
Kimi,
weißt Du, ich bin kein Mensch, der immer Recht haben muss und ich habe auch keine Lust, mich hier durch Streitereien und Besserwisserei, unbeliebt zu machen. Aber Deine Ansichten teile ich trotzdem, überhaupt nicht - denn jeder hat zu Hause zig Beispiele, wo er, insofern er mit offenen Augen denkt, Deine Ängste - wiederlegen kann.
Du magst ja Deine Ansichten und Erfahrungen haben, die negativen Eigenschaften belegst Du ja auch in Deinem Link. Und Du wirst es nicht glauben, dem widerspricht ja auch niemand. Niemand behauptet, das Holz nicht schwindet, sich nicht verdreht, nicht reißt, nicht verwittert, nicht verfärbt, oder was auch immer. Solche Beispiele kennt auch jeder und sieht man ja auch täglich, denn Holz ist ein "lebender" Werkstoff, der sich unter Klima- und Feuchteschwankungen - ständig verändern kann. Das musst Du uns nicht ständig beweisen, wir glauben es Dir, nein - wir wissen es auch.
Aber meinst Du nicht auch, dass das Holz - wenn man entsprechende Qualität kauft, schon längst, seine größten negativen Veränderungen, durch industrielle Trocknung, hinter sich hat? Warum wird denn sonst, dieser Werkstoff, in der Holzindustrie, aufwendig in entsprechenden Trocknungsanlagen behandelt? Erst danach werden die unbehandelten Bretter, doch erst zugeschnitten, gehobelt und je nach dem, auch geschliffen. Das heißt das Holz ist schon negativ verändert, so wie Du das beschreibst. Ich würde sagen, es hat sich zum positiven verändert, da es nach der Endverarbeitung, für den Verkauf, seinen letzten Qualitätszustand weitestgehend behält. Sicherlich eine minimale Veränderung, kann immer noch stattfinden, wenn es vorher, nicht sorgsam vorbehandelt wurde - ein gewisses Restrisiko bleibt.
Meinst Du ein Möbeltischler, kann es sich leisten - seine Firma, lange am Laufen zu halten, wenn seine sauteuren Kundenanfertigungen, sich selber zerlegen und innerhalb einer gewissen Zeit, gerissen, verdreht, nicht mehr passgerecht sind? Sicherlich, auch das kommt vor, dann ist das aber ein Qualitätsmangel und muß nicht zwingend immer und überall genauso auftreten. Das hat auch nichts, mit Mut zu tun, wenn man Holz verarbeitet - insofern man ein wenig darüber gelernt hat und das entsprechend umsetzt.
Meinst Du, mir würde es gefallen, wenn meine Echtholz-Esszimmerstühle, nach einer gewissen Zeit, alle Schrott sind, weil sie auseinanderfallen? Ja, okay - kommt vor, da ist man doch aber letztendlich selber daran schuld. Immer billig, billig - Ikea tut es auch und bei solchen Preisen, muß ja irgendwo gespart werden. Es tummeln sich genügend Billighersteller überall.
Geschichte am Rande:
Ich habe nach der Wende, als Fernfahrer bei einer kleinen Berliner Holzhausbaufirma gearbeitet, die "richtige" Holzhäuser verkauft haben und nicht solche Gartenhütten. Unser größter Auftrag war, östlich von Berlin, einen neu gegründeten Reiterhof, mit entsprechenden Immobilien auszustatten. Bungalows, Rezeption und Restaurant, alles aus massiven finnischen Fichtenholz, aber richtig massiv, so um die 30er Blockbohle und mehr. Und warum Finnland, weil das nicht nur billig ist, sondern klimatisch bedingt, auch etwas langsamer wächst und dementsprechende Qualität hat.
Und was machte, die kleine Berliner Firma? Fernlastzug gekauft, Kraftfahrer eingestellt und hol mal. Mich grüßten da schon die Elche, so oft war ich da. Teilweise hat die ebenso kleine, finnische Holzhausherstellerfirma, eine Nachtschicht einlegen müssen, damit meine Ware, nächsten morgen verladefertig war. Und dann ab zum Kunden, dort wurden die Hütten sofort aufgestellt und sahen wirklich schick und massiv aus. Damals reifte in mir auch der Wunsch, mir ein Holzwohnhaus zu bauen, vor allem kannte ich die Einkaufs- und Zollpreise + die Gewinnspanne.
Als nach Wochen alles da war, mein Chef - keinen Fahrauftrag für mich hatte = fahr mal hin und mach Dich nützlich! Okay, bin ich da mit dem leeren Schlachtschiff aufgekreuzt und half. Ich muß sagen, das hat richtig Spaß gemacht und wie schnell und einfach das ging, naja - einfach ist relativ. Und die Zimmerleute / Tischler blieben sogar, auf eigenen Wunsch, über Nacht, campierten in einem schon fertig gestellten Haus. Und ich blieb auch da, schlief im LKW und langweilig wurde uns dort nicht. Wir weihten jeden Abend ein Haus ein, ob es fertig war, oder nicht.
Okay, was ich mit der Geschichte sagen will - als die Häuser aufgestellt wurden, begann eine Hitzeperiode. Und schon nach kurzer Zeit, knallte und krachte es in den Holzhäusern, sogar ein Fußboden - sah nächsten Morgen aus, wie die Wasseroberfläche am Meeresstrand. Die Blockbohlen, der Wände rissen laustark, aber was für Risse. Mein Cheffe sagte = normal, Holz lebt!
Einige Monate später, der Kunde ging vors Gericht, weil die Bohlenwände rissen, vor allem mit Geräuschen, die keinen Besucher, des Reiterhofes, schlafen ließen. Jedenfalls der Kunde wollte vom Kauf zurück treten, Gewährleistung, Garantie, was auch immer. Und der Kunde verlor die Klage, aber wir wurden zu einigen kleinen Nacharbeiten verdonnert.
Also wieder hin gefahren und ja, ich verstand den Kunden, die Häuser sahen aus, so viele Risse waren zu sehen. Wenn man sich die moderne Bauform und den frischen Außenanstrich wegdachte, könnte man da einen russischen Märchenfilm drehen.
Und warum, das war echtes Billigholz, das wurde kurz nach dem Einschlag, sofort endbearbeitet und das noch enorm feuchte Holz, stellten wir auf. Mein Chef hat sich vom Preis blenden lassen und dachte als Neuling, er kann - mit seinem Dumpingpreisen - die alteingesessenen deutschen Holzhausbaufirmen aufmischen. Schon beim Aufstellen merkten die Tischler, das einige Teile nicht passen wollten, durch Verdrehung, Schrumpfung, da könnt ihr Euch ja vorstellen, wie die geflucht haben.
Im Endeffekt sprang der Kunde, von der restlichen Bestellung ab und als ich nochmal hinmusste, standen finnische LKW´s dort, inklusive finnische Monteure und die errichteten ein kleines Reiterdorf. Und mein Chefe machte nach relativ kurzer Zeit dicht - pleite, aber da war ich schon wieder woanders auf Achse.