Die Wurzeln und Anfänge der Italo Disco.
Um die Wurzeln der Italo Disco zu finden, muss man bis Mitte/Ende der 1970er Jahre reisen, als die Disco Musik ihren Höhepunkt erreichte. Italo Disco gab es in dieser Form noch nicht und man sprach von Dance Music made in Italy. Dieser Musikstil ließ sich von zahlreichen Quellen inspirieren. Insbesondere die American Disco sowie Funk sind zu nennen. Der italienische (Funk)-Musiker und Produzent Fred Jacques Petrus ("Peter Jacques Band") spielt hier eine tragende Rolle. Aber auch der Musiker Mauro Malavasi muss diesbezüglich erwähnt werden. Beide kreierten quasi einen neuen Sound, der eine Fusion aus Disco, Funk und Synthesizer Sounds war. Als Italo Funk ging der Spaß nur noch bedingt durch, da Funk mehr nach amerikanischer Discomusik klingt. Italienische Songs waren schon von Haus aus an ihren eingängigen Melodien zu erkennen. Die Verschmelzung beider Stile und insbesondere die Betonung der Melodie war ein bzw. DAS Markenzeichen von Fred J. Petrus und Mauro Malavasi.
Eine andere wichtige Quelle musikalischer Einflüsse war bekanntlich der elektronische Euro-Disco-Sound, der vom Italiener Giorgio Moroder kreiert wurde. Zusammen mit Pete Belotte hat er mit dem Song "Love to love you Baby" von Donna Summer eine Euro-Disco-Welle losgetreten. Noch prägender war allerdings Giorgio Moroders Album "From Here To Eternity" aus dem Jahre 1977 dessen Sound viele zukünftige Italo Disco Musiker und Produzenten inspirierte. Dass das Album unsterblich ist, zeigen nicht nur die zahlreichen Neuinterpretationen.
Ein weiterer musikalischer Vorläufer der Italo Disco war der vor allem in Osteuropa beliebte Space Disco-Stil. Bands, Musikprojekte und Solo-Künstler dieser Musikrichtung setzten auf synthetische Sounds und inszenierten sich in Weltraumanzügen und posten neben Roboter-Attrappen im Stil von Science-Fiction-Filmen. Glänzendes Beispiel hierfür ist die spätere Star-Sopranistin Sarah Brightman, die ihre Karriere mit dem Space Disco-Hit "I Lost My Heart to a Starship Trooper" aus dem Jahr 1978 begann, den ich nebenbei bemerkt auch Jahre später immer wieder bei Partys auf den Plattenteller legte.
Aber was ist Space Disco eigentlich?
Space Disco ist ein Disco-Stil, der Mitte der 1970er Jahre in Europa entstand. Vereinfacht formuliert könnte man von einer sehr frühen Form der Electro-Disco sprechen, die ihre Entwicklung ab Ende der 1970er Jahre weiter fortschritt. Inspiriert wurde dieser Stil von Kinofilmen wie Star Wars und wegweisenden Songs wie "Magic Fly" (1977) von Space und "Supernature" (1977) von Cerrone. In der Folgezeit tauchten einige Space Disco Songs in den Charts auf ("Space Invaders" von Player oder der o.a. Song "I Lost My Heart to a Starship Trooper" von Sarah Brightman. Weitere Vertreter der (ursprünglichen) Space Disco sind beispielsweise das Duo Automat, Black Devil (auch ein Duo), Tantra und Zodiac.
Der Space-Disco Sound ist sehr atmosphärisch und wie bereits erwähnt an Science-Fiction-Filme angelehnt. Oszillierende Synthesizer, die üblicherweise mit einem Arpeggiator gespielt werden (wurde insbesondere durch Giorgio Moroders Produktion von Donna Summers "I Feel Love" populär), bilden die Grundlage. Dazu kommen Soundeffekte wie Laserkanonen und was man sonst noch mit Raumschiffen in Verbindung bringt. Sehr oft sind auch abschnittsweise klassische Orchester zu hören, um einen gewissen Bombast zu erzeugen. Nicht selten werden zudem Klanglandschaften des Space Rock und Space-Age integriert. Ruft euch diesbezüglich mal "Space Oddity" von David Bowie ins Gedächtnis oder hört ihn euch mal an. Der Song wurde bereits 1969 (!) veröffentlicht... Der ganze Spaß läuft meistens mit 120 bis 140 BPM unter der Plattennadel, also im mittleren Tempo.
Parallelen zwischen Space Disco und der späteren Italo Disco sind deutlich erkennbar. Ein beliebtes Stilmittel beider Genres ist beispielsweise der durch einen Vocoder verfremdete Gesang. Wie der Name Space Disco schon sagt, wird hier mehr Wert auf eine spacige Atmosphäre gelegt, während bei Italo Disco die Melodie im Vordergrund steht. Space Disco und SpaceSynth werden übrigens gerne in einen Topf geworfen und/oder verwechselt. Das sind allerdings zwei gänzlich unterschiedliche Paar Schuhe. SpaceSynth entstand Anfang der 80er Jahre und weist Einflüsse der Space Disco, Hi-NRG und Italo Disco auf.
Die Popularität der Space Disco ebbte Anfang der 80er Jahre deutlich ab. Komplett in der Versenkung verschwand Space Disco aber nie. French-House entwickelte sich beispielsweise in den 1990er Jahren und wurde eindeutig vom Space Disco-Sound beeinflusst. Auch heutzutage werden Platten mit dem Stempel Space Disco produziert.
Genug gelabert. Jetzt geht es endlich mit Musik weiter. Bitte steigt ins Raumschiff ein und fahrt mit mir zurück ins Jahr 1977 von wo aus wir die Jahre 1977 bis 1982 in musikalischer Hinsicht und unter Bezug der (zukünftigen) Italo Disco aufarbeiten. Bitte anschnallen, es geht los...