29.06.2010, 18:32
Hallo alle,
seit langem mal wieder eine Fotoreparaturstory von mir:
Heute hatte ich endlich den ersten Stereo-Receiver der Welt auf dem Tisch, 52 Jahre alt und legt los, als ob es gar nichts wäre. Harman-Kardon brachte diesen TA-230 1958 auf den Markt, nachdem dort vier Jahre zuvor schon der erste Receiver der Welt, das Modell Festival D1000, erschienen war. Dieser war noch mono. Dann kamen die ersten Stereoschallplatten auf den Markt und Harman-Kardon behielt den Namen Festival bei, nannte das neue Modell TA-230 und schon war der erste Stereo-Receiver am Start. Das Rundfunkteil war noch in mono, ganz einfach, weil es in den USA noch keine Norm gab, in der man die Stereo-Sendungen ausstrahlen wollte. Der TA-230 ist derart vorbereitet, dass der Hersteller den Decoder nachliefern konnte, der dann notwendig war, um in Stereo empfangen zu können. Für den TA-230 hieß der Zusatzdekoder, übrigens unseren heutigen Set-Top-Boxen für den Fernseher in der Anwendung nicht unähnlich, dann ein Jahr später unter der Bezeichnung MX-600 erhältlich war. Man hatte sich in den USA für das Multiplexverfahren (MPX) entschlossen, wie später in Europa auch. Selbst für die abstruse Idee, einen Kanal auf FM und den anderen zeitgleich auf AM auszustrahlen, war der TA-230 vorbereitet - er kann AM und FM gleichzeitig empfangen! Ähnliches hatte man in den Anfangstagen, übrigens exakt 1958, in Deutschland auch versucht - allerdings beide Kanäle auf FM, nur auf unterschiedlichen Sendern - den linken Kanal auf einem Sender und den rechten Kanal auf einem anderen Sender - so konnte man (natürlich nur als Versuchssendung!) mit zwei Monoempfängern Stereo hören (in Berlin 1958).
Dieser Receiver wurde ausschließlich für den US-Markt gebaut, es gibt ihn daher nur in einer 117V-Version. Nur einige, wenige Exemplare dürften den Weg nach Deutschland gefunden haben. In Deutschland ist mir, außer diesem hier, nur noch ein einziger bekannt, der im "klingenden Museum" in Riedenburg steht (www.radiomuseum.org) und die sind mächtig stolz darauf! Dieser gehört einem immer mitlesenden Forumsmitglied, der nicht genannt werden möchte - angeben ist halt nicht so seine Stärke! In einem Bericht der Stereo spricht man von der Seltenheit der blauen Mauritius, wo es um den TA-230 geht. Wer so ein Gerät besitzt, darf sich sicher sein, dass er auf lange Zeit weit und breit der einzige sein dürfte, der dies behaupten kann. Schön, dass er sich hier präsentieren darf.
Das Gerät ist natürlich komplett mit Röhren bestückt, insgesamt 20 Stück. Der Verstärker ist für damalige Verhältnisse sehr kräftig mit 2 mal 15 Watt Dauertonleistung an 8 oder 16 Ohm bei nur 0,6% Klirr, bis zu 30 Watt Impulsleistung pro Kanal können abgegeben werden.
Es gibt zwei Phonoeingänge und einen Bandausgang zum Aufnehmen. Die Bandwiedergabe erfolgte über einen der beiden Phonoeingänge, dazu konnte man die Entzerrung auf zwei Kennlinien umschalten, RIAA für Schallplattenwiedergabe, NARTB für Bandwiedergabe.
Es gibt keine Platinen im Gerät, trotz des extrem hohen Alters funktionierte alles auf Anhieb, lediglich ein paar Verschleißerscheinungen, die beseitigt wurden, und Lämpchen sowie zwei Röhren, die schon schwächelten, mußten ersetzt werden. Alles solide wie eine Burg.
Der FM-Multieingang wurde benutzt um den Zusatzdekoder einzuschleifen. Dazu gibt es hinten Multi- Ein- und Ausgänge im Cinchformat.
Auffallend die kupferfarbene Front, die sich, bis auf einen kleinen Kratzer am Contourschalter, fast makellos präsentiert.
Viele Jahre später (um 2000 herum) gab es aufwändige Minianlagen von Harman-Kardon, die sich Festival 300 und 500 nannten, da hat man sich wohl im Werk an frühe Zeiten erinnert.
Der kürzlich einmal auf ebay angebotene Receiver dieses Typs dürfte den dort geforderten Startpreis sicherlich wert sein, wenn sich der richtige Sammler findet, der dieses Gerät Wert zu schätzen weiß.
