreis gut leben können, weil mich die Verkaufsoptimierung letztlich viel zuviel Lebenszeit (Recherche etc.) kosten würde...

Jetzt sage mir keiner, daß die eigene Recherche unwichtig wäre, weil die Bucht als weltweiter Marktplatz von selbst für die adäquate Preisfindung sorgt: Wenn da ein Angebot durch die Decke zischt, es aber hinterher wegen nicht beschriebener Eigenschaften oder Minimalmängel Palaver und Streit gibt, dann war's auch nix mit dem schnellen Geld. Ich habe schon manche Fälle gehabt, wo ein Zuschlagpreis letztlich zwei Zehnerpotenzen (!) höher lag als vorher für möglich gehalten, und da war ich hinterher sehr froh, alles genauestens bebildert und beschrieben zu haben. Die Mühe wollte ich mir bei einer dreistelligen Anzahl von Schallplatten niemals machen, da wäre ich ja nach einem Jahr noch nicht mit durch! ;-)

Beste Grüße,
Ralph
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#23
Einzelne oder vielleicht zwei, drei oder vier Platten zu verkaufen ist mir auch zu mühselig. Ich hab' zum Glück im Bekannten- und Verwandtenkreis ein paar Leute, denen ich meine aussortierten Platten schenken kann. Außerdem stehen im Keller noch ein paar hundert. Die fressen kein Heu, was soll's. Ich muss die nicht loswerden.

Viele Grüße - Frank
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#24
Music 
Zitat:

>>Klar, auch die beste 180g-Pressung ist irgendwann abgenudelt<<


Auch so ein Mythos, dass das Plattengewicht etwas über die Pressqualität oder Lebensdauer aussagt.

Es gibt zum Beispiel  diverse Jazz-Reissues als Japan-Pressungen aus den 70er Jahren, die wiegen oft lediglich zwischen 120 und 130 Gramm, klingen aber selbst nach 100- oder 200maligem Abspielen über die Jahre (auf passablen Anlagen) noch ziemlich taufrisch.

Während so manche nach 1990 gefertigte sogenannte "audiophile" 180- oder 200-Grammware bereits von Beginn an oder nach 30 oder 40 x Auflegen schwächelt.

Das Plattengewicht sagt nix über die Güte der Vinylmischung, nichts über die Sorgfalt und Arbeitsweise in den jeweiligen Presswerken aus.  Allerdings wurden in den 50er und frühen 60er Jahren bei dickeren Microgroovescheiben oft auch die Rillen tiefer geschnitten, was in der Regel eine größere Unempfindlichkeit gegenüber Oberflächenspuren und 'leichten' Kratzern beschert.

Bei neueren 180g-Pressungen kllickt hingegen manchmal schon eine Mini-Hairline aufdringlich durch.[Bild: desismileys_6550.gif]
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  • Franky
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#25
Stimmt, mit "180g-Pressung" habe ich einfach (Werbung!) die Meinung übernommen, dass man damit Qualität verbindet - obwohl ich es auch besser weiß.

Viele Grüße - Frank
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