Moin,
Boyz - am WE habe ich dieses schöne Gerät bekommen. Es stammt aus unserem analogen Parallel-Universum...
Dort wurde es als defekt angeboten - gekauft habe ich es eigentlich nur, weil es im schönsten Holzgehäuse steckte,
daß ich bei HiFi-Geräten überhaupt je gesehen habe.
Es handelt sich um eine Tonbandmaschine von SONY vom Typ TC-755. Der Besitzer hat im Laufe der Jahre einiges
an der Maschine machen lassen. Das originale Sperrholzgehäuse, ab Werk mit Nußbaumfolie bezogen, hat ein
wirklich wunderbar ausschauendes Furnier bekommen und ist danach etliche Male mit einem Hochglanzlack klarlackiert worden.
Auf meinen Bildern kann man es nicht unbedingt erkennen, aber die Oberfläche ist einfach unglaublich klasse anzusehen.
Der Spaß war nicht billig - der VK ( sehr ordentlich ) hat mir alle vorhandenen Rechnungen zum Gerät mitgeschickt.
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Das Gerät selbst ist optisch prima erhalten - war aber wirklich defekt. Zum ersten bewegten sich die Andruckrollen keinen Millimeter und saßen
bombenfest. Eine Krankheit, die alle SONY TC-755 und TC-765 nach Jahrzehnten heimsucht. Die Capstanrollen-Mimik ist ziemlich
komplex - bei zwei Dornen , welche jeweils einen Aluminium-Träger mit Andruckrolle nebst Teilen einer Scherenmechanik tragen,
wird im Laufe der Jahre der Schmierstoff dermaßen klebrig/hart - bis sich irgendwann nix mehr bewegt.
Nach dem Lösen diverser Sprengringe, einer Feder und einiger Schrauben kann man diese Mechanik vorsichtig auseinanderdividieren und
dann versuchen, die beiden Capstanrollenträger von den oben erwähnten Dornen abzuziehen. Das ist knifflig - bei einem Gerät habe ich vor
Jahren mal einen Dorn ( der seinerseits ab Werk in einen fetten Gussträger eingepreßt ist ) komplett mit herausgezogen...
Wenn man die Sache auseinanderhat, ist aber das Säubern und erneute Schmieren kein Problem mehr
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Auf dem zweiten Bild der TC-755 erkennt man links einen der beiden Dorne - ohne das bewegliche Gußteil, welches die linke Andruckrolle trägt.
Nach dem erfolgreichen Gängigmachen der Mechanik wies das Gerät noch zwei weitere Fehler auf. Das Bremsenproblem gehörte ausnahmsweise nicht dazu,
das Gerät ist vor Jahren mit neuen Bremsbelägen sowie mit zwei neuen Andruckrollen ausgestattet worden !
Dafür liefen die beiden Spulenmotoren ziemlich langsam und kamen nicht so richtig aus dem Quark. Beim Betätigen von REWIND bewegte sich zudem der rechte Motor, der dann in Gegenrichtung läuft und einen Gegenzug aufbaut, überhaupt nicht. Zudem war das Laufgeräusch dieser Motoren lauter als gewohnt. Als Quelle des Übels erwies sich fehlendes Öl. Nach maßvollem Ölen der Motorwellen ( um ranzukommen, muß man die Spulenteller samt Bremstrommel abnehmen ) war der Spuk vorbei und beide Motoren ( sehr feiste Wechselstromtypen ) laufen wieder sehr leicht.
Der dritte Fehler war, daß die TC-755 direkt nach dem Betätigen einer Laufwerkstaste selbsttätig wieder auf STOP ging
Die Tastenmechanik ( nach dem Lösen von zwei Schrauben kann man das Teil nach vorne Rausziehen ! ) beinhaltet einen kleinen Hubmagneten, der dafür sorgt, daß die
zuletzt gedrückte Taste ( also PLAY, REWIND oder FAST FORWARD ) mechanisch gehalten wird. Dieser Magnet zog nicht an
.
Urheber war eine kalte Lötstelle. Da ich diese Maschinen gut kenne, gehe ich bei einem derartigen Fehlverhalten ziemlich rabiat vor. Ich prüfe die entsprechenden Anschlußdrähte durch kräftiges Ziehen und verfolge so den "Weg" durch´s Gerät. Auf der Rückseite der Maschine ist neben einer Platine mit 8 Feinsicherungen eine weitere kleine Platine zu sehen, die einige dicke Anschlußdrähte
für Motoren, Hubmagnete etc aufnimmt und verbindet. Diese weist erfahrungsgemäß des öfteren kalte Lötstellen auf. So auch bei dieser TC-755 . Nach erfolgtem Nachlöten der etwa 40 Lötpunkte
arbeitet die Laufwerkslogik wieder einwandfrei
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Boyz, auf dem letzten Bild mit montierten Tonkopfabdeckungen erkennt ihr hinter den beiden Abdeckungen ein Okular aus einem
alten japanischen Filmprojektor...mein ultimatives Vergrößerungsglas !
Wie ich schon weiter oben erwähnt habe, lagen dem Bandgerät verschiedene Rechnungen bei. Darunter auch eine über originale
SONY-Tonköpfe aus dem Jahr 1993.
Neue Köpfe für SONY-Bandmaschinen ? Moment - die haben doch verschleißfreie Ferritköpfe
Da muß wohl der Vorbesitzer mal mit einem Schraubenzieher die Tonköpfe gereinigt haben....
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Groeten
Frank