So, der Rainbow Sub von setzi is ja gestern angekommen, der Sony Xplod letzte Woche. Nun wollten wir doch mal sehen...also mein persönlicher Lautsprecherbeauftragter und ich.
Also mal das Sub-Modul aus dem Fundus gezerrt.
Der Sony ist ja schon für schlecht befunden worden. Pfeift erstens aus allen Löchern, macht keinen Bass, aber den auch noch unsauber und obergärig, äh -dröhnig, also so bei unangenehmen 150Hz. Komplett unerträglich.
Der Rainbow ist leider so erstmal nicht besser. Die Kiste ist dermaßen fehlabgestimmt, dass das Chassis bereits bei Minimalleistungen dermaßen unkontrolliert schwingt und ausserdem die Windgeräusche der Rohre lauter sind als das Nutzsignal. Die Maße muss wohl die Freundin des Praktikanten erwürfelt haben...völlig unbrauchbar, ja sogar potentiell gefährlich für Chassis und Amp.
Denkt man sich beides weg, wäre der theoretisch hörbare Ton allerdings erheblich besser als beim Sony. Das Chassis macht ganz klar einen deutlich besseren Eindruck und spielt mit viel weniger Eigenverfärbungen.
Also werden wir jetzt mal sehen, was hier jetzt eigentlich Sache ist.
Zu dem Zweck wird erstmal ein Referenzchassis gehört. Sony raus, BMS rein, Sonderanfertigung in 4 Ohm natürlich, weil der nämlich auch ins Auto kommt - leider nicht in meins. Die 40 Liter der Sony Waschtrommel sind quasi perfekt.
Und hier mal in trauter Runde.
Man kann's schon deutlich sehen, womit wir es hier zu tun haben...BMS 9.6kg, Rainbow 4.6, Sony 4.1.
Der BMS hat natürlich einen Gusskorb, die beiden anderen müssen mit Konservendosenblech auskommen, Polkernbohrungen haben immerhin auch die beiden Budget-Chassis, die hinterlüftete Zentrierspinne gegen Kompressionseffekte natürlich nur der BMS PA-Prügel.
Vor allem der "Sony" (natürlich baut Sony gar keine Chassis, wie wir alle wissen) ist ein klassischer Blender, vorn auf Alien-High Tech gemacht, hinten reiner Billigmüll. Das Rainbow ist ebenfalls ganz klar ein billiges Chassis, aber immerhin wertig gemacht. Die Membran ist aus einem klassischen Papiercompound, die Sicke sauber und stabil, die Anschlüsse solide und der Korb immerhin stark akustisch dämpfend pulverbeschichtet und aus 1mm starkem Stahlblech, wo der Sony maximal auf 0.4mm kommt und dementsprechend auch glockenartige Töne von sich gibt
Dass dieser Vergleich mehr als unfair ist (die beiden Konkurrenten kosten mit Sicherheit nicht mehr als ein Zwanzigstel im EK), dürfte klar sein, aber darum geht's nicht. Es geht darum, zu wissen, wie der Ton sein muss und was die beiden anderen Chassis anders machen und warum.
Hier nochmal alle drei in trauter Runde, der Rainbow noch eingebaut, der BMS bereits in der Tonne...
Er hält durch sein Gewicht auch erstmal ohne Verschraubung. Das BR-Rohr ist bereits wieder mit einem Handtuch verstopft, weil die Sony-"Abstimmung"
eh für'n Arsch wäre. Deswegen steht er auch auf dem Boden, so ist die BR-Nummer erstmal provisorisch totgelegt.
Dass das Rainbow-Gehäuse nicht in Frage kommt, allein weil man die Windgeräusche nicht wegbekommt (das eine Rohr endet 5mm von der - auch noch schrägen - Rückwand), ist an diesem Punkt bereits vollkommen klar. Das Ding ist ein einziger Anfängerfehler. Also wird entweder die Tonne genommen - oder ich muss ein neues Gehäuse bauen.
Die Frage ist also, welches der Chassis da rein kommt - und wie.
Halbe Stunde BMS hören und dran gewöhnen, wie sich das gehört. Bei dem gibt es genau gar keine Frage mehr.
Kippe...
...
Edding !
Finde den Fehler...!
Dann den Sony wieder rein.
Aua. Der ist genauso bei 50Hz getrennt, macht aber Sachen, die deutlich bei bis zu 500 rumtröten. Plastikmembran halt, keine Ahnung, das ist nicht mal Polypropylen - was schon schlimm genug wäre -, sondern so 'ne Art Hartplastik wie ne Blisterverpackung. Macht eigentlich weder Bass noch kickt er.
Also raus und den Rainbow rein...
Aha. Da kommt tatsächlich sowas wie Bassschub. Kein Vergleich zum BMS - aber immerhin. Auch er spielt deutlich höher, wenn auch nicht so hoch wie der Sony, vermutlich macht er einfach 340% weniger Klirrspitzen. Der Sony ist raus. War aber eigentlich eh klar, das ist extremer Billigschrott.
Ok, der Auftrag für heute nacht lautet also "Repariere den Saftbufer" - los geht's: Der Rainbow TT in die Sonyrolle !
Was wollen wir ? Wir wollen, dass es sowas macht wie der BMS, mit einem Chassis, das leider immer noch Meilen davon entfernt ist, aber als Forums-Gute-Tat für lau hier ankam und dementsprechend von uns die volle Aufmerksamkeit gewidmet bekommt.
Der Plan ist, einen 2000-Euro Sound aus Resten zu generieren. Was klappen kann, wenn man weiß, wie's geht. Und mal wieder zu zeigen, wie unfassbar uninteressiert bzw. unfähig, uninteressiert und unverschämt die Hersteller sind. Hatte ich "uninteressiert" schon erwähnt ?
