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Onkyo TA-2570 nach Reparatur streikt das Laufwerk
#1
Dieses Gerät hatte in letzter Zeit immer mal wieder Probleme mit der Wiedergabe von Cassetten.
Wenn diese nicht abgespielt werden konnten, blinkte die grüne Statusanzeige der Play-Taste.
Der Besitzer informierte sich dazu in Netz und fand die Info, dass es wohl am Assistmotor liegt.
Außerdem fand er den Billigtrick, den Motor mit der Freibrennmethode ans Laufen zu bringen.
Er baute das Laufwerk aus, demontierte den Assistmotor und ließ ihn mit einer 9V Blockbatterie ca. eine Stunde laufen.
Dann baute er alles wieder zusammen und machte einen Funktionstest.
Nach dem Einschalten blinkte die Pausen-Taste vier Mal. Bedeutet Laufwerk ist betriebsbereit.
Allerdings folgte auf Drücken der Play-Taste keine Wiedergabe. Aber sie blinkte zumindest nicht mehr.
Auch keine anderen Laufwerkbefehle wurden über die Tasten ausgeführt.
Das Laufwerk war also immer noch mause und Ratlosigkeit war nun angesagt.
Nun wurde nochmals der Assistmotor extern mit 9V versorgt. Dabei war das Laufwerk allerdings eingebaut und alle Stecker mit dem Mainbord verbunden.

Bitte sowas NICHT nachmachen !

Ist der Assistmotor elektrisch mit der Platine verbunden, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dabei das Treiber-IC oder andere Bauteile zu grillen ! Bei Kenwood Decks mit Sankyo Laufwerk habe ich schon mehrfach Treiber-IC's wechseln dürfen, da sie vermutlich so zerstört wurden.

Auch halte ich von dieser Freibrennmethode nicht viel.

Natürlich habe ich es in all den Jahren auch schon in den unterschiedlichsten Bereichen (technischer Modellbau, Kfz-Technik usw.) ausprobiert. Allerdings mit nur mäßigem Erfolg.

Nun wurde Bob gefragt, ob er sich das mal anschauen könne ?
Ich willigte ein und beim nächsten Besuch wurde das Gerät mitgebracht.
Ich war sehr gespannt, wo es hier beim Reparaturversuch gehakt hat.

Das Gerät, Onlyo TA-2570:
[Bild: 20210913-205050.jpg]

Ist optisch wirklich gut erhalten:
[Bild: 20210913-205239.jpg]

Der Arbeitsraum der Case (noch ungereinigt): 
[Bild: 20210913-210826.jpg]
Die Köpfe sehen gut aus und auch der Dämpfer der Cassettenklappe funzt wie am ersten Tag.
Vermutlich wurde dieses Gerät nicht sehr viel genutzt.

Deckel runter und reingeschaut:
[Bild: 20210914-093749.jpg]

Das dreimotorige Doppelcapstan Laufwerk mit 3-Kopf Bestückung ist von Sankyo:
[Bild: 20210914-093207.jpg]

Gerät eingeschaltet: 
[Bild: 20210913-205656.jpg]

Befindet sich der Monitorschalter in Source Position, kann ausgesteuert werden:
[Bild: 20210913-210114.jpg]

Dann auf die Schnelle das Multimeter geschnappt und ein paar Messungen gemacht.
Erst mal die wichtigsten Versorgungsspannungen vom Netzteil gecheckt - alles ok.
Dann Betriebsspannungen von Capstanmotor und Assistmotor gemessen.
Beim Drücken der Play-Taste, war keine Spannung am Assistmotor zu messen.
Müssten so um 5V sein, hier kam aber nix an.
Auch der Capstanmotor lief bei Tastenbefehl Play nicht an.
Dann entfernte ich die Case und schaute mir den oberen rechten Zungenschalter (oder auch Zweigschalter -> leaf switches) an. Der war beschädigt.
Ich baute die Frontplatte ab.

So kann man diesen Schalter besser sehen:
[Bild: 20210913-221827.jpg]

Die obere Messingzunge war völlig verbogen/gestaucht. Egal ob Cassette im Laufwerk ist oder nicht: Der Schalter war nun immer geschlossen. Muss aber bei eingelegter Case offen sein.
Dieser Schalter ist für die Erkennung "Cassette im Laufwerk". Bedeutet, in diesem defekten Zustand sind grundsätzlich keine Laufwerkfunktionen möglich.

