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Sony WM-D6C
#1
Einen Walkman hatte ich zuletzt vor 25 (?) Jahren in der Hand. Entsprechend zurückhaltend fiel meine Reaktion auch deswegen aus, als mich ein Bekannter darum bat, die
Aufnahmefunktion zu reparieren.

Der WM-D6C ist einer der afaik wenigen WM, mit denen man auch aufnehmen, und sogar manuell aussteuern kann. Das wollte das Gerät aber in den meisten Fällen nicht tun, und schon gar nicht über den Line-Eingang. Wenn es mal kurzfristig ging, dann nur über den Mikrofoneingang. Ursache dafür waren gammlige Umschalter in der Mikrofonbuchse.


[Bild: 1.jpg]

Er kann mit Metalband umgehen und hat bereits Dolby B&C



Sogar einen pitchregler gibt es. Der wird mechanisch  ausgeschaltet (fixed), sobald man die Aufnahmetaste drückt.  Das ist sinnvoll.
[Bild: 2.jpg]


[Bild: 3.jpg]


FR4 Platine in ordentlicher Qualität.
[Bild: 4.jpg]

Mit den AL-SMD Elkos gibt es hier keine Probleme. Rechts oben befindet sich der kleine rec/pb Schalter, der leichte Kontaktstörungen hatte. Das war aber nicht die eigentliche
Ursache des Problems
[Bild: 5.jpg]

Nach Freilegen der Mechanik, fiel mir sofort ein lockerer Hebel auf, der nur noch mit einer losen (von ursprünglich zwei) Schrauben befestigt war. (blau)  Ein weiteres Teil (grün)
war stark verbogen und konnte seiner Aufgabe nur noch bedingt nachkommen. Am Ende eines relativ langen Blechteils (einer Art Schubgestänge), auf dem auch der Mitnehmer für den rec/pb Schalter angebracht ist, befindet sich eine Art Nocke (orange), die unter der kleinen Platine sitzt. Diese Nocke betätigt beim Drücken der REC Taste -temporär- einen Taster (rec mute), der nach dem Durchdrücken der rec Taste auf jeden Fall wieder freigegeben werden muss. Das dient (vermutlich) dazu, dass ein "plopp" oder Krachen im Startmoment der Aufnahme gemutet wird.  Der Mechanismus muss exakt ausgerichtet sein, damit der Taster nicht gedrückt bleibt....Sonst wird nichts aufgenommen.

Das war hier der Fall. Nachdem diverse Hebel und Zungen gerichtet waren, stimmte das "timing",




[Bild: 10.jpg]


[Bild: sde.jpg]

Das Gerät wurde so konstruiert, dass man beim "alleinigen" Drücken der Rec. Taste den kompletten Kopfschlitten in die Play-pos. hebt. Das würde ich bei diesem alten "Ding"
in Zukunft nicht mehr empfehlen, da die Krafteinwirkung auf die Blechteile sehr hoch ausfällt. Erst play drücken, dann kurz danach (fast kraftlos) die rec Taste....Das geht auch.

Gleich zu Anfang habe ich den Gleichlauf geprüft.  0,11 bis 0,12% WRMS ...Das ist der fast dreifache Wert, der im Manual versprochen wird. 

Der quarzgeregelte Motor betätigt mit einem Konus die ebenfalls konische Gummierung am Schwungrad. Keine Ahnung ob dieses System bei Walkmen üblich ist. Vermutlich hat es Vorteile bei Erschütterung , Rotation etc.

Nach Reinigung der Gummierung und der Capstanrolle wurde der Gleichlauf etwas besser. Den sehr guten (!) Wert im SM konnte ich aber nicht ganz erreichen. Klavierfest ist er aber trotzdem noch.

[Bild: 7.jpg]

Diverse Putzarbeiten unter der Klappe erledigt der Besitzer sicher gerne selbst Wink3    Wattestäbchen lege ich bei Wink3

[Bild: 9.jpg]

Gleichlauf  ,rms, 3KHz, bewertet:  ca. 0,07%


[Bild: lmllmlml.jpg]
Frequenzgang Sony UXS (Chrom), Aufn & Wiedergabe :  Etwa 9 bis 10 KHz  -3 dB . Das ist nicht mehr "in specs"...
 

