Dieser Repararturbericht soll einfach mal zeigen, dass eine vermeintlich erfolgreiche Reparatur, nur wenig später in eine Katastrophe enden kann.
Praktisch aus der Abteilung: EBG - Extrem Blöd Gelaufen.
Wie in der Neuzugangsecke vorgestellt, geht es um diese kleine Cassettenabspielschachtel von Philips:
Das ist ein Erinnerungsstück an die Jugendzeit Ende der 70er Jahre.
Ich wurde gebeten, dieses Gerät möglichst wieder zum Laufen zu bringen.
Bodenwanne weg und die Abschirmung entfernt:
Die Platine abgeschraubt und hochgeklappt:
So hat man guten Zugang zur Laufwerkunterseite:
Wie zu sehen, war der Antriebsriemen abgesprungen.
Ausbau von Widerlager und Capstanwelle/Schwungmasse:
Neben dem Sockel für das Capstanlager, sieht man ein bernsteinfarbenes Zahnrad:
Sehe ich solche Dinger, gehen bei mir direkt die Alarmmelder an.
Diese Zahnräder sind bekannt dafür, dass sie gerne unter Zahnausfall leiden.
Also habe ich es erst mal komplett durchgedreht und beäugt - alles ok. Alle Zähne noch da.
Puh, Glück gehabt ! Dachte ich zumindest ...
Die Capstanwelle, Zahnflanken und die Riemenlauffläche wurden gereinigt, dass Capstanlager geölt:
Das Widerlager gefettet und mit neuem Riemen zurückgebaut:
Auch der Motorpulley wurde gereinigt und die Welle bekam einen Tröpfen Öl an das vordere Gleitlager.
Alle Zungenschalter wurden gereinigt:
Bei der Montage der Platine sah ich ein loses weisses Kabel:
Köpfe wurden entmagnetisiert und gereinigt, auch die Rolle. Geht am besten bei abgenommener Klappe:
Nun folgte ein erster Probelauf ohne Case:
Wiedergabe lief und auch Umspulen funzte problemlos und ohne Störgeräusche.
Nun wurde die Opfercase gerufen:
Nun war über den eingebauten Lautsprecher Musik zu hören.
Wurde problemlos abgespielt.
Dabei fiel auf, dass die Play LED nicht leuchtete. Aber da war ja noch das lose Kabel.
Mal etwas genauer angeschaut:
Und wieder angelötet:
Dann folgte die Wiedergabe einer anderen Cassette:
Jetzt leuchtete auch die Play-LED.
Jetzte wurde Umspulen getestet:
REW = 2:42 min.
FF = 2:37 min.
Für so ein altes Einmotorlaufwerk eigentlich völlig ok.
Dann habe ich das Gerät über einen DIN-Adaper mit der Anlage verbunden.
Sofort fiel auf, dass praktisch der gesamte Hochtonbereich fehlte.
Normalerweise wird dann die Testcase für Azimuth abgespielt und der Tonkopf justiert.
Hier habe ich aber erst mal Testcase für Gleichlauf abgespielt:
Ergebnis:
Das der TapeSpeed etwas zu langsam war, ist mir schon vorher beim Hören aufgefallen.
Auch der Gleichlauf ist so schlecht, dass man es bei entsprechender Musik hören kann.
Nun habe ich die Cassette etwas vorgespult, um noch weitere Messungen zu machen.
Nach Drücken der Play-Taste sah ich das:
Obwohl das Band noch nicht am Ende war, leuchtete die TapeEnd LED.
Diese Geräte besitzen noch keine automatische Bandendabschaltung (automatic stop).
Das Gerät erkennt aber den Stillstand des rechten Bandwickels und schaltet den Motor ab.
Ich wiederholte den Druck auf auf die Play-Taste und sah, dass das Band zwar vom Capstan transportiert wurde, aber nicht vom rechten Bandwickel aufgewickelt wurde.
Sofort hatte ich einen schlimmen Verdacht. Das bernsteinfarbene Zahnrad ?!
Also wieder die Schwungmasse ausgebaut:
Ich sah diese abrasierten Zähne und dachte: Ach Du elendiges Elend !