So sieht Oskars Mülltonne von innen aus:
Da kommt erstmal das unmotivierte Klorohr raus, denn wir wollen sauberen, tiefen, kontrollierten Bass. Ein Port, der nicht selber berechnet ist, kann nicht funktionieren, respektive das tun, was man will. Also wird die Rolle verschlossen. Kommt ausserdem der Präzision zugute.
Schnell ist im Holzabfall ein passender Speakerausschnitt gefunden und aufgeleimt. Bei der Gelegenheit wird der überall überlappende Filz sauber abgeschnitten und fest verleimt, damit er bei den demnächst in der Trommel herrschenden Druckverhältnissen nicht rumflattert, Das Terminal kommt ebenfalls deshalb nochmal raus.
auch auf der Rückseite wird nochmal eine
Sch Leimspur in die Kanten gelegt, so wie auch in alle ansonsten in der Röhre vorkommenden Kanten, vor allem den umlaufenden Ring, in den das Chassis verschraubt wird. Da hat es nämlich überall durch gepfiffen.
Dichtband unters Terminal und wieder rein damit.
So und jetzt wird's hart, Leute. Jetzt werden hier die Dinge gemacht, die nicht gehen. Bzw. die, von denen jeder Lautsprecherfuzzi "weiß", dass sie auf jeden Fall nicht gehen.
Wir erinnern uns: Wir wollen weniger Mittenanteil und mehr Bass.
Na, dann holen wir doch mal ein paar Sorten verschiedener Dämmung.
Nochmal: Jeder weiß, dass Subs komplett leer bleiben, weil sonst kein Bass rauskommt. Also stopfen wir mal Dämmung Nr1 rein. Irgendwo muss man anfangen, um zu sehen, wie das - immerhin unbekannte - Chassis reagiert.
Zwischenzeitlich kam noch Dichtband auf's Chassis. Und die Terminals sind tatsächlich ganz ordentlich. Federklemmen wären zwar noch besser, weil sie sich im Gegensatz zu einer Schraubklemme nicht lösen, aber man kann nicht alles haben. Immerhin sind sie vergoldet, also wollen wir ma nich meckern. Rein damit !
Die Rainbow-Armierung geht hier vielleicht sogar auch
...aber ich hab ja zur Not auch noch das Gitter des Sony. Darf nur nicht scheppern.
Kippe...
Hören: DayDin, Lifeforms, Querox, Lish und Flowjob, kurz die üblichen Testsignale bemüht und gegen den BMS abgewogen.
...
Nee, so nicht. Ok, zwar sind die Mitten weitestgehend weg, aber der Bass macht keinen Schub mehr, das Nachdrückliche fehlt.
Gut, also müssen wir das Äquivalentvolumen nicht verkleinern, sondern vergrößern...dann nehmen wir doch mal ein paar andere Matten...nämlich diese !
Ich sag euch was...das darf man nicht sagen. Will man mehr Bass, muss man mehr Dämmung reinstopfen...und ich weiß, dafür gibt's wieder Ärger.
ALLE Subs sind ja leer - und das weiß auch jeder. Das Problem ist nur dummerweise, dass ALLE subs eben auch einfach beschissen klingen. Wo da wohl der Zusammenhang ist...?
Tja, und damit ist die Bastelstunde denn auch fast beendet. Schub und Nachdruck sind nach ein paar Versuchen von zwei bis zu acht Matten des guten (---PIIIIEP---) schlicht abartig, es sind jetzt drei Matten geworden. Das Chassis, das in der Rainbow-eigenen Kiste bei etwa halb 11 Uhr des Ausgangsreglers am Submodul komplett am Anschlagen war, kann jetzt die voll aufgedrehte 600W-Endstufe vertragen, ohne auch nur in die Nähe eines Problems zu geraten. Da könnte ich jetzt auch locker mit 1200W reingehen.
Und wie ist das nun im Gegensatz zu vorher ? Ich hab genau denselben infernalischen Schub in der Hütte wie mit dem BMS, nur mit weniger Tiefgang und Kontrolle. Keinerlei Mittengedröhne mehr und monströse Belastbarkeit.
Womit ich nochmal zur oben angeführten Unfähigkeit kommen möchte.
Der Zeitaufwand der - tja, ich sag jetzt einfach Entwicklung - waren inklusive Bau nun drei extrem witzige Stunden mit zwei Mann, das eingesetzte Material war Lautsprecherdichtband, Ponal, und drei Akustikmatten. Kosten unter 20 Euro - die würde man problemlos auch in einem Endpreis von, sagen wir 139 Euro unterbringen.
Wenn in solchen Firmen Leute säßen, die nur ansatzweise Ahnung von dem hätten, was sie da tun, könnten sie das doch auch gleich so machen. Kostet auch weniger , ich mein', wir wissen alle, was die beschissenen BR-Klorohre kosten. Hätte man gleich weglassen sollen, wär in jedem Fall besser und billiger gewesen, sowohl bei Sony als erst recht bei dem Rainbow.
Gut, man KANN BR natürlich auch richtig machen, aber eben nur theoretisch, denn praktisch gibt es auf dem Planeten keine zwei Handvoll Leute, die das eben wirklich können. Da wäre "lassen" doch einfach die bessere Variante, denn mit einem geschlossenen Gehäuse macht man ganz sicher weniger falsch.
Und im Auto, was soll ich sagen....spielt das Ding 12dB lauter und eine Oktave tiefer. Damit werde ich die Kotflügel im Flug wegsprengen können.
Endstufe hole ich heute abend ab, hab 'ne gebrauchte 5-Kanal aus den Kleinanzeigen geschnitzblappt.
Wir sind mehr als zufrieden.
Zapfufer ist repariert. Klick, geht.