Da Tobfix bei mir ein Oszilloskop abgeholt hat, hat er mir -freundlicherweise- den hier vorgestellten Verstärker als Bausatz, inkl. einer Tüte neuer Transistoren dagelassen.
Die eigentliche Reparatur beschränkte sich auf den WEchsel diverser durchgebrannter Transistoren....nichts was irgendwie aufregend wäre. Lediglich die Montage der Transistoren an der PLatine ist etwas abenteuerlich...Das hätte man besser machen können. Ein Kanal funktionierte noch, obwohl man damit in diesem Zustand nicht wirklich hätte Musik hören können...zumindest nicht etwas lauter oder an niederohmigen Lautsprechern.
Der Reparierte Kanal:
Die im Schaltplan weiter oben mit "RE" bezeichneten Widerstandskombinationen sind für die korrekte Funktion des Gerätes von ganz enormer Wichtigkeit, denn sie bestimmen den Strom durch Q9 und Q12 (die Stromgeneratoren) und somit auch den Strom durch die vier Endtransistoren. Einen Biasregler gibt es nicht.
Im Schaltplan ist eine parallelschaltung von 120R und 39R vorgesehen. Die gilt aber nur für den Fall, dass die Stromverstärkung der acht auf dem KK befindlichen Transistoren eingehalten wird (Das ranking alleine ist da nicht ausreichend). Da in beiden Kanälen ohnehin nicht mehr genau die Transistoren verbaut sind, die ursprünglich vorgesehen waren, kann man sich daran aber nurnoch ansatzweise halten. Die Widerstände sind bei diesem Gerät (ohne wirksame Gegenkopplung der Stromverstärkungsstufe) ein entscheidendes "Stellglied" für das, was da hinten noch rauskommt.
Im intakten Kanal war eine Kombination aus 100R und 560R (total daneben) verbaut, im defekten waren es 100R und 39R, was der Sache schon nahe kam.
Der Strom durch die Stromgeneratoren soll bei 46 mA liegen, aber auch daran kann man sich nur halten, wenn die vier Endtransistoren sich genau so verhalten, wie das im Original geplant war.
Hier muss man sich also an den bestmöglichen Kompromiß aus Verzerrungsarmut und Hitze durch Versuche annähern.
Den Strom durch die Endtransistoren kann man in diesem Fall sehr gut mit einer DC-Stromzange prüfen. Emitterwiderstände gibt´s ja keine.
Der noch intakte (aber nicht mehr originale) Kanal erreichte kalt etwa 230 mA , Warm 320 mA.....Viel zu wenig. Für ihn hat sich die Kombination aus 100R und 47R als "gut" ergeben.
Im warmen Zustand fliessen dann 600 mA (edit) durch die Endtransistoren also je 300 pro parallelgeschaltetem Exemplar). Da ich eine kleine Auswahl hatte, wurden die jeweils -direkt- parallelgeschalteten bestmöglich gepaart, wobei bei ca. 500 mA Kollektorstrom gematcht wurde. Es macht absolut keinen Sinn diese dicken Transistoren mit den üblichen 2,5 bis 5 mA eines Peak Atlas oder einem China-Transistortester auf hFE auszumessen.
Die Vermessung habe ich gleich am Reparaturplatz am alten S1 durchgeführt...Kein Hin- und Hergetrage.
Ein paar Messungen:
Der noch intakte Kanal zeigte bei 1W in 8R noch keine Auffälligkeiten. Das sind etwa 0,03% THD&N. Auch bei 25W/8 waren die Verzerrungen noch erträglich...so um 0,05%. Die Betriebstemperatur spielt hier eine entscheidende Rolle, also die Zahlen bitte nicht penibel mit meinen Bildern vergleichen.
Das änderte sich bei ca. 45W/8R. Es kam dann zu sehr deutlichen Übernahmeverzerrungen, die
ohne jede "Korrektur" durchgereicht wurden.
Im Zeitbereich war das sogar auf direktem Weg unschwer zu erkennen.
Der Zustand bei ca. 50W/8:
Und nochmal eine FFT bei etwa 45 W:
THD&N vs. Output Power:
Rot: der intakte Kanal, wie er sich zu anfang verhielt
Grün: Nach umstellung auf 0.6A (wie oben beschrieben)
Blau: Der reparierte Kanal , ebenfalls 0.6A, aber mit etwas anderen en Werten für RE.
Für seine Bestückung waren es 100R und 39R parallel.
zwei mal 90W/8R bei 1% THD&N sind drin. Zwar sollten laut Datenblatt (im Link weiter oben) 166W an 8R (1KHz) erreicht werden, aber das ist mit +/-46,5V selbst bei optimaler (verlustarmer) Ansteuerung "nach Taschenrechner" garnicht drin.
Die Messung wurde bei 220V (Am RTT) durchgeführt. Er ist mit 250VA auch nicht der "härteste" seiner Art. Kann sein, dass mir da ein paar Volt verloren gingen.
Breitbandig ist die Endstufe in der Tat. -3dB werden irgendwo zwischen 300 und 400 KHz erreicht.
Ob die kleinen Kühlkörper mit dem Bias auf Dauer umgehen können, bleibt noch zu klären. Viel weniger ist in diesem Fall aber nicht drin.