Nun also die Messingzungen so gut es ging gerichtet:
[Bild: 20210913-222207.jpg]

Eine Opfercase geladen und siehe da:
[Bild: 20210914-115845.jpg]

Gerät lief nun probelmlos und alle Laufwerkfunktionen waren wieder am Start.
Dann wollte ich nochmals die Spannung am Assistmotor kontrollieren.

Dabei brach das untere rote Kabel einfach ab:
[Bild: 20210914-083546.jpg]
Ist hier schon abisoliert - fürs Löten.

Als ich dieses Kabel wieder anlötete, brach auch das obere grüne Kabel weg.
Diese dünnen Kabel sind an den Anschlüssen der Motore (für Assist , Bandwickel und Capstan) immer wieder gerne problematisch. Werden diese Motore ausgebaut und ein paar Mal bewegt, hat man ggf. genau dieses Ergebnis.
Auch das obere Kabel wurde wieder angelötet.
Nun war am Assistmotor auch eine Spannung von 5V zu messen.
Damit war auch klar, dass das Treiber-IC nicht beschädigt wurde. Puh - da hat jemand Glück gehabt !

Gerät lief nun erst mal Probe. Alles schön:
[Bild: 20210914-100816.jpg]
Auch meine Mr Troblemaker Testcase wurde klaglos durchgespielt.

Also bot es sich an, schon mal ein paar Vorabtests machen.

Test der Umspulzeiten:
[Bild: 20210914-101101.jpg]
Ergebnis:
REW = 1:57 min.
FF    =  2:06 min.
Dabei liegen 6,2V am Wickelmotor an.
Die Zeiten sind ok. Leider auch die recht lauten Singgeräusche dabei. Hier kommen Zahradidler zum Einsatz und vermutlich sorgt der Alterungsprozess des Kunststoffs (der vier Zahnräder) für die Geräusche.

Dann wurden Testcasen gereicht.

Aber erst mal wurden Köpfe, Wellen und Rollen gereinigt:
[Bild: 20210914-095815.jpg]
Auch die Andruckrollen fühlen sich noch recht griffig an.

Testcase Azimuth:
[Bild: 20210914-120007.jpg]
Da fehlt etwas an 10kHz Pegel.

Testcase Wiedergabe-Pegel:
[Bild: 20210914-120149.jpg]
Sieht gar nicht so übel aus.

Testcase Gleichlauf und TapeSpeed:
[Bild: 20210914-120334.jpg]

Ergebnis:
[Bild: W-FTest-14-Sep21-TA-2750.jpg]
Der Gleichlauf ist nur mittelmäßig.
Vor allem, wenn man bedenkt, dass es ein Doppelcapstan-LW ist.
Ich hatte schon ein paar TA-2570 auf meinem Tisch, aber die waren leider auch nicht viel besser.
Der TapeSpeed ist unerwartet gut - fast perfekt.

Wenn es hier erforderlich werden sollte, den Assistmotor zu revidieren, könnte bei dieser Gelegenheit auch mal nach Riemen, Schwungmassen, Motorpulley und Konsorten geschaut werden (auch bezüglich des Gleichlaufs).
Jetzt darf die Schachtel aber erst mal einfach nur spielen und Zuverlässigkeit zeigen.

Fortsetzung folgt ....

Gruß, Bob.
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#2
Och, diese Gleichlaufwerte sind doch 'normal', auch bei meinen allenfalls einmal mit einem Riemen überholten Doppelcapstan- Laufwerken.  Floet
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#3
Was mich mal generell interessiert wie und wo mit werden die Andruckrollen in hier ja noch eingebauten Zustand auf die schnelle gereinigt?
Ausgebaut hast du ja schon oft gezeigt mit einspannen, schleifen usw. aber noch eingebaut habe ich diesbezüglich noch nichts gesehen  Floet

Ich bin ein Heimkind und äußere mich wegen dieser tüpartigen Diskriminierung nicht.
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#4
Es hat nicht wirklich lange gedauert und die Laufwerkprobleme waren wieder da. [Bild: floet.gif]

Beim Einschalten des Gerätes meldete sich die blinkende Play-Taste (Fehlermeldung --> Laufwerkstörung).

[Bild: 20210914-103704.jpg]

Wird nun beim nächsten Einschalten, gleichzeitig die Nockenwalze des Assistmotors hin und her bewegt, läuft der Assistmotor in die Stopposition. Dann gibt es auch keine Fehlermeldung mehr und das Laufwerk funzt. Natürlich nur bis zum nächsten Ausfall. Und der kam hier nun immer häufiger.