Ich hatte meinen Spaß am Aufarbeiten!
seit langem mal wieder eine Fotoreparaturstory von mir:
Heute hatte ich endlich den ersten Stereo-Receiver der Welt auf dem Tisch, 52 Jahre alt und legt los, als ob es gar nichts wäre. Harman-Kardon brachte diesen TA-230 1958 auf den Markt, nachdem dort vier Jahre zuvor schon der erste Receiver der Welt, das Modell Festival D1000, erschienen war. Dieser war noch mono. Dann kamen die ersten Stereoschallplatten auf den Markt und Harman-Kardon behielt den Namen Festival bei, nannte das neue Modell TA-230 und schon war der erste Stereo-Receiver am Start. Das Rundfunkteil war noch in mono, ganz einfach, weil es in den USA noch keine Norm gab, in der man die Stereo-Sendungen ausstrahlen wollte. Der TA-230 ist derart vorbereitet, dass der Hersteller den Decoder nachliefern konnte, der dann notwendig war, um in Stereo empfangen zu können. Für den TA-230 hieß der Zusatzdekoder, übrigens unseren heutigen Set-Top-Boxen für den Fernseher in der Anwendung nicht unähnlich, dann ein Jahr später unter der Bezeichnung MX-600 erhältlich war. Man hatte sich in den USA für das Multiplexverfahren (MPX) entschlossen, wie später in Europa auch. Selbst für die abstruse Idee, einen Kanal auf FM und den anderen zeitgleich auf AM auszustrahlen, war der TA-230 vorbereitet - er kann AM und FM gleichzeitig empfangen! Ähnliches hatte man in den Anfangstagen, übrigens exakt 1958, in Deutschland auch versucht - allerdings beide Kanäle auf FM, nur auf unterschiedlichen Sendern - den linken Kanal auf einem Sender und den rechten Kanal auf einem anderen Sender - so konnte man (natürlich nur als Versuchssendung!) mit zwei Monoempfängern Stereo hören (in Berlin 1958).
Dieser Receiver wurde ausschließlich für den US-Markt gebaut, es gibt ihn daher nur in einer 117V-Version. Nur einige, wenige Exemplare dürften den Weg nach Deutschland gefunden haben. In Deutschland ist mir, außer diesem hier, nur noch ein einziger bekannt, der im "klingenden Museum" in Riedenburg steht (www.radiomuseum.org) und die sind mächtig stolz darauf! Dieser gehört einem immer mitlesenden Forumsmitglied, der nicht genannt werden möchte - angeben ist halt nicht so seine Stärke! In einem Bericht der Stereo spricht man von der Seltenheit der blauen Mauritius, wo es um den TA-230 geht. Wer so ein Gerät besitzt, darf sich sicher sein, dass er auf lange Zeit weit und breit der einzige sein dürfte, der dies behaupten kann. Schön, dass er sich hier präsentieren darf.
Das Gerät ist natürlich komplett mit Röhren bestückt, insgesamt 20 Stück. Der Verstärker ist für damalige Verhältnisse sehr kräftig mit 2 mal 15 Watt Dauertonleistung an 8 oder 16 Ohm bei nur 0,6% Klirr, bis zu 30 Watt Impulsleistung pro Kanal können abgegeben werden.
Es gibt zwei Phonoeingänge und einen Bandausgang zum Aufnehmen. Die Bandwiedergabe erfolgte über einen der beiden Phonoeingänge, dazu konnte man die Entzerrung auf zwei Kennlinien umschalten, RIAA für Schallplattenwiedergabe, NARTB für Bandwiedergabe.
Es gibt keine Platinen im Gerät, trotz des extrem hohen Alters funktionierte alles auf Anhieb, lediglich ein paar Verschleißerscheinungen, die beseitigt wurden, und Lämpchen sowie zwei Röhren, die schon schwächelten, mußten ersetzt werden. Alles solide wie eine Burg.
Der FM-Multieingang wurde benutzt um den Zusatzdekoder einzuschleifen. Dazu gibt es hinten Multi- Ein- und Ausgänge im Cinchformat.
Auffallend die kupferfarbene Front, die sich, bis auf einen kleinen Kratzer am Contourschalter, fast makellos präsentiert.
Viele Jahre später (um 2000 herum) gab es aufwändige Minianlagen von Harman-Kardon, die sich Festival 300 und 500 nannten, da hat man sich wohl im Werk an frühe Zeiten erinnert.
Der kürzlich einmal auf ebay angebotene Receiver dieses Typs dürfte den dort geforderten Startpreis sicherlich wert sein, wenn sich der richtige Sammler findet, der dieses Gerät Wert zu schätzen weiß.
Ich hatte meinen Spaß am Aufarbeiten!