[Bild: walk1.jpg]
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#2
Ich mochte meinen, der hatte guten satten Sound und sogar Aufnahmen waren brauchbar.
Tolles Stück Technik (-Geschichte)!
Dean Martin: "MAN(N) IST ERST DANN RICHTIG BETRUNKEN, WENN MAN(N) NICHT MEHR AM BODEN LIEGEN KANN, OHNE SICH FESTZUHALTEN."
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  • Onkyo-Boy
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#3
Knock Knock... :-)

Alle Achtung. Reparaturen an diesen den alten Sonys sind nicht gerade trivial.  Ich habe noch den großen Bruder hier, das TC D5 Pro2. Leider mit kaputtem FF Kopf. Wenn ich mir allerdings die Messwerte für den Gleichlauf anschaue, dann hat man schon einen sehr guten Eindruck über die Qualität der Sonys. Wir hatten damals beim Radio beide Geräte im Einsatz. Die Moderatoren liebten diesen "Walkman" gerade auch wegen seiner Handlichkeit. Eingepackt in einer kleinen Tasche mit einem Mircophon waren sie ständiger Begleiter im Redaktionsalltag.  Allerdings haben wir die kleinen Walkmans dann nach und nach alle ausgemustert. Ich glaube wegen den Köpfen,, die sich dann doch irgendwann mal ein geschliffen haben.

Cheers, Oli
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#4
"Frequenzgang Sony UXS (Chrom), Aufn & Wiedergabe : Etwa 9 bis 10 KHz -3 dB . Das ist nicht mehr "in specs"..."

Naja, kommt so auf den Aufnahmepegel an... wenn das bei Vollaussteuerung war, dann ist es okay, würde ich sagen...

Gruß

Thomas
Das Band darf an den Bandführungen nicht krempeln.

Die natürlichen Inhaltsstoffe können einen Bodensatz bilden. 
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#5
Gemessen wurde bei knapp unter -10 dB . Das ist die erste LED der Aussteuerungsanzeige, die gerade eben erlosch.  Mit ein wenig mehr Aufwand hätte ich die Messung natürlich auch bei -20 dB
durchführen können, aber viel mehr würde ich dann nicht erwarten...Evtl. 12 KHz.  Mit anderem Bandmaterial kann das natürlich anders aussehen, und einmessen könnte man das Gerät ebenfalls, sodass die versprochenen 15 KHz möglicherweise erreicht werden.

Hätte...könnte...wäre.    Die Eigenaufnahmen klingen auch in diesem Zustand nicht "dumpf", 10 KHz ist akustisch betrachtet bereits eine verdammt hohe Frequenz.Wink3
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  • Test
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#6
Hier geht´s nochmal weiter, da man mich gebeten hat, noch etwas an der oberen Grenzfrequenz zu machen.

Biasregler gibt es bei diesem Gerät auch intern nicht. Über 12 Lötbrücken (6 L, 6R) werden jeweils Kapazitäten geschaltet, die letztendlich eine gestufte Einstellung ermöglichen. Dabei fiel auf, dass der linke und rechte Kanal aus mechanischen und/oder elektrischen Gründen bereits vorher (ab Werk) unterschiedlich behandelt werden mussten, um ein akzeptables Ergebnis zu erreichen.


[Bild: patch.jpg]


Das Gerät erreicht bereits "Vorband" nur knapp 16 KHz -3 dB. Das 19KHz MPX Filter ist offensichtlich nicht abschaltbar.

Vorband:

[Bild: vorb.jpg]


Cassetten als Neuware (NOS) habe ich nur Sony UXS. Alles was hier an gebr. TDK und BASF rumlag, konnte man gleich vergessen....Da ist bereits vorher Schluss.
Was man auf dem nächsten Bild sieht, ist exakt das, was ich erreichen konnte....Wieder At-10 dB. Dazu musste ich bestimmt eine Stunde lang
Aufnehmen...und abspielen....und aufnehmen....und abspielen....und löten....und Aufnehmen....und abspielen....usw...usw....KEIN BOCK MEHR.... ca. 13 bis 13,5 KHz. Das und nicht mehr Wink3


[Bild: end.jpg]
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#7
Schöner Bericht davon wie Du dem offensichtlich altgedienten Kämpen wieder auf die Beine geholfen hast, und wie ich finde sehr gutes Ergebnis beim Frequenzgang erzielt. Thumbsup Die beiden Filter links des Rec-Level-Poti (CP101 und CP201) bilden wohl das MPX-Filter, und sie liegen nicht nur vor Line In, sondern auch vor dem Mikrofoneingang. Das ist wohl nicht "aus Versehen" so gemacht worden. Ich könnte mir denken das die limitierte Stromversorgung in Verbindung mit der Miniaturisierung Grenzen bezüglich des damals Machbaren gesetzt haben.

Gruß,
Stefan
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#8
Hallo Scope, super Beschrebung vom Innenleben des D6C und von der gelungenen Reparatur!
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