Auch hier hatte das Freibrennen vermutlich nicht wirklich was gebracht.
Macht auch - meines Erachtens - bei den Assistmotoren keinen Sinn.

Aufgrund des Aufbaus dieser Kopfschlittensteuerung, dreht der Assistmotor immer nur ein paar Umdrehungen.
Außerdem hat er immer die Gleiche Kollektor/Bürsten-Position bei Stop.
Das fördert - mMn - Totstellen auf dem Kollektor und führt zu diesem Fehlerbild.

Also musste hier nun der Assistmotor ausgebaut und revidiert werden.
Der Ausbau des Laufwerks ist beim TA-2570 recht schnell und problemlos erledigt.

Vier Schrauben und 6 Kabelsteckverbindungen später ist es raus:
[Bild: 20210914-123431.jpg]

[Bild: 20210914-124155.jpg]

Cassettenunterlage abgeschraubt:
[Bild: 20210914-124423.jpg]

Hier ging mein erster Blick Richtung Vierkantriemen für die Bremse (Backtension) am linken Bandwickel. Der ist ausgeleiert und muss ersetzt werden.
Die Einheit Assistmotor/Getriebe ist mit zwei Schrauben an der Laufwerkbasis befestigt.

[Bild: 20210914-130000.jpg]

Nach Entnahme von Nockenwalze und Zungenschaltereinheit konnte der Motor zerlegt werden:
[Bild: 20210914-130747.jpg]

Der Anker wird zusammen mit dem Lagerschild aus dem Gehäuse gedrückt. Anderenfalls läuft man Gefahr, die Bürstenarme zu verbiegen.

[Bild: 20210914-132329.jpg]

Der Kollektor sah noch gar nicht so schlecht aus. Sorgt aber trotzdem für Störungen:
[Bild: 20210914-132635.jpg]

Der Anker wurde in die Bohrmaschine gespannt und der Kollektor poliert.

Sieht nun so aus: 
[Bild: 20210914-133708.jpg]

Danach wurden Kollektor und die Kohlebürsten gereinigt/entfettet.
Nachdem die Gleitlager geölt wurden, konnte der Motor wieder komplettiert und ans Laufwerk geschraubt werden.

Natürlich wurden zuvor noch die drei Zungenschalter gereinigt:
[Bild: 20210914-141113.jpg]

Einen genaueren Bericht über die Revision des Assistmotors bei Sankyo-Laufwerken gibt es hier: https://old-fidelity-forum.de/thread-394...pid1328166

Der Vierkantriemen für die Bremse wurde auch gleich erneuert:
[Bild: 20210914-143533.jpg]

Nachdem das Gerät wieder testfähig komplettiert war, konnten Tests gemacht werden.
Laufwerk lief nun problemlos und es gab bisher auch keine Fehlermeldungen mehr.

Fortsetzung folgt ....

Gruß, Bob.
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#5
Da das Gerät bisher fehlerfrei funzte, konnte nun weitergemacht werden.
Hier sollte auch gecheckt werden, in welchem Wartungszustand es sich befindet.

Montageplatte für Capstanmotor und Widerlager demontiert:
[Bild: 20210914-150951.jpg]

Schwungmassen gezogen:
[Bild: 20210914-145351.jpg]

Auch hier sahen die Riemenlauflächen an Schwungmassen und Motorpulley nicht so gut aus.

Daher wurden sie geschliffen/gereinigt:
[Bild: 20210914-150329.jpg]

Motorpulley geschliffen/gereinigt:
[Bild: 20210914-151737.jpg]

Die Motorwelle bekam einen Tropfen Öl und die Wiederlager wurden gefettet:
[Bild: 20210914-152538.jpg]

Der Capstanriemen wurde wieder eingebaut, da er noch gute Spannung hat.

Gerät darf sich nun etwas auf den neuen mechanischen Zustand einspielen und dann wird nochmals Gleichlauf und TapeSpeed kontrolliert.
[Bild: 20210919-170749.jpg]

Fortsetzung folgt ...

Gruß, Bob.
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#6
Das Gerät durfte die letzten Tage einige Casen durchspielen.
Dabei gab es keine Probleme, da es nun wieder zuverlässig funzt.

Daher konnte nun die Abteilung Aufnahme besucht und abschießend eine Endkontrolle gemacht werden.