Da hatte ich nun nicht gerade wenig Arbeit investiert und jetzt war klar: Alles für die Katz !
Das musste ich erst mal sacken lassen. Packte den Schrott in einen Karton und stellte in außer Sichtweite.
Es gibt - in Bezug auf Reparaturen - für mich fast nix schlimmeres, als ein repariertes Gerät, welches sich ein paar Betriebsstunden später irreparabel zerlegt !
Später. Ich erwische mich dabei, wie ich im Internet nach einem möglichen Nachbau des Zahrads suche.
Zum Glück habe ich nix gefunden. Wieso auch ? Diese Philips-Schachteln waren schon damals als Neuware, eher nix dolles. Und nun nach weit über 40 Jahren sowas reparieren ?
Als ich das Ok für eine Schlachtung bekam, wurde das Laufwerk komplett zerlegt.
Auch deshalb um zu sehen, wie aufwändig es gewesen wäre, dieses Zahnrad zu wechseln.
Dieses Zahnrad sitzt an allerübelster Stelle. Fast das gesamte Laufwerk muss dafür zerlegt werden.
Fotos der Schlachtung:
Und dann ist es immer noch ziemlich frickelig, diesen weissen Schwenkarm mit dem Zahnrad zu entfernen.
Wie man hier gut erkennen kann, habe ich das Laufwerk komplett zerlegt. Zum Schluss lag da nur noch der nackte Kuststoffrohling.
Es ist mehr als fraglich, ob ich es tatsächlich geschafft hätte, dass Laufwerk wieder funktionsfähig zu komplettieren.
Mein Fazit:
Bei der Reparatur von Tapedecks - welche 30 oder mehr Jahre alt sind - sollte man immer damit rechnen, dass eine erfolgreiche Wiederherstellung ggf. nicht ewig hält.
Zum Glück hatte ich so einen krassen Fall in all den Jahren noch nie - schnell auf Holz klopf !
Möchte ich auch - hoffentlich - nicht mehr so oft erleben.
Es ist ein tolles Gefühl, etwas wieder zum Laufen zu bringen - das hier allerdings sorgt für das genaue Gegenteil ...
Gruß, Bob.
Praktisch aus der Abteilung: EBG - Extrem Blöd Gelaufen.
Wie in der Neuzugangsecke vorgestellt, geht es um diese kleine Cassettenabspielschachtel von Philips:
Das ist ein Erinnerungsstück an die Jugendzeit Ende der 70er Jahre.
Ich wurde gebeten, dieses Gerät möglichst wieder zum Laufen zu bringen.
Bodenwanne weg und die Abschirmung entfernt:
Die Platine abgeschraubt und hochgeklappt:
So hat man guten Zugang zur Laufwerkunterseite:
Wie zu sehen, war der Antriebsriemen abgesprungen.
Ausbau von Widerlager und Capstanwelle/Schwungmasse:
Neben dem Sockel für das Capstanlager, sieht man ein bernsteinfarbenes Zahnrad:
Sehe ich solche Dinger, gehen bei mir direkt die Alarmmelder an.
Diese Zahnräder sind bekannt dafür, dass sie gerne unter Zahnausfall leiden.
Also habe ich es erst mal komplett durchgedreht und beäugt - alles ok. Alle Zähne noch da.
Puh, Glück gehabt ! Dachte ich zumindest ...
Die Capstanwelle, Zahnflanken und die Riemenlauffläche wurden gereinigt, dass Capstanlager geölt:
Das Widerlager gefettet und mit neuem Riemen zurückgebaut:
Auch der Motorpulley wurde gereinigt und die Welle bekam einen Tröpfen Öl an das vordere Gleitlager.
Alle Zungenschalter wurden gereinigt:
Bei der Montage der Platine sah ich ein loses weisses Kabel:
Köpfe wurden entmagnetisiert und gereinigt, auch die Rolle. Geht am besten bei abgenommener Klappe:
Nun folgte ein erster Probelauf ohne Case:
Wiedergabe lief und auch Umspulen funzte problemlos und ohne Störgeräusche.
Nun wurde die Opfercase gerufen:
Nun war über den eingebauten Lautsprecher Musik zu hören.
Wurde problemlos abgespielt.
Dabei fiel auf, dass die Play LED nicht leuchtete. Aber da war ja noch das lose Kabel.
Mal etwas genauer angeschaut:
Und wieder angelötet:
Dann folgte die Wiedergabe einer anderen Cassette:
Jetzt leuchtete auch die Play-LED.
Jetzte wurde Umspulen getestet:
REW = 2:42 min.
FF = 2:37 min.
Für so ein altes Einmotorlaufwerk eigentlich völlig ok.
Dann habe ich das Gerät über einen DIN-Adaper mit der Anlage verbunden.
Sofort fiel auf, dass praktisch der gesamte Hochtonbereich fehlte.
Normalerweise wird dann die Testcase für Azimuth abgespielt und der Tonkopf justiert.
Hier habe ich aber erst mal Testcase für Gleichlauf abgespielt:
Ergebnis:
Das der TapeSpeed etwas zu langsam war, ist mir schon vorher beim Hören aufgefallen.
Auch der Gleichlauf ist so schlecht, dass man es bei entsprechender Musik hören kann.
Nun habe ich die Cassette etwas vorgespult, um noch weitere Messungen zu machen.
Nach Drücken der Play-Taste sah ich das:
Obwohl das Band noch nicht am Ende war, leuchtete die TapeEnd LED.
Diese Geräte besitzen noch keine automatische Bandendabschaltung (automatic stop).
Das Gerät erkennt aber den Stillstand des rechten Bandwickels und schaltet den Motor ab.
Ich wiederholte den Druck auf auf die Play-Taste und sah, dass das Band zwar vom Capstan transportiert wurde, aber nicht vom rechten Bandwickel aufgewickelt wurde.
Sofort hatte ich einen schlimmen Verdacht. Das bernsteinfarbene Zahnrad ?!
Also wieder die Schwungmasse ausgebaut:
Ich sah diese abrasierten Zähne und dachte: Ach Du elendiges Elend !
Da hatte ich nun nicht gerade wenig Arbeit investiert und jetzt war klar: Alles für die Katz !
Das musste ich erst mal sacken lassen. Packte den Schrott in einen Karton und stellte in außer Sichtweite.
Es gibt - in Bezug auf Reparaturen - für mich fast nix schlimmeres, als ein repariertes Gerät, welches sich ein paar Betriebsstunden später irreparabel zerlegt !
Später. Ich erwische mich dabei, wie ich im Internet nach einem möglichen Nachbau des Zahrads suche.
Zum Glück habe ich nix gefunden. Wieso auch ? Diese Philips-Schachteln waren schon damals als Neuware, eher nix dolles. Und nun nach weit über 40 Jahren sowas reparieren ?
Als ich das Ok für eine Schlachtung bekam, wurde das Laufwerk komplett zerlegt.
Auch deshalb um zu sehen, wie aufwändig es gewesen wäre, dieses Zahnrad zu wechseln.
Dieses Zahnrad sitzt an allerübelster Stelle. Fast das gesamte Laufwerk muss dafür zerlegt werden.
Fotos der Schlachtung:
Und dann ist es immer noch ziemlich frickelig, diesen weissen Schwenkarm mit dem Zahnrad zu entfernen.
Wie man hier gut erkennen kann, habe ich das Laufwerk komplett zerlegt. Zum Schluss lag da nur noch der nackte Kuststoffrohling.
Es ist mehr als fraglich, ob ich es tatsächlich geschafft hätte, dass Laufwerk wieder funktionsfähig zu komplettieren.
Mein Fazit:
Bei der Reparatur von Tapedecks - welche 30 oder mehr Jahre alt sind - sollte man immer damit rechnen, dass eine erfolgreiche Wiederherstellung ggf. nicht ewig hält.
Zum Glück hatte ich so einen krassen Fall in all den Jahren noch nie - schnell auf Holz klopf !
Möchte ich auch - hoffentlich - nicht mehr so oft erleben.
Es ist ein tolles Gefühl, etwas wieder zum Laufen zu bringen - das hier allerdings sorgt für das genaue Gegenteil ...
Gruß, Bob.