Beim erneuten Test des TapeSpeed fiel auf, dass er nun etwas schneller läuft:
[Bild: Tape-Speed-TA-2570-23-Sep21.jpg]
Ölen/Fetten hat hier offensichtlich für weniger Widerstand der Mechanik gesorgt.

Eingestellt:
[Bild: Tape-Speed-Justiert-TA-2570-23-Sep21.jpg]

Selbstverständlich wurde vorher noch entmagnetisiert:
[Bild: 20210914-103348.jpg]

Aussteuerung der Aufnahme für TDK SA von Testton 1 kHz:
[Bild: 20210920-141758.jpg]

Aufnahme läuft:
[Bild: 20210920-141833.jpg]

Wiedergabe der Aufnahme:
[Bild: 20210920-142355.jpg]

Egal, ob die Calibrierung automatisch oder manuel durchgeführt wird - die jeweilige Aufnahme ist einwandfrei.

Abschließender Test des Gleichlaufs - Ergebnis:
[Bild: W-F-Test-TA-2570-23-Sep21.jpg]
Der Gleichlauf hat sich verbessert.
Ist natürlich immer noch kein sehr guter Gleichlauf - trotzdem bin ich zufrieden.
Ich hatte bisher noch kein anderes Gerät (mit diesem Laufwerktyp), welches einen besseren Gleichlauf bot.

Auch der Test von bespielten Casen mit Dolby B fiel positiv aus.
Klingt wirklich nicht schlecht.

Dann gab es noch einen kurzen Vergleich mit dem in Reparatur befindlichen Sony TC-K96R:
[Bild: 20210922-163521.jpg]

[Bild: 20210922-164350.jpg]

Dabei war klar zu hören, dass der Hochtonbereich beim TA-2570 feiner aufgelöst wird.
Dafür ist beim K96R mehr Punch im Bassbereich vorhanden.

Mein Fazit: Das Gerät funktioniert nun wieder problemlos. Auch bei Aufnahme und Wiedergabe gibt es nix zu meckern. Läuft einfach so, wie ich es von Geräten mit dieser Laufwerkausführung (von Sankyo) kenne.

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#7
Respekt Respekt Respekt
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#8
Da das TA-2570 so gut läuft und ich Bock auf Testen/Hören/Vergleichen hatte, wurden noch ein paar Decks zum Vergleich bemüht.

Das TA-2570 ist der Master (weil 3-Kopf Gerät) und gehört wird über Kopfhörer (Beyerdynamic DT-660 MKII und Sony MDR-V7).
Alle Geräte wurden von mir revidiert und abgeglichen. Nur so ist - mMn - ein fairer Vergleich möglich.
Natürlich gibt es hier keine aufwändige Umschalteinheit mit Pegelabgleich auf 0,0357 dB.
Hier wird einfach nach Peakmeter abgeglichen - Genauigkeit vermutlich im Bereich von 2 dB.
Auch soll es keine wissenschaftliche Expertise darstellen - sondern einfach nur meine perönlichen Eindrücke wiedergeben.

Erster Kandidat ist mein Überflieger in Sachen Gleichlauf. Der wird gelegentlich als Gegenessung bemüht, um die Plausibilität von Messungen anderer Geräte zu bestätigen.

Eine aktuelle Messung:
[Bild: W-F-Test-RS-M45-23-Sep21.jpg]

Technics RS-M45:
[Bild: 20210923-181011.jpg]
Hat ein SingleCapstan-Laufwerk mit Direktantrieb.

[Bild: 20210923-181339.jpg]

Hier waren die Unterschiede im Hochtonbereich schon geringer.
Hier war das TA-2570 nur einen Tick feiner aufgelöst.
Aber auch hier war der Bassbereich des M45 fetter.

Auch mit Kaufcasen kommt das M45 gut zurecht: 
[Bild: 20210923-190302.jpg]

Ähliches Ergebnis beim RS-M02:
[Bild: 20210924-112317.jpg]

Nächster Kandidat ist das Pioneer CT-737 MKnix: 
[Bild: 20210923-192156.jpg]
Auch nur SingleCapstan-Laufwerk. Kein Direktantrieb. Trotzdem besserer Gleichlauf, als das TA-2570.

[Bild: 20210923-192851.jpg]

Hier war für das TA-2570 nix mehr zu holen.
Das CT-737 machte einfach alles einen Tick besser.

Die Unterschiede sind aber - nüchtern betrachtet - eher gering, da alle Geräte auf recht hohem Niveau spielen.

Gruß, Bob.
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